Monoedukation: Warum Mädchenschulen auch heute noch sinnvoll sein können

54

MAINZ. Es gibt nicht mehr viele davon, doch an rund 130 Schulen in Deutschland sind Mädchen den ganzen Tag unter sich. Im Klassenzimmer, auf dem Pausenhof, auf den Gängen – nirgends sind hier Jungen. Denn Schüler sind an den Mädchenschulen nicht erlaubt. Ist das Konzept noch zeitgemäß?

Gerade in den MINT-Fächern gehen Mädchen eher aus sich heraus, wenn sie unter sich sind – sagen Praktiker. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die größte Mädchenschule in Rheinland-Pfalz ist mit etwa 1200 Schülerinnen im vergangenen Schuljahr das Maria Ward-Gymnasium in Mainz. «Wir sind in der Tat keine Schule, die es verpasst hat, sich auf Koedukation umzustellen», sagt die Schulleiterin der Maria Ward-Schule, Ute Plötz. «Wir sind gerade bewusst auf Monoedukation geblieben, weil die freie Entfaltung von Talenten bei Monoedukation für Mädchen deutlich wirksamer ist, weil Rollenklischees wegfallen.»

An ihrer Schule gehe es vor allem darum, die Schülerinnen im MINT-Bereich – in Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – zu aktivieren. «Der Talentbereich von Jungen und Mädchen ist wahrscheinlich identisch», sagt Plötz. «Aber das Selbstbewusstsein und die persönliche Entwicklung sieht so aus, dass sich Mädchen mehr zutrauen, wenn sie monoedukativ unterwegs sind.»

«Man hat das Paradoxe: Erstmal ist das Geschlecht Grundlage für die Aufnahme, aber dann kann die Vielfalt deutlicher hervortreten»

Das bestätigt auch die Forschung. «Es zeigt sich etwa, dass sich Mädchen in monoedukativen Kontexten in Physik nicht so zurückhalten», sagt Wiebke Waburg, Professorin für Pädagogik an der Universität Koblenz. «Gerade die Kurswahl passiert nämlich in einer Phase, in der sich Mädchen und Jungen geschlechtlich in ihrer Identität weiterentwickeln.» Die Frage, für wen jemand attraktiv sein wolle, spiele in unserer Gesellschaft in diesem Alter noch eine große Rolle. Ein Teil der Mädchen ziehe sich beim gemeinsamen Unterricht zurück, weil es ein «männlich konnotiertes Fach» sei.

Doch werden durch die Trennung Geschlechterrollen nicht betont und vermeintliche Unterschiede reproduziert? «Man hat das Paradoxe: Erstmal ist das Geschlecht Grundlage für die Aufnahme, aber dann kann die Vielfalt deutlicher hervortreten», sagt Waburg. «Weil man nicht denkt: „Ich muss mich wie ein typisches Mädchen verhalten.“»

Außerdem seien die Unterschiede abseits der Geschlechtertrennung gar nicht so groß. «Es gibt gute und schlechte Schülerinnen, es gibt Mädchen, die Clowns sind und den Unterricht stören, welche, die mitmachen wollen», sagt die Expertin. «Auf der Ebene, was da im Unterricht passiert, gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.»

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) war nach eigener Aussage selbst eine Zeit lang auf einem Mädchengymnasium, meist aber auf einer gemischten Schule. «Grundsätzlich halte ich es für richtig, Mädchen und Jungen zusammen zu unterrichten, weil dies die heutige Lebenswirklichkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen widerspiegelt», sagt sie. In einzelnen Fällen könne es aber sinnvoll sein, in MINT-Fächern für kurze Phasen getrennt zu unterrichten. «Es ist also nicht entscheidend, ob es reine Jungen- oder Mädchenschulen gibt», sagte Hubig. Die wichtigste Frage sei, was für die Schülerinnen und Schüler in der jeweiligen Situation das Beste sei.

Mädchenschulen betonen das binäre Geschlechtersystem: Mädchen oder Junge, Aufnahme oder Ablehnung. Doch was, wenn sich Kinder und Jugendliche nicht in dieses binäre System einordnen lassen? «Es ist die Problematik daran, wenn es im binären System am Geschlecht festgemacht wird, ob jemand auf die Schule darf, und dann gibt es eine Person, die nicht reinpasst», sagt Waburg. Forschung gebe es dazu bisher nicht. «Wahrscheinlich müssen sich die Schulen dann jeweils selbst damit beschäftigen.»

