Herbstwelle: „Krankenstand unter den Lehrkräften wird wieder deutlich ansteigen“

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DÜSSELDORF. Die Zukunft der Bildung in Nordrhein-Westfalen hängt maßgeblich davon ab, ob die Landesregierung den dramatischen Lehrkräftemangel in den Griff bekommt – betont der Verband lehrer nrw. „Das im Koalitionsvertrag niedergelegte Versprechen, 10.000 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer ins System Schule zu bringen, ist ehrenwert, doch dazu braucht es mehr als Ankündigungen“, erklärt Vorsitzender Sven Christoffer nach der heutigen Pressekonferenz der neuen Schulministerin Dorothee Feller.

Im Herbst ist (wieder) ein Höchststand an Infektionen zu erwarten (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Christoffer: „Entscheidend ist, dass Schwarz-Grün nun zügig daran geht, den Stufenplan zur Eingangsbesoldung nach A13 für alle Lehrämter sowie zu einer entsprechenden Anpassung für Bestandslehrkräfte umzusetzen. Eine attraktive Besoldung würde jungen Menschen einen Anreiz bieten, sich für den Lehrerberuf zu entscheiden. Dieser A13-Effekt kann sich natürlich erst mittelfristig in den Schulen bemerkbar machen. Kurzfristig fordert lehrer nrw daher eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsoffensive für Seiteneinsteiger. Denn diese können an den Schulen nur dann eine wirkliche Hilfe sein, wenn sie vorab pädagogisch und didaktisch geschult werden.“

Mit Blick auf die Corona-Lage sei es sehr positiv, dass sich die Schulministerin bereits jetzt mit einem „Handlungskonzept Corona“ an die Schulen gewandt hat. Die frühzeitige Kommunikation lasse hoffen, dass Schulen, Schulleitungen, Kollegien und Schülerschaft nicht wieder mit extrem kurzfristigen Handlungsanweisungen überfahren werden. „Es gilt, den Spagat zwischen den schulischen Notwendigkeiten und den Erfordernissen der Pandemie möglichst schmerzfrei hinzubekommen“, sagt Christoffer.

„Es ist davon auszugehen, dass im Zuge der erwarteten Corona-Herbstwelle der Krankenstand unter den Lehrkräften wieder deutlich ansteigen wird. Dann wird flächendeckender Präsenzunterricht eventuell nicht mehr durchgängig möglich sein. Für diesen Fall brauchen die Schulen, die inzwischen einen großen Erfahrungsschatz im Corona-Management aufgebaut haben, größtmögliche Flexibilität und Eigenverantwortung.“ Es muss zum Beispiel möglich sein, bei Bedarf einzelne Jahrgangsstufen oder Klassen in den Distanzunterricht zu schicken, um Präsenzunterricht für die übrigen zu gewährleisten. Ultima Ratio zur Sicherung des Präsenzunterrichts wäre eine befristete Kürzung der Stundentafel. News4teachers

„Die Schulen müssen offenbleiben und die Stundentafel darf nicht angefasst werden“ – Ist das ein Notfallplan?

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17 Kommentare
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undheitergehtsweiter
1 Jahr zuvor

„Es muss zum Beispiel möglich sein, bei Bedarf einzelne Jahrgangsstufen oder Klassen in den Distanzunterricht zu schicken, um Präsenzunterricht für die übrigen zu gewährleisten.“
Und wer bereitet und begleitet den DU, wenn die nicht erkrankten LuL den Präsenzunterricht aufrecht erhalten. Beides ist Unterricht und benötigt Lehrkräfte.

Marie
1 Jahr zuvor

Na, wer wohl? Die LK, die krank zu Hause sind….

