Philologen fordern Ende der Pflichtprüfungen nach Klasse 10 an Gymnasien

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Der Philologenverband NRW fordert, dem Berliner Beispiel zu folgen und die zentralen Prüfungen am Ende der 10. Klasse auch an den nordrhein-westfälischen Gymnasien abzuschaffen. Größter Knackpunkt sei die fehlende Relevanz der Prüfungen für die meisten Gymnasiasten, kritisierte der Lehrerverband am Mittwoch in Düsseldorf.

Ruhe in Frieden… Foto: Shutterstock

«Nur wenige von ihnen verlassen das Gymnasium tatsächlich nach der Mittelstufe», hieß es. Diese überschaubare Personengruppe solle die Prüfung künftig besser freiwillig ablegen, während die Verpflichtung für alle anderen entfallen könne.

Der Berliner Senat hatte am Dienstag einen Gesetzentwurf beschlossen, wonach die schriftlichen Prüfungen für den mittleren Schulabschluss an Gymnasien noch in diesem Schuljahr abgeschafft werden sollen. Laut Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) entlastet das die Lehrkräfte, die sich dann stärker auf ihre eigentlichen pädagogischen Aufgaben konzentrieren könnten, was wiederum die Bildungsqualität verbessere.

Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 könnten sich verstärkt auf den Übergang zur gymnasialen Oberstufe vorbereiten. Wenn das Abgeordnetenhaus zustimmt, würden Berliner Gymnasiasten den mittleren Abschluss künftig schlicht durch Versetzung in die elfte Klasse erwerben.

«Die Berliner Entscheidung ist richtig, sie kommt zur rechten Zeit und bringt sehr viel für alle Beteiligten», lobte die Vorsitzende der Philologenverbands NRW, Sabine Mistler. Der überwiegend Gymnasiallehrer organisierende Verband habe Sorge, dass für den Übergang in die Oberstufe wichtige Unterrichtsinhalte nicht ausreichend vermittelt werden könnten, da für die Vorbereitung auf die Prüfungen zum Ende der 10. Klasse wertvolle Unterrichtszeit verloren gehe. Der Verband forderte, «die Sinnhaftigkeit des Formates für die Schulform noch einmal zu hinterfragen». News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

 

„Entlastung“: MSA-Prüfungen an Gymnasien in Berlin werden abgeschafft – Grüne: Unfair!

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Fakten sind Hate
7 Monate zuvor

Die Relevanz ist die Vergleichbarkeit zwischen den verschiedenen Bildungsgängen. Ebenso, dass ohne die Klasse10-Prüfungen die abgehenden Gymnasialschüler keinen anerkannten Abschluss haben.

Mika
7 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Letzteres kann man ändern. Es sollte auch kein Problem sein, dass die SuS, die nach der 10. Klasse das Gym verlassen wollen, die MSA-Prüfungen der Oberschule schreiben. Im Regelfall wissen die SuS bereits im Februar/März, dass sie abgehen wollen.

Fakten sind Hate
7 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Die Schüler, die dann die Einführungsphase absolviert haben und nach zwei Versuchen nichtmals die Fachhochschulabschluss geschafft und somit 3 Jahre verloren haben, sehen das sicherlich anders.

Ob ein staatlicher Abschluss anerkannt wird, entscheiden auch nicht der Staat, sondern letztendlich der einstellende Betrieb und dieser hat schon in vielen Fällen das Abitur als Voraussetzung statt ehemals die Mittlere Reife. Auch staatliche Institutionen gehen mittlerweile sogar zum Abitur hin. Die Polizei beispielsweise.

Schlaubi
7 Monate zuvor

Ich bin für eine Beibehaltung drr Prüfungen und sogar für eine Verschärfung :
Wenn ein Kind auf dem Gymnasium in mind. einer dieser Prüfungen in Klasse 10 eine 5 oder schlechter erhält, ist ein Übergang in die Sek2 nicht möglich.

Walter Hasenbrot
7 Monate zuvor

So gut wie alle Gymnasialschüler erreichen mit der Fachhochschulreife oder dem Abitur einen höheren Abschluss.

Insofern ist die allgemeine Prüfung für alle Gymnasialschüler in Klasse 10 wegen fehlender Relevanz wirklich fehlgeleitet und eine Ressourcenverschwendung.

Gymnasien müssen mit der zentralen Prüfung in der 10 und dem Abitur zwei große Organisations- und Korrekturaufgaben bewältigen.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Also: Freiwillig MSA
Wer MSA nicht macht und das Abitur nicht schafft -> MSA (Prüfung) nachholen oder „Pech“.
Finde ich sinnvoll.

Gelbe Tulpe
7 Monate zuvor

Das ist auch überflällig. Wir hatten auch keine Endprüfung nach der 10. Klasse, und die Abgänger nach der 10. Klasse vom Gymnasium waren den Absolventen der Realschule überlegen.

