Frauen tragen in Familien die Hauptlast der Betreuung (belegen Krankenkassen-Daten)

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MAGDEBURG. Wer bleibt wegen des kranken Kindes zu Hause? Das Ungleichgewicht zwischen berufstätigen Mütter und Vätern ist weiter deutlich. Auswertungen der Krankenkassen zeigen, dass sich das Gewicht zuletzt wieder Richtung Frauen verschoben hat (in Sachsen-Anhalt jedenfalls).

Frauen sind in den Familien in Sachen Betreuung stärker gefordert. Foto: Shutterstock

Die Betreuung kranker Kinder ist  wieder häufiger Frauensache. Mehrere Krankenkassen haben den Trend festgestellt, dass berufstätige Väter zuletzt seltener Kinderkrankentagegeld in Anspruch genommen haben. Einer Auswertung der AOK in Sachsen-Anhalt als landesweit mitgliederstärkster Kasse zufolge haben Mütter von Januar bis August 2021 70 Prozent aller Tage genommen, im gleichen Zeitraum dieses Jahres waren es 73 Prozent. Insgesamt seien auch mehr Kinderkrankengeldtage in Anspruch genommen worden. Das Plus habe bei der AOK Sachsen-Anhalt bei rund 24 Prozent gelegen.

Die KKH Kaufmännische Krankenkasse hat den Trend ebenfalls gemeldet: Die Zahl berufstätiger Väter in Sachsen-Anhalt, die sich für die Betreuung ihrer kranken Kinder freinähmen, sei erstmals gesunken. In den ersten sechs Monaten 2022 seien es zu rund 23 Prozent Väter gewesen, die Kinderkrankentagegeld beanspruchten. Im Vorjahreszeitraum habe die Quote noch bei 27 Prozent gelegen. Der Anteil der Mütter sei dementsprechend gestiegen.

Einen möglichen Grund sieht die KKH in den Corona-Lockerungen im laufenden Jahr. Sie hätten wieder mehr Normalität in den Kita-, Schul- und Arbeitsalltag gebracht. Im ersten Halbjahr 2022 habe auch nur noch rund jeder sechste betroffene KKH-versicherte Vater in Sachsen-Anhalt pandemiebedingte Kinderkrankentage in Anspruch genommen, im ersten Halbjahr 2021 war es noch mehr als ein Drittel der Väter gewesen.

Auch die Barmer verzeichnete ein Plus bei den Frauen, die das Kinderkrankengeld nutzen. Der Anteil der Väter sei vom ersten Halbjahr 2021 zum zweiten Halbjahr 2022 von 27 auf 26 Prozent zurückgegangen. Frauen hätten 75 Prozent der Kinderkrankengeldtage in Anspruch genommen, Männer 25 Prozent. «Unsere Analyse zeigt, dass Frauen in den Familien oftmals noch immer die Hauptlast bei der Kinderbetreuung tragen. Sie bleiben deutlich öfter zu Hause und kümmern sich häufiger um die Kinder als die Männer», erklärte Barmer-Landesgeschäftsführer Axel Wiedemann. News4teachers / mit Material der dpa

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Ron
1 Jahr zuvor

Wer Betreuung einseitig als Last empfindet, sollte über seinen Kinderwunsch noch mal nachdenken. Dass dieser fordert und auch Belastungsgrenzen ausreitzen kann, dem stimme ich gerne zu. Hier aber schon wieder Erziehung und damit meist auch ein Zurücktreten in Sachen Beruf durch eine negative Brille zu betrachten, empfinde ich als unangemessen. Viele Familien bekommen auch heute noch Kinder aus Überzeugung. Der Kinderwunsch ist dabei bei Frauen durchschnittlich ausgeprägter. Dass diese dann in der Konsequenz auch eher zuhause bleiben und die „Last“ der Erziehung tragen, sollte eher positive Anerkennung finden, fungieren sie damit doch als wichtiges Bindemittel der Familie.
Vielleicht sollte man eher mal kritisch titeln: „Männer tragen im Beruf die Hauptlast des Gelderwerbs“

Sternschnuppe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Sie leben wohl noch im Mittelalter? Zum Kinderwunsch gehören immer zwei und zur Betreuung auch. Wieso muss die Frau zu Hause bleiben? Männer tragen die Hauptlast beim Gelderwerb? Bitte? Meistens müssen heute beide arbeiten, damit es reicht. Da kann auch mal der Mann zu Hause bleiben.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sternschnuppe

Liebe Sternschnuppe, bitte verwechseln Sie nicht die Ideologie einer Unisex-Gesellschaft (ja, total modern) mit den real existierenden Menschen in Deutschland. Sollten Sie in der Schule arbeiten, reicht dafür ein Blick ins Kollegium: Wie viele männliche Lehrer arbeiten Vollzeit, wie viele weibliche tun dies?!

Sternschnuppe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Lieber Ron,
Ich bin nicht in der Schule tätig, sondern in der Industrie. Bei uns arbeitet ein Großteil der Frauen voll. Und ja ich lebe in der realen Welt. Sie sollten mal Ihr Frauenbild überdenken.
LG

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sternschnuppe

Ich persönlich bin ein Verfechter des Alleinverdienerhaushalts. Das setzt allerdings ein hinreichend hohes Einkommen und schon aufgrund des Rentensystems eine sehr stabile Beziehung voraus. Wer dann zuhause bleibt, ist mir völlig egal, die wirtschaftlichen Erwägungen geben dann halt den Ausschlag. Ich bin aber mal auf das Umfrageergebnis gespannt, wieviel Prozent der Väter und wieviel Prozent der Mütter sich für den Vollzeitjob bzw. für die Kindererziehung entscheiden würden. Auch bei gleichem sehr hohen Einkommen gehe ich von einem recht eindeutigen Ergebnis in Richtung klassischer Rollenverteilung aus.

GS in SH
1 Jahr zuvor

Ich kann nur hoffen, dass Eltern die Betreuung eines erkrankten Kindes nicht wirklich als „Last“ empfinden!
Oder es zumindest die Kinder nicht spüren lassen!
Oder zumindest nicht in Anwesenheit der Kinder darüber diskutieren, wer von beiden die lästige Aufgabe übernehmen muss!