«Auch wir haben eine kleine Gruppe von queeren und trans Schüler*innen, oder auch junge Menschen, die sich in ihrer Orientierung nicht sicher sind»

Schulleiterin Ute Plötz kennt das aus ihrem Alltag. «Auch wir haben eine kleine Gruppe von queeren und trans Schüler*innen, oder auch junge Menschen, die sich in ihrer Orientierung nicht sicher sind», sagt sie. Die Grundvoraussetzung aber bleibe: «Wir nehmen ausschließlich Mädchen auf.» Im Zuge der Pubertät gebe es aber eine kleine Gruppe an jungen Menschen, die queer oder trans seien. Diese Menschen fühlen sich etwa nicht den Geschlechtern männlich und weiblich zugehörig oder identifizieren sich mit einem anderen Geschlecht, als ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. «Die versuchen wir, in ihren Bedürfnissen zu berücksichtigen, zu begleiten und aktiv einzubinden.»

Joachim Schulte von QueerNet Rheinland-Pfalz, einem Netzwerk von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transidenten und Intersexuellen, empfiehlt Schulen, offen mit dem Thema umzugehen. «Die Sichtbarkeit von queeren Menschen im Schulraum ist ein entscheidender Gamechanger.» In die Auseinandersetzung zu gehen und das nach außen zu zeigen, könne ein Klima sehr verändern.

«Auch in einem binär gedachten Modell der Trennung erleben Jugendliche Fragen der Homosexualität oder des Transseins genauso wie in gemischtgeschlechtlichen Klassen», sagt Schulte. «Sie durchlaufen dennoch den Prozess, sich selbst zu finden, egal ob sie auf einer Mädchenschule oder einer koedukativen Schule sind.» Die Schule sei ein Ort, an dem junge Menschen Diskriminierungs- und Akzeptanzerfahrungen machen. «Regeln des Zusammenlebens müssen aktiv geübt werden, egal an welcher Schule.»

Es sei immer gut, unterschiedliche Angebote für unterschiedliche Kinder zu haben, sagt Waburg. «Solange sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht ändern, können Mädchenschulen für einige wichtig sein.» Angesichts des Fachkräftemangels müssten Mädchenschulen auf Mädchenförderung setzen. Plötz sagt, es gehe nicht darum, jede Schülerin zur Ingenieurin zu machen – sondern darum, Kompetenzen zu erkennen. «Wir sehen unseren gesellschaftlichen Auftrag als Schule darin, Frauen in allen Bereichen zu unterstützen, in denen Frauen gebraucht werden.» News4teachers / mit Material der dpa

«Zu starken, selbstständigen Frauen erzogen» – Mädchenschule gewinnt Deutschen Schulpreis

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

54 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Gelbe Tulpe
6 Monate zuvor

Mint mit Ausnahme der Biologie sucks, und dies aufgrund der schlechten Lehre und Lehrbücher. Das ändent auch reine Mädchenklassen kaum

Pensionist
6 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Könnte diese Ansicht eine Folge schlechter persönlicher Erfahrungen mit MINT-Fächern sein, verehrte Kollegin?

Unfassbar
6 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Haben Sie Vorschläge, wie es besser geht und was an den Büchern verbessert werden soll? Ich persönlich unterrichte ein MINT-Fach, bei dem ich das Buch nie benutze. Die kleinen Klassen und die Oberstufe machen bei mir überwiegend mit Freude mit, die Mittelstufe ist mitunter problematisch.

Unfassbar
6 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Hinweis: MINT ist Naturwissenschaften und Mathematik, aber ohne Biologie. Mich deucht aber, dass Sie in der Oberstufe oder an der Hochschule nie mit Biologie in Kontakt getreten sind. Denn andernfalls würde sie Ihrer Meinung nach genauso sucken wie die anderen MINT-Fächer auch.

vhh
6 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Wer soll diese Ansage ernst nehmen?
1) Die eigene Meinung formuliert als Tatsache
2) mal eben alle MINT-Lehrkräfte beleidigt
3) mag kein MINT, kann aber alle Lehrwerke beurteilen
4) ist das nicht gerade das Thema, Mädchen können sich für diese Fächer interessieren, ohne aus einem gesetzten Erwartungsrahmen zu fallen? Soll dem Verständnis förderlich sein.
Schon verständlich, dass bei dieser ‚Argumentation‘ MINT-Fächer doof sind.

