Schulschwatz – die Podcast-Reportage: Plötzlich Lehrer! Sind Seiteneinsteiger*innen eine Be- oder eine Entlastung?

41

DÜSSELDORF. Um Seiteneinsteiger*innen ist längst eine politische Debatte entbrannt: Sind sie eher eine Bereicherung oder eine Belastung für die Schulen? Wo können sie entlasten und wo nicht? Diesen Fragen geht der zweite Teil von Laura Millmanns Podcast-Reportage „Plötzlich Lehrer“ nach. Seiteneinsteiger Andre Diehl steht vor neuen Herausforderungen.

Lehrkräfte haben eine Menge zu tragen. Illustration: Shutterstock

Wir befinden uns im September 2020 in Andre Diehls neu eingerichtetem Arbeitszimmer zu Hause. Als Seiteneinsteiger unterrichtet er nicht nur an der Emschertal-Grundschule, sondern ist auch an einer anderen Dortmunder Grundschule im Einsatz. Keine Seltenheit bei Seiteneinsteiger*innen. Zudem wird Andre Diehl vermehrt für Vertretungsstunden eingesetzt und muss daher auch mal fachfremd unterrichten. „Das ist so als Fachlehrer. Als Klassenlehrer bist du halt häufiger in deiner Klasse, als Fachlehrer springst du da ein, wo Bedarf ist. Das ist völlig okay, aber es ist halt anstrengender, als wenn ich in eine von mir vorbereitete Stunde gehe“, so der Dortmunder.

Vorgaben für den Seiteneinstieg

Vom Schulministerium in NRW gibt es klare Vorgaben, was den Seiteneinstieg angeht. Auf der Internetseite des Ministeriums heißt es: „In der Grundschule ist der Seiteneinstieg nur für die Fächer Kunst, Musik, Sport und Englisch möglich.“ In den Fächern Mathematik und Deutsch seien die Anforderungen zu hoch, weshalb der Seiteinstieg dort nicht möglich sei. So die Theorie. Die Praxis zeigt jedoch, dass Schulleitungen häufig anders handeln müssen, denn sie können ja nur das Personal einsetzen, das sie nun mal haben. Auch Andre Diehl hat neue Aufgaben zugeteilt bekommen. Gemeinsam mit einer Kollegin unterrichtet er nun Sachunterricht in der vierten Klasse. „Sodass ich da auch reinwachsen kann und in Zukunft den Sachunterricht dann auch regulär anbieten kann. Das ist schon spannend.“

Der Seiteneinstieg als Verbrechen an den Kindern?

Die Frage, die auch von Bildungsexpert*innen diskutiert wird, lautet: Sind Seiteneinsteiger*innen eine Bereicherung oder eine Belastung fürs System? Im Jahr 2019 hatte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, die überspitzte These aufgestellt, dass der Seiteneinstieg vor allem an Grundschulen ein Verbrechen an den Kindern sei. Bildungsstandards würden dadurch herabgesetzt, denn in einigen Bundesländern müssten Seiteneinsteiger*innen nur einen Crashkurs absolvieren, um als Lehrkraft arbeiten zu können. Dies sei eine Entwertung des Lehrerberufs.

Ein Argument für den Seiteneinstieg ist hingegen, dass die Seiteneinsteiger*innen durch ihre Lebenserfahrung neue Impulse in die Schule bringen. Dies bestätigt auch Andre Diehls Kollegin, Nicole Conrad. Sie räumt allerdings ein, dass es oftmals im Schulalltag an zeitlichen Ressourcen fehle, um die Seiteneinsteiger*innen adäquat zu unterstützen. In der Handreichung für Seiteneinsteiger*innen des Schulministeriums NRW steht, dass jedem Seiteneinsteiger ein erfahrener Kollege oder eine erfahrene Kollegin zur Seite gestellt werden soll. Dafür bekommt „erfahrene Lehrkraft“ eine sogenannte Anrechnungsstunde, muss also eine Stunde weniger unterrichten. Dies reiche aber leider nicht aus, sagt Nicole Conrad. „Eigentlich müssen sich die armen Seiteneinsteiger auch son bisschen selber retten“, so ihre Einschätzung.