Dirk Meier
7 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Ob das für heutige Gymnasiasten in NRW auch gilt? An unsere Schule wechseln regelmäßig Schüler des örtlichen Gymnasiums nach der 10. Klasse. Da sind ziemlich gute dabei, aber es kommen auch welche, denen ich das Realschulniveau klar absprechen würde. Auch mit grottigen Leistungen wird man am Gymnasium bis zur 10. Klasse durchgeschleift. Zur Qualitätssicherung sollte die Abschaffprüfung auf jeden Fall durchgeführt werden. Die Teilnahme sollte allerdings freiwillig sein.

Mo3
7 Monate zuvor

In NRW machen die ZAPs 50% der Abschlussnote aus, von daher sind sie durchaus versetzungsrelevant. Außerdem sollten sie für Gymnasiasten machbar sein, auch wenn unsere Lehrer anscheinend etwas nervös sind, bzw. etwas übereifrig versucht haben uns Eltern beim letzten Elternabend zu beruhigen.

Cuibono
7 Monate zuvor
Antwortet  Mo3

Es geht nicht darum, dass die Gymnasiasten es nicht schaffen könnten, sondern um den Aufwand, den die Schule und die Lehrer betreiben müssen. Dabei schaffen sowieso alle Gymnasiasten den Quatsch.
Die einzigen, die schreien (hier in Berlin, weil da gerade MSA für Gymnasien abgeschafft wird), sind die Grünen: ungerecht den GMS- und Sekundarschülern gegenüber. Weil, so die Begründung, der 1,0 Sekundarschüler nun diese Prüfung schreiben muss, während der 4,0 Gymnasiast einfach so in die Oberstufe versetzt wird. Und das ist total ungerecht. Gähn, man hatte es erwartet. Gut, dass der Unsinn am Gym aufhört.

DerechteNorden
7 Monate zuvor
Antwortet  Cuibono

Da haben die Grünen in Berlin nicht aufgepasst. Es gibt auch andere Wege.
In SH müssen Gymnasialschüler*innen an Gemeinschaftsschulen nicht am MSA teilnehmen, sie können sich davon befreien lassen (Antrag genügt). Deshalb finden an Gymnasien in SH logischerweise auch keine Pflicht-MSA-Prüfungen statt.

vhh
7 Monate zuvor

Geschätzte Philologen, verbietet doch einfach den OS-Besuch mit FOR-Q oder schafft den Q-Vermerk ab, das wäre ehrlicher. Die Vorbereitung zum MSA an den Gesamtschulen frisst jetzt schon das letzte Halbjahr, der Q-Vermerk erlaubt zwar formal die Oberstufe, bereitet aber nicht besser darauf vor als der einfache MSA. Bisher waren die SuS mit mittlerem Abschluss ein Jahr älter, ein sehr wichtiger Entwicklungsvorsprung, jetzt kommen sie mit gleich alten Gymnasiasten an, die auch noch deutlich mehr NW- und deutlich besser vorbereitenden Englischunterricht hatten. Die Unterrichtszeit zur Vorbereitung auf die Oberstufe geht auch jetzt schon allen FOR-Q – SuS verloren, und das sollte ausgerechnet Gymnasialschüler entscheidend benachteiligen? Wenn das so ist, was rechtfertigt dann den elitären Anspruch, einen qualifizierenden Abschluss ohne Prüfung zu bekommen? Die Fülle an Stoff, die bis dahin erlernt wurde, die nur leider nicht reicht, um diesen Abschluss nebenbei zu schaffen? So viel Angst vor Vergleichbarkeit? Die SuS mit MSA müssen sich bis zum Abitur an andere Ansätze und Methodik gewöhnen, aber für Gymnasiasten ist deren Zulassungsprüfung nicht zumutbar, interessante Sichtweise. Ich unterrichte in der OS übrigens Schüler beider Bildungswege.

Mo3
7 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Ist der/die MSA/ZAP denn so weit weg vom Lehrplan, dass es so intensive Vorbereitung braucht?

Ursula
7 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Der MSA sollte für Gymnasiasten in der 10. Klasse kein Problem sein und dürfte eigentlich ohne viel Übungsaufwand zu bewältigen sein. Hier geht es schließlich um das Abfragen der absoluten Grundlagen, die in Klasse 5-10 nachhaltig vermittelt werden sollten. Ich habe meinen Sohn auf diese Prüfungen vorbereitet. In Mathematik sind es weitgehend einfache Aufgaben zu allen relevanten Themen, aber es wird wirklich nur die reine Methodik verlangt. Einfache Gleichungssysteme, einfache Dreiecksberechnungen, Dreisatz, Prozentrechnung, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Bruchrechnung, Zahlen nach Größe sortieren, einfache Funktionen. Für jede Aufgabe gibt es nur wenige Punkte, so dass man nicht gleich durchfällt, wenn man mal eine Aufgabe nicht kann. In Englisch und Deutsch sind die Prüfungen sowieso kein Problem, wenn man 6 Jahre das Gymnasium besucht hat.

Dirk Meier
7 Monate zuvor
Antwortet  Ursula

Man sollte die bayrische Realschulabschlussprüfung verpflichtend bundesweit einführen. Das was Sie hier an Inhalten nennen erinnert mich eher an einen Hauptschulabschluss.

