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Covid-19 bei Kindern: Zwei Prozent landen im Krankenhaus, 0,03 Prozent versterben

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MELBOURNE. Sollten Kinder unter 12 Jahren geimpft werden, wenn ein Impfstoff für sie zugelassen ist? Können Schulen tatsächlich offen bleiben, wenn die vierte Welle weiter anschwillt – wie die Kultusminister in Aussicht stellen? Dazu läuft nicht nur in Deutschland eine hitzige Debatte. Australische Wissenschaftler haben nun in einer Meta-Studie untersucht, wie Covid-19 unter Kindern verläuft. Long Covid ist danach womöglich seltener als befürchtet. Die Ergebnisse mahnen trotzdem zur Vorsicht.

Ist es hinnehmbar, wenn 200.000 Schülerinnen und Schüler aufgrund einer Corona-Infektion ins Krankenhaus müssen? Foto: Shutterstock

Die Problematik von Long-Covid bei Kindern und Jugendlichen lässt sich anhand der aktuellen Studienlage kaum beurteilen. Das schreiben australische Forscher in einem Übersichtsartikel in «The Pediatric Infectious Disease Journal». Die Frage nach Long-Covid – als dem Anhalten von Corona-Symptomen über viele Wochen – ist brisant, weil das Syndrom ein Argument für Kinder-Impfungen und Schulschließungen sein könnte, sollte es weit verbreitet sein.

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Auf die deutsche Schülerschaft (11 Millionen Kinder und Jugendliche) hochgerechnet, würde das allerdings bei einer Durchseuchung bedeuten: mehr als 200.000 Krankenhaus-Fälle, eine Größenordnung also, die unlängst bereits Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger vorgerechnet hatte – und mehr als 300 Todesfälle.

«Die vorliegenden Studien geben keine klare Definition für das Syndrom an»

Für die Autoren der Studie wäre das wenig. «Das geringe Risiko der akuten Erkrankung bedeutet, dass einer der Hauptvorteile einer Impfung von Kindern darin liegen könnte, sie vor Long-Covid zu schützen», sagt Prof. Nigel Curtis von der Universität Melbourne. Er und sein Team hatten vierzehn Einzelstudien zu Long-Covid zusammengefasst, die rund 19.426 Kinder einbezogen. Die Prävalenz von typischen Symptomen variierte je nach Studie enorm, nämlich zwischen 4 und 66 Prozent. Die kleinen Patienten klagten über Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Bauchschmerzen und Muskel- sowie Gelenkbeschwerden.

In drei Studien waren Mädchen deutlich häufiger betroffen. Nach höchstens zwölf Wochen war der Großteil der Kinder beschwerdefrei. Kinder scheinen zwar an Long-Covid zu erkranken – aber weniger lange und ausgeprägt als Erwachsene. Die Autoren betonen jedoch stark die begrenzte Datenlage. «Die vorliegenden Studien geben keine klare Definition für das Syndrom an», so Curtis.

Dazu kommen methodische Probleme: Mittels Online-Umfragen oder Telefoninterviews wurden die Daten erhoben. Patienten mit starkem Leidensdruck würden diese Tools vielleicht mehr nutzen als Kinder mit leichten Symptomen, mutmaßt Curtis. Die Prävalenz von Long-Covid könnte dadurch überschätzt werden. Ohnehin sei unklar, ob die berichteten Symptome überhaupt auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurückzuführen sind – oder beispielsweise Folgen eines Lockdowns seien. Für zukünftige Studien fordern die Autoren klare Kontrollgruppen. Long-Covid-Patienten müssten mit gesunden Probanden sowie Kindern verglichen werden, die an anderen Atemwegsinfektionen erkrankt sind. Nur so könnte ein kausaler Zusammenhang tatsächlich festgestellt werden.

Sollten Kinder unter 12 Jahren also geimpft werden, um sie vor Langzeitfolgen der Erkrankung zu schützen? «In der Debatte über die Vorteile einer Impfung müssen wir das Risiko für Long-Covid in dieser Altersgruppe kennen», so Curtis. Die aktuellen Studien reichten dafür aber noch nicht aus.

«Wir stellen Bescheinigungen aus, sodass weniger belastbare Kinder zum Beispiel nur für zwei Stunden pro Tag zur Schule gehen müssen»

Daniel Vilser, leitender Oberarzt für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Jena, sieht das ähnlich. «Die Studie fasst gut zusammen, wie die Datenlage im Moment aussieht», sagt er zu dem Übersichtsartikel. «Aber die Daten sind noch nicht gut vergleichbar.» Über 200 Symptome sind mit Long-Covid assoziiert. Es gibt viele Überschneidungen zu Erkrankungen, die schlecht fassbar sind – beispielsweise zu Depressionen und psychosomatischen Krankheitsbildern. Die Übergänge sind fließend. «Wir haben keinen Biomarker, der die Verdachtsdiagnose objektiv bestätigen könnte. Das ist unser Hauptproblem.» Vilser leitet eine neu eingerichtete Long-Covid-Sprechstunde.

«Wir schulen die Kinder im Umgang mit der Erkrankung», sagt er. Eine kausale Behandlung gibt es nicht. Manche Kinder profitieren von Physio-, Ergo- oder Psychotherapie. «Wir stellen aber auch Bescheinigungen aus, sodass weniger belastbare Kinder zum Beispiel nur für zwei Stunden pro Tag zur Schule gehen müssen.»

Und es wäre unverantwortlich, so meinen Wissenschaftler laut einem Bericht von News4teachers, überhaupt erst ein großes Maß an Betroffenheit durch einen praktisch ungeschützten Kita- und Schulbetrieb entstehen zu lassen. Von einer Entwarnung, wie sie zum Beispiel bereits NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) gegeben hat («Kinder- und Jugendärzte haben klar festgestellt, dass Kinder mehr durch die Corona-Maßnahmen als durch die Infektion selbst gefährdet sind»), kann also aus wissenschaftlicher Sicht keine Rede sein. News4teachers

Warum es unverantwortlich ist, Masseninfektionen an Schulen in Kauf zu nehmen

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