Landeselternbeirat fordert: Schuljahr beenden! – Prien dagegen

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KIEL. Das Schuljahr vorzeitig wegen der Corona-Krise beenden? Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Prien lehnt diesen Vorschlag eines Landeselternbeirates ab. Ihr Haus arbeitet an einem Konzept für eine vorsichtige Öffnung der bis 4. Mai geschlossenen Schulen.

Soll das Schuljahr so enden? Foto: Shutterstock

Das Schuljahr sollte wegen der Corona-Pandemie aus Sicht eines Elternbeirates vorzeitig beendet werden. «Die Schulen müssen umgehend, spätestens jedoch nach Abschluss der Prüfungen, geschlossen werden!», heißt es in einem am Montag veröffentlichten Positionspapier des Landeselternbeirats der Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein.

Bildungsministerin Karin Prien (CDU) wandte sich gegen die Forderung und kündigte ein Konzept für eine sehr vorsichtige Öffnung der Schulen an. Bis 4. Mai haben Kitas und Schulen bis auf eine Notbetreuung und Prüfungen noch geschlossen.

Schulschließungen benachteiligen arme Schüler

«Durch die derzeit erfolgten und geplanten Lockerungen der Einschränkungen im alltäglichen Leben, wie die Öffnung der Geschäfte, in Aussicht gestellte Erweiterung der Versammlungsfreiheit usw., ist nicht abzuschätzen, wie sich die Infektionszahlen entwickeln», begründete der Landeselternbeirat seine Forderung. In dieser Situation auch die Schulen zu öffnen, stelle selbst unter den beschlossenen Hygienevorgaben, ein unüberschaubares Risiko dar, welches nicht vertretbar sei: «Es erweckt den Eindruck, dass hier der „Versuch am lebenden Objekt“ unternommen wird, dem wir vehement widersprechen.»

Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte der am Montag, eine komplette Schließung der Schulen würde insbesondere Kinder aus bildungsfernen Haushalten oder schwierigen Familienverhältnissen noch mehr benachteiligen. «Sie werden dann möglicherweise vollständig abgehängt, das müssen wir vermeiden.» Im übrigen erhalte sie auch Briefe von Eltern, die dringend darum bäten, die Schulen wieder zu öffnen.

Prien zeigte sich verwundert, da sie am Freitag bei einer Telefonschalte den Vertretern der Landeselternbeiräte aller Schularten ihre Vorstellungen über ein schrittweises, langsames Hochfahren des Schulen vorgestellt habe – «alle konnten sich dabei äußern, aber niemand hat ein vorzeitiges Ende des Schuljahres angesprochen». Am Nachmittag wollte Prien an einer Telefonschalte der Kultusministerkonferenz teilnehmen. Am Dienstag werde sie ihre Vorschläge dem Kabinett vorlegen, sagte die Ministerin.

Digitaler Unterricht soll ergänzend angeboten werden

«Wir erarbeiten derzeit einen Vorschlag für eine schrittweise und sehr vorsichtige Öffnung der Schulen», sagte Prien. «Dabei geht es nicht um die Rückkehr zum Unterricht wie wir ihn vor Corona kannten.» Dabei würden Lernen in der Schule, zu Hause und auf digitalen Kanälen von den Schulen gemeinsam und ergänzend gedacht, um möglichst allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden.

Die Erfahrungen aus den Abiturprüfungen und den Vorbereitungen auf die weiteren Schulabschlüsse an den Gemeinschaftsschulen haben laut Prien gezeigt, «dass Hygiene und Abstandswahrung in den Schulen gut funktioniert haben». Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, haben wir für die weitere Öffnung der Schulen ein im Detail ausdifferenziertes Stufenverfahren vorbereitet. So seien einerseits für so viele Schüler wie möglich Präsenzzeiten in der Schule erreichbar. Andererseits ließen sich Gruppen voneinander getrennt halten und Kontakte vermeiden. «Außerdem erhalten die Schulen eine mit dem Gesundheitsministerium abgestimmte Handreichung zum Umsetzung der Hygienevorschriften», sagte Prien.

«Es kann jetzt nicht um die Rückkehr zur früher üblichen Stundentafel gehen, sondern um eine sehr vorsichtige Öffnung der Schulen für die Schüler-Gruppen, die die Unterstützung am Nötigsten haben. Insofern können wir auch den Bedarf an Lehrkräften, die in den Schulen präsent sein müssen, einschränken und werden deren Arbeitsaufwand genau beachten und auch berücksichtigen, dass eine signifikante Gruppe von Lehrkräften selbst einer Risikogruppe angehört», kündigte Prien an. dpa

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