Ursula
7 Monate zuvor
Antwortet  Dirk Meier

Es war der Realschulabschluss in NRW im Jahr 2020.

Cuibono
7 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Auch hier: es frisst ausschließlich die Ressourcen der Lehrkräfte (Räume, Korrekturen, U-Ausfall in anderen Klassen). Die Gymnasiumschüler brauchen keine Vorbereitung für den Unsinn, bestehen tun sie den MSA auch ohne Vorbereitung – zumindest an den Gymnasien, die noch welche sind und wo es nicht nur drauf steht.

Küstenfuchs
7 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Ich verstehe diese ganzen komischen Abkürzungen nicht. Aber kommen Sie mal runter von diesem Elitär-Gequatsche in die Realität. Für deutlich über 90% der 10.Klässler am Gymnasium ist ein MSA-Abschluss keine Hürde, sondern eine Unterforderung. Ich mache genug unsinnige Dinge als Lehrer, wozu also die Korrektur und den Organisationsaufwand einer unsinnigen Prüfung, die ohnehin alle bestehen und deren Abschluss keiner anstrebt?

Cuibono
7 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Himmel, es geht um den Aufwand für die Schule und Lehrkräfte – Gymnasiasten, vor allem am G8 sollten das selbstverständlich ohne Vorbereitung hinkriegen. Aber es frisst Lehrerstunden, Klassenräume, andere Klassen haben Unterrichtsausfall – alles für gar nichts. Ausser der Gerechtigkeit: die Gemeinschaftsschulen und Gesamtschüler müssen das ja auch machen – und das ist sooo ungerecht.

Uwe
7 Monate zuvor

Kann die Kolleg*innen schon verstehen: Die Oberstufe muss aufgefüllt werden und da ist etwas mehr Flexibilität in schwachen Jahrgängen natürlich hilfreich. Oder die Landesregierungen macht die Prüfungen einfacher, die ZAP für den Hauptschulabschluss ist wirklich unfassbar einfach, aber den Q Vermerk in Mathematik, da kommen viele ins Straucheln.

Egon
7 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Es sind wohl eher die Politiker, die mehr Schüler in der Oberstufe und mehr Abiture wünschen. Denn daran bemisst sich neuerdings die „Qualität“ des Schulsystems.

DerechteNorden
7 Monate zuvor
Antwortet  Egon

Hier muss ich Ihnen ausnahmsweise einmal zustimmen, Egon.
Mehr Oberstufenschüler*innen und mehr Abiture haben außerdem dazu geführt, dass wir weniger junge Menschen haben, die normale Ausbildungen anstreben. Zur Not wiederholt man eben so lange, bis man dann in irgendeine Oberstufe (geht ja auch an Berufsschulen) kommt. Zu viele streben mehr an, obwohl es nichts für sie ist. Dann hängen sie über Jahre in der Luft, wissen nicht so genau weiter. Lehrkräfte haben Mitleid und geben ihnen dann irgendwann Abschlüsse, die nicht wirklich dem entsprechen, was man erwartet.
Tatsächlich denke ich, dass hier schleunigst gegengesteuert werden sollte. Solidere Kenntnisse in der Sek. I vermitteln, statt rumzueiern und Schüler*innen vorzumachen, sie könnten doch alle Abitur machen und studieren.

Küstenfuchs
7 Monate zuvor

Wer mal vorurteilsfrei darüber nachdenkt, wird feststellen, wie recht der Philologenverband hat. In meinem Bundesland wurde dieser Unsinn nach kurzer Zeit wieder abgeschafft und das aus gutem Grund:
Für weit über 90% aller Schülerinnen und Schüler stellt diese MSA-Prüfung keinerlei Hürde dar. Und für den kleinen Rest ist die Versetzung in die Oberstufe die entscheidende und im Vergleich zum MSA gleich hohe Hürde.

Es wird also eine Prüfung abgenommen, die den Schülerinnen und Schülern nicht hilft (sie machen ja Abitur oder wenigstens Fachhochschulreife) und die nur unsinnigen Korrekturaufwand bedeuten.

Man kann sie in Mathematik auch nicht als normale Klassenarbeit nehmen, will man keine plötzliche Inflation an 1en in der letzten Arbeit, dafür fehlt es diesen MSA-Arbeiten einfach (und auch völlig zu Recht) an Aufgaben aus dem Anforderungsbereich III.

Zusammengefasst: Sowohl verwaltungsrechtlich als auch pädagogisch fehlt der MSA-Prüfung am Ende der 10. Klasse des Gymnasiums die Daseinsberechtigung.

447
7 Monate zuvor

Ich bin dafür.
Denn: Was SuS nicht schreiben, muss ich nicht korrigieren.

Also: Nieder mit dem ekeligen Leistungsprüfungsdingenskram!

Ich habe auch schon die passende Argumentation vorbereitet:
Öh, sebstbestimmtes Lernen für selbstbestimmte Prüfungen, ey!