Metastudie zu Motivation und Lernverhalten: Von Positiv- und Negativspiralen

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FRANKFURT/MAIN. Motivation und Lernverhalten – eine Studie unter Studentinnen und Studenten liefert Erkenntnisse, die auch im Hinblick auch Schülerinnen und Schüler interessant sein können.

Wer im Studium positiv über die eigenen Fähigkeiten und das Fach denkt, erreicht eher die selbst gesteckten Ziele. Umgekehrt kann fehlendes Vertrauen in das eigene Können dazu führen, dass Ziele verfehlt werden. Das zeigt eine breit angelegte Metastudie unter Leitung von Maria Theobald, Psychologin am DIPF, Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. Zur Untersuchung des Zusammenspiels von Motivation und Lernerfolg werteten die Forscherinnen und Forscher die Daten von fünf intensiven Längsschnittstudien aus.

Eine junge blonde Frau schläft auf Unterlagen gesunken auf einem Schreibtisch.
Zwischen der Lerndauer und dem Lernerfolg zeigte sich kein Zusammenhang. Foto: Shutterstock

„Mit den fünf Studien hatten wir einen großen und sehr vielfältigen Datensatz zur Nachnutzung zur Verfügung“, erläutert Theobald und ergänzt: „Eine eigene, derart umfangreiche Erhebung zu unseren Forschungsfragen durchzuführen, wäre sehr aufwändig gewesen.“ Alle verwendeten Längsschnittstudien umfassten tägliche Befragungen. Alle enthielten Daten zum täglichen Lernen, zu den anvisierten Zielen sowie den Einschätzungen der eigenen Kompetenzen. Über die fünf Studien kamen Datensätze von 841 Studierenden zusammen. Je nach Studie gehörten sie unterschiedlichen Fächern, Fachgruppen und Fachsemestern an.

Die Ergebnisse der Studie
In allen fünf Studien habe sich eine zentrale These der Motivationsforschung bestätigt, wonach es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Vertrauen in die eigenen Kompetenzen, dem Interesse am Fach und dem Erfolg, so die Psychologin Theobald. Eins folge auf das andere, wie sie weiter ausführt: „Studierende, die an einem Tag ihre Lernziele erreichen, sind am nächsten Tag motivierter weiter zu lernen.“ Genau wie diese Positivspirale habe sich auch eine Negativspirale gezeigt. So sinke die Motivation, wenn am Tag davor die Lernziele verfehlt wurden – einige der Befragten prokrastinierten am Folgetag, verschoben also die Lernarbeit auf später. Wer wiederum regelmäßig prokrastinierte, erreichte schlechter seine Ziele.

Zugleich führte das Nichterreichen von Zielen nicht zwangsläufig dazu, dass sich diese Negativspirale weiterdrehte. Stattdessen gingen die Studierenden mit Fehlschlägen sehr unterschiedlich um, es gab also auch einige, die sich nicht entmutigen ließen und sich in der Folge noch mehr anstrengten. Eine weitere Positivspirale machten die Forschenden hinsichtlich der Wertvorstellungen gegenüber dem Themengebiet aus. Wer sich für sein Fach interessierte, erreichte darin ebenfalls häufiger seine Ziele. Motivation sei demnach ein wichtiger Faktor, um auf der individuellen Ebene Lernerfolg erklären zu können, unterstreicht Theobald.

Neben solchen Motivationsaspekten hatten die Autorinnen und Autoren auch verglichen, wie viel Zeit die Probandinnen und Probanden für ihre Aufgaben aufwendeten. Zwischen der jeweiligen Lerndauer und dem Erreichen von Lernzielen fand sich jedoch kein Zusammenhang, betont Maria Theobald: „Wer viel Zeit für das Lernen aufbringt, macht dies nicht unbedingt aus reinem fachlichen Interesse, sondern vielleicht auch, weil Aufgabenstellungen als schwer empfunden werden.“

Auch wenn in den herangezogenen Studien ausschließlich Studierende befragt worden waren, sei es sehr wahrscheinlich, dass die Ergebnisse ebenfalls auf andere Altersgruppen zutreffen, etwa Schülerinnen und Schüler. Um sicherzugehen, müsste dies aber gesondert erhoben werden, so Maria Theobald abschließend.

An der Studie waren neben Forscherinnen und Forschern aus dem DIPF auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Tübingen, Mainz, Darmstadt, Frankfurt, Augsburg, Liechtenstein und Freiburg beteiligt. Sie alle hatten an den fünf Längsschnittstudien mitgewirkt, die in die Metastudie eingeflossen sind. (zab, pm)

„Warum tue ich mir das eigentlich an?“ Weshalb es wichtig ist, dass sich Lehrkräfte der eigenen Motivation bewusst sind

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8 Kommentare
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Dil Uhlenspiegel
6 Monate zuvor

Wie verhindere ich, dass der Käsekuchen zusammenfällt?
Backt den Kuchen nicht am Stück, sondern in mehreren Etappen. […] Wenn die Backzeit zuende ist, bleibt der Kuchen noch im Ofen stehen. Die Tür ist dabei einen Spalt breit geöffnet […]

von https://www.backenmachtgluecklich.de/rezepte/der-beste-kaesekuchen.html

Hans Malz
6 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Wenn man den Kuchen im Wasserbad backt, dann fällt er auch nicht zusammen. Dann gehts in einem Rutsch.

Canishine
6 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Endlich mal ein Thema mit Perspektive 🙂

potschemutschka
6 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Ist das eine Analogie zu dem Frosch im Wasserbad (wirft man ihn in kochendes Wasser, springt er raus – erhitzt man das Wasser langsam, lässt er sich kochen)? Und wer ist dann der Frosch und wer/was das Wasserbad? Fragen über Fragen!

potschemutschka
6 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

P.S.: Ich weiß natürlich, dass die Sache mit dem Frosch wissenschaftlich widerlegt ist. Meine Fantasie arbeitet aber leider nicht immer wissenschaftlich basiert. Der Begriff „Wasserbad“ im schulischen Kontext hat mein Kopfkino nur irgendwie getriggert. 🙂

Bernd
6 Monate zuvor

Konnte man auf Basis der Datensätze auch Aussagen über die einzelnen Fachbereiche treffen? Sprich gibt es Unterschiede zwischen Naturwissenschaftlern, Sprachwissenschaften, Sozialwissenschaften usw.?

Bücherleser
6 Monate zuvor

Lassen sich diese Studienergebnisse auch auf die Arbeit von Lehrern übertragen?( Vielleicht sogar generell auf alle Menschen?)

Lisa
6 Monate zuvor

Das sind genau diese Art von Studien, bei denen ich mich frage…..echt jetzt? Bei Scheitern gibt es zwei Menschentypen: Die einen werfen resigniert das Handtuch, die anderen strengen sich doppelt an. Ja. Wer lange über Aufgaben sitzt, tut es nicht unbedingt aus Interesse, sondern weil die Aufgaben für ihn schwierig sind…ja, ja. Erfolg spornt an…ja,ja,ja…..wer in seinem Lieblingsfach lernt, hat auch meist mehr Erfolg…ja,ja,ja,ja….. zumindest bei Studenten sollte man davon ausgehen, dass sie das studieren, was sie interessiert…mich hätte mehr interessiert, wie man die Persönlichkeitszüge von jungen Leuten, nicht aufzugeben, fördern kann. Mein Verdacht ist da, weg von der sanktionierenden Fehlerkultur hin zu „aus Fehlern lernen wir“ ….