Bringt Covid-19 tatsächlich den langersehnten Digitalisierungsschub? Studie diagnostiziert Fortschritte

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MAINZ. Seit fast zwei Jahren stellt die Covid-19-Pandemie die Schulen vor große Herausforderungen. Ein Konsortium von sechs Universitäten und einem Forschungsinstitut hat untersucht, vor welchen Herausforderungen die Schulen standen, wie sie darauf reagiert haben und welcher Entwicklungsbedarf weiterhin besteht.

Schulen weisen Fortschritte beim digitalen Lernen auf, aber weitere Anstrengungen und Entwicklungsbemühungen sind nötig. Das ist ein zentrales Ergebnis der sogenannten S-CLEVER-Studie, für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Österreich, der Deutschschweiz und 14 deutschen Bundesländern Schulleiterinnen und Schulleiter befragt hatten, wo in der Pandemie ihre zentralen Herausforderungen lagen und mit welchen Lösungsstrategien sie darauf reagiert haben. An der Studie waren Forscher der Universitäten Mainz, Rostock, Zürich, Heidelberg, Klagenfurt und dem DIPF Leibniz Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation beteiligte. Unterstützt wurden sie von der Robert Bosch Stiftung, der Jacobs Foundation sowie der Stiftung Mercator Schweiz.

gelangweiltes Mädchen vor einem Laptopbildschirm mit Lehrerin
Gerät in der Digitalisierungsdiskussion manchmal in Vergessenheit: Es geht um die Schülerinnen und Schüler. Foto: Shutterstock

Digitales Lernen im Unterricht hat Priorität in Schulen

Die Studie diagnostiziert den Schulen einen spürbaren Digitalisierungsschub zwischen März 2020 und Sommer 2021: In allen drei Ländern hätten die Schulen im Schuljahr 2021/2022 das digitale Lernen im Unterricht zu einem der zentralen Themen ihrer Entwicklungsbemühungen gemacht. Mittlerweile verfügten zwei Drittel der Schulen in Deutschland über ein Konzept für digitales Lernen – das seien fast doppelt so viele wie vor der Pandemie. 80 Prozent der Schulen nutzten zudem Online-Plattformen für den Austausch von Lernmaterialien. Interaktive Lehr-Lernplattformen finden sich in rund 40 Prozent der Schulen in Deutschland, in 52 Prozent der Schulen in Österreich und in 43 Prozent in der Deutschschweiz.

Digitale Lernverlaufsdiagnostik werde hingegen selten genutzt: von 18 Prozent der Schulen in Deutschland, 30 Prozent der Schulen in der Deutschschweiz und 21 Prozent in Österreich. Auf die immer noch große Herausforderung unterschiedlich hoher digitaler und technischer Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer reagierten die meisten Schulen vor allem mit internen Fortbildungen.

Die Befunde machten neben den Fortschritten beim digitalen Lernen auch deutlich, so die Forscher, dass an vielen Schulen noch weitere Anstrengungen und Entwicklungsbemühungen benötigt würden, damit digitales Lernen integraler Bestandteil des Unterrichts und mit der Qualitätsentwicklung des Unterrichts verknüpft wird. Hierfür benötigten die Schulen allerdings auch Unterstützung sowohl hinsichtlich der technischen Ausstattung als auch der didaktischen Umsetzung.

Weniger Lernzeit und weniger erreichte Lernziele in deutschen Schulen

Für Deutschland fällt auf, dass rund zwei Drittel der Schulleiterinnen und Schulleiter der Meinung sind, dass ihre Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2020/2021 weniger Lernzeit hatten und auch weniger Lernziele erreicht haben als in den Jahren zuvor. In der Deutschschweiz stellen dies nur rund 30 Prozent der Schulleiter fest und in Österreich rund 40 Prozent. Dafür stellten die unterschiedlich langen und unterschiedlich häufigen Schulschließungen und Wechselunterricht mögliche Erklärungen dar, so die Forscher. Allerdings ersetze die allgemeine Einschätzung der Schulleiterinnen und Schulleiter keine Studie, die den tatsächlichen Lernstand der Schülerschaft mittels Kompetenztest verlässlich ermitteln könnte.


Im Rahmen der Studie wurden Schulleiterinnen und Schulleiter allgemeinbildender Schulen in 14 deutschen Bundesländern, in Österreich und in der Deutschschweiz im Herbst 2020, im Frühjahr 2021 und im Sommer 2021 zur Entwicklung ihrer Schule im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie befragt. Die Stichproben zeigen keine relevanten Verzerrungen hinsichtlich Schulform und regionaler Verteilung der Schulen in den drei Ländern auf. (zab, pm)

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