Ein weiteres Problem sei, dass Seiteneinsteiger*innen eigentlich nicht ins System Grundschule passten. „Generell ist es ja in der Grundschule so, dass wir ein Klassenlehrersystem haben. Eigentlich findet fast alles beim Klassenlehrer statt. Und die Seiteneinsteiger sind in der Regel Fachlehrer. Das heißt, sie kommen mit einem Fach in ein System, das nur ganz wenige Stunden unterrichtet wird und deswegen ist es nicht passgenau. Es werden Menschen eingestellt, die für das System einfach nicht passend sind und das System muss es auffangen.“ Somit sieht Nicole Conrad den Seiteneinstieg nicht nur als Bereicherung für das Schulsystem, sondern auch als Belastung für die Kollegien.

Ausbilden, nicht nur wenn die Hütte brennt

Diese Einschätzung teilt der Osnabrücker Bildungsforscher Aladin el-Mafaalani. Er fordert deshalb, dass ein sinnvolles Aus- und Fortbildungssystem für Seiteneinsteiger*innen geschaffen werden müsse. Zudem sollten Seiteneinsteiger*innen immer ausgebildet werden, nicht nur in Zeiten des akuten Mangels. „Weil diese Logik, nur dann Feuerwehrleute auszubilden, wenn die Hütte schon brennt, das ist so das Dümmste, was man machen kann.“

Andre Diehl hat die Erfahrung gemacht, dass man als Seiteneinsteiger genau schauen muss, wie und wo man wirklich unterstützen kann. „Mit Berufserfahrung hat man einiges erlebt und bringt eine andere Perspektive mit“, erläutert er. „Dennoch muss man sich erst ins Schulsystem einfinden und genau schauen, an welcher Stelle man eine Bereicherung sein kann und wo eben auch nicht.“ Er selbst ist mit seiner ersten Stunde Sachunterricht ohne die Begleitung seiner Kollegin Nicole Conrad zufrieden und freut sich über diese neue Herausforderung. Schritt für Schritt will er auf seinem Weg weiter ins System hineinwachsen. News4teachers / Die Recherche für diese Reportage wurde finanziert vom Verein für Recherche und Reportage e.V., Musik: © pixabay

Hier geht es zu weiteren Folgen der Podcast-Reportage „Plötzlich Lehrer!“ – sowie zu weiteren Folgen des News4teachers-Podcasts Schulschwatz:

Den Podcast finden Sie auch auf

 

News4teachers-Podcast: Plötzlich Lehrer – der Sprung ins kalte Wasser! Reporterin begleitet Seiteneinsteiger fast drei Jahre lang

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

41 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
PaPo
3 Monate zuvor

Entlastung.

Die im Lehramtstudium vermittelten Pädagogik- und Didaktikinhalte sind keine Raketenwissenschaften und es mangelt ihnen i.d.R. wesentlich an empirischer Fundierung, insofern sie nicht ohnehin von Rahmenbedingungen ausgehen, die in Schule nicht (mehr) vorherrschen und in Eigenverantwortung der Lehrer, ja der Schulen selbst nicht (mehr) hergestellt werden können. Man sollte vom Gros der Akademiker (mit mind. Diplom, Magister- oder Masterabschluss) erwarten dürfen, dass sie sich entsprechendes Theoriewissen an ein paar Wochenenden (auch autodidaktisch) aneignen können sollten.

Ähnliches gilt den Praxiserfahrungen im Studium, die relativierbar sind, und dem Referendariat insg.: Auch hier muss man fragen, was der eigtl. Sinn und Zweck des Referendariats sein soll: Das reduziert sich m.E. auf das Erlernen insb. bürokratischer Abläufe und die Habitualisierung des Unterrichtens. Aber auch hier darf man erwarten, dass ein Akademiker (mit mind. Diplom, Magister- oder Masterabschluss) Entsprechendes auch on the fly binnen einiger Monate der Praxis internalisiert, auch ohne Studienseminarbegleitung, Unterrichtsbesuche, unterrichtspraktische Pröfung (inkl. Kolloquium am Ende) u.ä.

Das hat auch nicht viel mit einer Entprofessionalisierung des Lehrerberufs zu tun, sondern einem nüchternen Blick darauf, was denn das vermeintl. Distinktionsmerkmal zwischen examinierten lehramtsabsolventen und anderen Akademikern sein soll.

Im schlimmsten Fall macht ein Quereinsteiger so viel Arbeit wie ein Referendar… oder er geht rasch verlustig (anders als ein Referendar, der eigtl. keine Zukunftsperspektive im Job hat, aber aufgrund der Einschränkungen seines Studiums keine Alternative mehr findet).

case closed, Diskussion beendet.
Bitteschön! 🙂

Change my mind!

