Kretschmann hält Reformen an Grundschule für drängender als Wiedereinführung von G9

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hält die geplante Grundschulreform zeitlich und inhaltlich zunächst für drängender als den Umbau der Gymnasien. «Die jüngsten Ergebnisse bei Pisa und beim IQB-Trend für die Neuntklässler sind bundesweit katastrophal», sagte er. Es müsse stärker auf die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen gesetzt werden.

Versteht G9 als langfristiges Projekt: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

Mit Blick auf die Grundschulen sagte Kretschmann: «Das wird die Koalition 100-prozentig zum Schwerpunkt machen und sich von nichts davon abbringen lassen – also wirklich von nichts.» Die Entwicklung eines Reformkonzeptes für das neunjährige Gymnasium skizzierte der Ministerpräsident hingegen als längeren Gesamtprozess.

Im Kampf gegen die massiven Bildungsprobleme im Südwesten zeigt sich die grün-schwarze Landesregierung offen für eine Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg. Nach entsprechenden Signalen aus der CDU und dem jüngsten Angebot der FDP erklärte eine Sprecherin von Kretschmann auf Anfrage der «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung»: «Wir freuen uns über die Signale zur Zusammenarbeit und nehmen sie gerne auf.»

Zuletzt hatte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke eine Allianz von CDU, SPD und Grünen mit den Liberalen vorgeschlagen. Mitte Dezember hatten auch CDU- und SPD-Sprecher bereits bei einer Landtagsdebatte die Bereitschaft zur Kooperation gezeigt. Auch der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel hatte in einem Interview mit den beiden Stuttgarter Zeitungen schon eine koalitionsüberschreitende Zusammenarbeit bei den Schulthemen gefordert und von einem Grundkonsens gesprochen, «der über Regierungswechsel hinaus trägt und Stabilität und Kontinuität sichert».

Eigentlich hat Grün-Schwarz vereinbart, keine Debatten zur Schulstruktur im Land führen zu wollen. Vor allem der erfolgreiche G9-Volksantrag und die Empfehlungen eines Bürgerforums zur Rückkehr des neunjährigen Gymnasiums haben aber den Druck auf die Landesregierung erhöht. Sie hat bereits angekündigt, ein Konzept für ein modernisiertes G9 zu erarbeiten. Bislang ist in Baden-Württemberg das achtjährige Gymnasium (G8) Standard. News4teachers / mit Material der dpa

Zurück zu G9: Jeder vierte Schüler kann kaum lesen – jetzt fließt viel Geld in die Gymnasien. Wie sinnvoll ist das?

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Muellerin
3 Monate zuvor

Nach 13 Jahren Regierung will Kretschmann die Grundschulen zum Schwerpunkt machen. Was tat man eigentlich zwischenzeitlich?

Ragnar Danneskjoeld
3 Monate zuvor
Antwortet  Muellerin

Die Gemeinschaftsschule aufbauen und das mehrgliedrige und vormals erfolgreiche Schulsystem an der ausgestreckten Hand verhungern lassen. Noch Fragen?

AvL
3 Monate zuvor

Da im Schwabenländle, und besonders auf der schwäbischen Alp, wo man schwäbisch schwätzen tut, wird es schwierig mit dem lautgetreuen Anlauttabellen-Geschreibe.
Da wird man närrisch beim Lesen derartiger Schreibextrakte der deutschen Dialekte.

mississippi
3 Monate zuvor
Antwortet  AvL

Das ist das allerallerkleinste Problem in den Grundschulen. Das lautgetreue Schreiben ist 90er und macht niemand mehr.

AvL
3 Monate zuvor
Antwortet  mississippi

Stark unstrukturierte Kinder bedürfen einer
anderen Methodik im Sinne einer engeren
Anleitung durch die Lehrer und der Vermittlung
einer strukturierten Arbeitsweise.

