Lehrermangel: Verband warnt Kultusmininister „zu tricksen“ (meint: Klassen vergrößern)

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Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) warnt vor einem eklatanten Mangel an Lehrkräften im neuen Schuljahr und den Jahren danach. «Der dadurch vorprogrammierte Unterrichtsausfall behindert massiv den Lernfortschritt unserer Schülerinnen und Schüler ebenso wie das Aufholen der Corona-Defizite», sagte VNL-Landeschef Torsten Neumann am Sonntag.

Unter Druck: Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Foto: Foto-AG Melle, derivative work Lämpel is licensed under CC BY 3.0

«Wir sind vor einem Jahr mit einer miserablen Unterrichtsversorgung an sehr vielen Schulen gestartet und werden auch im neuen Schuljahr nicht besser dastehen, im Gegenteil! Das größte Problem ist und wird in den nächsten Jahren auch weiterhin der eklatante Lehrkräftemangel bleiben», so Neumann. «Kultusminister Grant Hendrik Tonne bemüht sich, hat aber bislang keine zündenden Ideen aufgezeigt, wie er dem Lehrkräftemangel begegnen will.»

Der VNL warnt den Kultusminister sowohl vor weiteren Belastungen der jetzt schon überlasteten Lehrkräfte als auch vor Trickserei bei der Unterrichtsversorgung. Größere Klassen führen zu schlechteren Lernbedingungen und demotivierten Lehrkräften. «Unsere Lehrkräfte müssen von bürokratischen Aufgaben befreit werden, um sich ihrer eigentlichen Aufgabe, dem Unterrichten, widmen zu können. Multiprofessionelle Teams müssen die Lehrkräfte an allen Schulen unterstützen. Die Schulpsychologie und die Sozialarbeit müssen gestärkt werden, Prävention ist ebenso wichtig wie die Unterstützung bei aktuellen Problemen», so Neumann.

«Es rächt sich jetzt, dass in den vergangenen Jahren versäumt worden ist, den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten»

Große Probleme sieht der VNL auf die Schulen zukommen, wenn ab 2026 das Recht auf Ganztag in den Grundschulen greifen wird. Es fehlen jetzt schon Lehrkräfte, in vier Jahren werden diese für die Umsetzung des Ganztagsbetriebes fehlen. «Der Ganztag wird wirkungslos bleiben, wenn nicht genügend Lehrkräfte zur Verfügung stehen werden», warnt Neumann.

Der Einsatz von Quereinsteigern ohne grundlegende pädagogische Qualifizierung ist kein zukunftsfähiger Weg, dem Lehrkräftemangel erfolgreich zu begegnen. «Es rächt sich jetzt, dass in den vergangenen Jahren versäumt worden ist, den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten und die Studienkapazitäten bedarfsgerecht zu erhöhen.»

Neumann abschließend: «Es gibt viel zu tun, abwarten können wir nicht mehr. Unsere Schulen müssen zukunftssicher aufgestellt werden. Das sind wir unseren Schülerinnen und Schülern schuldig, sie sind schließlich unsere Zukunft. Wir erwarten von Kultusminister Tonne konkrete konstruktive Maßnahmen, wie er dem Lehrkräftemangel und den damit verbundenen Unterrichtsausfall effektiv und nachhaltig begegnen will. Er muss liefern, die Zeit rennt davon!» News4teachers / mit Material der dpa

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4 Kommentare
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Frau Fröhlich
1 Jahr zuvor

Es ist an der Zeit über die Abschaffung der Schulpflicht nachzudenken.
Seit Bestehen (1938!) hat die scharf sanktionierte, allgemeine Schulpflicht nicht im Ansatz die gewünschte Chancengleichheit hervorgebracht. Es ist Zeit an dieser Illusion nicht mehr festzuhalten und neue, zukunftsfähige Wege zu gehen.

Nehmen wir uns ein Beispiel an allen anderen EU-Ländern. Deutschland steht mit der Schulpflicht ganz alleine und leider nicht besser da!

Im Durchschnitt verzeichnen die Länder ohne Schulpflicht und mit Bildungsrecht eine Quote von 3% derjenigen Kinder, die zuhause unterrichtet werden. Stellen wir uns doch diese Zahl mal für das deutsche Schul- und Bildungssystem vor:

Ein Schulplatz kostet uns (momentan!) rund 20.000 € jährlich. Welch eine Ersparnis bei 3% Homeschoolern?! Geld das sinnvoll wieder in Bildung investiert werden könnte!

Welch eine Erleichterung für alle Lehrkräfte, wenn die überfüllten Klassen schon mal um 3% verkleinert wären?!

Was für eine Bereicherung für alle Schüler und Homeschooler gleichermaßen, bessere Bedingungen für individuelle Förderungen vorzufinden?!

Es wird Zeit mutig neue Wege zu gehen und Möglichkeiten wahr zu nehmen! An den antiquierten Strukturen festzuhalten wird unser Schul- und Bildungssystem nicht in die Zukunft führen.

Zu den ethischen Bedenken der Schulpflicht wurde bereits sehr viel gesagt und kann gerne hier nachgelesen werden:
https://www.swr.de/swr2/wissen/schafft-die-schulpflicht-ab-warum-der-zwang-zum-schulbesuch-unwuerdig-ist-104.html?fbclid=IwAR0poL9x0BeQxKTHWyhtyi9AnoxyWu2ZcnzsrrDcu418tQMe_IjWoDoJhT4

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau Fröhlich

Wenn, wie im verlinkten Beitrag, auch die Bildungspflicht hinterfragt wird, bekomme ich Bauchschmerzen.
Wenn Eltern, die z.B. Anhänger religiös- fundamentalistischer Gruppen sind, ihre Kinder so von der „bösen Außenwelt“ fern halten können, finde ich das schlimm!
Die „Blase“ in der sich Schulkinder bewegen, ist recht groß und vielfältig. Die ideologische „Blase“ aber meist sehr klein und einseitig. Ob das immer so hilfreich ist, die eigene Individualität zu fördern halte ich für fragwürdig!
Nicht jede Ideologie verträgt sich mit dem Grundgesetz!
Ich denke dabei an die Schule der 12 Stämme oder die Schule, die Reichsbürger gerne für ihre Kinder hätten! LGBTQ* ade!

Last edited 1 Jahr zuvor by Alla
Frau Fröhlich
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alla

Ich kann Ihre Argumentation durchaus nachvollziehen. Grundgesetzverletzungen sind jedoch mit oder ohne Schulpflicht indiskutabel! Deshalb sieht unser Grundgesetz gerade die unbedingte Förderung der Individualität (natürlich immer im Rahmen des Selbigen) vor. Diese bildet die Basis des demokratischen Selbstverständnis unserer Gesellschaft. Zugespitzt könnte die Schulpflicht somit als grundgesetzwidrig verstanden werden, die schnellstens durch ein Bildungsrecht ersetzt werden sollte!
Auch die Religionsfreiheit ist grundgesetzlich gesichert, solange diese nicht andere Grundrechte verletzt.

Petresca
1 Jahr zuvor

Nein, ich bin der Meinung, dass Schule unsinnig ist! Es geht ums Abitur!Also biite gleich mit der Geburturkunde aushädigen! Man spart Kosten und Ärger!