Handwerk will mehr Berufsorientierung in Schulen (im Sinne des Handwerks)

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HANNOVER. Jeder zweite Handwerksbetrieb kann nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Betriebe fordern nun mehr Unterstützung bei der beruflichen Orientierung in Schulen – am besten gleich ein eigenes Schulfach „handwerkliches Arbeiten“.

Es soll gehandwerkt werden – in der Schule. Foto: Shutterstock

Angesichts der schwierigen Lage am Ausbildungsmarkt fordert die Landesvertretung der Handwerkskammern in Niedersachsen mehr Aufmerksamkeit für handwerkliche Berufe im Schulunterricht. Die Schülerinnen und Schüler müssten in ausreichendem Maße über die vielfältigen Möglichkeiten informiert werden, die das Handwerk biete, teilte die Landesvertretung (LHN) am Dienstag mit.

Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge sei bis zum Stichtag am 30. Juni im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 Prozent gestiegen. Demnach seien bis Ende Juni 7758 Ausbildungsverträge im Handwerk abgeschlossen worden, sagte die LHN-Hauptgeschäftsführerin, Hildegard Sander.

Insgesamt seien die Ausbildungszahlen in den letzten Jahren aber rückläufig. Die Hälfte der Betriebe hätte in diesem Jahr noch unbesetzte Ausbildungsstellen. «Im vergangenen Jahr konnten 60 Prozent der Betriebe ihre Ausbildungsplätze vollständig besetzen», sagte der stellvertretende LHN-Vorsitzende, Detlef Bade. Die Lage am Ausbildungsmarkt hätte sich damit weiter verschärft, sagte Bade. «Für die jungen Menschen bedeutet es aber, dass ihnen alle Möglichkeiten offen stehen.»

«Mit Blick auf die vielfältigen Herausforderungen im Rahmen der Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Klimaneutralität brauchen wir mehr Fach- und Arbeitskräfte im Handwerk»

Aus einer Umfrage der LHN bei etwa 1300 niedersächsischen Handwerksbetrieben geht hervor, dass circa 60 Prozent der Ausbildungsbetriebe der Meinung sind, dass keine ausreichende berufliche Orientierung an den allgemeinbildenden Schulen in ihrer Region stattfindet. 70 Prozent der Betriebe halten demnach eine Überprüfung der Qualität durch das niedersächsische Kultusministerium für sinnvoll.

Konkret gefordert werde, dass handwerkliches Arbeiten und Ausprobieren als dauerhaftes und verbindliches Schulfach schon in der Grundschule aufgenommen wird, sagte der stellvertretende LHN-Geschäftsführer Bade. Zudem sei eine intensivere Berufsorientierung in Gymnasien notwendig. «Mit Blick auf die vielfältigen Herausforderungen im Rahmen der Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Klimaneutralität brauchen wir mehr Fach- und Arbeitskräfte im Handwerk», sagte Bade. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

Bundesland erschwert Zugang zum Gymnasium, um dem Handwerk mehr Nachwuchs zu verschaffen – ist das sinnvoll?

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13 Kommentare
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Ich_bin_neu_hier
9 Monate zuvor

„…handwerkliches Arbeiten und Ausprobieren als dauerhaftes und verbindliches Schulfach schon in der Grundschule“ – Gerne – wenn die Handwerksbetriebe ihre Meister dafür abstellen, um die entsprechenden Stunden abzudecken.
Wir haben nämlich einen Lehrkräftemangel, meine Damen und Herren! Da könnt Ihr alle ganz viel fordern und werdet doch nur sooo wenig bekommen: willkommen in der Wirklichkeit!

Ach, übrigens: egal, wie gut ich ausgebildet bin, wie gut ich fortgebildet werde, bezahlt werde, von der Gesellschaft respektiert werde – ich kann keinen einzigen Schüler, keine einzige Schülerin dazu bringen, dass er, sie, divers gleichzeitig Heizungsbauer/-in, Feuerwehrfrau/-mann, Rettungssanitäter/-in, Krankenschwester, Landarzt/-ärztin, Altenpfleger/-in, Erzieher/-in, Lehrkraft (vorzugsweise mit MINT-Fächern) wird oder sogar noch viele weitere Berufe mehr zur gleichen Zeit ergreift. Meine Kolleginnen und Kollegen können das übrigens genauso wenig (soweit ich weiß – vielleicht hat hier ja doch jemand pädagogische Superkräfte? Dann bitte sofort melden!).

Denkt mal bitte alle über das Problem nach. JETZT. Ja, es ist ein Problem. Ja, es ist Euer Problem – nicht allein oder primär das der Lehrkräfte: die können das nicht (!) für Euch lösen. Und dann denkt Euch was aus. Eine Lösung. Selber. RECHTZEITIG, bitte!

Danke.

Realist
9 Monate zuvor

„XYZ will mehr ABC von den Schulen“

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Irgendwelche Problemlagen beim gesellschaftlichen Sündenbock abladen? Nur zu! Keine Scheu! Ist gesellschaftlich voll akzeptiert!

Riesenzwerg
8 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Das Handwerk stellt Forderungen – ich finde das berechtigt.

Die Wirtschaft knallt uns seit Jahren um die Ohren, was sie brauchen und wollen …. Und wir sollen.