A.J. Wiedenhammer
6 Monate zuvor

„Die versuchen wir, in ihren Bedürfnissen zu berücksichtigen, zu begleiten und aktiv einzubinden.»

Schade, das hätte ich jetzt gerne etwas genauer, konkreter gehabt. Was ist denn nun Voraussetzung für eine Aufnahme an der Schule? Das genetische Geschlecht, die Eigenwahrnehmung, der Eintrag im Personalausweis? Und führt das nicht fast zwangsläufig zum Vorwurf der Willkür, der subjektiven Kategorisierung und der Diskriminierung?

447
6 Monate zuvor

Lustig wird es, wenn die „hochgeförderten“ Mädchenschulen dann von Kindern besucht werden…die demnächst (oder jetzt schon, weiß gerade nicht wie der Stand ist) per Willenserklärung Mädchen sind.

Realist
6 Monate zuvor

Wird hier das Ende der Koedukation ausgerufen? Sind demnächst auch die Gymnasien wieder salonfähig? So wie aktuell konfessionelle Schulen?

Alles scheinbar ein großer Kreislauf. Aber kennt man ja von den „Experten“ / Politikern / „Wissenschaftlern“: Was interesssiert mich mein Geschwätz von gestern? Gestern noch zutiefst reaktiionär, heute en vogue.

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Lernfähig sein bedeutet halt auch, zu erkennen wenn man in Sackgassen gefahren ist und dann die Größe zu haben, den Rückwärtsgang einzulegen, vor Publikum.

Realist
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Es gibt zwei Arten von Lernfähigkeit:

Die erste ist, man lernt, nachdem man so richtig auf die Fresse gefallen ist mit seinen Traumtänzereien. „Empirische Lernfähigkeit“, wenn man es einmal etwas seriöser ausdrücken will.

Die zweite ist, man überlegt sich vorher, was die Konsequenzen der eigenen Ideen sein könnten, ich nenne das einmal „Lernen durch Nachdenken“.

Welches die íntelligentere Form des Lernens ist, sollten die meisten erkennen. Vielleicht nicht die Anhänger der ersten Lerngruppe, die gerne auch die Folgen ihrer eigenen (Lern-)Unfähigkeit gerne auf andere abzuwälzen versuchen.

Teacher Andi
6 Monate zuvor

Laut momentaner Bildungspolitk würde das Konzept (Zitat: es sei immer gut, unterschiedliche angebote für unterschiedliche Kinder zu haben) „reine Mädchenschule“ aber doch den Prinzipien der Chancengleichheit widersprechen, die heutzutage ganz vehement verteidigt werden, also Inklusion, Integration, Gesamtschule, alles in einen Topf! Nun kommen wieder separierende Gedanken auf. Wie ist nun eigentlich die Richtung genau?

Realist
6 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Noch nicht gemerkt?

Die aufgezählten Dinge sind immer genau dann gut und richtig, wenn sie den eigenen Interessen und ideologischen Vorstellungen entsprechen. Tun sie das aus irgendwelchen Gründen nicht (mehr), dann wird die Baerbocksche 360°-Wende vollzogen und es ist (und war) immer genau anders herum: Orwell lässt grüßen!

Pensionist
6 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Es kommt alles wieder, was nicht zu Ende gelitten ist.

Hermann Hesse

Indra Rupp
6 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Werden Mädchen denn durch den Besuch der Mädchenschule gesellschaftlich von Jungen exkludiert, also auch Nachmittags oder im späteren Leben? Hat der Besuch einer Mädchenschule Einfluß darauf? Nein. Wenn Sie das hinterfragen und durchschauen, werden Sie so langsam den Sinn von Inklusion verstehen.
Jeder ist gerne mal unter sich und kann dann auch besonders gut aus sich heraus kommen, zB auch bei Hobbys, die man sich mit Gleichgesinnten teilt,bei AG’s, WPK’s, Förder/Förderunterricht usw. Wenn es aber zuviel Trennung gibt, dann schlägt dies ins Gegenteil um und ist schädlich. Dies betrifft vor allem Minderheiten und Benachteiligte, die eh schon schwer Anschluß bekommen. Bei Mädchen brauchen Sie sich keine Gedanken machen. Es wird immer genug Jungs geben, die was mit ihnen anfangen wollen.
Wir haben in der Schule übrigens für I-Kinder den WPK „Lebenspraxis“, der nur für bestimmte Kinder ist und in Englisch jetzt auch zum E-und G-Kurs einen dritten Kurs für LB – und GE-Kinder mit nur etwa 4-6 Kindern im Kurs. Das finden die Kinder, die die Abschottung durch die Förderschule ganz schrecklich fanden ganz toll – weil sie trotzdem zur Klasse gehören und dort Freunde haben. Jeder kann sich in Gruppen und Kurse und Hobbys aufteilen – es sollte nur nicht so viel Trennung geben, dass man von der Klasse exkludiert wird, bzw es so empfindet.
Bei Mädchen vs Jungen wie gesagt kein Thema.