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Hoffentlich nicht. Krank ist krank. Wenn das jetzt auch noch aufgeweicht wird, gibt es keine Zurückhaltung mehr gegenüber Lehr- und Betreuungskräften. Vermutlich werden die Lehrkräfte ohnehin auch im Krankenstand korrigieren oder vorbereiten, so weit sie dazu in der Lage sind, einfach um den Stress nach der Krankheit im Griff zu haben.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Krank ist krank – sehe ich genauso. Trotzdem wird bei uns quasi erwartet, dass man was für die Vertretung schickt, offiziell „wenn man sich dazu in der Lage fühlt“, inoffiziell muss man dafür schon quasi mit 40 Grad Fieber im Bett liegen, alles andere zählt nicht. Und der Ruf nach Digitalunterricht durch infizierte Lehrer wird hier auch immer lauter – ohne mich!

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Ich persönlich mache sehr gerne DU, habe die entsprechende Hardware und habe Spaß daran. Aber: Krank ist krank, da kann es von mir nix geben. Und zwar schon aus Prinzip! Wer seine Arbeit ordentlich macht braucht kein schlechtes Gewissen haben und sollte jedem Versuch der weiteren Salamitaktik (den es bei uns glücklicherweise nicht gibt, Herzchen an die SL dafür) ganz konsequent blocken. Sonst wird (wie beim Extragehalt, wie bei Nachmittagsschule, wie bei den ausdrücklich versprochenen Sonderpädagogen bei Inklusion…) der „Teufel“ nach dem kleinen Finger den Arm bis zur Schulter auffressen… und uns noch die Mayonnaise dafür zahlen lassen.

Feldy
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Genauso ist das bei uns auch!!
Auch wenn man krank ist, wird erwartet, dass der Unterricht für die Vertretungskräfte vorbereitet wird. Ob die das nun machen, steht auf einem anderen Blatt ….

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Da komme ich lieber krank in die Schule und stecke alle an.

Allerdings habe ich vor Urzeiten unterschrieben, dass ich mit einer ansteckenden Erkrankung (auch Erkältung!) nicht in die Schule komme.

Nun muss ich nur noch sbwägen, was meine Krankenkasse sagt, wenn ich krankgeschrieben bin und zu Hause arbeite.

Bleibt die Frage – bin ich krank, aber zu Hause arbeitend über die Schule versichert, wenn ich vor Erschöpfung die Treppe runter falle? Arbeitsunfall? Wie beweise ich das?

Ich knackse mir den Rücken an, breche mir Arm und Bein und dann? Dienstunfähigkeit? Aus Kostengründen und fehlender Beweislage eine weitere A-Karte?

Was ist, wenn ich wegen der Nichterholung bei unversicherter Arbeit von zu Hause aus länger brauche, bis ich gesund bin?

Fragen über Fragen und vermutlich – Privatsache!

Und damit – allein zur rein rechtlichen Absicherung der vielen Unklarheiten….

Nix mit Arbeit, wenn krankgeschrieben!

Dreamghost
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Ich glaube, Kolleg*innen die krank bis zum umfallen arbeiten brechen sich nichts. Die haben ja kein Rückgrat /s

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dreamghost

Hart formuliert, trifft den Kern. Daumen hoch.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Na und!
Dann appellieren wir eben wieder an das Verantwortungsbewusstsein der restlichen Lehrer und weisen diese darauf hin, dass sie es ja zum Wohl der Schüler tun.
Schon läuft das Vertretungs-, Mitaufsicht und Mehrarbeit Karussell wieder rund.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Wie böse 😉

Gefällt mir 😉 😉

Last edited 1 Jahr zuvor by Riesenzwerg
TaMu
1 Jahr zuvor

Es gibt einen dramatischen Krankenstand und deshalb sollen 10000 „frische“ Lehrer und Lehrerinnen einsteigen. Das hört sich doch verlockend an. Wer möchte nicht da arbeiten, wo reihenweise Menschen erkranken und ausfallen, weil sie absolut ungeschützt sind?
Wer jetzt an Schulen für irgend etwas einspringt, hat eine ganz andere Risikobereitschaft als früher. Es war schon immer klar, dass Lehrkräfte bei Erkältungs- und MagenDarm-Wellen ebenfalls betroffen waren. Man hatte bei aller Krankheitslast aber immer die Aussicht, wieder ganz gesund zu werden. Jetzt ist das anders. Die Risikobewertung ist jetzt ähnlich wie bei Polizei, Rettungsdiensten, Leistungssport. Wenn es hart kommt, ist man berufsunfähig und auf Dauer beeinträchtigt, auch wenn die meisten mit Blessuren, die wieder ausheilen, durchs Leben gehen. Aber diese Berufsgruppen entscheiden sich bewusst auch für die Risiken. Profifußball und Kreuzbandriss sind genau so fest eingeplant wie Schule und Corona. Manche führen ein Leben auf der Ersatzbank und schleppen sich an Krücken durchs Leben. Da „wir jetzt mit Corona leben“, ist eine neue Risikobewertung an Schulen notwendig.

