Kultusministerium verbietet Aufklärungskurs von christlichem Verein („Pille ist out – endlich!“)

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MÜNCHEN. Das bayerische Kultusministerium und die Schulbehörden haben einen umstrittenen, bereits angelaufenen Sexualpädagogik-Kurs in der vierten Klasse einer Grundschule im Landkreis Regensburg untersagt. Dies berichtet der Bayerische Rundfunk (BR). Der Verein „Teenstar Deutschland e.V.“ hatte ihn als externer Partner abgehalten – steht aber laut BR wegen seiner Nähe zu christlichen Fundamentalisten in der Kritik. Die GEW meint: „Gut so!“ Wer sich nicht an die Lehrplanvorgaben halte, habe in Schulen nichts verloren.

Sexualpädagogik ist ein sensibles Feld. Umso aufmerksamer sollten Schulen sein, wenn sich externe Partner dafür anbieten. Foto: Shutterstock

„Die Recherche zu Teenstar ergibt viele Fragezeichen. In Österreich beispielsweise wurden interne Schulungsmaterialien öffentlich, in denen Teenstar Homosexualität als heilbar bezeichnet – eine Meinung, die jenseits wissenschaftlicher Erkenntnisse liegt und ein Zeichen von Homophobie darstellt. Der Einsatz des Vereins an österreichischen Schulen wurde deshalb dort auch unterbunden“, so berichtet Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzenden der GEW Bayern. „Ich habe mir Material von Teenstar schicken lassen. Auf den ersten Blick erscheint es wenig bedenklich. Jedoch wird darin – um nur ein Beispiel zu nennen – das traditionelle Bild der Familie ungebrochen propagiert, alternative Lebensformen werden nicht erwähnt. Zudem wird Werbung für externe Teenstar-Kurse gemacht.“

„Ich bin der Meinung, dass Sexualerziehung nicht in die Hände von christlich-fundamentalistischen Vereinen gehört“

Der Verein selbst erklärt, „in den Teenstar-Kursen und -Workshops werden alle Verhütungsmethoden ausführlich besprochen. Neben ihrer Verlässlichkeit werden auch ihre Auswirkungen auf Körper, Psyche, Partnerschaft und Umwelt thematisiert“. Auf der Seite ist allerdings auch ein Beitrag veröffentlicht, den die Vereinsvorsitzende (nach eigenen Angaben promovierte Linguistin mit 30 Jahren Berufserfahrung „an Privatschulen und Universität“) verfasst hat. Titel: „Pille ist out! Endlich!“

„Wir müssen bei diesem Thema sehr sensibel sein“, meint Kohl. „Wir leben in einer pluralistischen Welt, und wenn Kinder von zwei Müttern oder zwei Vätern im Klassenzimmer sitzen, Kinder danach fragen, ob Männer Männer, Frauen Frauen lieben können oder Jugendliche sich gerade auf der Identitätssuche befinden und viele Fragen haben, werden weltfremde und ideologisch verblendete Antworten ihnen in keiner Weise gerecht. Ich persönlich bin der Meinung, dass Sexualerziehung nicht in die Hände von christlich-fundamentalistischen Vereinen gehört. Wenn man die Expertise externer Expert*innen in die Klassenzimmer holt, sollte man genau prüfen, wer da kommt und welche Botschaften vermittelt werden.“

An den Schulen sind gemäß der bayerischen Richtlinien Beauftragte für Familien- und Sexualerziehung zu ernennen. „Sie sind diejenigen, die externe Anbieter und deren Angebot prüfen. Sie tragen somit eine große Verantwortung für einen sehr sensiblen Bereich“, meint Florian Kohl. Ob es den Beauftragten allerdings möglich ist, Anbieter zu filtern, die nicht den Richtlinien entsprechen, hält er für zweifelhaft. „So wird Teenstar von einem christlich-fundamentalistischen Netzwerk gestützt, das vielen nicht bekannt ist“, so Kohl weiter.

