VILLINGEN-SCHWENNINGEN. Zwischen (Schul-)mensa und Junk food auf die Hand: das Ernährungsverhalten von Jugendlichen gilt gemeinhin nicht gerade als vorbildlich. Ein Forschungsteam hat nachgefragt.
Lediglich die Hälfte der unter 35-Jährigen in Deutschland fühlt sich rundum gesund. Viele belastet die Unzufriedenheit mit der eigenen Figur und ein ungesundes Ernährungsverhalten im Alltag. Das zeigt eine aktuelle Befragung von 1.022 Bundesbürgern zwischen 14 und 34 Jahren im Auftrag der vivida bkk und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“.

Noch im Normalbereich oder schon übergewichtig?
53 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 14 und 34 Jahren haben das Gefühl, zu viele Kilos mit sich rumzuschleppen und würden gerne abnehmen. Zum einen der Fitness wegen, um tagsüber nicht mehr „häufig müde und schlapp“ zu sein. Zum anderen spiele aber das eigene Körperbild eine große Rolle, wobei sich hier ein deutlicher Gendergap zeige. „Das Gewicht ist vor allem für Frauen ein wichtiges Thema. Im Vergleich zu den Männern fühlen sich deutlich mehr Frauen zu dick“, umreißt Tanja Katrin Hantke, Ärztin bei der vivida bkk die Problematik.
Für ein besseres Körperbild mit weniger Fettpölsterchen würden sieben von zehn Befragten gerne mehr für sich tun, zum Beispiel durch regelmäßigen Sport oder eine gesündere Ernährung. So gaben 87 Prozent der jungen Frauen und 76 Prozent der befragten Männer in der Studie an, dass sie gerne gesünder essen würden.
Schule, Ausbildung, Studium und Beruf sorgten jedoch für Stress und zu wenig Zeit im Alltag, so die Studienautoren. Bei vielen fielen regelmäßige Mahlzeiten deshalb aus. Stattdessen stille nahezu jeder zweite junge Erwachsene den Hunger vornehmlich durch schnelle Snacks unterwegs. „Die eigenen Bedürfnisse werden dem Tagesablauf untergeordnet. Gegessen wird wenn gerade Zeit ist, oder einfach nebenbei“, so Hantke. Dabei würden viele unterschätzen, wie wichtig Essenspausen und eine ausgewogene Kost für den Körper und ein gesundes Körpergewicht sind.
Snacks erhöhen das Risiko der Gewichtszunahme
„Bei jedem Essen schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Das Hormon ist für die Regulierung des Blutzuckerspiegels verantwortlich“, erläutert Tanja Katrin Hantke. „Das Insulin im Blut sorgt nach dem Essen dafür, dass der Blutzuckerspiegel wieder sinkt, indem es den Zucker aus der Nahrung in die Zellen schleust, damit Muskeln und Organe mit Energie versorgt werden.“ Regelmäßiges Snacken führe jedoch dazu, so die Ärztin, „dass, vereinfacht gesagt, immer wieder Insulin ausgeschüttet wird und die Leber das Überangebot an Zucker in Form von Fett speichert.“
Ob Menschen durch häufiges Snacken zunehmen, hänge im Wesentlichen vom Körpertyp, von der Zusammensetzung der Zwischenmahlzeiten, wann sie eingenommen werden und der sportlichen Aktivität der Einzelnen ab. Wer häufiges Snacken vermeiden möchte, sollte ausreichend und vor allem regelmäßig trinken. Denn auch Wassermangel könne sich als Hunger bemerkbar machen. „Eine bewusste Ernährung im Alltag ist kein Hexenwerk. Was sie ausmacht, können Interessierte leicht lernen“, sagt die Gesundheitsexpertin. (ots)
Das ist bei älteren Erwachsenen nicht anders. Ist das echt eine Meldung wert?
In den USA, dem Land, das uns oft 10 Jahre voraus ist, sinkt die Lebenserwartung der Bevölkerung seit Jahren deutlich. Dies mag nicht nur, aber zumindest teilweise auch an den Essgewohnheiten seiner Bürger liegen. Doch wer jetzt meint, wir brauchen schon wieder ein neues Fach, um richtige Ernährung zu lernen oder vielleicht alternativ dazu gemeinsames Mensaessen in der Schule, der irrt. Der Fett- und Zuckermissbrauch hat in meinen Augen seine tieferen Ursachen nicht in mangelndem Wissen über gesunde Ernährung, sondern in psychologischen Faktoren. Erfolglose Sinnsuche, Entfremdung, Vereinsamung sind starke Triebfedern, um nach der Tüte Chips zu greifen. Wenn man keine Erfüllung im Leben findet, wählt man Kalorien als Trostpflaster. Unsere gesellschaftliche Großaufgabe wäre eine Rückbesinnung auf Familie, überschaubare Gemeinschaft, Heimat und Zuhause. Auch mir ist während der letzten Jahre einiges in Bezug auf meine Arbeit verloren gegangen und ich betreten die Schule immer ungerner. Wenn ich nur noch in gestresste Gesichter schaue, überarbeitete, hetzende Menschen sehe, möchte auch ich auf meinem Weg zur Arbeit noch schnell beim Bäcker halt machen, um wenigstens den wohlig süßen Abgang eines Schokocroissants zu spüren.
Materiell ist von der Politik im Bereich „gesundes Schulessen“ sowieso nichts zu erwarten. Ich erinnere einmal an „Initiativen“, die allesamt gescheitert sind:
Das einzige, was bleibt und garantiert nichts kostet: Lehrkräfte mögen doch bitte ihre Schüler und Schülerinnen im Rahmen des Unterrichts zu gesunder Ernährung „erziehen“, Aber bitte so, dass kein „wichtiger“ Unterrichtsstoff wegfällt, sonst gibt’s einen mit der PISA-Keule übergezogen. Und wenn’s nicht klappt, hat man gleich den passenden Sündenbock.
„Lehrkräfte mögen doch bitte ihre Schüler und Schülerinnen im Rahmen des Unterrichts zu gesunder Ernährung „erziehen““ … und ihre Lerngruppe mittäglich verpflichtend in die Schulmensa begleiten, um gemeinsam mit ihnen in ihrer eigenen unbezahlten Mittagspause ein „gesundes“ Mensaessen einzunehmen und nebenbei die Kleinen noch ein bisschen zu beaufsichtigen. Dann schlagen die Pädagogen auch erholt im folgenden Nachmittagsunterricht auf und müssen sich lautstärketechnisch nicht erst wieder gewöhnen.