Autobahnabfahrt
3 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

case closed, Diskussion beendet.
Bitteschön!
Change my mind!“

Danke, dass Sie „case closed“ für mich übersetzt haben. Für wen haben Sie es eigentlich auf Englisch geschrieben? Für den einen englischen Muttersprachler, der hier mitlliest? Und warum dann den Rest nicht auch noch, damit der das auch versteht?

Und „change my mind“ kann ich ja sicher googeln oder im Wörterbuch nachschlagen, naja, wenn ich Zeit und Lust habe. So wichtig ist (mir Ihre Meinung) dann ja vielleicht doch nicht. Ich denk drüber nach. 😉

447
3 Monate zuvor
Antwortet  Autobahnabfahrt

Es ist ein meme. Willkommen im Zwischennetz.

PaPo
3 Monate zuvor
Antwortet  447

Danke!

Autobahnabfahrt
3 Monate zuvor
Antwortet  447

Und was ist ein „meme“??? Sie veräppeln mich? 🙂

PaPo
3 Monate zuvor
Antwortet  Autobahnabfahrt

Oh… Sie meinen das ernst?! Ich dachte, das wären nur die üblichen Aversionen ggü. Anglizismen.

Eine (engl.) ‚meme‘ ist ein (dt.) ‚mem‘ (https://de.wikipedia.org/wiki/Mem). Das gegenständliche ‚meme‘ in seiner aktuellsten Iteration rekurriert hier auf ein (online) Sendungsformat des US-kanadischen Konservativen Steven Crowder, der sich mit einem Tisch, über den ein Transparent mit Aufdruck einer tendenziell kontroverseren Stellungnahme (q.e.d.) gespannt ist und zwei Stühlen dahinter in der Öffentlichkeit auf einem belebten Platz positioniert – auf einem Stuhl nimmt er selbst Platz, der andere ist für potenziell diskussionsfreudige Passanten freigehalten, welche die Aufschrift „change my mind“ zur Diskussion einladen soll. Das Format wurde mittlerweile weitläufig adaptiert.

Ulrike M.
3 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Das gegenständliche ‚meme‘ in seiner aktuellsten Iteration rekurriert hier auf…

Oh, mein Gott, das ist ja noch schlimmer. 😀 „gegenständliches meme“ + „Iteration“ + „rekurriert auf“…….. Wie schrieb mal jemand, wer verstanden werden will, sollte sich verständlich ausdrücken. Wohl wahr!

Also ich verstehe auch die Erklärung zum „meme“ nicht. Aber was soll’s!

PaPo
3 Monate zuvor
Antwortet  Ulrike M.

Tjaaa… wer Deutsch wünscht, der bekommt auch Deutsch.
Sei vorsichtig, was du dir wünschst – es könnte in Erfüllung gehen.
Wes Craven’s Wishmaster lässt grüßen. 😉

447
3 Monate zuvor
Antwortet  Autobahnabfahrt
PaPo
3 Monate zuvor
Antwortet  447

Auf die englischsprachige Wikipedia zu verweisen ist in dem Gesamtzusammenhang wirklich gemein. 😉

PaPo
3 Monate zuvor
Antwortet  Autobahnabfahrt

Für Sie.
Damit Sie sich echauffieren können. und inhaltlich nichts beitragen müssen. 🙂

You’re wwlcome!

Fragezeichen
3 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Autobahnabfahrt hat allerdings ein ganzes Dutzend Kommentare hier zum Thema geschrieben! Verstehen Sie die nicht, weil’s auf Deutsch ist? Das wäre doch etwas bedenklich.

PaPo
3 Monate zuvor
Antwortet  Fragezeichen

*lol*

s.o. – ich ging davon aus, dass es seitens @Autobahnabfahrt lediglich die üblichen Aversionen ggp. Anglizismen sind, die hier zum Ausdruck kamen, wie das kurioserweise heutzutage immer noch passiert. Ihr zweiter Satz ergibt allerdings keinen Sinn

PaPo
3 Monate zuvor
Antwortet  Autobahnabfahrt

„welcome“ natürlich.

laromir
3 Monate zuvor

Das ist doch wie bei allem ein klares Jein. Meine Erfahrung ist, dass es wenige echt gute und bereichernd Seiteneinsteiger gibt und dafür mehr, die nicht wirklich hilfreich sind bzw. oft glauben, dass sie alles besser wissen und können und pädagogisch und fachdidaktisch an den SuS vorbei rauschen. Ich bin nicht dagegen, jedem eine Chance zu geben, allerdings finde ich, dass man bei Seiteneinsteigern eben genauer hinsehen sollte, ob das wirklich läuft. Sind sie erst verbeamtet, kann man eh nix ändern.

