„Verbrenn’ die Juden“, „Neggafotze“ und „Sieg Heil“: Starke Zunahme von (rechts-)extremistischen Vorfällen an Schulen

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BERLIN. Kultusministerien in Deutschland registrieren eine drastische Zunahme von Meldungen über extremistische – vor allem wohl: rechtsextreme – Vorfälle an Schulen. Dass die Mehrzahl der Bundesländer aber offenbar solche Daten nicht sammelt, irritiert.

Es braut sich ‚was zusammen. Foto: Shutterstock

Eine Schülerin postet auf Tiktok ein Video mit lustigen Schlümpfen – und wird deswegen von Polizisten aus dem Unterricht geholt: Die Geschichte aus der 15.000-Einwohner-Stadt Ribnitz-Damgarten in Mecklenburg-Vorpommern sorgte deutschlandweit für Empörung, die von der AfD (und der CDU) eifrig geschürt wurde. Doch die Erzählung erwies sich als falsch. Tatsächlich, das stellte die Polizei später klar, ging es keineswegs um ein harmloses «Schlumpf-Video». Die blauen Zeichentrick-Zwerge tauchten in dem Material zwar auch auf. Darüber hinaus aber war von Schriftzügen die Rede, «die dem rechtsextremistischen Spektrum zuzuordnen sind, sowie Runenzeichen und altdeutsche Schrift mit Lorbeerkranz» sowie eine Parole der Neonazi-Partei «Der III. Weg».

Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) und Innenminister Christian Pegel (SPD) verteidigten das Vorgehen des Schulleiters, der die Polizei eingeschaltet hatte, und das der Beamten, die das Mädchen aus dem Unterricht holen ließen und mit ihm im Schulleiterzimmer ein Gespräch führten. Sie hätten richtig und angemessen gehandelt, erklärten beide Minister. Bildungsstaatssekretär Tom Scheidung (Linke) verwies darauf, dass die Schulleitungen gehalten seien, die Polizei einzuschalten, wenn bei Besitz, Erstellung und/oder Verbreitung von Textnachrichten, Fotos oder Videos ein strafrechtlicher Hintergrund nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden könne.

Seit dem Vorfall wird darüber diskutiert, ob extremistische Vorfälle an Deutschlands Schulen Einzelfälle oder an der Tagesordnung sind – und wie Lehrer damit umgehen sollten. Tatsächlich verzeichnen nach einem Bericht der «Welt» alle sechs Bundesländer, in denen extremistische Straftaten an Schulen erfasst werden und diese öffentlich mitteilten, einen Anstieg. Die meisten Vorfälle wurden in Brandenburg gemeldet, eine Verdreifachung auf 180 Taten im Vergleich zum vergangenen Schuljahr.

Es folgt Sachsen, wo es im vergangenen Kalenderjahr 150 Fälle waren und im vorausgegangenen Jahr 90. Berichtet wurde dort laut «Welt» von Acht- und Neuntklässlern, die im Unterricht den verbotenen Hitlergruß zeigen und Mitschüler als «Kanaken» oder «Schwarze Sau» beleidigen, von Arbeitsheften mit «Sieg Heil»-Schriftzügen oder Bemerkungen wie «Verbrenn’ die Juden» oder von einem Internet-Video, in dem Schüler eine Lehrerin als «Neggafotze» bezeichneten.

«Wir müssen mit aller Macht verhindern, dass sich Hassgefühle und Gewalt auch in Klassenzimmern oder auf Schulhöfen ausbreiten»

Auch in Hessen verdreifachte sich die Zahl der extremistischen Vorfälle 2023 gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 35. Im ersten Vierteljahr 2024 waren es bereits 39. Dem Beitrag zufolge begründet das hessische Ministerium dies mit dem vermehrten Zeigen des verbotenen Hitlergrußes – oft als Challenge in den sozialen Medien. Zudem kam es nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 zu einem Anstieg antisemitischer oder islamistischer Vorfälle. Als linksextremistisch stuften die hessischen Behörden in den vergangenen Jahren laut «Welt» allerdings nur bis zu zwei Vorfälle pro Jahr ein.