Mit den Methoden einer selbst erforschenden
Pädagogik, und dazu gehört auch das Schreiben
von Wörtern mit Hilfe von Anlauttabellen,
sind diese Kinder ebenso wie Kinder mit
auditiven Wahrnehmungs- Lautverarbeitungsstörungen,
Kinder mit einem Migrationshintergrund und
die mit einem stark dialektgefärbten Sprachumfeld
wie im Schwabenland und anderswo einfach überfordert.

Erschwerend werden durch die fehlende 1 :1
Zuordnung der Grapheme zu den Lauten zu
viele Fehler in der Schreibung generiert,
was eine Automatisierung des Schreibens
verhindert oder schlimmer noch eine
Automatisierung falscher Zuordnungen
automatisiert generiert( siehe Schneider/ Shiffrin ).
Außerdem blockieren im Gehirn hinterlegte
Bilder zu den Anlautbuchstaben einen
automatisierten Lesefluss, wenn die Kinder
gar diese Tabellen mit den zugeordneten
Bildern auswendig lernen.

Kluhni
3 Monate zuvor
Antwortet  AvL

Wir sind hier nicht in den Alpen. Das Mittelgebirge heißt Schwäbische Alb. Da werde ich sonst närrisch beim Lesen.

AvL
3 Monate zuvor
Antwortet  Kluhni

Schon recht, danke.

Unfassbar
3 Monate zuvor

Fleischmann hat schon recht. Die Grundlagen werden in der Grundschule gelegt und die schwächsten Schüler mit den größten Lücken werden durch die Umstellung auf g9neu nicht besser gefördert. Wie das an den Grundschulen außer durch insbesondere auch üben, selber machen und aktiv lernen besser werden soll, weiß ich nicht. Das wird er wahrscheinlich nicht vorschreiben.

Pädagogische Fachkraft
3 Monate zuvor

Kretschmann will einfach G9 nicht, dazu ist ihm jedes Mittel recht. Und da jetzt sogar „sein“ Bürgerforum für G9 plädiert, obwohl er vermutlich auf das Gegenteil hoffte, verlegt er sich auf die Verschiebetaktik bei der zeitlichen Planung mit dem Gerede von „Reformkonzepte erarbeiten, längerer Gesamtprozess“. Dabei gibt es sehr wohl schon fertige G9-Konzepte für ein modernes Gymnasium mit hoher Bildungsqualität, die von Praktikern und Fachleuten aus dem Gymnasialbereich ausgearbeitet sind und auch dem KM schon vorgelegt wurden, aber die will man nicht… Das vorgeblich „elitäre“ Gymnasium ist halt bei den Grünen aus ideologischen Gründen offiziell nicht angesehen, obwohl die grünen Landtagsabgeordneten ihre eigenen Kinder gerne dort hinschicken.

Rüdiger Vehrenkamp
3 Monate zuvor

Wahrscheinlich schicken diese ihre Kinder auf Privatschulen, die noch nach G9 unterrichten. Wäre die baden-württembergische Bildungspolitik mit ihren Vertretern ehrlich, müssten alle Kinder von SPD- und Grünen-Politikern auf eine Gemeinschaftsschule gehen. Der Bevölkerung wurde und wird diese nämlich stets als Schulart verkauft, die die allergrößten Erfolge feiert.

Autobahnabfahrt
3 Monate zuvor

Stimmt ja auch. (Titel) Ich dachte nur, das ist inzwischen entschieden?

Dagmar Schäfer
3 Monate zuvor

Kinder und kommende Kindergenerationen brauchen 2024 entschiedene Fürsprecher*Innen aus der Bürger- und Elternschaft! Das ist ein Jahr der Weichenstellungen im Bildungsbereich.

https://www.openpetition.de/!jxbss

.
Es geht um Kinder, Bildung, Demokratiefähigkeit und Zukunft. Eine Gesamtschau fehlt seit Jahrzehnten – nur deswegen mussten sich Eltern und Bürger*innen aufmachen und Petitionen für Lehrerreserven (Hölderlin Petiton Heidelberg), für G9, Kitas oder Grundschulen ins Leben rufen.