Teacher Andi
6 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Bei Mädchen vs. Jungen ist das kein Thema? Das ist Ihre Meinung, entspricht aber schwerlich einer Logik. Ihr Augenmerk konzentriert sich ausschließlich auf Inklusion ihr gutes Recht als Betroffene. Aber jetzt anderen, die mehrfach damit zu tun haben, Unwissenheit darüber zu unterstellen und getrennten Unterri ht nur für diesen Bereich in Frage zu stellen, finde ich zu kurz gegriffen. Individuelle Förderung kann per se nicht verkehrt sein, strikte Trennung der Geschlechter halte ich nicht für gewinnbringend, allenfalls für Lehrer, die natürlich ein leichteres Unterrichten in geschlechtshomogenen Klassen haben, vor allem in der Pubertätszeit.

A.J. Wiedenhammer
6 Monate zuvor

Ui, ui, ui, nicht, dass es demnächst noch heißt, z.B. leistungsschwache (oder wahlweise auch leistungsstarke, beeinträchtigte, nicht Deutsch als Muttersprache habende…) Schüler würden sich mehr zutrauen und mehr Selbstbewusstsein entwickeln, wenn sie quasi monoedukativ (geht ja schon ein wenig in die Richtung von homogen, gell?) beschult werden…

„wichtigste Frage sei, was für die Schülerinnen und Schüler in der jeweiligen Situation das Beste sei“
Na, das kann wenigstens jeder getrost unterschreiben:-)

Indra Rupp
6 Monate zuvor

Siehe Antwort auf Teacher Andi

A.J. Wiedenhammer
6 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Antwort siehe Antwort von @Teacher Andi.

Freiya
6 Monate zuvor

Hätte es in unserem Einzugsbereich eine Mädchenschule gegeben, dann hätte ich meine Tochter genau dort hingehen lassen!
Endlich kein sozialer Schmierstoff mehr sein müssen. Endlich ihr Potential ausschöpfen können, ohne Angst haben zu müssen, Jungs damit zu verschrecken und als Folge gemobbt zu werden. Endlich LERNEN dürfen, ohne vom unausgesprochenen Zwang zu outfit, Schminke, Frisur usw abgelenkt zu werden im endlosen ratrace um Aufmerksamkeit von Jungs und dem „Es kann nur eine geben“ Konkurrenzgehabe. Endlich ohne Kommentare über „zu dünn/zu dick/ zu viel /zu wenig/…“ einfach nur lernen dürfen! Endlich ohne all die ach-so-lustigen-„pranks“ der unreifen Bürschchen einfach nur … lernen dürfen!….

Mary-Ellen
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Ganz so golden habe ich es nicht in Erinnerung.
Ich besuchte in meinen jüngeren Jahren ein Madchengymnasium. Schminke und Frisur hatten auch damals und dort einen hohen Stellenwert in Anbetracht der Anwesenheit einer Gruppe durchaus attraktiver Junglehrer.
Bescheuerte Pranks konnten auch wir durchaus auf die Beine stellen und das, was heute unter Mobbing „läuft“, ist gleichzusetzen mit den fiesen und perfiden Intrigenspielchen untereinander, soziale Medien waren allerdings und zum Glück ausgeklammert.
Zu „Streberinnen“ hielt man desinteressiert Abstand.
Es ist nicht so, dass Jungs vorwiegend diejenigen sind, die das Schulleben für Mädchen stressig machen, das können diese genauso gut, nur anders.
Fängt schon in der Grundschule an – meine Erfahrung aus 15 Jahren Tätigkeit dort.

