Trotz Rechtsanspruchs: Fast 400.000 Kitaplätze fehlen bundesweit – Linke kritisiert Bundesregierung

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Deutschlandweit haben Behördenberechnungen zufolge zuletzt 378.000 Plätze in Kindertagesstätten gefehlt. Das geht aus einer Antwort des Familienministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach fehlten 2021 – das sind die jüngsten verfügbaren Daten – in der Altersklasse ein bis drei Jahre 291.000 Plätze. In der Altersklasse zwischen drei und sechs Jahren sind es 87.000 Plätze.

Die Bedingungen in vielen Kitas werden den Bedürfnissen der Kinder nicht mehr gerecht. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Trotz eines Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz für Kinder ab dem ersten vollendeten Lebensjahr werde den Kindern die «Chance auf frühkindliche Bildung und soziales Lernen vorenthalten», kritisierte die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heidi Reichinnek. «Doch anstatt dass die Bundesregierung diese Zahlen zum Anlass nimmt, um Kommunen und Ländern endlich beim Ausbau von Kitas angemessen zu unterstützen, zieht sie sich weiter aus der Verantwortung.» Von den ständig steigenden Kosten für Kitas von mittlerweile jährlich knapp 50 Milliarden Euro trage der Bund nicht mehr als 2,8 Milliarden Euro.

Auch das im Koalitionsvertrag angekündigte Investitionsprogramm für Kitas gebe es bis heute nicht – das chronisch unterfinanzierte Kitasystem stehe so kurz vorm Kollaps wie noch nie, sagte Reichinnek. Aus der Anfrage geht hervor, dass zuletzt zwischen 2020 und 2022 zusätzlich Plätze für knapp 10.000 unter Dreijährige sowie für etwa 87.000 Kinder zwischen drei und sechs Jahren neu geschaffen wurden. News4teachers / mit Material der dpa

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5 Kommentare
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Against Fremdbetreuung
11 Monate zuvor

Und wieder wird geframt, was das Zeug hält: Kinder ohne Fremdbetreuung werden ihrer Bildungschancen beraubt und der Möglichkeit des sozialen Lernens! Arme Kinder, die bei ihren Eltern bleiben müssen…

Nora
11 Monate zuvor

Zustimmung pur!

Carsten60
11 Monate zuvor

Umso mehr müsste man froh und erleichtert sein, wenn es noch viele Eltern gibt, die für ihre Kinder eben keinen Kitaplatz beanspruchen, sondern selber dafür sorgen, dass sie bei Einschulung auch schulreif sind. Denn dass ein Kitabesuch dann die Schulreife garantieren soll, davon habe ich noch nie gehört. Darüber wird geschwiegen.

Lakon
11 Monate zuvor

Rechtsansprüche formulieren ist sehr viel einfacher als realistisch planen, ob eine Sache überhaupt durchführbar ist. In den Kitas meiner Umgebung ist der große Engpass, dass nicht genug Erzieher zu finden sind. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn nicht KI uns eine „Robonurse“ beschert.

TaMu
11 Monate zuvor

Obwohl ich längst an die Situation und an die Kommunikation gewöhnt sein müsste, bin ich immer wieder sehr betroffen. Für Kinder zwischen 1 und 3 ist eine stundenweise Förderung an wenigen Tagen unter der Woche erstens völlig ausreichend für die frühkindliche Bildung und mehr als diese wenigen Stunden, also unter 20 Stunden pro Woche, tun den Kindern nur in den Fällen gut, in denen ohnehin das Jugendamt involviert sein sollte.
Diese Lügerei auf Kosten der kleinen Kinder, ihnen würden die Plätze fehlen und sie seien deshalb benachteiligt, ist unsäglich.
Die Plätze fehlen den Eltern, den Arbeitgebern und der Wirtschaft. Ich wäre über eine ehrliche, gesellschaftliche Auseinandersetzung zu diesem Thema dankbar. Man könnte dann endlich auch darüber reden, ob die Betreuung über die maximal 20 Stunden pro Woche hinaus nicht vom Wirtschaftsressort zu managen wäre. Es geht hier nämlich eindeutig nicht um das Wohl der Kinder, sondern um ein geordnetes Umsortieren derselben, damit die allgemeine Wirtschaftskraft erhalten bleibt. Diese ist selbstverständlich auch in meinen Augen wertvoll. Ebenso wertvoll ist mir, ehrlich zu sagen, dass Kinder dabei stören und möglichst gut, das heißt auch kostspielig, untergebracht sein müssen. Da dies eine wirtschaftliche Investition ist und das Wirtschaftsministerium finanziell wesentlich besser ausgestattet ist, als das Sozialministerium, gehört die Betreuung der Kinder über die Förderstunden hinaus in wirtschaftlich kräftige Hände. Gerne dürften hier auch hochwertige Lobbyisten-Geschäfte den Kindern zugute kommen, die ja auch sonst das Leben der wirtschaftlich Starken bereichern.