Hamburgs vierter Corona-Abiturjahrgang hat minimal schlechter abgeschnitten als die Vorjahresabiturienten, ist aber immer noch besser als die Jahrgänge vor Ausbruch der Pandemie. «Die Schulbehörde gratuliert 8986 Schülerinnen und Schülern in Hamburg zum bestandenen Abitur. Der Notendurchschnitt ist mit 2,31 in dem Rahmen, den man erwarten konnte», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag bei der Präsentation der vorläufigen Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der aktuelle Abiturjahrgang um 0,03 schlechter. Damals schafften 9056 Abiturientinnen und Abiturienten einen Notenschnitt von 2,28.
In den vergangenen zehn Jahren lag der Notendurchschnitt laut Schulbehörde jeweils zwischen 2,36 und 2,46, während der vier Corona-Abiturjahre kamen die Schülerinnen und Schüler auf Durchschnittsnoten von 2,27 bis 2,31. «Während der Corona-Zeit haben wir um freundlichere Korrekturen gebeten, aber auch ein paar Erleichterungen auf den Weg gebracht», sagte Rabe.
«Wenn die Arbeit abgegeben ist und man kann das nicht beweisen, dann ist die Arbeit als Leistung auch entsprechend zu bewerten»
Weil für die Schülerinnen und Schüler coronabedingt in Summe 32 Unterrichtswochen – also fast ein ganzes Schuljahr – ausgefallen oder nur in Teilen erfolgt seien, hätten sie unter anderem 30 Minuten mehr Zeit zur Beantwortung der schriftlichen Prüfungen gehabt und eine konkretere Eingrenzung der Prüfungsthemen erhalten. Im kommenden Schuljahr werde dies nicht mehr der Fall sein. Dann gälten wieder die Prüfungsregeln der Vor-Corona-Zeit, sagte Rabe.
In diesem Jahr haben den Angaben zufolge wie schon im Vorjahr 264 Schülerinnen und Schüler die bestmögliche Abiturnote von 1,0 geschafft. Fast zwei Drittel von ihnen waren Frauen. Auf der anderen Seite sind 310 Jugendliche (3,3 Prozent) durchgefallen – 35 mehr als im Vorjahr (2,9 Prozent). Rabe wies angesichts der vielen guten Noten – 31,7 Prozent aller Abiturienten schafften einen Einserschnitt – Kritik zurück, dass das Abitur zu leicht sei. «Der alleinige Blick auf die besonders guten Abiturienten trübt manchmal die Einsicht, denn auf der anderen Seite gibt es auch welche, die (…) mit 3,8 im Notendurchschnitt das Abitur ablegen», sagte Rabe.
Die durchschnittliche Note für das Zentralabitur in 27 Fächern liegt den Angaben zufolge bei den 74 Gymnasien bei 2,22, bei den 85 Stadtteilschulen bei 2,45 und bei den Beruflichen Gymnasien bei 2,42. Im Vergleich zum Vorjahr schnitten die Gymnasien damit etwas schlechter, die Stadtteilschulen und Beruflichen Gymnasien etwas besser ab. Die Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen nannte Rabe ordentlich. Sie lagen in Deutsch bei 2,87, in Englisch bei 2,52 und in Mathematik bei 2,90. Die Ergebnisse seien damit etwas schwächer als im Vorjahr, aber besser als in den Vor-Corona-Jahren.
Die besten Abiturzeugnisse an den staatlichen Gymnasien gab es den Angaben zufolge mit einem Schnitt von 1,88 am Johanneum in Winterhude sowie am Christianeum in Othmarschen mit einem Schnitt 1,89. Bei den staatlichen Stadtteilschulen ganz vorne sind die Max-Brauer-Schule in Ottensen/Bahrenfeld mit einem Schnitt von 2,04 sowie die Stadtteilschulen Bergedorf und Winterhude mit einem Schnitt von jeweils 2,08. Auf den hinteren Plätzen landeten Gymnasien in Wilhelmsburg, Hamm und Finkenwerder sowie Stadtteilschulen in Borgfelde, Altona und Flottbek.
Glück gehabt haben jene Schülerinnen und Schüler, die in Verdacht geraten sind, während des schriftlichen Abiturs widerrechtlich den Textroboter ChatGPT genutzt zu haben (News4teachers berichtete). Weil sie nicht in flagranti erwischt worden seien, könne ihnen auch keine schlechtere Note gegeben werden. «Wenn die Arbeit abgegeben ist und man kann das nicht beweisen, dann ist die Arbeit als Leistung auch entsprechend zu bewerten», sagte Rabe. Bei der Korrektur der Arbeiten hatten sich einige Lehrkräfte über die hervorragenden schriftlichen Leistungen von Schülerinnen und Schülern gewundert, die ansonsten nicht dafür bekannt waren, und sich deshalb bei der Behörde gemeldet.
Die CDU-Bildungsexpertin Birgit Stöver sagte, Rabes Präsentation wirke, als solle ein augenscheinlich mittelmäßiger Abiturschnitt landesweit als Erfolg verkauft werden. Die Ergebnisse der nächsten Lernstandserhebungen müssten nun zeigen, inwieweit die Lernrückstände wirklich abgebaut werden konnten. Die fraktionslose FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein und die AfD forderten einen deutlich leistungsbezogeneren Unterricht.
