GEW schlägt Alarm: Berlin hat zu wenig Absolventen in den Lehramtsstudiengängen

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BERLIN. In Berlins Schulen fehlen seit Jahren Lehrkräfte. Genügend Nachwuchs wird nicht ausgebildet. In manchen Lehramtsstudiengängen sinkt die Zahl der Absolventen sogar.

Lehramtsstudierende stellen den Berufsnachwuchs an den Schulen. Zu wenige davon bedeutet: künftiger Lehrkräftemangel. (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat eine Ausbildungsoffensive für mehr Lehrerinnen und Lehrer in Berlin gefordert. «Angesichts des drastischen Lehrkräftemangels kann es sich Berlin nicht länger leisten, die Lehrkräftebildung so zu vernachlässigen, wie es die jüngsten Zahlen erneut bestätigen», kritisierte die Berliner GEW-Landesvorsitzende Martina Regulin am Mittwoch. Die Zahl der Absolventen von Lehramtsstudiengängen sei nach wie vor zu klein.

Die angestrebte Zielmarke von jährlich 2000 Absolventen mit einen Master of Education werde deutlich verfehlt. 2021 waren es nur knapp 900. Das geht aus den Antworten des Senats auf zwei Anfragen der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus hervor.

Aus Sicht der GEW beginnen die Probleme im Bachelorstudium, viele Studierende setzten ihr Studium danach nicht fort. «Wir werden unseren Lehrkräftebedarf nur decken können, wenn wir die Studienbedingungen im Lehramt verbessern, die Studierenden gezielt unterstützen und Anreize für ein erfolgreiches Absolvieren des Lehramtsstudiums schaffen», sagte Regulin. «Vor allem im Bachelorstudium müssen die Studierenden stärker unterstützt und beraten werden, damit sich mehr Studierende für den Lehramtsmaster entscheiden.»

«Wir brauchen jede einzelne Lehrkraft an den Berliner Schulen, denn der Lehrkräftemangel ist nach wie vor eklatant hoch»

Auch die Berliner Linksfraktion im Abgeordnetenhaus sieht die Gefahr, dass sich der Lehrkräftemangel noch verschärft. Die Zahl der Absolventen von Lehramtsstudiengängen für weiterführende Schulen ist nach den offiziellen Daten in den beiden Corona-Jahren zurückgegangen. So machten im vergangenen Jahr 599 Studierende ihren Masterabschluss im Studiengang für das Lehramt an Integrierten Sekundarschulen und Gymnasien. 2020 waren es 555, 2019 noch 655 und im Jahr davor 705, wie die Linksfraktion am Mittwoch mitteilte.

Beim Lehramt für berufliche Schulen sank die Zahl der Abschlüsse im gleichen Zeitraum von 65 auf 44. Bei den Grundschulen dagegen stieg sie von 140 auf 255. «Wir brauchen jede einzelne Lehrkraft an den Berliner Schulen, denn der Lehrkräftemangel ist nach wie vor eklatant hoch», sagte die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Franziska Brychcy. «Hier sind die Berliner Hochschulen in der Pflicht: Sie müssen die Studierenden erfolgreich zum Abschluss begleiten, auch und gerade in der Pandemie.» News4teachers / mit Material der dpa

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fabianBLN
2 Jahre zuvor

Und inwiefern hilft nun die Wiederverbeamtung bei der Beseitigung des Lehrermangels in Berlin?

Max Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Mehr ausgebildete Lehrer bleiben in Berlin (und ja, dazu gehören auch noch andere Gründe, aber die Verbeamtung ist eben ein Baustein von mehreren)

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

Wie war’s heut in der Schule?
> Ging so. KuMiKaZe* fiel wieder aus.
Wieso wieder?
> Lehrer fehlt.
Ach, schon wieder.

*Fächerverbund KuMiKaZe (Kultur, Minnesang, Kanalbau und Zellbiologie), neu eingeführt neben dem Fächerverbund MaFraUSA (Mathematik, Französisch und sonst alles)

Carsten60
2 Jahre zuvor

„… die Studierenden gezielt unterstützen …“
Woher weiß denn die GEW-Funktionärin, dass es an mangelnder Unterstützung im Studiengang liegt? Vielleicht liegt es ja an Alternativen, die insgesamt attraktiver sind? Vielleicht stimmen die Leute mit den Füßen ab? Man schaue mal auf die Details dieser Studiengänge.

