BERLIN. Die Vertreterversammlung des Deutschen Philologenverbandes (DPhV) hat Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing mit großer Mehrheit im Amt der Bundesvorsitzenden bestätigt. Bei der Wahl stimmten 98 Prozent der Delegierten für die 58-jährige Professorin für die gymnasiale Lehrerbildung an der Universität Marburg. Ihre Amtszeit verlängert sich damit um weitere vier Jahre.
In ihrer Rede kündigte die DPhV-Vorsitzende an, sich offensiv für eine anspruchsvolle Profilierung des Gymnasiums trotz Corona-Pandemie einzusetzen. Eine Besonderheit des Gymnasiums sei es, dass dort „weiter gedacht wird – weiter im Sinne einer breiten Perspektive auf die Gesellschaft und die Welt, weiter in dem Sinne, dass wir mit unseren Schülern nicht bei der ersten, scheinbar einfachen Erklärung eines Phänomens stehen bleiben, sondern weiter forschen, mehr wissen wollen – und weiter dahingehend, dass wir mit unseren Schülerinnen und Schülern auch Gegenstände betrachten, die nicht auf den ersten Blick nützlich oder interessant sind, von deren Wert wir aber überzeugt sind“, erklärte sie auf der Vertreterversammlung, die unter dem Motto „Gymnasium – weiter gedacht“ einberufen wurde.
Das Gymnasium, so Lin-Klitzing, zeichne sich „durch eine bildungsbezogene konservativ-wertschätzende Einstellung gegenüber den Bildungsinhalten und ein hohes inhaltliches Anspruchsniveau“ aus. Ein zentrales gymnasiales Unterscheidungsmerkmal sei die Fachlichkeit und damit verbundene Leistungserwartungen, führte die ehemalige Gymnasiallehrerin aus.
Bildungspolitikern, die an der Ausbildung der Lehrkräfte sparen wollen, erteilte die DPhV-Vorsitzende eine klare Absage. Susanne Lin-Klitzing: „Der Deutsche Philologenverband tritt für eine durch das Fachstudium geprägte Lehrerbildung ein, abgeschlossen mit dem I. und II. Staatsexamen, nach einem erfolgreich absolvierten zweijährigen Referendariat.“
„Das Gymnasium darf natürlich nicht nur durch chronische Überlastung der Lehrkräfte funktionieren”
Lin-Klitzing lobte den Einsatz der Lehrkräfte am Gymnasium – besonders seit Beginn der Corona-Pandemie – ausdrücklich. „Gymnasiallehrkräfte sind Idealisten“, sagte sie. „Sie leben ihren Lehrerberuf trotz hoher Arbeitsbelastung, wenig Ruhepausen, kaum Erholung am Wochenende mit hoher Leistungsbereitschaft für ihre Schülerinnen und Schüler am Gymnasium.“ Von der Politik forderte sie Zeichen „für mehr Zeit und Arbeitsentlastung statt -belastung“. Lin-Klitzing: „Das Gymnasium darf natürlich nicht nur durch chronische Überlastung der Lehrkräfte funktionieren. Wir brauchen Entlastung durch mehr Anrechnungsstunden, wir brauchen eine Senkung der Regelstundenzahl, wir brauchen eine Reduzierung von Verwaltungsaufgaben, damit auch zukünftig am Gymnasium weiter gedacht werden kann!“
Als stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes wurde Stefan Düll von den Delegierten bestätigt. Der 56-jährige Schulleiter des Justus-von-Liebig-Gymnasiums in Neusäß (Bayern), fungierte bereits während der ersten Amtszeit von Susanne Lin-Klitzing als deren Stellvertreter. Auch Schatzmeister Andreas Bartsch (Nordrhein–Westfalen) und drei der Beisitzer, Gabriela Kasigkeit (Berlin), Dr. Marcus Hahn (Saarland) und Dr. Thomas Knoblauch (Rheinland-Pfalz), erhielten erneut das Vertrauen der Vertreterversammlung. Neu in den Vorstand wurde Markus Gretzschel (Sachsen) gewählt.
Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Vertreterversammlung digital statt. News4teachers
Ich denke mehr Entlastung braucht der Reli/Sport Lehrer nicht wirklich. Der Deutsch/Englisch Lehrer mit LK aber eventuell schon. Ich finde gerade am Gymnasium muss man der Heterogenität in der Belastung auch durch individuelle Steuerung mehr gerecht werden und nicht kleine Pauschalentlastungen fordern.
Das Gymnasium täte der Gesellschaft, der Wirtschaft, dem Handwerks- sowie dem Dienstleistungssektor einen großen Gefallen, wenn es endlich wieder exklusiver würde, anstatt junge Menschen und ihre so ehrgeizigen wie unreflektierten und desorientierten Eltern in Massen auf den für sie und für das gesamtgesellschaftliche Ganze auf den falschen Weg zu locken mit dem Narrativ einer für fast alle anstrebenswerten Akademisierung.
Dieses Narrativ wird – wo nicht aus gymnasialer Richtung aktiv gefördert, – so doch zumindest weitgehend unwidersprochen stehen gelassen, sodass alle anderen Wege als irgendwie nachteilig erscheinen.
Zum Kampf um eine wirkliche gymnasiale Kultur gehört immer auch der Kampf um die Stärkung der anderen Bildungswege und ihrer Perspektiven.
“auf den für sie und für das gesamtgesellschaftliche Ganze falschen Weg zu locken” (Krankheit “copy & paste”…)