Unterrichtsversorgung sinkt auf Rekord-Tief, Einstellungsrunde wird zum Flop

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HANNOVER. Weil die Zahl der Schüler steigt und viele Lehrer ausfallen, sinkt die Unterrichtsversorgung in Niedersachsen auf einen Tiefstwert. Die Kultusministerin will gegensteuern, doch die Aussichten sind düster. Bei der aktuellen Einstellungsrunde können wohl nur noch zwei Drittel der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden.

Es geht tief hinab bei der Unterrichtsversorgung. Foto: Shutterstock

Der Lehrermangel in Niedersachsen wird immer dramatischer. Wie Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) am Mittwoch bekanntgab, ist die Unterrichtsversorgung an den Schulen auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Statistik vor 20 Jahren gesunken. Der aus dem Verhältnis von Schülern und Lehrerstunden ermittelte Wert lag demnach zum Stichtag am 8. September 2022 bei 96,3 Prozent (Vorjahr: 97,4 Prozent). «Die Zahlen bestätigen einmal mehr den großen Handlungsbedarf», sagte Hamburg.

Die Unterrichtsversorgung gibt wieder, ob für die errechnete Zahl an Unterrichtsstunden auch genügend Lehrerinnen und Lehrer vorhanden sind. Werte von über 100 Prozent sind möglich, wenn über das Pflichtangebot hinaus Lehrer für weitere Angebote oder etwa Vertretungsstunden zur Verfügung stehen. Unterrichtsausfall wegen kurzfristiger Erkrankungen von Lehrern erfasst die Statistik nicht.

Was hat zu dem erneuten Rückgang geführt? Die Ministerin verwies zur Erklärung darauf, dass es zum einen mehr Schülerinnen und Schüler gebe als in den Vorjahren und zum anderen mehr Lehrkräfte wegen Schwangerschaft, langanhaltenden Krankheiten oder Teilzeitbeschäftigungen nicht zur Verfügung standen. Hinzu kämen gestiegene Anforderungen an den Schulen etwa durch Inklusion und Ganztagsunterricht. Besonders ausgeprägt ist der Lehrermangel laut Statistik an Haupt- und Förderschulen. Gymnasien und Grundschulen stehen dagegen vergleichsweise gut da.

Was unternimmt das Land gegen den Mangel? Gegensteuern will Hamburg kurzfristig mit Entlastungspersonal abseits von Lehrkräften – dazu könnten IT-Helfer und Sozialpädagogen zählen. Längerfristig soll vom kommenden Jahr an die Bezahlung von Grund-, Haupt- und Realschullehrern auf das Niveau von Gymnasiallehrern angehoben werden. Außerdem strebt das Ministerium höhere Ausbildungskapazitäten und eine bessere Planung an, wie viele Lehrkräfte wann und wo benötigt werden. Zudem müsse es gelingen zu vermitteln, dass man als Lehrerin oder Lehrer einen herausfordernden, aber zugleich attraktiven Job ergreifen kann, erklärte Hamburg.

Wie schnell kann die Lage verbessert werden? Die Hoffnung der Ministerin liegt darin, dass sich jede der geplanten Maßnahmen «in Nuancen positiv auswirken» wird, so dass in den nächsten Jahren eine klare Verbesserung zu sehen sein wird. Weil jedoch auch weiterhin Lehrer aus dem Beruf ausscheiden werden und sich etwa die Wirkung von mehr Studienplätzen erst in sechs bis acht Jahren zeigen wird, dürfte noch einige Zeit Geduld gefragt sein. Zudem gehen Prognosen von weiter steigenden Geburtenzahlen aus. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz geht deshalb von 20 Jahren Lehrermangel aus (News4teachers berichtete).

Wie aussagekräftig ist die Statistik? Hamburg erklärte, die Unterrichtsversorgung allein sage nichts darüber aus, welche Lehrkräfte tatsächlich fehlten, so dass der Wert kaum helfe, um die Situation an den Schulen zu verbessern. Allerdings erkannte die Ministerin an, dass die Belastungen für Schüler und Lehrer in den vergangenen Jahren enorm gewesen seien – durch Corona, durch die Aufnahme von Flüchtlingen und durch fehlendes Personal. Daher mache jeder Prozentpunkt weniger in der Unterrichtsversorgung einen spürbaren Unterschied an den Schulen.