Komisch, dass dabei ein Fachkräftemangel im Handwerk entsteht…. und in den anderen – wichtigen! – Berufen. *schulterzuckgrübelundschlagvordenkopf

vhh
9 Monate zuvor

Da fehlen noch die Fächer „Kaufmännisches Arbeiten“ und „Soziale Arbeit“,die dafür notwendigen Stunden streichen wir bei D,E,M. Das sollten dann aber IHK-qualifizierte Kräfte machen, den Lehrern kann man da nicht trauen. -Ironie Ende-

Kim P
9 Monate zuvor
Antwortet  vhh
  • Schulfach Glück
  • Schulfach Gesundheit
  • Schulfach Jura / Steuererklärungen ausfüllen
vhh
9 Monate zuvor
Antwortet  Kim P

Da sieht man’s schon, die habe ich vergessen. Wenn man Lehrer etwas regeln lässt, ich sag’s ja…

Schlaubi
9 Monate zuvor

Die Schule ist wie ein Reisekoffer und ein Anliegen/Wunsch an die Schule wie ein Taschentuch:
Egal wie voll der Reisekoffer ist, ein Taschentuch passt immer noch rein.
Seien wir doch ehrlich: Taschentücher kann man immer gebrauchen.

Konfutse
9 Monate zuvor

Witzig! Hier in BW:
Das Schulfach „Handwerkliches Arbeiten“ aka. „Technik“ wurde 2016 in der Realschule dergestalt verändert und verhunzt, dass es mehr verkopft als praktisch arbeitet. Für die Praxis haben wir wegen der Theoriefülle nur noch wenig Zeit. In der theoretischen Prüfung war es bis jetzt so, dass man mit Wischiwaschi-Antworten (z.B. auch in der Lösung vom KuMi als „Individuelle Antworten möglich“) bisher alles Mögliche bepunkten konnte, wahrscheinlich weil die Prüfungskommission selber keine Ahnung hat, weil ganz pikant meines Erachtens: Ein ziemlich schlechtes, völlig oberflächliches und unübersichtliches Schulbuch als heimlicher Lehrplan und als Prüfungsgrundlage herangezogen wird. Von grundlegendem Basiswissen kann im Technikunterricht aufgrund der Themenfülle nicht gesprochen werden. Von handwerklichem Know-how ganz zu schweigen. So und nicht anders wirbt man technisch Interessierte ab. Gut gemacht SPD in BaWü. Aber die IHK hat Stoch und Co. gefeiert! Jetzt haben wir den Salat.

Riesenzwerg
9 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Das ist mit Hauswirtschaft – Haushaltslehre und nun in SH Verbraucherbildung genauso.

Allerdings eben auch auf Fö- und ESA-Niveau.

Ich habe bis heute nicht begriffen, warum diese Schüler dauerhaft mit Papier (und nun digital) zu köpfischen Höchstleistungen (oder tief darunter) gezeängt werden müssen.

Deren Stärken liegen woanders – liebe Sparpolitiker …

Dil Uhlenspiegel
9 Monate zuvor

Schulen wollen mehr Schulorientierung vom Handwerk (im Sinne der Schulen).
Schulen wollen mehr Schulorientierung vom Staat (im Sinne der Schulen).
Schulen wollen mehr Schulorientierung von den Wissenschaften (im Sinne der Schulen).
Schulen wollen mehr Schulorientierung von der Gesellschaft (im Sinne der Schulen).
Schulen wollen mehr Schulorientierung von der Politik (im Sinne der Schulen).
Schulen wollen mehr Schulorientierung vom Staatshaushalt (im Sinne der Schulen).
Schulen wollen mehr Schulorientierung vom Steuerzahler (im Sinne der Schulen).
Schulen wollen mehr Schulorientierung von der Wirtschaft (im Sinne der Schulen).
Schulen wollen mehr Schulorientierung von Eltern (im Sinne der Schulen).
Schulen wollen mehr Schulorientierung von der IT (im Sinne der Schulen).
Schulen wollen mehr Schulorientierung von der Psychologie, Betreuung, Individualförderung, Inklusion, Prävention, Aufklärung, Überweisungsausfüllen, privates Vermögensmanagement, Versicherungskunde, Weltklimakrise, Kriegsführung, Rechtsruck, KI, Demokratiewahrung, gesundem Essen, Biodiversität, Emanzipation, Gleichstellung, Multikulti, Kunterbunt, Pandemiekontrolle, Drogenaufklärung, Suchtbekämpfung, Reiseunternehmen (im Sinne der Schulen).

etc.

So einfach geht das, bitteschön.

Last edited 9 Monate zuvor by Dil Uhlenspiegel
Lisa
9 Monate zuvor

Wir hatten früher Werken. Leider in den Siebzigern nur die Jungs. Wir Mädchen hatten Handarbeit, leider. Aber beide hatten wir Hauswirtschaft. Warum noch gleich wurde das abgeschafft?

Realist
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

„Hauswirtschaft“

Einen privaten Haushalt zu führen und Kinder zu erziehen generiert keine Steuereinnahmen und keine Sozialversicherungsbeiträge und wird daher nicht als „Arbeit“ angesehen.

Und die Pflege von privaten Hobbys zu fördern kann nun wirklich nicht Aufgabe der Schulen sein…

potschemutschka/Bücherleser
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Ich hatte in dieser Zeit noch beides, für Jungen UND Mädchen. Und ab der 8. Klasse noch den Unterrichtstag in der Produktion (UTP), auch für beide Geschlechter. Da haben Jungen und Mädchen gelernt mit Werkzeugen, auch mit Nadeln und Faden umzugehen. Ach und Schulgarten-Unterricht hatte ich auch noch.