Geben wir der GRÜNEN Kultusministerin, Ministerpräsident Kretschmann und dem Finanzminister Bayaz gemeinsam den Auftrag, Nägel mit Köpfen zu machen.

Bildungspolitik für einen 10 Jahresrahmen zu planen
Die Bildungsorte für ALLE Kinder so aufzustellen, dass sie jeden Morgen Schulen vorfinden, die ihnen ihre Bildungschancen eröffnen können. Wo sie willkommen und gesehen und gefragt sind. Wo sie lernen, dass Platz für alle ist, dass ein Miteinander gestaltbar ist und Demokratie Sinn macht. Einsatz und Beteiligung uns weiterbringen.
Wo sie nicht weiter verloren gehen, sondern wo sie ihre Fähigkeiten auf vielen Ebenen angeregt und gefördert wissen.

Wenn man das verstanden hat, weiß man, dass es dafür Personal braucht und eine Feedback Kultur, auf allen Ebenen, um diese Ziele im Schulalltag auch wirklich erreichen zu können.

Wir brauchen einfach mehr Menschen, die den kleinen Schritt tun und Flagge zeigen. Egal auf welcher Ebene, Hauptsache sichtbar für die Landesregierung.

Bitte die Petition für eine Bildungswende unterschreiben:

Bitte teilt den Aufruf und motiviert Mitmenschen, Eltern und Grosseltern Entscheidendes für Ihre Kindeskinder zu tun.

https://www.openpetition.de/!jxbss

21 000 ( = erfolgreiche Petition) oder warum nicht auch 100 000 digitale Unterschriften in einem Land, das 11 Mio Bürgerinnen und Bürger zählt, ein Hexenwerk?

Auf ein GUTES 2024, in dem wir zusammen Steine ins Rollen bringen, die Wesentliches für Kinder und Gesellschaft bewirken.

Herzlichen Grüßen

Dagmar Schäfer

Rainer Zufall
3 Monate zuvor

Naja, es fehlen Lehrkräfte vorne und hinten… Ich teile die Meinung, sich erstmal um Vorne zu kümmern, aber Kretschmann könnte dies… sagen

mama51
3 Monate zuvor

Reformen? Na! Soooo was!
Mal wieder… Gaaaanz was neues! Gääähn!!!☹️

mississippi
3 Monate zuvor

Na, an der Ausstattung der Grundschulen kann es nicht liegen. Die hat sich ja seit 30 Jahren nicht geändert. Alles Geld fließt in die weiterführenden Schulen und wir warten seit 14 Jahren darauf, dass die Schülertoiletten renoviert werden. Noch Fragen? Ach ja, ab und an schenkt uns das benachbarte Gymnasium einen ausrangierten Beamer. Aber ohne zuverlässiges WLAN fängt man nicht viel damit an.
In der Coronazeit hat uns das Gymnasium auch die Sozialarbeiter ausgeliehen, damit wir morgens die Notbetreuung und nachmittags das homeschooling stemmen konnten. Sozialarbeiter sind wir im Schulalltag inzwischen leider selbst geworden und es fehlt uns wichtige Zeit zum Unterrichten. Das sieht niemand.
Auch liegt die mangelnde Lesekompetenz nicht an der Mundart, sondern auch daran, dass im Durchschnitt über die Hälfte der Grundschüler mangelnde Deutschkenntnisse, bzw. eine andere Muttersprache hat. Auch hier fehlt es an Personal für das Einrichten von Übergangsklassen, Förderkursen, usw.
Auch bei der Inklusion gibt es zu wenig Personal und Sonderpädagogen im Team. Alles bleibt an den Grundschullehrkräften hängen, die auch noch als schlechteste von allen bezahlt werden. Dadurch das BaWü bei der Lohnerhöhung für die Landesbeamten nicht die 200€ nimmt wie alle anderen Bundesländer, sondern 3,6 %, sind die Grundschullehrkräfte natürlich wieder benachteiligt, weil diese weniger als 200 € erhalten, während alle anderen ab A13 wieder besser dastehen. Kein Wunder, dass immer weniger junge Leute Grundschullehrer werden wollen.