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Die Argumentation ist ein wenig so wie die eines starken Rauchers, der darauf verweist, dass Autos auch Abgase machen…
Habe ich irgendwo geschrieben, dass Mädchen Engel sind?

Mary-Ellen
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Ich argumentiere nicht, ich schildere meine Erfahrungen.
(Btw: Der in Ihrem Beispiel genannte Raucher hat doch recht.
Ein Autofahrerkann natürlich auch glauben, die Luft sei rein, weil er nicht raucht.)

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Das Raucher-Beispiel nicht verstanden? Die Autoabgase kommen doch ON TOP seiner Nikotin/Teerabgase.

Mary-Ellen
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Und in einer reinen Mädchenklasse werden (on top) die dort nicht vorhandenen Jungen durch Mädchen ersetzt….und diese haben nun mal, wie ich oben beschrieb, auch gern die ein oder andere verhaltenskreative Idee.
Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben: Kein Raucher mehr, aber dafür mehr Autos – das macht die Luft auch nicht frischer…

Unfassbar
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Jungs sind relativ direkt. Meinungsverschiedenheiten werden eher laut und ggf. körperlich ausgefochten. Danach ist aber meist wieder Ruhe. Mädchen sind viel subtiler, hinterhältiger und nachtragender. Was jetzt besser oder schlechter oder weniger schlecht ist, möge jeder für sich ausmachen.

Alisia
6 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Wow. Die Challenge „möglichst viele Dumme Klischees mit möglichst wenig Text verbreiten“ haben Sie aber wirklich gemeistert. Gratulation!

Dass solche dämlichen Rollenbilder immer noch gerne verbreitet werden ist absurderweise einer (von vielen) Gründen warum Monoedukation eben nicht ausgedient hat.

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Alisia

Ist halt so, meistens.

Bezeichnend, dass sich wieder mal an der Realität gestört wird.

Alisia
5 Monate zuvor
Antwortet  447

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass sie wesentlich länger aus der Schule raus sind als ich (<5 Jahre), Ihr Eindruck also eher von einer Lehrerperspektive kommt.

Ich war im Internat, habe somit also viel Zeit in großen gemischten Gruppen (Unterricht, Aktivitäten) und auch sehr viel Zeit nur mit vielen anderen Mädchen (Internatshaus, Sport) verbracht.

Was Hinterhältigkeit angeht: Ich wäre extrem vorsichtig die jungen Herren da zu unterschätzen nicht selten sind die subtiler als so manches Mädchen (subtil genug, dass Sie Lehrer es erst gar nicht mitbekommen?). Generell habe ich hier aber kein Muster finden können wer hinterhältiger ist. Vielleicht sollte man sich mit der einfachsten Erklärung (dass es charakter- und nicht geschlechterabhängig ist) abfinden.

Und was Körperliche Gewalt angeht:
Niemand sucht eine Auseinandersetzung die er nicht gewinnen kann. Insofern haben Sie Recht: eine Sechzehnjährige die sich mit einem gleichaltrigen Jungen prügelt werden Sie eher nicht finden. Ansonsten habe ich aber den Eindruck, dass das Level an Gewalt, dass ein Jugendlicher zum Ausdruck, stark an das Wissen wie viel man sich erlauben kann gekoppelt ist. Ich kann mich während meiner gesamten Internatszeit an drei ernsthafte gewalttätige Auseinandersetzungen erinnern, zwei unter Jungen, eine unter Mädchen. Das ist die Bilanz von Jahren in einer Schule in der hungerte von Jugendlichen permanent wohnen.
Die "null-Toleranz Politik" die die Schule in der Hinsicht hat scheint, die auch so unkontrollierten und direkten Jungen, doch recht gut auf Linie gebracht zu haben. Das Wissen, dass die Eltern Zehntausende umsonst ausgegeben haben wenn man der Schule verwiesen wird, hat den nötigen Druck aufgebaut und dann funktionierte das wunderbar. Also ja, ob Gewalt ausgeübt wird hat definitiv mehr mit der Erziehung/Prägung zu tun als mit dem Geschlecht. Und Jungen wird eben oft genug immer noch vermittelt, dass körperliche Reaktionen irgendwie in Ordnung seien bzw. während und nach der Pubertät wird nicht genug gegengesteuert, so dass der gegebene körperliche Vorteil ausgenutzt wird. Das ist aber nichts anderes als wenn ein Mädchen es ausnutzt größer als ein anderes zu sein (dass ist mir persönlich in der Grundschule oft genug passiert).

unverzagte
6 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Wo waren Sie in den letzten 50 Jahren ? Das sind tatsächlich dermaßen komplett überholte Geschlechterkorsetts, die maximal im Museum für geistig Ärmere Platz fänden…irgendwer schrieb hier kürzlich ähnlichen Dünnsinn wie, „Jungen würden sich nicht an Mädels vergreifen, weil sie ihre Kräfte nicht an Schwächeren messen würden wollen“…. seufz.