Was sagen die Gewerkschaften? Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) zeigte sich entsetzt – die neuen Zahlen seien noch schlechter als erwartet. Die Gewerkschaft GEW erklärte, es brauche eine Unterrichtsversorgung von 107 Prozent, damit dauerhaft alle Unterrichtsstunden stattfinden können – davon ist das Land also weit entfernt. GEW-Landeschef Stefan Störmer warnte: «Wer jetzt nicht sofort alles daran setzt, die Rahmenbedingungen für die Schulbeschäftigten zu verbessern, lässt das ganze System kollabieren.» Auch der Trend bei den Neueinstellungen zum neuen Schulhalbjahr sei katastrophal.

In der Tat: Laut Ministerium konnten zum Februar erst 941 neue Lehrkräfte eingestellt werden, obwohl inklusive Nachträgen 1335 Stellen ausgeschrieben worden waren. News4teachers / mit Material der dpa

„Wie in einem schlechten Film“: KMK-Gutachten zum Lehrermangel sorgt bundesweit in Schulen für Empörung

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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

30 Meter unter Null, unkontrolliert sinkend. Völlig überbleit für hier.
Narkotisches Blau, dann Schwarz. Druck schwer, ich leicht. Kopf weich.
Etwas atmet noch. Schimmer von oben, was war unten?
Stickstoff hoch, bin tief. Reserve rot. Schon wieder tot?
Schön hier.

FöL
1 Jahr zuvor

„Gegensteuern will Hamburg kurzfristig mit Entlastungspersonal abseits von Lehrkräften – dazu könnten IT-Helfer und Sozialpädagogen zählen.“
Ja, die IT-Fachleute und Sozialpädagogen stehen Schlange, um für 3,80 Euro an Schulen zu arbeiten und helfen dem gemeinen Lehrer auch ungemein. Ich bezweifle sogar, dass diese Stellen überhaupt geschaffen werden oder wieder nur Ausdruck der Hilfs- und Ahnungslosigkeit sind. Wir haben schon lange eine U-Versorgung von unter 70% und hören immer nur, was sollen wir machen? Die Stellen werden ja ausgeschrieben und nicht einmal das stimmt. Unser IT-Beauftragte Lehrkraft muss sich für 2 Ermäßigungsstunden um die 100 Rechner, 30 Smartboards und 40 iPads kümmern sowie um Drucker und andere Peripheriegeräte.
Unsere DSGVO- Lehrkraft muss ständig nachforschen, wo irgendwelche Messenger Server stehen, ob man noch irgendwelche Namen und Bilder in der Schule aushängen darf usw. Warum muss das jede Schule einzeln rausfinden? Das Land könnte ja einmal 3 IT-Fachleute für 3 Wochen einstellen, um einen DSGVO-konformen Messenger zu programmieren.
Mich ermüden die ganzen großartigen Vorschläge der ganzen Experten nur noch…

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor
Antwortet  FöL

Was Sie vorschlagen, ist doch aus sich jedes KM völliger Blödsinn. Nur mit möglichst dezentralen Lösungen kann man Lehrerkollegien auf Trab halten und aus der Grübelphase heraushalten.

Einer programmiert irgendetwas z. B. in Stuttgart und alle verwenden es. Völliger Hirnriss. Jede Schule bastelt sich händisch selbst eine Lösung zusammen. Handgestrickt vor Ort und dann auch noch jeweils eine DSGVO-Prüfung unterzogen.

Und dann auch noch 3 IT-Fachleute für 3 Wochen. Das könnte ja auch eine Fachkraft in 1 Woche erledigen 🙂 Rechnen ist ja auch nicht jedes KMs Sache.

🙂

Das Programmieren der Bildungsplattform Ella hat auch mehr als drei Wochen und Millionen EUR gebraucht und wurde dann eingestellt, der Nachfolger tritt nach 16 Jahren zum Roll-Out in Versuchsschulen an.

Last edited 1 Jahr zuvor by Der Zauberlehrling
Carsten
1 Jahr zuvor
Antwortet  FöL

Die Kreidetafel erwartet Euch geduldig zurück.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten

… und ist, nur ein wenig eingestaubt, sofort wieder hochgefahren.