Pschmidt
3 Monate zuvor

Ohne * würde das Lesen auch Spaß machen.

Dejott
3 Monate zuvor

Seiteneinsteiger sind grundsätzlich ebensowenig Entlastung wie Referendare oder Praktikanten. Menschen anlernen kostet immer Ressourcen. Der eine Teil der Seiteneinsteiger erweist sich nach einiger Zeit als Bereicherung, der andere aufgrund mangelnder Eignung als Belastung. Meiner Erfahrung nach filtern die Schulämter im Vorfeld nicht. Passt jemand von den Fächern ins Profil, wird eingestellt, pädagogische Eignung unerheblich. Besonders kritisch sehe ich Seiteneinsteiger, die in ihrem vorherigen Beruf bereits gescheitert sind. Auch das hat in der Regel seine Gründe.
Eine besonders unverschämte Situation existiert in Sachsen. Während junge Seiteneinsteiger verbeamtet werden können, verwehrt man das altgedienten, aber grundständig ausgebildeten Kräften. Dafür kann kein Seiteneinsteiger etwas, erklärt aber wieder einmal, warum viele Lehrerinnen und Lehrer die Schnauze von Kultus und Schulamt gestrichen voll haben.
Die obligatorischen Weihnachtsbriefe sorgen da allenfalls für Lacher, bevor sie im Müll landen.

Sepp
3 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Sie haben jetzt mehrfach von Menschen geschrieben, die „in ihrem vorherigen Beruf bereits gescheitert sind.“ Entscheiden Sie, auf wen das zutrifft?

Wenn jemand feststellt, dass einmal gewählte Beruf doch nicht der richtige ist oder sich die Lebensumstände verändert haben, dann ist man nicht unbedingt „gescheitert„.

Natürlich kostet es immer Zeit, neue Mitarbeiter anzulernen. Das ist übrigens nicht nur bei Referendaren oder Praktikanten der Fall, sondern sogar bei grundständig ausgebildeten Lehrerkräften, die sich neu in eine Schule einfinden müssen.

Ich lese Ihren Beitrag so, dass Sie die absolute Expertenrolle einnehmen und vielleicht ein Seiteneinsteiger irgendwann später etwas bringt. Ich sehe das anders:
Wenn man die Situation als kollegialen Austausch betrachtet und sich auf die jeweils andere Seite und deren Erfahrungen/Kompetenzen einlässt, kann man auch selbst davon profitieren.

Beispielsweise habe ich einen Kollegen, der viele Jahre als Journalist gearbeitet hat. In manchen Bereichen ist er unerfahren; hat aber einen ganz anderen Blick auf Texte und kann diese im Schnellverfahren deutlich verbessern, was er auch gerne macht.

Manchmal ist die Klassenarbeit unseres Physik-Seiteneinsteigers nicht so gut formuliert und man muss noch mal drüber schauen und korrigieren. Auf der anderen Seite kümmert er sich auch mal am Nachmittag um Physik-Versuche, die einfach nicht klappen und bringt sie zum Laufen, so dass alle davon profitieren.

Das mag an einer Grundschule oder einem reinen Gymnasium anders sein, aber grundsätzlich lebt doch das System Schule davon, dass man viele Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten hat, die sich idealerweise ergänzen…

Ihren letzten Aspekt kann ich aber gut nachvollziehen, natürlich muss es die Verbeamtung für regulär ausgebildete Lehrkräfte geben.

Hysterican
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Oh, kollegialer Austausch ?!!
Da hätte ich auch gerne mal Zeit für!

Autobahnabfahrt
3 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Seiteneinsteiger sind grundsätzlich ebensowenig Entlastung wie Referendare oder Praktikanten.“

Finde ich auch. Da einen Unterschied konstruieren zu wollen, fände ich unredlich.

