Anne-Sophie Mutter und Simon Rattle gegen Bayerns Pläne zur Grundschulreform

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Prominente Musiker wie die Geigerin Anne-Sophie Mutter und der Dirigent Simon Rattle haben sich Medienberichten zufolge in einem offenen Brief an die bayerische Staatsregierung gegen die Pläne für eine Unterrichtsreform an bayerischen Grundschulen ausgesprochen. «Wir möchten Sie mit Nachdruck daran erinnern, dass Sie durch den Artikel 3 der Bayerischen Verfassung verpflichtet sind, dem Land Bayern als Kulturstaat gerecht zu werden», schreiben die Künstler unter anderem an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler).

Bläst Bayerns Ministerpräsident den Marsch: Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter. Foto: Quincena Musical- Iñigo Ibáñez / Wikimedia Commons CC BY 2.0

«Wir möchten Kindern die Möglichkeit geben, mit Kunst und Musik in Berührung kommen. Deswegen ist es uns allen so wichtig», heißt es in dem Schreiben. «Was Sie vorhaben, sind Kürzungen am völlig falschen Ort!», heißt es in dem Brief an Söder und Stolz, der vom Bariton Christian Gerhaher und der Violinistin Julia Fischer, beide Professoren an der Münchner Musikhochschule, initiiert und von mehreren prominenten Musikern unterzeichnet worden sei. Der Brief liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

Die Künstler erkennen den Versuch, durch Zusammenlegung von Fächern wie Kunst und Musik «epochalen Unterricht» in kreativen Fächern zu ermöglichen, nicht an. «Es bleibt in der Sache dabei, dass Sie dem in der Praxis schon längst realen Unvermögen, der kreativen Erziehung unserer Schülerinnen und Schüler in ausreichendem Maß nachzukommen, nun auch noch eine gesetzliche Grundlage geben wollen», kritisieren die Musiker.

Die Staatsregierung plant, in der Grundschule zur Verbesserung der Kernfähigkeiten der Kinder mehr Deutsch und Mathematik zu unterrichten. Den Plänen zufolge soll dies auf Kosten von Fächern wie etwa Musik und Werken gehen, nicht aber zulasten des Religionsunterrichtes. «Ich kann nicht nachvollziehen, dass man bei den kreativen Fächern spart, aber Religion bleibt bestehen», sagte Fischer der «Süddeutschen Zeitung». News4teachers / mit Material der dpa

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4 Kommentare
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AvL
1 Monat zuvor

Es ist gut, dass sich auch prominente Musikschaffende
kritisch zu Söders Populismus positionieren.

wolfgang Endemann
1 Monat zuvor

Das, was die Herren aus der bayrischen Provinz da vorschlagen, ist reinster Antiintellektualismus. Man kann natürlich fragen, wie weit soll die intellektuelle Bildung der Heranwachsenden ausfallen, wie viel Grundverständnis der Welt soll am Ende der Schulpflicht stehen? Überforderung bringt nichts.
Davon einmal abgesehen ist die Alternativstellung Mathematik oder Musik ohne Sinn und Verstand, denn beide sind im Wesentlichen sich gegenseitig befruchtende Strukturfächer, die sich ästhetisch berühren, wenn man sie in umfassendem Sinn betreibt. Freilich verspricht man sich dann von Mathematik mehr als nur ein antrainiertes Werkzeug für den Ingenieur, mehr als ein instrumentelles Herrschaftsmittel. Und freilich geht das nur, wenn der Mathematikunterricht keine Qual ist, sondern wie Musik emotional positiv besetzt werden kann. Das sollte für alle Fächer gelten, dann kann sich Bildung als Menschenbildung entfalten.
Dazu benötigt man mehr Zeit und Aufmerksamkeit für Bildung, und muß die Synergieeffekte der Teildisziplinen nutzen können. Also ein bedingtes Ja zu „mehr Mathematik“, aber auf eine den bayrischen Vorstellungen entgegengesetzte Weise.

Arno
1 Monat zuvor

Jetzt fehlt noch, dass ein paar prominente Profifußballer oder Tennis-Stars sich dazu äußern, wie viel Sportunterricht es geben müsse. 🙂
Und dann kann sich vielleicht der Vatikan noch zum Umfang des Religionsunterrichts äußern, oder vielleicht auch Kardinal Woelki. :-).
Dann fehlt noch eine Stellungnahme von Elon Musk oder Bill Gates, wie viel Wirtschaft und Finanzwesen in Schulen gelehrt werden soll, einschließlich Börsenkunde. 🙂

Bitte gerne
1 Monat zuvor

Mumpitz! Schließlich ist Schule da, um tüchtige Fachkräfte zu produzieren, keine Schöngeister. Das Sozialprodukt gehört gesteigert, den Boomern die Rente erwirtschaftet. Dazu sollen die Kinder untergebracht sein, dass Eltern arbeiten können und sich nicht mehr mit Erziehung müde machen müssen. Und dann noch den Boden bereiten für jedes Anliegen von jeder Lobby, jedem Lobbyistenund alles reparieren und erledigen, was anfällt.