Realist
1 Jahr zuvor

Gibt jetzt auch ’nen Song zur Situation:
https://www.youtube.com/watch?v=OeW8zAeS_Io

Game Over!

Lanayah
1 Jahr zuvor

Niedersachsen hat ja heute mal wieder A 13 amgekündigt Bei reichlich angenzenden Bundesländern sollten die sich damit beeilen.

Carsten
1 Jahr zuvor

Dann nehmen wir doch die „gestiegenen Anforderungen“ wie Inklusion und Ganztag wieder raus, auch interne und externe Evaluation, Konferenzen . . . und machen wieder das Kerngeschäft.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten

Und die Kinder, die betroffen sind, stellen wir so lange auf den Flur oder vor die Schultür?

vhh
1 Jahr zuvor

‚Großer Handlungsbedarf‘ und man strebt an (!), für höhere Ausbildungskapazitäten und bessere Planung zu sorgen. Die Unterrichtsversorgung sagt nichts über die reale Situation aus, gleichzeitig ist jeder Prozentpunkt weniger an den Schulen spürbar. Genaues Wissen, welche LK fehlen, gibt es scheinbar auch nicht. Gut dass Sozialpädagogen und IT-Helfer (was soll das sein, ich denke da eher an IT-Fachleute?) am Wegesrand wachsen. ‚In Nuancen positive‘ Erwartung und darum in den nächsten Jahren klare (?) Verbesserungen – gleichzeitig ist noch einige Zeit Geduld gefragt. Genauer 6-8 Jahre bis mehr Studienplätze sich auswirken, aber die eigene Kommission setzt nach langen Beratungen auf mindestens 20 Jahre. Passt gut zur vorgesehenen besseren Planung im KM. Bitte hört auf, genug gelacht, es tut langsam weh. Liest da eigentlich irgend jemand diese Pressemeldungen bevor sie aus dem Haus gehen?

ChatBot-Di
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

Stichpunkte: Schule + besser + jenseits Amtszeit
Niveau: kollektiv-konform
Stil: abwägend, ernst
Ausgabeformat: pdf mit Bearbeitungsschutz

Die voraussichtliche Erstellungszeit beträgt drei Minuten bei Ihrer aktuellen Datenübertragungsrate. Drücken Sie eine beliebige Taste um zu starten. _

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

Ich persönlich strebe es an, vor Unterrichtsstart in Ruhe (!) und Frieden ein Wurstbrot zu verspeisen.

Das mache ich auch.

Ganz schön was los „da oben“, ne?
Tja.

Erstmal Ruhe bewahren, Bot laufen lassen.

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor

Und bei dem Symbolbild kommt noch Licht von oben, daher unpassend.

„Dark Side of the Moon“ wäre passender gewesen.

Cinderella
1 Jahr zuvor

Gute Planung wär echt mal was. Mir wurde Anfang der Woche eine Planstelle zum 01.02. angeboten, und als ich tatsächlich nicht meine aktuelle Stelle innerhalb von 2 Werktagen kündigen konnte, war das Schulamt erstaunt und sehr verschnupft. Ist ja wohl meine Schuld, dass ich Arbeit und Essen auf dem Tisch will, ich hätte natürlich arbeitslos aber hoffnungsvoll darauf zu warten, dass man sich dazu herablässt, mich einzustellen. Jetzt, da ich dieses gnädige Angebot so undankbar abgelehnt hab, nur weil ich es rein rechtlich gar nicht annehmen konnte, muss ich natürlich auf der Warteliste zurückgestuft werden. Zur Strafe. Ein weiteres Angebot dieses Jahr (z.B. rechtzeitig angekündigt vor den Sommerferien) ist damit ausgeschlossen.

Wenn diese Gutsherrenmentalität sich nicht ändert, wird das auch mit künftigen Einstellungsrunden nix.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cinderella

Ich weiß ja nicht, was Sie nun derzeit arbeiten, aber vielleicht ist es ganz gut, dass sich für Sie die Planstelle nicht ergeben hat. Heutzutage würde ich mich als Junglehrer mit wenig Arbeitsjahren auf dem Buckel sofort umorientieren. Glauben Sie mir, dieses Irrenhaus, äh dieser Elfenbeinturm, schafft es, jemanden in kürzester Zeit zu demoralisieren.

