Elternverband: Piazolos „Notfallplan“ gegen den Lehrermangel kommt zu spät

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Der bayerische Elternverband (BEV) hat das Vorgehen des Ministeriums zur Sicherstellung der Lehrkräfteversorgung nach den Sommerferien als «Notfallplan» bezeichnet. «Fertige Pläne für das kommende Schuljahr müssen über den Haufen geworfen, bereits weitgehend feststehende Klassen wieder neu gebildet werden. Es drohen Stundenstreichungen, was bei Fächern wie Kunst, Musik und Sport besonders schmerzt», teilte der Verband mit. Diese seien schließlich am besten geeignet, die psychosozialen Spätfolgen der Lockdownzeit abzufangen.

In der Kritik: Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Foto: Bayerisches Kultusministerium

Zwar stünden immerhin Mittel zur Verfügung, um externe Kräfte und Angebote an die Schulen zu holen. Allerdings sei der Zeitpunkt für neue Verträge mit Kulturschaffenden, Musikschulen und Sportvereinen zum neuen Schuljahr nun oftmals schon zu spät, bemängelte der BEV-Landesvorsitzende Martin Löwe. Zudem trage auch die Staatsregierung einen Teil der Schuld, wenn sich keine externen Fachleute finden ließen. «Dass nach wie vor Kräfte an Schulen nur 11-Monatsverträge bekommen, ist ein Skandal. Ein Arbeitgeber, der derart schlechte Bedingungen schafft, braucht sich nicht wundern, wenn sich der Zustrom in Grenzen hält.»

Hintergrund: Bayern gehört noch zu den Bundesländern, die befristet angestellte Lehrkräfte über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit schickt.

Kurz vor Ende des Schuljahres hatte das Kultusministerium die Grund- und Mittelschulen darüber informiert, dass künftig «punktuelle Einschränkungen bei Wahl- und Neigungsangeboten» nötig würden. Die Lehrerverbände übersetzten diese Verklausulierung umgehend dahingehend, dass nach den Ferien zahlreiche Angebote gestrichen werden müssten, um ausreichend Pädagogen als Klassenleiter zu haben. Als Grund führte das Ministerium unter anderem den seit längerem bestehenden Lehrkräftemangel sowie die bis zu 30.000 ukrainischen Kinder an, die in sogenannten Brückenklassen unterrichtet werden müssten.

«Niemand erwartet in Notzeiten perfekte Lösungen», betonte Löwe. Aber: «Spätestens ab Mitte März konnten sowohl die Staatsregierung als auch die Bezirksregierungen mit einem großen Zustrom aus der Ukraine rechnen. Hätten sich die Verantwortlichen früher auf die Veränderungen eingestellt, könnte man jetzt der Schulfamilie Chaos, Aufregung und Enttäuschung sparen.» News4teachers / mit Material der dpa

Lehrermangel „viel schlimmer als gedacht“ – Schulleitungen müssen in den Ferien Notpläne ausarbeiten

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Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Herr Piazolo ist mit seinem Posten heillos überfordert und hat kein größeres Interesse, hier Anstrengungen zu unternehmen. Wie gesagt, es ist nur ein Posten, gut bezahlt, aber kaum gemocht. Fast alle Kultusminister sind nicht vom Fach und wären in anderen Ressorts besser aufgehoben. Und wenn keines übrig ist, dann Entlassung. Muss man denn jeden Politiker auf Steuerzahlerkosten beschäftigen? Lasst endlich Experten an die Sache ran, und nicht nur Berater, die abkassieren, aber der Politik nach dem Mund reden. Unsere schöne und gut funktionierende Bildungslandschaft wird gerade verwüstet.

GriasDi
1 Jahr zuvor

Natürlich haben die Übungsleiter in Sportvereinen vormittags frei. Wie weltfremd kann man sein? Es ist ja im Sportverein schon schwierig genug, Übungsleiter für Zeiten vor 17:00 Uhr zu finden.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  GriasDi

Diese Weltfremdheit aus dem Elfenbeinturm der Politiker ist doch schon legendär. Das Dumme ist nur, dass wir diese Fehleinschätzungen alle ausbaden dürfen, während sich die Verantwortlichen weiterhin sorglos in ihrem Türmchen vergnügen dürfen.

Biene
1 Jahr zuvor

Ich sage ja, entfristet die befristeten Lehrkräfte und schon ist das Problem wirklich minimal gelöst. Da das jedoch mit Geld verbunden ist, wird das nicht gemacht. Die armen Politiker brauchen ja auch etwas Geld für ihre belastende Arbeit.

Achtung: Ironie enthalten.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Was kein Brot an den Schulen?
Dann sollen sie doch Kuchen essen!

Ron
1 Jahr zuvor

Ich halte nicht viel von dem massenhaften Einsatz von Quereinsteigern, weil mir scheint, dass doch mancher hierin nur eine sichere Beschäftigung sucht und letztendlich nicht für den Beruf brennt. Was man aber machen könnte ist die Verkürzung und Straffung der Ausbildung. Auch sollte man vielleicht zur einphasigen Lehrerausbildung zurückkehren, da der angehende Lehrer dadurch bereits frühzeitig in der Schule unterrichtet und seine Eignung kennenlernt.