Mehr Fälle von Kindeswohlgefährdung – Kitas und Schulen sollen Schutzorte sein

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SCHWERIN. Die Zahl der Verdachtsfälle auf Kindeswohlgefährdung ist in Mecklenburg-Vorpommern erneut gestiegen. Dabei ging besonders stark die Zahl der durch die Jugendämter festgestellten akuten oder latenten Kindeswohlgefährdung nach oben. Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) appelliert unter anderem an Kitas und Schulen, sich als Schutzorte für Kinder zu verstehen.

2022 bestätigte sich in jedem dritten Fall in Mecklenburg-Vorpommern der Verdacht auf Kindeswohlgefährdung. Symbolfoto: Shutterstock

Im vergangenen Jahr haben die Jugendämter in Mecklenburg-Vorpommern 5.212 Verfahren zur Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung durchgeführt, wie das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport mitteilt. Das seien etwa 600 Verfahren mehr als 2021 gewesen und entspreche einem Anstieg um rund 13 Prozent. Es handele sich um die höchste Zahl, die seit 2012 registriert wurde.

Noch stärker ging die Zahl der durch die Jugendämter festgestellten akuten oder latenten Kindeswohlgefährdung nach oben. In etwa 1550 und damit 30 Prozent der überprüften Fälle habe sich der Verdacht bestätigt – ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel. Bei 43 Prozent der Fälle habe keine Kindeswohlgefährdung, wohl aber ein erzieherischer Hilfebedarf vorgelegen. In knapp 27 Prozent endeten die Verfahren laut Drese ohne Feststellung einer Gefährdung oder eines Hilfebedarfs.

Wichtig: Prävention und Früherkennung

„Ein funktionierender Kinderschutz ist von herausragender Bedeutung, um Kindeswohlgefährdungen so früh wie möglich zu identifizieren und Hilfen für die betroffenen Kinder und Familien zu organisieren“, so Drese. Prävention und Früherkennung seien dabei ebenso wichtig wie Qualifizierung und Vernetzung. „Kitas, Schulen, Gerichte, Krankenhäuser, Arztpraxen, Ermittlungsbehörden, Vereine und insbesondere Jugendämter müssen sich als Schutzorte verstehen und Anwälte für Kinder sein“, betont die Ministerin. Beim Zusammenwirken der Einrichtungen seien in den zurückliegenden Jahren große Fortschritte gemacht worden.

Meist riefen Anzeichen von Vernachlässigung die zuständigen Behörden auf den Plan, doch gebe es auch immer wieder Hinweise auf psychische und körperliche Misshandlungen, die zum Eingreifen veranlassten. Es gehe stets um Schicksale von Kindern. „Deshalb“, so versichert Drese, „werden wir die Aktivitäten im Kinderschutz konsequent fortsetzen und intensivieren.“ dpa

Hintergrund: Kindeswohl und seine Gefährdung – was heißt das eigentlich?

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