Cinderella
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Ich arbeite seit ein paar Jahren als Lehrkraft an einer guten Privatschule. Habe nette Kollegen, vernünftige Ausstattung, weitgehend lernwillige und -fähige Schüler und eine angemessene Bezahlung. Wohne nur leider etwas weit weg von der Schule und kann mir vor Ort die abartigen Mieten nicht leisten, deswegen hätte ich eine andere nähere Stelle in Betracht gezogen – nur halt nicht mit quasi 0 Vorlaufzeit und auch nicht, wenn die vom Schulamt meinen, mich wie einen bettelnden Leibeigenen behandeln zu müssen. Privatschulen nehmen mich sofort mit Kusshand.

Andi Arbeit
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cinderella

Vor fast zehn Jahren durfte ich auch erneut in den Schuldienst eintreten. Kündigung beim vorherigen Arbeitgeber natürlich mitzubringen. Ich wurde eingestellt, wie gerade ausgelernte Erzieher….nix mit Anerkennung meiner ach so ,,furchtbaren Unterstufenlehrerausbildung“, nichts mit Anerkennung zusätzlicher erworbener Abschlüsse- nichts mit Anerkennung von jahrelanger Berufsvorbereitung sozial benachteiligter Jugendlicher- denn das war ja in freier Trägerschaft…woanders keine Tätigkeit möglich- ansonsten war ja absoluter Einstellungsstopp. Und die Aufgaben waren bei weitem anspruchsvoller als in der Schule!
Das macht mich alles nur noch krank und vor meiner Rente graust es mich schon seit Jahren!!! Erstaunlich, dass sich hier keine anderen pädagogischen Berufsgruppen zu Wort melden…da sieht’s doch meistens viel düsterer aus. Aber die haben ja durch ihren schwächere finanziellen Hintergrund weder Zeit noch Kraft dazu.
Vielleicht dürfen wir dann später Kopf wackelnd wenigstens die Pfandflaschen und Pausenbrote aus den Schulmülleimern sammeln.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Vermutlich hat sich das mit dem Studienseminar mit der höchsten Selbstmordrate in Meppen (Quelle: Lehrer im Referendariat: Die schlimmste Zeit meines Lebens, Süddeutsche Zeitung Online) nach mehr als 12 Jahren bei den jungen Menschen herumgesprochen. Da meiden viele das Lehramtsreferendariat in Niedersachsen vielleicht. Ist ja auch menschlich verständlich.

darkpower
1 Jahr zuvor

Und warum ist die Unterrichtsversorgung an Grundschulen vergleichsweise gut? Weil die Grundschulen Abordnungen von anderen Schulformen bekommen, sobald sie zu sehr ins Minus geraten. Gerne auch von den Gymnasien.
In unserer Region sind die meisten Grundschulen unter der angegebenen Unterrichtsversorgung.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  darkpower

Interessante Information!

Kanzler27
1 Jahr zuvor
Antwortet  darkpower

Und wenn regelmäßig ca. 6 Wochen nach Schulstart das Abordnungskarussell angeworfen wird, muss sich alles wieder neu sortieren. Dann werden schon mal Kolleginnen für 2 Stunden in der Woche auf die Reise geschickt. Oh, ein Ref. kommt mitten Schuljahr, wer geht dafür? Niedersachsen, haha….

Maike, Niedersachsen, 37
1 Jahr zuvor
Antwortet  darkpower

Und die Grundschulen taten mir von Herzen leid. Ich kann nur für mich sprechen. Wir hatten an unserem Gymnasium acht Anordnungen an zwei Grundschulen. Ich war eine davon. Ich hatte Panik. Ich habe nämlich gar keine Ahnung, wie man Erstklässlern das Lesen beibringt. Ich bin nicht kompetent. Und daher auch keine gute Unterstützung.
Aber das MK tut so, als sei jede Lehrkraft gleich. Das grenzt an Fahrlässigkeit.

Lanayah
1 Jahr zuvor

Nein, es tut so, als könne jede Gymnasiallehrkraft an der Grundschule unterrichten, aber nicht umgekehrt. Das zeigt sich auch in der Besoldung.