Fragezeichen
3 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Ich weiß schon, dass Sie verbittert sind, dass Sie mit über 42 in Sachsen nicht mehr verbeamtet wurden, als Sachsen das wieder einführte. Diese Altersgrenze gibt es aber aus dem Grund, dass jemand auch eine gewisse Zeit eingezahlt hat, bevor man z.B. Nutznießer der Pension ist. Allerdings ist nicht klar, warum es in Sachsen gut 20 Jahre sein müssen, aber in Berlin reichen aktuell 15 Jahre. Es gibt offenbar Spielräume. Nur irgendwem trifft es letztendlich doch, egal, ob bis 42 oder 52 oder 62 verbeamtet wird. Sie sehen das alles zu sehr auf dich bezogen. Alles ist gut, was Ihnen nützt und alles ist schlecht, was Ihnen schadet. Welche Altersgrenze schlagen Sie denn vor. Oder soll man auch mit 66 noch verbeamtet werden und dann ab 67 in Pension gehen.

Die Alternative wäre ein anständiger Nachteilsausgleich für alle nicht verbeamten Lehrer und den haben Sie nicht in Sachsen und nicht in Berlin. Das stimmt!

Autobahnabfahrt
3 Monate zuvor
Antwortet  Fragezeichen

In Sachsen 25 Jahre und in Berlin nur 15 Jahre!

Aber ansonsten haben Sie Recht. Es mutet willkürlich an. Aber dahinter steckt, dass jemand eine gewisse Zeit für den Dienstherrn gearbeitet hat. Das stimmt schon. Und auch wenn’s kaum jemand weiß, auch die Beamten führen einen Anteil vom Gehalt in die sozialen Sicherungssysteme ein. Das wird gleich einbehalten.

Egal, der Punkt, bei dem ich mitgehe, ist der „anständige Nachteilsausgleich“ für die anderen. Denn so wie es jetzt ist haben wir sehr viel Unmut und berechtigten „Neid“ in den Kollegien zwischen angestellten und verbeamteten Lehrern und das alte Prinzip vom gleichen Lohn für gleiche Arbeit ist auf den Kopf gestellt.

Warum soll ich mich für gleichen Lohn für gleiche Arbeit zwischen Mann und Frau einsetzen, wenn dann die verbeamtete Frau diese massiven Vorteile gegenüber dem angestellten Mann hat? Nö, ist mir dann auch egal (sag ich mal so).

Ulrike M.
3 Monate zuvor
Antwortet  Autobahnabfahrt

Gute Frage (am Ende).

Ziep
3 Monate zuvor

Seiteneinstieg ist gewünscht von Arbeitgeber… genau so werden die Kosten gesenkt!

Einen Verbot der Anstellungen durchzusetzen ist unmöglich, aber gleiche Bezahlung für Alle, würde die Pläne einer möglichen „Einsparung“ pulverisieren.

Seiteneinsteiger sind 50% günstiger als voll ausgebildete Lehrkräfte.
Lehrermangel ist hausgemacht um zu sparen! Und nichts anderes! Es wird sogar an der Instandhaltung der Gebäuden gespart.
Die Bildung aller ist nicht gewünscht.

Chefdenker
3 Monate zuvor
Antwortet  Ziep

Ernst gemeinte Frage, wieso sind Seiteneinsteiger 50% günstiger ?

Autobahnabfahrt
3 Monate zuvor
Antwortet  Chefdenker

Ja, frage ich mich auch. Wobei, in Berlin sind die sogenannten PKB-Kräfte, oder wie das heißt, allerdings auch „billiger“, besser gesagt, sie werden deutlich geringer bezahlt. Man kann sie auch als Seiteneinsteiger betrachten (wenn sie keine Lehrerausbildung haben), wobei sie einen anderen Status haben. Die Seiteneinsteiger sind ja welche, die nebenbei noch eine Qualifizierung durchlaufen. Spätestens nach Abschluss dieser werden sie nicht mehr geringer bezahlt.

Karl Heinz
3 Monate zuvor

Auch wenn es unter dem Deckmantel der differenzierten Betrachtung daher kommt, so folgen solche suggestiv angehauchten Fragestellungen doch immer dem Motto divide et impera.
Man pickt sich eine (schwache) Teilgruppe heraus und seziert dann daran herum und öffnet die Ventile um Dampf abzulassen.

Wird es auch Diskussionen darüber geben, ob ständig kranke Beamte, unfähige studierte Lehrkräfte, planlose, cholerische Schulleitungen etc. pp. eine Be- oder Entlastung sind?
Wie kann es z.B. sein, dass frisch fertig studierte Lehrkräfte über keinerlei Kompetenzen im Bereich Informatik verfügen, obwohl sämtliche Lehrpläne mehr und mehr digitale Kompetenzen vorschreiben?

