Diskussion um Ende der Schulschließungen – AfD will dann auch Unterricht am Samstag

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BERLIN. Während Österreich und Dänemark behutsam die strengen Corona-Maßnahmen lockern wollen, hält sich Deutschland weiterhin zurück. Nur das bayerische Kultusministerium denkt laut darüber nach, wie die Schulen ihre Arbeit wieder aufnehmen können. Die AfD in Brandenburg hat den 2. Mai als Schulstart ins Gespräch gebracht.

Wegen der Corona-Krise bleiben Schulen vorerst geschlossen. Foto: shutterstock / Daniel Jedzura
Vorerst bleiben die Schulen wegen der Corona-Krise geschlossen, doch die Diskussion über mögliche Wiedereröffnungs-Szenarien wird in allen Bundesländern geführt. Foto: shutterstock / Daniel Jedzura

Es gibt verschiedene Zukunftsszenarien, die das bayerische Kultusministerium mit Blick auf die Corona-bedingten Schulschließungen derzeit durchdenkt. „Zwischen einer weiter vollständigen Einstellung des Unterrichtsbetriebs und einer flächendeckenden Wiederaufnahme sind auch verschiedene Abstufungen denkbar“, hieß es am Dienstag auf Anfrage. Dem „Münchner Merkur“ hatte Minister Michael Piazolo (Freie Wähler) zuvor gesagt: „Alles auf einmal wieder hochzufahren, ist sehr anspruchsvoll.“ Denkbar sei daher ein Stufenplan.

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband betonte derweil, dass es ohne eine eindeutige und umfassende Klärung aller Fragen rund um Schutzmaßnahmen keine Schulöffnung geben dürfe. „Der Gesundheitsschutz für die Kinder und Jugendlichen sowie für alle Beschäftigten muss sichergestellt sein, wenn die Schule wieder losgeht“, forderte Präsidentin Simone Fleischmann.

Vor allem Risikogruppen müssten geschützt werden, betonte Fleischmann am Dienstag in München. Auch bei pädagogischen Fragen rund um Abschlussprüfungen, Schulaufgaben, Noten, Übertritte und allgemein die Schullaufbahn müsse Piazolo nun eindeutige politische Ansagen machen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern hatte zuvor bereits gefordert, einige Maßnahmen aus dem vor der Corona-Krise verkündeten Paket zur Bekämpfung des Lehrermangels an Grund-, Mittel- und Förderschulen zurückzunehmen, da die Risikogruppen unter den Lehrkräften besonders geschützt werden müsse (hier geht es zum ausführlichen Bericht).

AfD will Schulen am 2. Mai wieder öffnen – und dann auch samstags

Zugleich hat die AfD-Fraktion in Brandenburg vorgeschlagen, den Schulbetrieb vom 2. Mai an schrittweise wieder zu starten. Dies stehe allerdings unter dem Vorbehalt, dass sich die Zahlen der Corona-Infektionen bis dahin nicht dramatisch erhöhten, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Dennis Hohloch, am Dienstag in Potsdam. Damit in den Klassen ein Sicherheitsabstand von zwei Metern eingehalten werden könne, sollten die einzelnen Jahrgangsstufen die Schulen nur an bestimmten Tagen der Woche nutzen können und der Samstag als Unterrichtstag dazu genommen werden.

So hätten die Schulklassen jeweils mehr Räume und Lehrer zur Verfügung, um die gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen in kleineren Gruppen zu gewährleisten, sagte Hohloch. Die AfD-Fraktion plädiere für den schrittweisen Schulstart in Brandenburg, um den Schulleitungen und Lehrern nach den Osterferien ausreichend Zeit zur Vorbereitung zu geben.

In Dänemark sollen zunächst Kindergärten wieder öffnen

CSU-Chef Markus Söder mahnte allerdings (wie zuvor schon Angela Merkel) zu Geduld, was die Aufhebung der strengen Corona-Maßnahmen in Deutschland angeht – nachdem Österreich und Dänemark am Montag erste Lockerungen angekündigt hatten. Dänemark wolle nach Ostern in „die erste vorsichtige Phase der Öffnung“ ein, wie Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte. Zunächst sollen Kinderkrippen, Kindergärten sowie die unteren Jahrgangsstufen von Schulen am 15. April wieder öffnen. In Österreich bleiben hingegen die Schulen bis Mitte Mai zu, dort sollen zuerst Geschäfte wieder öffnen.

Merkel hatte am Montag erklärt, es sei noch zu früh, ein Datum für Lockerungen zu nennen. Der Gesundheitsschutz stehe im Vordergrund. Auch die SPD bleibt vorsichtig. „Der Ernst der Lage ist bei allen angekommen, aber wir brauchen noch Geduld“, sagte Generalsekretär Klingbeil. Eine Debatte über eine Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt sei „völlig falsch“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Zuletzt hatten Bund und Länder geltende Kontaktsperren und weitere Beschränkungen noch einmal bis einschließlich 19. April verlängert. Kommende Woche ist ein weiteres Bund-Länder-Treffen geplant.

„Corona-Bonus“ bei Schulnoten?