Er fordert, dass sich das Kultusministerium des Themas weiter annimmt. „Teenstar ist laut eigener Aussage auch an anderen Schulen in Bayern aktiv. Ich meine, dass offengelegt werden muss, an welchen Schulen aktuell Aktivitäten geplant sind. Hier ist das Kultusministerium gefragt. Schulleitungen und die Beauftragten für Familien- und Sexualerziehung an Schulen müssen darüber unterrichtet werden, dass Kontakte zwischen Schulen und Teenstar unerwünscht sind. Darüber hinaus fordern wir, dass das Kultusministerium allumfassende Fortbildungsmöglichkeiten für die Beauftragten für Familien- und Sexualerziehung an Schulen anbietet, bei denen auch für die Ziele erzkonservativer Netzwerke sensibilisiert wird.“

„Schule ist für unsere Kinder und Jugendlichen ein Schutzraum, in dem sie sich ohne Angst entwickeln sollen“

Die Behörden haben den Workshop von Teenstar aufgrund der Recherche des BR gestoppt. Möglich wurde das laut GEW, „weil eine Mutter genauer hin- und vor allem nicht darüber hinweggesehen hat, dass in einer ausgelegten Teenstar-Broschüre unter anderem Selbstbefriedigung als schädlich“ und Homosexualität als „situationsbedingt in Gefängnissen“ auftauchend bezeichnet worden sei.

Dazu Florian Kohl: „Ich bin der Mutter sehr dankbar und habe mich auch bereits persönlich bei ihr gemeldet. Auch ihr Umfeld sollte froh darüber sein, dass menschenverachtende Inhalte nicht an ihre Kinder weitergegeben werden. Eltern sollten genau hinschauen, wenn externe Anbieter ihr Material vorstellen. Schule ist für unsere Kinder und Jugendlichen ein Schutzraum, in dem sie sich ohne Angst entwickeln sollen. Antifeminismus und LGBTIQ-feindliche Positionen haben da keinen Platz.“ News4teachers

„Demo für alle“ marschiert wieder los – GEW: Angriff auf Sexualunterricht

 

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11 Kommentare
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TheTeacher
1 Jahr zuvor

Viel Anlass für ein Lob geben die Kultusministerien ja in aller Regelmäßigkeit nicht. Hier ist es angebracht.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  TheTeacher

Aber was wäre mit entsprechenden Informationsschriften von konservativ-islamischen Vereinen, die vielleicht den Regenbogen nicht akzeptieren wollen oder ähnliches? Die Chefs von Ditib in der Türkei jedenfalls halten gar nichts von Homosexualität, Ditib in Deutschland auch nicht. Der Jungfräulichkeitswahn ist auch so eine Sache. Es sollte mich sehr wundern, wenn solche Schriften nicht auch Eingang in den islamischen Religionsunterricht fänden, vgl.:
https://www.deutschlandfunk.de/religionsunterricht-nicht-mit-und-nicht-ohne-ditib-100.html

TheTeacher
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

„Gleiches Recht für Alle“. Ich lehne natürlich alle Formen und Ausprägungen ab, die Menschen diskriminieren und einer offenen und freiheitlichen Gesellschaft entgegenstehen. Die Richtung, aus der sie kommt, spielt für mich dabei keine Rolle.

Dreamghost
1 Jahr zuvor
Antwortet  TheTeacher

Ja so oft ich auch selber schimpfe. Hier ein uneingeschränktes und unironisches: gute Entscheidung

potschemutschka
1 Jahr zuvor

Mich beschäftigt seit vielen Jahren die Frage, warum in Deutschland an Schulen überhaupt Religionsunterricht stattfindet. Haben wir nicht eine Trennung Staat / Kirche laut GG?

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Dieses war ja Sexualerziehung, für die Externe eingeladen wurden.

üFü
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Lesen Sie mal das Grundgesetz! Nein, in Deutschland gibt es (anders als in USA und Frankreich) keine Trennung von Kirche und Staat.

m.n.
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich stimme Ihnen nur unter der Voraussetzung zu, dass jeder Religionsunterricht nicht mehr stattfindet. Das gilt dann auch für muslimische und andere Religionsgemeinschaften.

