GEW-Vorsitzende fordert schnellere Integration von Flüchtlingskindern in Schulen

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BERLIN. Zehntausende Flüchtlingskinder gehen in Deutschland zur Schule – wie viele genau, ist nach Angaben der Bundesländer aber unklar. Auch wie der Unterricht organisiert wird, unterscheidet sich stark.

Lehrerverbände laufen Sturm. Foto: UK Department for International Development / flickr (CC BY 2.0)
Flüchtlingskinder müssen zum Teil lange auf einen Platz an der Regelschule warten (Symbolfoto). Foto: UK Department for International Development / flickr (CC BY 2.0)

Angesichts der hohen Flüchtlingszahlen fordert die Bildungsgewerkschaft GEW einen schnelleren Zugang für zugewanderte Kinder und Jugendliche zum Unterricht. Für die Integration sei Bildung sehr wichtig, weil es darum gehe, schnell soziale Kontakte zu knüpfen und die Sprache zu lernen, sagte die GEW-Bundeschefin Maike Finnern. «Das ist schon etwas, woran es hapert.» Viele Tausend Geflüchtete im Schulalter warteten in Deutschland noch auf einen Schulplatz, gerade in den Erstaufnahmen. «Eigentlich müsste es von Anfang an Bildung geben, damit Integration möglichst schnell erfolgen kann», sagte Finnern.

Einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den Bundesländern zufolge werden deutschlandweit viele Zehntausend geflüchtete Kinder und Jugendliche unterrichtet – allerdings teilweise getrennt von den deutschen Schülerinnen und Schülern.

Eine genaue Zahl liegt nicht vor, weil mehrere Bundesländer gar nicht oder nur näherungsweise erfassen, wie viele Flüchtlinge bei ihnen unterrichtet werden, insbesondere wenn es um andere Herkunftsländer als die Ukraine geht. Auch die Organisation des Unterrichts unterscheidet sich von Land zu Land. Allein aus der Ukraine kommen aber mehr als rund 180.000 Schülerinnen und Schüler. Für Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein lagen dazu noch keine Zahlen vor.

Aus Nordrhein-Westfalen hieß es, dort seien rund 93.000 Schülerinnen und Schüler in der «Erstförderung», darunter knapp 39.000 aus der Ukraine. Das betreffe vor allem Schüler, die erstmals eine deutsche Schule besuchen und nicht über genügend Deutschkenntnisse verfügen. In Baden-Württemberg nehmen 48.700 Schüler, darunter 28.900 Ukrainer, an sogenannten Vorbereitungsklassen oder einem Vorqualifizierungsjahr teil, bevor sie in die Regelklassen integriert werden. In Hessen gibt es etwa 30.000 geflohene Schüler, die in Intensivklassen auf den deutschsprachigen Regelunterricht vorbereitet werden. In Hamburg besuchen rund 6400 Schüler sogenannte Willkommensklassen.

Andere Bundesländer wie Thüringen, Rheinland-Pfalz oder das Saarland rücken dagegen eine schnelle Einbindung in die Regelklassen in den Vordergrund, meist kombiniert mit zusätzlicher Sprachförderung. «So soll von Anfang an gute Integration ermöglicht werden», erklärte das Bildungsministerium in Thüringen. Dort werden rund 30.500 Schüler mit Migrationshintergrund unterrichtet, davon 5.880 aus der Ukraine.

Der Mix an Maßnahmen ist groß – allein in Niedersachsen gibt es unter anderem Unterricht in den Landesaufnahmebehörden, Willkommensgruppen an den Regelschulen oder zusätzliche Deutschstunden. Die Schulen haben dabei Spielräume und können mitentscheiden, welches Angebot auf ihre Situation passt – eine fixe Vorgabe des Landes für den Unterricht für Flüchtlinge gibt es nicht.

Unterschiede gibt es der Gewerkschaft GEW zufolge auch im Umgang mit Ukrainern und Asylsuchenden. So erhielten die Ukrainer mancherorts spezielle Starterpakete, die die anderen Kinder nicht erhalten. «Das ist eine Ungleichbehandlung, die ist, finde ich, nicht in Ordnung», sagte Gewerkschaftschefin Finnern. Alle müssten bei der Bildung gleich behandelt werden, egal woher sie kommen. News4teachers / mit Material der dpa

Flüchtlingskinder: Besuch einer „Willkommensklasse“ führt zu deutlich schlechteren Leistungen als die sofortige Integration

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5 Kommentare
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Ça me fatigue
6 Monate zuvor

Die sofortige Integration in die Regelklasse führt zu Schülerinnen und Schülern, die im Unterricht sitzen und kein Wort verstehen. Da die Lehrkraft sich nicht nur um das eine Kind kümmern kann (mit Google-Übersetzer?), führt das dazu, dass andere Mitschüler helfen, sofern welche da sind die helfen können.
In dem Fall wird der helfende Schüler vom eigenen Lernen abgehalten.

Es führt aber im Falle von mehrerern SuS mit gleicher Muttersprache auch dazu, dass diese sich in ihrer Muttersprache selbst beschäftigen, nur leider nicht mit unterrichtsrelevanten Inhalten. Ermahnungen werden mit „nicht verstehen“ abgeblockt. Wie soll so ordentlicher Unterricht realisiert werden?

Da kernen weder die einen noch die anderen etwas.

Ohne entsprechende Deutschkenntnisse ist das ein Fass ohne Boden.

Kevin Stein
6 Monate zuvor
Antwortet  Ça me fatigue

…und wird das Arbeitsumfeld der Lehrer somit bestimmt auch verbessern. Teilweise wird das ja sogar schon so gemacht.

Wer so eine Gewerkschaft hat, der braucht keine Feinde mehr.

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Ça me fatigue

Es führt auch dazu, dass
● die lieben Mitschüler als erstes einmal ach so spaßige (!) Wörter zweifelhaften Inhalts „beibringen“ – und sich dann maßlos aufregen, wenn das Kind ohne Deutschkenntnisse diese anwendet.
● das Kind ohne Deutschkenntnisse völlig frustriert in einem Unterricht sitzt, der an ihm/ihr vorbeiläuft und zu dem es nichts beisteuern kann.
● dieses arme Wesen ohne Deutschkenntnisse verunsichert auch harmlose Situationen als Angriffe interpretieren muss.
● eben dieses Kind ob seiner Sprachlosigkeit in Konfliktfällen zu physischer Kommunikation, sprich Gewalt greift und
● dann das Kind von Klassenkonferenz zu Klassenkonferenz schliddert.

Mir tun diese Kinder unendlich leid! Wieder wird Ideologie über Fakten gestellt. ERST muss ein Grundstock an Sprache und Verhaltensvereinbarungen gelegt werden und DANN kann eine Integration erfolgen!

DerechteNorden
6 Monate zuvor

Die GEW-Bundesvorsitzende fordert mal wieder Dinge, die wieder mal total nach hinten losgehen werden.
Die Politik reibt sich die Hände. Schnellere Integration geht bei denen nämlich so: Kinder ohne jegliche Deutschkenntnisse werden einfach in Regelklassen gesetzt. Dabei spielt keine Rolle, ob es genügend Kapazitäten und Platz gibt und wie das für alle anderen ist.
Aber ganz wichtig: Es spart Geld ein.

Dejott
6 Monate zuvor

Nachvollziehbare Förderung. Dummerweise weiß man, dass diese Kinder dann einfach eines Tages in der Klasse sitzen. Mit rudimentären Hilfen, wenn überhaupt. Schule mach mal, heißt es dann. Wie immer.