Die Linken wiederum kritisierten den aus ihrer Sicht einseitigen Fokus auf die Hochschulzugangsberechtigung. «Ich würde es begrüßen, wenn der Schulsenator endlich auch die anderen Abschlüsse würdigt», sagte die Linken-Bildungsexpertin Sabine Boeddinghaus. Hamburger Schulen vergäben schließlich nicht nur das Abitur. «Und auch für den Ersten und den Mittleren Schulabschluss strengen sich die jungen Menschen an. Ihr Abschluss gehört ebenso gewürdigt.» Erst recht, wenn ständig geklagt werde, dass zu wenig junge Leute eine Ausbildung machen oder ein Handwerk lernen. Von Markus Klemm, dpa
Wegen ChatGPT und Co: BLLV-Präsidentin fordert neues Leistungssystem – ohne Noten
Oh je,
handschriftlich verfasste, unter strenger Aufsicht geführte Abiturprüfungen?
Jetzt dreht die BRD völlig durch.
🙂
Als gäbe es außer dem Abitur keinen Abschluss.
Ein Lob an diejenigen in Hamburg, die einen Abschluss außerhalb des Abiturs erworben haben und damit auch eine Leistung erbracht haben1
Wenn erst mal jeder Schüler die Schule mit einem Abitur verlässt, ist es völlig wertlos.
Ist doch nicht schlimm.
Weichen die Noten von den Vornoten ab – mündliche Prüfung! Ruhig zum selben Thema.
Weichen die Formulierungen vom generellen Schreibstil ab – mündliche Prüfung!
Oder, um das Ganze abzukürzen – nur noch mündliche Prüfungen.
Drei pro Fach für unterschiedliche Teilgebiete.
Gern auch mehr.
Bindet das Lehrkräfte? Jepp.
(Miniatur)Technik macht es möglich.
Gibt es nicht Massen an Hypern und digital first – Rufern und Schreiern?
Vielleicht sollen diese die Kids einstellen, die betrügen.
Auf den Toiletten alleine kann das kaum passieren mit dem “Schummeln”. Wenn sich Schüler in der kurzen Toilettenpause Mengen an Infos, Sätzen und Formulierungen m e r k e n können, brauchen sie diese differenzierte Hilfe von Chatty in der Regel nicht.
Wir werden zunehmend ent”machtet” (mir fällt kein besserer Begriff ein – aber nicht in die Schultasche gucken dürfen…. Passt “ohnmächtig” besser oder sind wir schon bei rechtslos?) und permanent verar…t.
So richtig verübeln kann ich das den Schülern nicht. Die machen, was geht und von “oben” zugelassen werden muss.
Wer ganze Sätze braucht, um zu schummeln, ist verloren. Aber eine Übersetzung bei einem englischen Wort, das man nicht kennt, ein Zweifel bei einem Rechenweg etc das kann helfen. Die KI ist eine Art persönliche Assistentin. Aber richtig ausgenutzt werden kann sie nur von den Cleveren, da haben Sie Recht.
Natürlich ist das Abitur viel zu einfach. Der Hinweis auf die besonders schlechten Noten führt ins Leere, weil bei einem anständigen Abitur diejenigen mit 3,0-3,3 und schlechter niemals in die Oberstufe gekommen wären.
In meinem Bundesland hat man bis Note 4 bestanden, wie ist das bei Ihnen?
Welches Abiturzeugnis ist mehr Wert, das von G8 mit dem Notenschnitt von 1,0 oder das von G9 mit dem Notenschnitt von 1,0?
Wert sind beide gleich viel. Aber die G8ler haben sich mehr anstrengen müssen, da sie das gleiche Ergebnis in weniger Zeit erzielen mussten. Deshalb gönnen sich so viele auch hinterher ein Jahr Auszeit….
G9ler gönnen sich kein Jahr Auszeit?
Womöglich oder wo möglich?
@Dil Uhlenspiegel
Dil, du digi-Diggi!
Volltreffer!
(Mit oder ohne ChatGPT?) 😉
Muss mal Fraulau fragen, ob die was bemerkt hat. (Wäre gut zu wissen für nächstes Schuljahr.)
…
Musse ja, is ja verantwortlich als Lehrerin! Ich schreib ihr ne Email, nach dem Spätfilm. Da sind Lehrer noch wach und freuen sich über ein bisschen Zuwendung, auch in Ferien!
“ja verantwortlich als Lehrerin”
Ja! Lehrkraft, der einzige Job, wo es noch Verantwortliche gibt, in einem Land voller “Verantwortung-von-sich-weg-Weiser” und “Hätt-ja-keiner-vorher-Wissen-können-Schlaumeier”.
Es lebe der Sündenbock!
Gen Z: “Lehamt? Ich bin doch nicht blöd!”
Alles selber gemacht, no digi inside 🙂
Wäre das begründete, zeitlich und örtlich begrenzte Stören von WLAN legal, dann hätten wir kein ChatGPT-Problem.