Noch ist also auch unklar ist, wann der reguläre Schulunterricht in Deutschland wieder anlaufen kann, was Schulen bundesweit vor Herausforderungen stellt. „Sollte eine Öffnung der Schulen vorerst nicht mehr möglich sein, können Noten auch nach den bisher erbrachten Leistungen plus eines ‚Corona-Bonus‘ gegeben werden“, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Im Zweifel soll die Bewertung zugunsten des Schülers ausfallen“, so Tepe. Entscheidend sei, dass den Schülern kein Nachteil entstehe.

Bei der Öffnung der Schulen müsse der Gesundheitsschutz der Lehrkräfte sowie der Schüler die zentrale Rolle spielen, sagte Tepe. „Für alle Entscheidungen von der Notengebung bis zur Schulöffnung gilt: Es muss eine Verständigung in der Kultusministerkonferenz darüber geben, dass die Regelungen einvernehmlich vereinbart werden, bundesweit gelten und von allen Ländern anerkannt werden“, appellierte die GEW-Vorsitzende an die Politik.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hofft darauf, dass Schulen ihren Betrieb wieder schrittweise aufnehmen. „Man könnte beispielsweise dann mit den Abschlussklassen und der Oberstufe beginnen. Falls Bundesregierung und Länder jedoch am 14. April die Beschränkungen nicht lockern und den Lockdown nicht beenden, brauchen wir uns über die Öffnung der Schulen nach den Osterferien weiterhin keine Gedanken zu machen“, sagte Meidinger der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Er fügte hinzu: „Wenn wie in Niedersachsen die Sommerferien bereits in der zweiten Junihälfte beginnen, macht es Sinn, jetzt bereits über Versetzungen und Zeugnisse nachzudenken.“ Agentur für Bildungsjournalismus mit Material der dpa

Entscheidungsdatum: Wann die Schulen wieder öffnen, wird am 14. April entschieden

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Palim
3 Jahre zuvor

Ich weiß nicht, in welchen Kalender Meidinger geschaut hat, vielleicht braucht er durch rotierende Ferien in BY auch einfach mehr Übung, aber NDS beginnt in diesem Jahr die Sommerferien erst Mitte Juli. Dazwischen liegen nur zwei längere WE und keine 2wöchigen Pfingstferien wie im Süden. Somit bleiben in NDS. ca. 12 Wochen Schulzeit.
Die frühesten Sommerferien sind in diesem Schuljahr in MV (22.6.), gefolgt von BB, HH und NRW und SH.

rfalio
3 Jahre zuvor

Hm?
Wie soll das gehen?
Räume lassen sich durchaus mehrfach nutzen, aber Lehrer?
6 Tage ganztags unterrichten, das sind grob geschätzt mindestens 50 Unterrichtsstunden, also eine ungefähre Verdoppelung des jetzigen Stundenmaßes.
Das hält selbst der stabilste Lehrer nicht lange durch.
Oder stellen sich dann Alternative Lehrer für Deutschland vor die Klassen?
Populistische Schnapsidee!
rfalio

Biene
3 Jahre zuvor

Corana-Bonus auch für SuS, die bisher noch keinen einzigen Arbeitsauftrag wieder an die Lehrkräfte zurückgeschickt haben?! Bestimmt nicht, wie so sollte ein Lehrer eine „gemütliche“ Schülerpersönlichkeit auch noch für diese „Gemütlichkeit“ belohnen? Das wäre eine unverschämte Unfairness all den fleißigen Schülern gegenüber, die sich brav hingesetzt, alle Aufgaben gemacht und an ihre Lehrkräfte zurückgeschickt haben.

50 Unterrichtsstunden/Woche über einen längeren Zeitraum?! „Nette“ Idee, das hält keine Lehrkraft bis zu den Sommerferien durch. Die unterschiedlichen Klassenstufen sind auf sehr verschiedene Weise fordernd und bei Klassenstärken von bis zu 32 SuS kann das sehr schnell an die Substanz gehen. Die Stunden, die so angesammelt werden, in irgendeiner Form auszugleichen wird höchst interesssant.

Heinz
3 Jahre zuvor

Auch hier noch einmal: Kinder halten keinen Sicherheitsabstand, egal ob es 30 oder 15 in einer Klasse sind. Aller unterhalb der 8-9 Klassen wird dazu nicht in der Lage sein, und darüber auch nur entwicklungsbedingt.

Bine
3 Jahre zuvor

Aber wenn schule beginnt müsse ja 1,5 Meter Abstand halten für kinder in der Klasse das ist fraglich???

AvL
3 Jahre zuvor

Bevor man sich Gedanken über Schulöffnungen macht, sollten doch bitte erst einmal die bestehenden Regelungen konsequent umgesetzt werden, damit sich das Virus nicht weiter unkontrolliert ausbreiten kann.
Wenn der Zugang zu Geschäften in einer unbegrenzten Personenzahl wegen fehlender Einlasskontrollen und Ordner weiterhin möglich ist, so ist es bedingt durch die lange Aufenthaltsdauer des Virus in geschlossenen Räumen möglich, dass sich das höchstinfektiöse SARS-COVIT-19-Virus bei Anwesenheit einzelner symptomloser Virus-Träger auf weitere Personen überträgt.
Vergangenen Montag sah ich in am Stadtrand von Ahlen einen vollkommen überfüllten Blumencenter, wobei der Parkplatz vollkommen überfüllt war. Danach gab es dann Einlasskontrollen, denn zumindest heute war der Parkplatz überschaubar mit Fahrzeugen gefüllt.