Ron
1 Jahr zuvor

Bislang wurden neben regulär ausgebildeten Lehrern auch zunehmend Quereinsteiger ohne pädagogische Qualifikation eingestellt, nach A13 vergütet und zu guten Teilen verbeamtet. Dies ist in meinen Augen unangemessen und führt mittelfristig dazu, dass immer weniger Lehramtsanwärter den aufwändigen regulären Ausbildungsweg beschreiten.
Ich schlage stattdessen vor, das Berufsfeld eines Hilfslehrers einzuführen, der mindestens eine Gehaltsstufe unter den voll ausgebildeten Kollegen angesiedelt wird und auch nur im Angestelltenverhältnis tätig ist. Damit ein solches Modell Akzeptanz und Zuspruch erfahren würde, bräuchte es eine klar definierte Ausbildung. Beim Hilfslehrers wäre z.B. eine dreijährige hochschulähnliche Ausbildung mit Praxisanteilen in der Schule denkbar – quasi die Wiedergeburt der einphasigen Lehrerausbildung. Der Praxisbezug würde dabei in den Vordergrund rücken, indem z.B. mit Hilfe von aktuellen Schulbüchern fortwährend Unterrichtsstunden entwickelt und erprobt werden. Das wissenschaftliche Studium tritt beim Hilfslehrers also zugunsten von Praxiskompetenzen in den Hintergrund. Erste fertige Kandidaten könnte man nach Start des Programms bereits nach 3 Jahren in den Schulen begrüßen. Das wäre doch was, zumal die neuen Kollegen bereits mit Praxiserfahrungen und einem Bündel von fertigen Unterrichtseinheiten an die Schulen kommen.
Zusätzlich würde ich mir den Ausbildungsberuf des Schulhelfers wünschen. Das wären dann Menschen, die nach einer pädagogischen Ausbildung Lehrer bei ihren Arbeiten z.B. im Bereich der Differenzierung von Lerngruppen unterstützen. Sie könnten auch Cool-Down-Räume betreuen oder Schüler – nach Weisung von Lehrkräften – bei individuellen Problemen unterstützen. Im Idealfall hätte dann jede Lehrkraft einige Stunden pro Woche an Unterstützung, die sie individuell und in direkter Absprache mit dem Schulhelfer nutzen könnte. So gäbe es vermutlich auch deutliche Entlastungseffekte in schwierigen Lerngruppen.

Seitenwürstchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Dürften wir ihnen auch die Füße küssen? Nur nach Weisung ihrer Majestät natürlich

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Seitenwürstchen

Müssen Sie nicht. Da Sie sich aber scheinbar daran stoßen, dass ein von mir vorgeschlagener Schulhelfer den unterrichtenden Kollegen zuarbeitet und diesen damit z.T. weisungsgebunden wäre, sei Ihnen berichtet, dass auch ich als Lehrer an die Weisungen der Schulleitung und der Schulbehörde gebunden bin. Ich schwebe also auch nicht freeflowtend durchs Gebäude und unterrichte nach Lust und Laune mal hier oder mal dort, sondern bekomme ganz klassisch und immer wiederkehrend angewiesen, wann, wo und wen ich mit welchem Fachinhalten zu bespaßen habe. Und wenn kurz vor Dienstschluss unplanmäßig eine Vertretungsbenachrichtigung für weitere zwei Stunden aufploppt, dann gehe ich da hin. Ganz einfach.

Seitenwürstchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

schlagen sie mal den Begriff empowerment nach…was völlig durchgeknalltes.
Schule denkt stets in hierarchischen Strukturen…Steinzeit…Schlafen sie weiter und wundern sich warum niemand Kollegen wie sie haben will.

Keko
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Oder ich studiere ein Fach welches mir mehr Möglichkeiten gibt?
Angenommen sie studieren Mathematik…
Die Wirtschaft wird sie wie ein Schwarzes Loch absorbieren wollen und im Schuldienst die Alternative mit E12.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Nennt sich in anderen Berufen „Fachangestellte“, bräuchte es dringend, allerdings muss man Sorge haben, dass die Länder damit die Lehrkräfte nicht entlasten, sondern entlassen. Wäre ja viel günstiger, als Lehrkräfte auszubilden.

Andi Arbeit
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Diese Hilfslehrer gibt’s schon längst- und eine Gehaltsgruppe tiefer? Mindestens DREI!!! Bei mir vier;(

Wolfgang
1 Jahr zuvor

Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut / man nicht getan hat!

