Entscheidung verschoben: Beratung über Aufnahme des Schulbetriebs erst am 15. April

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BERLIN/DÜSSELDORF/MAINZ. Wie geht es weiter? Das ist die seit Wochen vorherrschende Frage. Und die Ungeduld steigt mit jedem Tag, mit dem sich das Datum nähert, bis zu dem die Bundesländer ihre Schulen vorsorglich wegen des Corona-Virus geschlossen haben. Vor allem Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler und deren Eltern blicken gebannt auf die Entwicklung, auch weil noch unklar ist, ob die diesjährigen Abschlussprüfungen stattfinden können oder nicht. Eine mögliche Antwort wird es voraussichtlich am 15. April geben – einen Tag später als zunächst geplant. Dann wollen Bund und Länder über die Wiederaufnahme des Schulbetriebs und mögliche schrittweise Lockerungen der Corona-Auflagen beraten.

Ob die Schulen nach den Osterferien wieder öffnen werden, entscheidet sich erst am 15. April. Foto: Shutterstock

Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bekräftigte im Schulausschuss des Landtags, der am Mittwoch, 8. April, tagte, dass sie am 15. April die Öffentlichkeit „möglichst umfassend“ informieren wolle, wie es nach den Osterferien ab 20. April mit dem Schulunterricht weitergehe. „Ob im Vollbetrieb, im Teilbetrieb oder vielleicht gar nicht“ – diese Entscheidung werde vor allem unter Berücksichtigung des Gesundheitsschutzes getroffen. Die Bandbreite der möglichen Zukunftsszenarien entsprach dabei derjenigen, die am Dienstag, 7. April, bereits das bayerische Kultusministerium in Aussicht gestellt hatte (news4teachers berichtete).

Schulministerium: Abiprüfungen beginnen am 12. Mai

Mit Blick auf die in NRW wegen der Corona-Krise verschobenen schriftlichen Abiturprüfungen sagte Schulstaatssekretär Matthias Richter, dass diese nach derzeitiger Einschätzung des Schulministeriums vom 12. Mai an starten könnten. Er gehe davon aus, dass die Prüfungen – „wenn nicht etwas Unvorhergesehenes passiert“ – unter der Beachtung des Infektionsschutzes durchgeführt werden könnten. Auch in den anderen Bundesländern könnten die schriftlichen Abiprüfungen vermutlich abgehalten werden.

Gleichwohl gebe es unter den Kultusministerinnen und -ministern der Länder „Szenarien ohne Prüfungen“, so Richter. „Dafür gibt es Vorschläge, die Grundlage sein könnten für eine gegenseitige Anerkennung.“ Die 16 Bundesländer hätten bereits versichert, dass die Prüfungen gegenseitig anerkannt würden. „Das ist beschlossene Sache.“ Der nordrhein-westfälische SPD-Bildungspolitiker Jochen Ott forderte konkretere Informationen der Landesregierung zu den Notfall-Szenarien. Ott: „Es rechnet keiner damit, dass tatsächlich am 20. April alle wieder zur Schule gehen.“

Fahrplan für Abschlussprüfungen nach der 10. Klasse

Konkretere Notfall-Pläne bot der Bericht des Ministeriums für die Sitzung des Schulausschusses mit Blick auf die Schulabschlüsse nach der zehnten Klasse. Sollte der organisatorische und pädagogische Vorlauf wegen der aktuellen Lage nicht gewährleistet werden können, sehe der Pandemie-Gesetzentwurf der Landesregierung die Befugnis des Ministeriums vor, „das Abschlussverfahren auszusetzen oder auf landeseinheitliche Aufgaben zu verzichten“. Konkret könnte das laut Ministerium bedeuten, dass auf schriftliche Prüfungen mit landesweit gestellten Aufgaben verzichtet würde und an ihre Stelle „dezentrale schriftliche Prüfungen treten, die die Schulen selbst stellen“. Diese Prüfungen würden auch den tatsächlich erteilten Unterricht berücksichtigen. Mündliche Prüfungen würden entfallen.

„Schulleitungen hängen besonders in der Luft“

Klar ist somit auch nach dem Schulausschuss des NRW-Landtags nur eins: Vieles bleibt weiterhin ungewiss. Das gilt auch für die Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler in den anderen Bundesländern. Auf die schwierige Lage der Lehrerinnen und Lehrer sich vor diesem Hintergrund auf die Zeit nach den Osterferien vorzubereiten, machte beispielsweise die Landesvorsitzende des rheinland-pfälzischen Philologenverbands, Cornelia Schwartz, aufmerksam. „Die Schulleitungen hängen besonders in der Luft, sie müssen viele verschiedene Pläne in der Schublade haben, um auf alles vorbereitet zu sein.“ Während der bisherigen Schulschließungen hätten pro Woche mindestens zwei Kursarbeiten geschrieben werden müssen. Nach einer Wiedereröffnung der Schulen werde es schwierig sein, die geforderten Leistungskurs- und Grundkursarbeiten zu schreiben. „Der ganze Plan ist durcheinandergewürfelt worden.“

Abi-Vorbereitungen in Berlin

In Berlin bereiten sich die Schulleitungen und ihre Kollegien derweil auf die Abiturprüfungen vor, die am 20. April beginnen sollen, wie der rbb berichtet. Dabei gilt es zahlreiche zusätzliche Regeln zu beachten (news4teachers berichtete). Für die Schülerinnen und Schüler gibt es unter anderem feste Zeitfenster, zu denen sie in die Schule kommen müssen. Sie dürfen zudem nur eigene Arbeitsmaterialien nutzen und müssen nach der Prüfung direkt nach Hause gehen. Um ausreichend Abstand zwischen den Prüflingen zu gewährleisten, plant das Hans-Carossa-Gymnasium die große Sporthalle für die Abschlussprüfungen zu nutzen. Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel sollen für zusätzlichen Schutz sorgen.

Proteste gegen Abschlussprüfungen

Gleichzeitig macht der Berliner Landesschülerausschuss gegen die anstehenden Prüfungen mobil. Angesichts der Corona-Krise sollten sie ausfallen, sagt Landesschülersprecher Miguel Góngora. Das gelte nicht nur für das Abitur, sondern etwa auch für den Mittleren Schulabschluss (MSA). Der Landesschülerausschuss von Berlin hat nun dazu aufgerufen, Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) „mit Mails zu bombardieren“, um gegen die Prüfungen zu protestieren. Mit ihrer Forderung sind die Berliner Schülerinnen und Schüler nicht allein: Eine Petition, die die Absage aller Abschlussprüfungen in diesem Jahr für ganz Deutschland zum Ziel hat, haben mittlerweile knapp 140.000 Menschen unterzeichnet. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Schüler kritisieren: Prüfungszwang nicht mit Grundgesetz vereinbar – und fordern Wahlfreiheit

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Pälzer
4 Jahre zuvor

„Der Landesschülerausschuss von Berlin hat nun dazu aufgerufen, Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) „mit Mails zu bombardieren“, um gegen die Prüfungen zu protestieren“
Nun, jeder unterstützt die Gesellschaft in dieser Krisenzeit je nach eigenen Fähigkeiten …