Das überhaupt noch so diskutiert wird, während in der freien Wirtschaft (in welche die Kinder ja am Ende der Schullaufbahn entlassen werden) Quereinstiege längt Usus sind, zeigt doch, wie weit man den Zeitläufen hinterher tappelt.
Warum spricht man nicht über den Unwillen und die Unfähigkeit zur Integration an den betroffenen Schulen (ist ja nicht überall so, aber ist halt auch keine Ausnahme)?
Immerhin sollen eben jene Schulen ja auch die Werte einer offenen und integrativen Gesellschaft an die Kinder vermitteln.
Da sieht es doof aus, wenn man schon im Kollegium damit scheitert.

Wenn man – und darin sind sich wohl die meisten einig – das Bildungssystem an sich marode und erodiert ist, dann muss man halt auch das System als Ganzes – mit ALLEN Schwachstellen – betrachten.

Autobahnabfahrt
3 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Wird es auch Diskussionen darüber geben, ob ständig kranke Beamte, unfähige studierte Lehrkräfte, planlose, cholerische Schulleitungen etc. pp. eine Be- oder Entlastung sind?“

Genau! Vielen Dank! Auch für den Satz davor mit dem lateinischen Ausspruch (und nicht Englisch, gibt ja auch noch andere schöne Sprachen).

Clara
3 Monate zuvor

Eher Belastung, obwohl auch Kämpfernaturen dabei sind, die sich imponierend behaupten. Diese machen etwa 20 Prozent aus, alle anderen Seiteneinsteiger an meiner Schule haben nach relativ kurzer Frist das Handtuch geworfen, zum Teil unter Tränen und stark gerupft.

A.M.
3 Monate zuvor

Hier Herr Schröders Erfahrungen mit Quereinsteigern: https://www.youtube.com/watch?v=UrjSxwEEYqU

Viel Vergnügen und guten Rutsch!

Alex
3 Monate zuvor

Erfahrung aus der Praxis: wir haben 2 Kollegen aus der Gesamtschule zu uns in die Grundschule bekommen. Obwohl beide also grundständig ausgebildete LK sind, war es sehr arbeitsintensiv, die beiden auf GS „einzunorden“. Auch heute noch schüttle ich oft den Kopf über manch seltsame Unterrichtsvorstellung. Von dem Musikschullehrer, der meinte, als Vertretungslehrer für Musik bei uns arbeiten zu können, mag ich gar nicht reden. Zum Glück hat er sehr schnell selbst gemerkt, dass er dafür absolut nicht geeignet war.

dickebank
3 Monate zuvor

Die Seiteneinsteiger gibt es nicht. Zum einen sind da die individuellen Voraussetzungen und zum anderen die rechtlichen Regelungen der Bundesländer zum Seiteneinstieg.
Die bezeichnung Seiteneinsteiger ist so gut wie die Bezeichnung Führerscheininhaber. Diese Sammelbegriffe sagen alles und nichts aus, da sie sich jeweils in unendlich viele Einzelfallgruppen aufdröseln lassen.

Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal bezüglich des Seiteneinstieges ist schon einmal das Kriterium „Zweites Staatsexamen für ein Lehramt“. Liegt dieses vor, sind grundständige Lehrkräfte und „Seiteneinsteiger“ von ihren Arbeitgebern erst einmal formal gleichgestellt, bei der Eingruppierung allerdings nicht. Sie unterscheiden sich lediglich aufgrund des Hochschulabschlusses, der ja nicht mehr ist, als ein Zugangskriterium zum Vorbereitungsdienst. Das bestehen des Zweiten Staatsexamens ist dann der Grund für die formale Gleichstellung.

Dass es mittlerweile andere Zugänge in den Schuldienst – sowohl für Lehramtsstudierende als auch für andere Personengruppen ohne Zweites StEx – gibt, kann der Gruppe der Seiteneinsteiger mit Zweitem StEx ja nicht vorgeworfen werden. Dieser Umstand ist einzig und allein auf die Personalentscheidungen der Arbeitgeber zurück zu führen, die eine vorausschauende Personalpolitik verabsäumt haben.

Den Sack zu schlagen und den Esel nicht zu nennen, ist selbst für Philologen unwürdig.