Das kann doch nicht wahr sein
1 Jahr zuvor

Das hilflose Gebaren der KuMis suggeriert, dass das Ende des Schulsystems naht (ich prognostiziere, dass das spätestens bei Pensionseintritt der Boomer-KollegInnen der Fall sein wird. Dann werden wir uns die heutigen Zustände regelrecht zurückwünschen).

Meine bescheidenen spontanen Vorschläge, um den Lehrerberuf für Abiturienten attraktiver zu machen und die aktuellen KuK im Dienst weiter bei Stange zu halten, damit diese sich nicht anderswo umschauen:

– sofortige einmalige oder regelmäßige Boniauszahlung im vierstelligen Bereich
– sofortige Einführung von A13 für alle und nicht erst 2024
– Wiedereinführung des 13. Gehalts/Weihnachtsgeldes
– Weitere Facilities wie Jobticket, Dienstwagen für die SL, Diensthandys für alle KuK und MitarbeiterInnen an der Schule, digitale Endgerät sowieso
-kostenlose Rechtschutzversicherung für alle KuK
-lückenlose Arbeitszeiterfassung
-da Homeoffice nicht möglich ist: 4-Tage-Woche
-Ruhe- und Erholungsräume mit Lounge/Bar, Tischkicker und Sofa für Nickerchen zwischendurch ohne Großraumbürofeeling
– usw.

Ich meine die obigen Punkte alle ganz ohne Ironie- in Zeiten von Fachkräftemangel lockt man keine jungen Menschen mit miesen Arbeitsbedingungen in die Schulen. Meine Oberstufenschuler wollen Architektur, Elektrotechnik, Informatik, Medizin usw. studieren. Lehramt ist nicht darunter! Man möchte gute Bezahlung entsprechend der Ausbildung, Prestige, Work-Life-Balance- alles was Schule nicht bietet!! Von den hanebüchen Empfehlungen der SWK habe ich mich immer noch nicht ganz erholt…

Streamer01
1 Jahr zuvor

lückenlose Arbeitszeiterfassung“

Und Entlohnung von Überstunden!

Palim
1 Jahr zuvor

Danke, mit der Liste kann man arbeiten.

ClaraOswald
1 Jahr zuvor

Zusätzlich immer eine pädagogische Kraft, die sich während des Unterrichts um die Kinder kümmert, die ansonsten den Unterricht stören oder sprengen. Kleinere Klassen, mehr Unterstützung durch pädagogische und psychologische Fachkräfte. Elternarbeit muss von geschultem am besten systemisch arbeitenden Pädagogen begleitet und auch organisiert werden.
Coaches für das gesamte Kollegium und regelmäßige Supervision.
Anderes Schulsystem, Schwerpunkt auf die Hauptfächer, Kunst, Textil, Werken nur als WPK. Dafür in höheren Klassen Lebenspraxis.
Wie führe ich einen Haushalt, was für Versicherungen sind später sinnvoll. Halbjahres Praktika für SuS ab Klasse 8. Einmal in der Woche keine Schule, dafür Praxisarbeit, wechselnde Betriebe, die sich sicherlich darüber freuen, wenn sie etwas Hilfe bekommen. Und Lehrkräfte die an diesem Tag Zeit für Vor und Nachbereitung haben.
Ach ich könnte noch zig Dinge aufzählen, die man meines Erachtens nach besser machen könnte.
Warum müssen Jungens und auch Mädchen, sticken, stricken oder Holzarbeiten machen, wenn es sie so gar nicht reizt?
Dafür Lehrkräfte abstellen ist doch Blödsinn.

Last edited 1 Jahr zuvor by ClaraOswald
Heinz
1 Jahr zuvor

Das einzige was helfen würde ist flächendeckend den unnützen geschlossenen Ganztag auf offenen Ganztag zu ersetzen und das Angebot durch externe Kräfte vornehmen zu lassen.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Heinz

In SH nur offener Ganztag an GS (muss nämlich von Eltern mitbezahlt werden).
Trotzdem fehlen an unserer 3-zügigen GS 52 Lehrerstunden, also fast 2 Vollzeitkräfte!
Wir haben schon fast alle Nebenfächer wie Kunst und Sport an Hilfskräfte ausgelagert, trotzdem können wir das Fach Deutsch nur abdecken, weil uns 2 pensionierte Lehrerinnen dieses Jahr noch unterstützen, die bereit sind, für eine Wochenarbeitszeit von 7 Stunden TÄGLICH in der Schule zu erscheinen!