Unfassbar
6 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Zickenkrieg kriege ich an meiner Schule trotz oder wegen des eher bürgerlichen Einzugsgebiets regelmäßig mit.

Silja
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass es so traummäßig an einer Mädchenschule läuft?! Es gibt kein Korrektiv, die Mädchen leben auch gerne mal ihre hysterische Seite aus. Mobbing ist dort genau so ein Problem wie an koedukativen Schulen.

Lisa
6 Monate zuvor
Antwortet  Silja

Jungs sind ein Korrektiv für die hysterische Seite? Jetzt haben Sie mich zum Lachen gebracht.

Tonie
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Ich darf Ihnen aus meiner Erfahrung berichten, dass es auch an Mädchenschulen durchaus um Themen wie Outfits, Schminke und Frisur geht. Und auch Mädchen unter sich bewerten über zu dick / dünn, hübsch/ hässlich, in/out. Mobbing ist auch hier ein Thema.
Da ist der Unterschied zu gemischt geschlechtlichen Schulen gar nicht so groß, wie Sie es sich vorstellen mögen.

Alla
6 Monate zuvor
Antwortet  Tonie

Oh ja! Auch Mädchen können untereinander wirklich fies sein!
Ich war so froh, als ich die Mädchenschule nach 2 Jahren verlassen durfte,

Lisa
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Ich war auch auf einem Mädchengymnasium. Das ist vom Mobbing her wie jede andere Schule. Aber, und nun kommt das Aber: Ich wusste wirklich nicht, dass Schulfächer irgendwie geschlechtsnotiert sind. Das bekam ich erst später bei der Koeduktion meiner Kinder mit. Unsere beste Mathematikern war ein It- Girl, modisch und gestylt.
Doch damals schon war die Schülerinnenschaft heterogen, das ist keine Blase. Es gab einige Muslimas und für damalige Verhältnisse viele Osteuropäerinnen. Vom Leistungsstand war es allerdings homogen. In Klasse 11 wurde unbarmherzig ausgesiebt.

Indra Rupp
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Öhm…. die schlimmsten Mobber, die ich kenne sind Mädchen – und die machen sich auch gegenseitig am meisten bezüglich Äußerlichkeiten fertig. Dazu gab es auch schon Untersuchungen. Frauen vergleichen sich miteinander, viel mehr als Männer.

Alisia
6 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

„die schlimmsten Mobber, die ich kenne sind Mädchen“

Inwiefern ist das auch nur im geringsten relevant?

„Frauen vergleichen sich miteinander, viel mehr als Männer.“

Ok. Und das liegt natürlich am Vergleicher-Gen dass nur Frauen haben… nicht etwa daran, dass dieses Verhalten Mädchen während ihrer prägenden Jahre (die die Schulzeit zum großen Teil umfasst) anerzogen wird.

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Alisia

Den Unterschied zwischen Verhaltensdisposition und Realisierung eines Verhaltens macht oft genug die Umwelt aus.

Ganz große Erkenntnis…

Sepp
6 Monate zuvor

Da wir in Jg-11 Profilklassen haben und die Schülerinnen und Schüler selbst ihre Profile wählen, hatte ich vor ein paar Jahren mal Unterricht in einer reinen Jungenklasse.

Anders als erwartet war es dort ein total entspanntes, angenehmes Unterrichten, zumal die Jungen niemandem imponieren mussten.

Alisia
6 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Deshalb wundere ich mich auch teilweise warum nur über den Nutzen von Mädchenschulen diskutiert wird.

Jungenschulen haben durchaus auch Potenziale (und nicht etwa die Wiederherstellung des Patriarchats), bei den mir bekannten hatte ich nur immer das Gefühl, dass viele von denen gar nicht ausgeschöpft werden.