Autobahnabfahrt
3 Monate zuvor

„Der Seiteneinstieg als Verbrechen an den Kindern?“ (Zwischenüberschrift)
Ha,ha,ha …………. Zuspitzung hin und Zuspitzung her. Das ist ja unglaublich! Aber letztendlich, manche Lehrer (die keine Seiteneinsteiger sind), kann man wohl auch zugespitzt als Verbrechen an den Kindern vermuten, nicht wahr?!

Einer
3 Monate zuvor

Ich verstehe dieses ganze Geschätz von fehlenden Lehrern nicht.
Ich unterrichte am BK in NRW. Bei uns gaben wir seit 10 Jahren immer eine Überdeckung. Es werden kaum Lehrer eingestellt. Vielleicht Max. 5 in dieser Zeit. Trotzdem können alle Fächer immer nur mit der Mindeststundenzahl erteilt werden. Ja, wir haben einen starken Schülerrückgang. Die Klassen sind aber nicht kleiner. Aberes fehlen immer Lehrer und es werden keine eingestellt.
Als wenn eine Baufirma sagen würde „5 Leute zuviel also stelle ich keinen zweiten Baggerfahrer mehr ein für meinen zweiten Bagger“
Und so ist es an den 6 BKs um uns herum auch. Minimaler erteilten Unterricht obwohl Überdeckung. Im Sommer gehen wieder 6 Kollegen in Pension. Dann haben wir endlich „Normal‘ erreicht. Eingestellt wird niemand.

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Einer

Ein Erfahrungshorizont mit dem Radius Null ist natürlich auch ein Standpunkt.

Ich kenne kaum eine allgemeinbildende Schule in NRW die keine Unterdeckung hätte – abgesehen von den ermittelten SchIPS-Daten der SchulAbt der zuständigen Bez.-Reg.

BKs sind die nicht zuständig für die Auszubildenden, von denen es laut veröffentlichter Meinung immer weniger gibt, da alle studieren wollen? Liegt hier mit Blick auf die Lehrkräfteversorgung vielleicht nicht nur eine Korrelation vor sondern ggf. eine Kausalität? Mehr als eine Koinzidenz müsste es doch in jedem Fall sein:)

447
3 Monate zuvor

50/50.

Aus meiner Sicht kein klares Urteil möglich, hängt vom Einzelfall ab.

RSDWeng
3 Monate zuvor

Seiteneinsteiger bitte nicht in der Grundschule einsetzen!! Sie ist die wichtigste Schulart überhaupt, sie legt das Fundament für alles Spätere: kognitiv und zum großen Teil auch im Sozialverhalten. Deshalb ist es nicht nachzuvollziehen, dass in der BRD die Grundschullehrer schlechter bezahlt werden als Gymnasiallehrkräfte. In einigen anderen Ländern ist das nicht der Fall. Dort wurde erkannt, wo die wertvollste pädagogische Arbeit geleistet wird.

Autobahnabfahrt
3 Monate zuvor
Antwortet  RSDWeng

Nach (neueren) Forschungen werden die Grundlagen für den weiteren Lebensweg aber im Kleinkindalter gelegt, in ca. den ersten 5 Lebensjahren !!! Das können Sie zuhauf im Internet nachlesen!

Also Kindergärtnerinnen wie (Grundschul)-Lehrer bezahlen und verbeamten?!? Ihre Argumentation!

RSDWeng
3 Monate zuvor
Antwortet  Autobahnabfahrt

Das soll in Finnland der Fall sein.

Dejott
3 Monate zuvor

Ironischerweise haben die Kultusministerien das Problem langfristig verschärft. Warum sollte man heute noch Lehramt studieren, wenn der Seiteneinstieg jederzeit möglich ist?
An unserer Schule liegen wir fast bei einem Drittel Seiteneinsteiger. Ob das so im Sinne des Erfinders ist? Und das Ende ist lange nicht erreicht.

Ulrike M.
3 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Auch Seiteneinsteiger müssen Mindestanforderungen erfüllen. Vielleicht ist das in jedem Bundesland anders, aber ich kenne eine, die hatte das Lehramtsstudium begonnen, schon vor dem 1. Staatsexamen abgebrochen, arbeitete seither in Kitas u.Ä., der wurde der Seiteneinstieg (Grundschule) verwehrt! Sie wurde mehrfach abgelehnt. Trotz reichhaltiger pädagogischer Erfahrung.