Mehr antisemitische Straftaten in Bayern – SPD für mehr Medienbildung

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MÜNCHEN. Die Polizei registriert immer mehr antisemitische Straftaten im Freistaat, die jüngsten Straftäter waren 2020 gerade einmal zwölf Jahre alt. Die SPD im Landtag fordert Konsequenzen.

Die Zahl antisemitischer Straftaten hat sich zwischen 2013 und 2020 mehr als verdreifacht. Das ist das Ergebnis einer Anfrage der SPD im Bayerischen Landtag. Demnach wurden 2020 353 judenfeindliche Straftaten festgestellt, 2013 waren es 109. Die meisten Vorfälle gab es in diesem Zeitraum jeweils in München. Und ein Sechstel der Straftäter im Jahr 2020 war minderjährig – aus Sicht der SPD erfordert dies im Sinne der Prävention mehr Medienbildung und Demokratieerziehung an Bayerns Schulen.

Antisemitische Schmierereien – antisemitische Hetze findet heut verstärkt im Internet statt, Bayerns SPD fordert mehr Medienbildung in den Schulen. Foto: Beny Shlevich / flickr (CC BY-SA 2.0)

Angesichts der Statistik spricht die SPD-Bildungspolitikerin Simone Strohmayr von einem «erschreckenden Befund». Es seien schon lange nicht mehr «die Ewig-Gestrigen», die Hass und Parolen gegen Juden verbreiteten. Das Durchschnittsalter der Täter betrage 38 Jahre, die jüngsten seien gar erst zwölf Jahre alt gewesen.

Die Straftaten untergliedern sich den Angaben nach unter anderem in gefährliche Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung, Volksverhetzung und Sachbeschädigung. Allein im Jahr 2020 gab es neun tätliche Angriffe, bei denen die Opfer beispielsweise geschlagen, gewürgt oder mit einem Stein beworfen wurden. Drei von ihnen erlitten leichte Verletzungen.

Bemerkenswert ist der SPD zufolge auch der Anstieg der im Internet verübten Straftaten: 2020 waren es 187, seit 2013 insgesamt 631 Fälle. «Das Netz bietet offensichtlich eine ideale Plattform für Straftatbestände wie Volksverhetzung», sagte Strohmayr. Umso wichtiger sei es, die Medienkompetenz von Schülern zu fördern. «Wir müssen Jugendliche in die Lage versetzen, Falschinformationen, Hetze und Antisemitismus im Netz zu erkennen.»

Anfang Mai hatte auch die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) in ihrem Jahresbericht einen deutlichen Anstieg antisemitischer Vorfälle im Jahr 2020 festgestellt. Demnach hatte eine «auffällig hohe Zahl» antisemitischer Vorfälle einen Bezug zur Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Schutzmaßnahmen. (dpa)

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