Rabe aus NRW
1 Jahr zuvor

Toll! Die neue Kumi in NRW sagt uns jetzt schon 2 Wochen vorher, dass wir nicht geschützt werden, statt am Freitagabend spät (großes Lob von allen Seiten!). Das ist ein doller Fortschritt!!!

Last edited 1 Jahr zuvor by Rabe aus NRW
Dreamghost
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rabe aus NRW

An dem Tag kommen 30 Seiten Dienstanweisung wie die Fenster zu öffnen sind und zwar so, dass die Viren komplett draußen sind, die warme Luft aber drinnen ist. Solche „Nebensächlichkeiten“ regelt man doch lieber im Voraus

Leseratte
1 Jahr zuvor

„[…]In Bezug auf Long Covid sagte Lauterbach, es gebe Hundertausende Long-Covid-Erkrankte. Jüngere Menschen seien derzeit zu sorglos und unterschätzten die Gefahr, das Risiko sei aber erheblich. „Die Risikowahrnehmung bei den Jüngeren ist nicht korrekt im Moment“, so Lauterbach. „Man kann sich über einen falschen Atemzug sein Leben kaputtmachen.“

https://www.tagesschau.de/inland/lauterbach-corona-119.html

Was nützt den jungen Leuten, auch den SuS und ihren Eltern, ebenso den LuL, von denen ein großer Prozentsatz über 50 oder sogar über 60 Jahre alt ist, eine „korrekte Risikowahrnehmung“, wenn sie tagtäglich über Stunden in eine Situation gezwungen werden, in der die Infektionsgefahr extrem hoch und Schutz kaum vorhanden ist??????
Gehen wir „sorglos“ in die Schule, die ja unter allen Umständen offen bleiben soll? Was nützt die vielbeschworene Eigenverantwortung, wenn sie leider bei sehr vielen Menschen nicht vorhanden ist?

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leseratte

„Eigenverantwortung“ ist im Arbeitskontext heute die zynische Steigerung von „Gestalten“ (unbezahlt Überstunden kloppen) oder „sich engagieren“ “ (unbezahlt Überstunden kloppen).
Denn der Eigenverantwortliche ist dann ja auch“ selbst schuld“/“hat es selbst gewählt“.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leseratte

Gerade beginnt die Mehrzahl der Menschen um mich herum, die korrekte Risikoabschätzung auszuschalten, weil per Verordnung die Zwangsdurchseuchung angeordnet wurde, und zwar passiv durch Weglassen. Wer ungetestete Kinder in die Betreuung gebracht bekommt, deren Familie infiziert zu Hause ist, braucht auf das Konzert in der Halle auch nicht verzichten. Wenn schon anstecken, dann wenigstens mit eigenem Spaß. Gesunde Menschen, die außer einer unbequemen Krankheitsphase zu Hause nichts befürchten müssen, die meisten noch dazu durch gelbe Scheine abgesichert, haben die korrekte Risikoabschätzung ausgeschaltet wie eine unnütze App auf dem Handy, das nur Akku zieht. Obwohl ich Hardliner bin, habe ich volles Verständnis, ohne es gut zu finden. Die meisten Leute, die ich angesprochen habe, sagen auch frei raus „ich finds auch scheisse, aber zurückhalten macht so überhaupt keinen Sinn mehr“. Hammer , was wir über unser Bildungssystem den Kindern und Jugendlichen da gerade beibringen.