Es ist zB eine Tatsache dass Grundschüler mehr Bewegung brauchen als Grundschülerinnen um sich gut konzentrieren zu können, ignoriert wird das in aller Regel trotzdem. Die Jungs bekommen dann eben das Label ADHS…

Mary-Ellen
6 Monate zuvor
Antwortet  Alisia

Könnte ich bedingt mitgehen.
Vokabeln abhören am Schreibtisch klappte nicht gut bei meinem Sohn.
Also nach draußen verlagert, ich auf der Gartenbank mit Buch, Filius mit Fußball dribbelnd…. funktionierte super.
(Keine ADHS – Diagnose).

nurmalso
6 Monate zuvor

An Hauptschulen und einer Gesamtschule, an denen ich tätig war, wurden manchmal, wenn die Zahlen es denn hergaben, die Klassen im Bereich Arbeitslehre Hauswirtschaft und Technik nach Geschlecht halbiert. Was für eine Erleichterung für alle, wenn das „Schaulaufen“ mal wegfiel!
In dem Zusammenhang ist mir erst so richtig bewusst geworden, was für ein Stress das heutzutage für Jugendliche ist.

Indra Rupp
6 Monate zuvor
Antwortet  nurmalso

Heutzutage?

447
6 Monate zuvor
Antwortet  nurmalso

Was kein Wunder ist – auch der Mensch ist ein (jagendes, im Rudel lebendes) Säugetier.

Das Eleminieren von Sexualkonkurrenz löst sicher nicht magisch alle Probleme – dass es helfen KÖNNTE kann ich mir aber durchaus vorstellen.

A.J. Wiedenhammer
6 Monate zuvor

Wir hatten früher (inzwischen koedukativ) eine Mädchenrealschule in der Nähe. Ich kannte einige Schülerinnen dort, und natürlich haben wir auch über „nur Mädchen“ gefrotzelt, aber auch diskutiert und uns von unseren Schulen erzählt. Mein Eindruck war eher, dass sich vielleicht gewissen soziale Phänomene etwas verschieben, aber es im Großen und Ganzen kein riesiger Unterschied zwischen unseren Schulen gab. Ich hätte also mit den Achseln gezuckt und von „jeder nach seiner Farcon“ geredet.
Inzwischen hätte ich allerdings andere Bedenken: ich hätte die Befürchtung, dass es einigen Eltern nicht so sehr um ungestressteres MINT-Lernen geht, sondern darum, ihre Tochter generell auf mehr Abstand zu männlichen Personen zu halten.
Aber vielleicht irre ich mich da auch.

Melissentee
6 Monate zuvor

Meine Tochter ist mathematisch begabt, aber muss sich immer wieder gegen männliche Mitschüler zur Wehr setzen, die ihr das qua ihres Geschlechts übelnehmen. Bis hin zu Körperverletzungen, wenn sie wieder die beste Arbeit hat. Und gegen die Mädchen, die sie ausgrenzen, weil „kein Mathe können“ zum Weiblichensein dazu gehört wie bauchfrei rumlaufen im Winter. Sie ist jetzt in Klasse 7 und das Protegieren der Jungs durch die Lehkräfte in Physik und Informatik hat den Rest erledigt. MINT ist durch. Von daher: Pro Mädchenschule.

Teacher Andi
6 Monate zuvor
Antwortet  Melissentee

Da würde ich mal ein Gespräch mit Schulleitung und betrroffenen Lehrern empfehlen. jDas hört sich nach übelstem Mobbing an.

Lisa
6 Monate zuvor
Antwortet  Melissentee

Ich kenne das leider von einer Nichte. Auch mit Lästern der Klasse, wenn sie an die Tafel ging. Von Lehrerseite ging es so weit, dass sie obgleich die Jahrgangsbeste in Mathe nicht für den Kurs an der Universität vorgeschlagen wurde. Dort gab es dann nur Jungen.
Mit dem Sprechen mit Lehrern und Rektor ist das so eine Sache. Ich würde es tatsächlich nur empfehlen, wenn es ein anderes Gymnasium in der Nähe gibt. Die Fronten können sehr verhärten.

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Wenn Eltern zeigen, dass sie wachsam sind kann es nur positiv sein. Gespräch mit der Lehrkraft ist nötig und gut. Ansonsten: Vertrauenslehrer, Schulleitung, ADD. Eltern sind nicht wehrlos. Und Lehrkräfte nicht allmächtig.
Es tut mir sehr leid, was ihrer Nichte passiert ist. Das sollte nicht passieren!