Heinz
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Ich hab es eher auf das große Ganze gesehen. Wenn alle nur offenen hätten, werden an anderen Schulen welche frei. In NRW bedeutet geschlossener Ganztag gleich angeblich 20 Prozent mehr Stellen ( natürlich auch teilweise nicht besetzt)

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

So ging es uns auch schon über Jahre.
Ein Mangel in Deutsch-Grundschule räumt auf mit dem Märchen, es seien immer nur MINT-Lehrkräfte an weiterführenden Schulen gesucht.

Müssten GS nicht die Verlässlichkeit und Betreuung für bestimmte Zeitstuden gewährleisten, würde deutlicher ersichtlich, wie viel Unterricht bereits ab Klasse 1 ausfällt.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Heinz

Dem stimme ich voll zu. Wir haben einen offenen Ganztag, der aber leider von der Schulleitung organisiert werden muss, und wo immer mehr Kolleginnen eingesetzt werden, die morgens rausgezogen werden, weil man PMs für diesen stressigen Job und diese schlechte Bezahlung kaum bekommt. Und auch diese zu findem und einzustellen ist Aufgabe der Schulleitung. Kein Wunder, dass auch das niemand mehr machen will.

nurmalso
1 Jahr zuvor

nurmalso: Sind die auf dem Bild zu sehenden Sauerstoffflaschen schon bestellt, um in Fällen von Schnappatmung ihren Einsatz zu finden?
Wahrscheinlich nicht, da der in einem 4teachers-Forum mal erwähnte Valiumleckstein am Eingang des Lehrerzimmers doch günstiger kommt.

ClaraOswald
1 Jahr zuvor

Tatsächlich sollte unser Schulsystem komplett überarbeitet werden. Skandinavien macht es vor. Pädagogische Fachkräfte (Erzieher und Sozialpädagogen) für die Pädagogik und Fachlehrer für den Unterricht. Beides dual und inklusiv, ohne Kinder auszuschließen und mit maximalem Lernerfolg.
Kleine Klassen, eine Schule für alle und ein größeres und vielfältigeres Kollegium, Lehrer sollen lehren, Pädagogen sollen sich um die pädagogischen Bedürfnisse der Kinder kümmern, Bürokräfte für die bürokratischen Aufgaben, ITler für den gesamten Medienbereich und natürlich Hausmeister für die ganzen Handwerklichen Arbeiten. Dies muss eng miteinander verknüpft werden und vor allem gerecht bezahlt werden. Grundschule Klasse 1 bis 9 bzw. 10 und dann wer will und kann Gymnasium. Keine unterschiedlichen Schulen, keine Lehrkräfte die mit zig unterschiedlichen Aufgaben belastet werden. Das klappt in anderen Ländern auch aber hier in Deutschland wird ja soziale Arbeit und alles was mit Menschen zu tun hat, gering geschätzt und schlecht bezahlt.
Ich habe als Erzieherin selber an Schulen gearbeitet und war geschockt über die Verhältnisse dort. Kinder die eigentlich nicht beschulbar sind, völlig überforderte Lehrkräfte, übergriffige Eltern, 2 Klassen Gesellschaft, schon in der Grundschule. Wir brauchen dringend eine Reform und müssen dringend von diesem Schulsystem weg, welches überhaupt nicht mehr zeitgemäß ist (wenn es das jemals war). Ja das kostet Geld und ja es wird hart aber so werden wir unseren Kindern bald nicht mehr gerecht.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  ClaraOswald

Dann schauen Sie doch mal bitte auf die Gehälter der Lehrer in Skandinavien im Vergleich zu Deutschland:
https://www.ifo.de/DocDL/ifosd_2007_5_7.pdf
Ist das auch vorbildlich?
Ironie am Rande: In Luxemburg sind die Gehälter weit höher, aber die PISA-Ergebnisse sind schwach.

Alla
10 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Allerdings geben deutsche Lehrer auch wesentlich mehr Unterrichtsstunden.
ZB: GSlehrer in Skandinavien: 22 Stunden, davon 20 U-Stunden und 2 Besprechungsstunden. Klassenlehrertätigkeit wird gesondert vergütet.