Nico
1 Jahr zuvor

Warum ist da kein Lehrer dabei? Muss sowas Eltern auffallen? Sollen jetzt Eltern immer den Unterrichtsinhalt prüfen? Zum Glueck kommen wir nicht aus Bayern und Sexualkunde wird kompetent und sensibel von Lehrer*Innen vermittelt.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

… jetzt bitte nicht verzweifeln in eurer Lage als Ausgestoßene, an den Rand gedrängt, falsch verstanden und von niemandem akzeptiert. Denn es gibt noch Hoffnung für euch: Da ist einer und der sagt, Religiosität ist heilbar.

Schon was gemerkt?

[„… Homosexualität als heilbar bezeichnet …“]

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Ingo Knecht
1 Jahr zuvor

Zitat:
„… werden weltfremde und ideologisch verblendete Antworten ihnen in keiner Weise gerecht.“

Was „weltfremd und ideologisch verblendet“ ist, liegt wohl im Auge des Betrachters…
In meinen Augen ist diese Gender-IDEOLOGIE „weltfremd“ und (wie schon im Namen steckt) „ideologisch verblendet“…

Kinder können aus natürlicher, pragmatische und realistischer Sicht nur aus der Verbindung „Mann und Frau“ entstehen, damit meine ich biologische Männer und Frauen (Transen können so viel sie wollen in den Arsch oder ihre künstliche Fake-Vagina gebumst werden, da wird niemals ein Kind entstehen)…

Somit sind Kinder die in Regenbogen-Familien (Mann und Mann oder Frau und Frau) leben zu 100% von deren leiblichen Eltern (mindestens einem richtigen/leiblichen Elternteil) getrennt…
Nun das ist für die (durch Propaganda) „weltfremde und ideologisch verblendete“ Masse heute natürlich kein Problem, da sie das Konzept „Patchwork-Familie“ ja auch bei Mann und Frau „tolerieren“ (also wörtlich übersetzt „aushalten/ertragen“)…
Aus meiner Sicht allerdings sehr bedenklich, da Kinder dort mindestens einer FREMDEN Person ausgesetzt oder gar in einer Pflegefamilie zwei FREMDEN Personen ausgesetzt wird und somit steigt die Gefahr einer verkorksten Kindheit (Gewalt oder sexuelle Übergriffe)…

Dazu passt, dass unsere Behörden Kinder schon häufiger (bewusst) an Pädophile vermittelt haben und auch die Tatsache, dass grade unter homosexuellen Männern die Anzahl an Pädophilen überproportional höher ist als bei „normalen“ Männern, eben weil es beim homosexuellen Akt nur um die rein egoistische Lustbefriedigung geht und es dabei in keinster Form um Fortpflanzung geht, weswegen die sexuelle Reife ausgeblendet wird und andere Dinge im Vordergrund stehen (das „Unberührte“ pusht mehr das Ego dieser Leute)…

Außerdem sollte der Einsatz von Hormonen oder Pubertätsblockern bei Kindern (wie jüngst von der Bundesregierung empfohlen) auch wirklich mal kritisch hinterfragt werden, auch wenn die propagandistisch-indoktrinierte „weltfremde und ideologisch-verblendete Masse“ dabei klatscht und es gutheißt, dass man damit in die Biologie und die gesunde Entwicklung eines Menschen eingreift…
Das ganze „weltfremde und ideologisch-verblendete“ Gender-Zeug dient doch nur der Agenda der Bevölkerungsreduktion, denn diese Menschen werden sich selbst nicht Fortpflanzung (und haben damit zumindest einen Teil des „Sinns des Leben“ (nämlich die „Arterhaltung und Reproduktion“) ignoriert und verwirkt…

Hatte ich Außerdem erwähnt dass diese „weltfremde und ideologisch-verblendte“ Genderideologie bei knapp 40% der Beteiligten zu einem Selbstmordversuch führt (Tendenz steigend) und das viele Kinder, die sich haben durch diese Propaganda indoktrinieren lassen, ihre Entscheidung irgendwann bereuen (wenn es aber bereits viel zu spät ist)…
Dieser Genderkram ist pädophil angehaucht und in hohem Maße kinderfeindlich…