Lisa
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Danke. Mittlerweile studiert sie. Jedoch nicht MINT.

Fakten sind Hate
6 Monate zuvor
Antwortet  Melissentee

Ich habe in meiner Klasse 6 letztes Jahr Informatik unterrichtet. Ein sehr ruhiges Mädchen war so ziemlich konkurrenzlos und hat Projekte mit erstaunlicher Selbstständigkeit durchgeführt. Gemobbt wurde die deswegen nicht.

Meine Glaskugel sagt, dass ihre Tochter einfach in einer Problemklasse ist. Jungs vergreifen sich normalerweise nicht an Mädchen, da die körperliche Auseinandersetzung reizlos ist.

Lisa
6 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Mobber suchen nicht die Auseinandersetzung. Sie suchen jemanden, der schwächer ist und sich als Opfer eignet. Da gibt es mit gewissen Delikten Parallelen.

polly
6 Monate zuvor
Antwortet  Melissentee

Sie meinen, in reinen Mädchenklassen sind diejenigen besonders beliebt, die gut Mathematik können? Und viele streben dann ein Studium der MINT-Fächer an? Lässt sich das irgendwie mit Zahlen untermauern?
Wikipedia schreibt unter „Monoedukation“ interessanterweise:
„In einer neuseeländischen Längsschnittstudie aus dem Jahre 2008 zeigte sich, dass Jungen in den untersuchten gemischten Schulen in ihren Leistungen systematisch gegenüber Mädchen benachteiligt sind, und dass dieser Unterschied verschwindet, wenn Jungen und Mädchen getrenntgeschlechtliche Schulen besuchen.“
Von dieser Benachteiligung hören wir sonst wenig.

Alisia
6 Monate zuvor
Antwortet  polly

„Sie meinen, in reinen Mädchenklassen sind diejenigen besonders beliebt, die gut Mathematik können?“

Nicht unbedingt aber nach allem was ich von Ex-Mitschülerinnen die mal auf Mädchenschulen waren (in vielen Teilen der Welt noch immer die Norm) so gehört habe, wird zwischen gut in Mathe/Physik und gut in Französisch sein kein so großer Unterschied gemacht wie oft an Schulen an denen MINT sonst eher von Jungen dominiert wird.

„Und viele streben dann ein Studium der MINT-Fächer an?“

Tatsächlich mehr als an gemischten Schulen. Das lässt sich durchaus mit Zahlen untermauern:

„According to a study by Goodman Research Group, which evaluates programs, graduates of girls‘ schools are six times more likely to consider majoring in math, science and technology at the postsecondary level compared with their peers at co-ed schools.“

(https://www.theglobeandmail.com/news/national/education/how-a-single-gender-environment-can-leads-girls-to-choose-a-stem-career/article26498295/#:~:text=Studying%20at%20a%20single%2Dsex,peers%20at%20co%2Ded%20schools.)

„„In einer neuseeländischen Längsschnittstudie aus dem Jahre 2008 zeigte sich, dass Jungen in den untersuchten gemischten Schulen in ihren Leistungen systematisch gegenüber Mädchen benachteiligt sind, und dass dieser Unterschied verschwindet, wenn Jungen und Mädchen getrenntgeschlechtliche Schulen besuchen.“
Von dieser Benachteiligung hören wir sonst wenig.“

Zum einen wäre ich bei einer 15 Jahre alten Studie etwas vorsichtig, zum anderen geht es da aber nicht speziell um MINT sondern insbesondere um subjektivere Fächer wie den Unterricht in der Muttersprache wo Dinge die eigentlich nicht bewertet werden sollten zB eine besonders hübsche Handschrift, die Lehrer eher unterbewusst beeinflussen können.

Wenn Sie dieses Fass jetzt auch noch aufmachen wollen, bitte, aber mit der MINT/Geschlechterklischee Thematik hat das wenig zu tun.

Sowieso geht es bei den Vorteilen die Mädchenschulen jungen Frauen in MINT bringen nicht um die Bewertung, nicht einmal vorrangig um die objektive Leistung sondern vor allen um das Selbstvertrauen und das Interesse die letztere erst möglich machen.

PS: Ja, die Vorteile/Nachteile von Ko-/Monoedukation für Jungen sollten natürlich auch diskutiert werden, darum ging es bei @Melissentee aber gerade nicht.