Realist
2 Jahre zuvor

Nicht nur die Berliner sondern bundesweit alle Lehrkräfte können sich schon einmal auf eine Erhöhung des Stundendeputats einstellen: Nur noch Unbelehrbare werden Lehrer angesichts von mangelhaftem Gesundheitsschutz, deutlichen Reallohnverlusten (0% Erhöhung dieses Jahr bei über 4% Inflation: Kann sich jeder selber ausrechnen, wieviele Euro pro Monat das dauerhaft bedeutet) und Missachtung durch Öffentlichkeit und Politik (Verantwortlichmachung für jede gesellschaftliche und bildungspolitische Fehlentwicklung). Quereinsteiger werden den Karren nicht aus dem Dreck ziehen, die werden aufgrund des demographischen Wandels woanders bessere Chancen finden, wer sich dennoch an die Schule verirrt, der findet wohl nichts anderes mehr. Ob das dann die Kollegien entlastet, ist eine interessante Frage…

Also: Deutlche Mehrarbeit für alle, die sich das Ganze noch antun, denn „die Kinder können doch nichts dafür“…

Echt
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

„Nur noch Unbelehrbare werden…..“… Erzieher, Sozialpädagogen, Pfleger, Ärzte im Krankenhaus… . Für die Menschen, denen wirklich an anderen Menschen gelegen ist und die diese Gesellschaft stürzen, gibt es NICHTS, außer einer gelegentlichen Erwähnung in Sonntagsreden, bevorzugt in Wahlkampfzeiten. Ansonsten “ Schauze halten und machen!“.
Das war immer schon so, aber mittlerweile spitzt es sich ins Unerträgliche zu. Mit der Inflation und ausufernden Steuern und Sozialabgaben im Rücken, kommt die finanzielle Perspektivlosigkeit und Sorge um Altersarmut noch hinzu. Das trifft leider auf immer mehr Arbeitnehmer zu, die zur kritischen Infrastruktur gezählt werden und den „Laden am Laufen halten“. Zumindest da stehen verbeamtete Lehrer etwas besser da.

Max Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  Echt

Da sollte man dann aber schon so fair sein und sagen, dass das vom Wahlvolk (insbesondere in Ghettostädten und Kalifaten wie Berlin, Bremen und NRW) genauso seit Jahrzehnten gewählt und somit gewollt, zumindest aber akzeptiert, ist.

Da braucht dann auch keiner mehr mit „finanzieller Perspektivlosigkeit und Sorge um Altersarmut“ kommen. Selbst Schuld!

Steven
2 Jahre zuvor

Ja, es könnte besser sein aber auch mit A12 kassiert man immer noch ein sattes Gehalt, selbst als Berufseinsteiger schon ordentlich! Sollte A13 f alle Lehrkräfte kommen wäre das natürlich gut. Bekomme selbst A12, 2 Kinder, verheiratet und habe noch nie in meinen Leben soviel Geld verdient. Ja, ich hatte auch ein Leben außerhalb des Schuldienstes.
Dieses Jammern über Inflation geht mir echt auf den Senkel, selbst wenn man die 1300€ Coronaprämie auf 24 Monate runterrechnet ist es immer noch mehr Geld.
Wir Lehrkräfte sollten nicht vergessen, dass wir immer noch zu den Spitzenverdienern gehören. Mit Steuerklasse 3 kriege ich nach Abzug v Krankenversicherung (bei 70% Beihilfe) noch 3800 netto (!) raus!
Volle Stelle, jeder GY Lehrer sogar nochmal 400-500€ netto mehr.
Da müsste man als Angestellter ungefähr erstmal
5800 Brutto verdienen, grad nochmal nachgerechnet.
Also, es wird mal wieder auf hohem Niveau über Geld gestritten wie ich persönlich finde…

Katinka
2 Jahre zuvor
Antwortet  Steven

Vom Beamtengehalt müssen Sie aber die Krankenversicherung auch noch abziehen, oft auch noch für Familienmitglieder.

Katinka
2 Jahre zuvor
Antwortet  Steven

Und worin liegen Ihrer Meinung nach dann die Gründe für den Lehrermangel? Sie sind ja offensichtlich nicht Lehrer geworden, um auszuhelfen!

Realist
2 Jahre zuvor

Wer dem Unterschied zwischen einer Einmalzahlung und einer Dauerhaften Gehaltserhöhung nicht versteht, der sollte sicherlich mit einem Lehrergehalt zufrieden sein…

rudolf
2 Jahre zuvor

Das ist traurig.

Steven
2 Jahre zuvor

Verstehe ich alles, kein Thema. Sie verstehen meinen Punkt offenbar nicht.