Trotzdem blieb Hessens Kultusminister im Vagen, was genau er zu bekämpfen gedenkt. «Es gibt keinerlei Spielraum, als massiv gegen jede Form von Extremismus vorzugehen», teilte Armin Schwarz (CDU) am Samstag mit. «Wir müssen mit aller Macht verhindern, dass sich Hassgefühle und Gewalt auch in Klassenzimmern oder auf Schulhöfen ausbreiten.» Es sei «bitter nötig», Antisemitismus ständig konsequent zu bekämpfen und demokratische Werte zu fördern. «Unsere Schulen haben hier einen maßgeblichen Bildungs- und Erziehungsauftrag, in dem wir sie gezielt mit umfangreichen Maßnahmen unterstützen – bis hin zu Workshops oder einer Beratungshotline für Lehrkräfte.»

Im laufenden Schuljahr häuften sich die (rechts-)extremistischen Vorfälle auch in anderen Bundesländern. So registrierte Sachsen-Anhalt bereits 22 «verfassungsfeindliche Vorfälle» bis Januar, verglichen zu 15 im vergangenen Schuljahr 2022/2023. Ähnlich ist es in Mecklenburg-Vorpommern, wo es im Vergleich zum vergangenen Schuljahr fast zu einer Verdopplung kam.

In sieben Bundesländern (Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein) wurden extremistische Vorfälle entweder nicht gemeldet oder von den Bildungsministerien nicht statistisch ausgewertet, wie die «Welt» schreibt. Hamburg, Bremen und Thüringen haben den Angaben zufolge nicht auf die Anfrage geantwortet.

«Unsere Demokratie steht aktuell unter Druck. Das zeigt sich auch an Schulen – sie sind ein Spiegelbild der Gesellschaft»

Niedersachsen meldete nach: Das Innenministerium zählte im Jahr 2022 mehr als 200 Straftaten an niedersächsischen Schulen. Insgesamt wurden 204 Taten verzeichnet. Für Niedersachsen liegen bislang keine aktuelleren Daten vor; die Herausgabe von Fallzahlen für 2023 und 2024 sei aktuell nicht möglich, erklärte das Innenministerium. Innenministerin Daniela Behrens (SPD) werde die Fallzahlen für das vergangene Jahr voraussichtlich im Mai vorstellen. «Für 2023 ist tendenziell von einem Anstieg der Fallzahlen auszugehen», hieß es. Die deutliche Mehrheit der Straftaten an Schulen war mit 131 Fällen im Jahr 2022 rechts motiviert. An links motivierten Straftaten zählten die Behörden 13 Taten. 5 Straftaten standen demzufolge im Zusammenhang mit einer ausländischen Ideologie. 55 Straftaten waren keinem Phänomenbereich zuzuordnen.

Inwiefern die gestiegenen Zahlen zu extremistischen Vorfällen auf ein verändertes Meldeverhalten der Schulen zurückgehen, ist unklar. Umfassende Studien existieren hierzu nicht. Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) sagte gegenüber der «Welt»: «Unsere Demokratie steht aktuell unter Druck. Das zeigt sich auch an Schulen – sie sind ein Spiegelbild der Gesellschaft.» Lehrkräfte seien angehalten, «auf antidemokratische Äußerungen und Handlungen von Schülerinnen und Schülern zu reagieren und selbst Haltung zu zeigen».

Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied Schule der GEW, erklärte gegenüber der Zeitung: «Extremismus ist bei den Kolleginnen und Kollegen immer häufiger ein Thema». Was in der Gesellschaft passiere, finde auch den Weg in den Klassenraum. «Der Politikunterricht und Demokratieprojekte wie etwa der Anne-Frank-Tag müssen ausgebaut werden», so Bensinger-Stolze. «Grundgesetz und Schulgesetze geben den Lehrkräften den Auftrag, sich für die Demokratie einzusetzen. Wenn sie dies tun und sich etwa gegen Rechtsextremismus aussprechen, müssen sie sicher sein, dass die Politik sie unterstützt.»

Tatsächlich können sie das offensichtlich nicht immer. Im Brandenburgischen Burg sahen sich zwei Lehrkräfte, die in einem Brandbrief rechtsextreme Umtriebe unter Schülerinnen und Schülern öffentlich machten, nach einer Hetzkampagne gezwungen, die Schule zu verlassen. Sie kritisierten das Bildungsministerium. «Ich habe ein Schreiben vom Schulamt bekommen, in dem es mir mit einer Abmahnung droht, wenn ich weiter über schulinterne Vorgänge spreche», so hatte eine der beiden Lehrkräfte berichtet (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

„Offen gezeigte Hitlergrüße“: Schülervertretungen fordern mehr Engagement gegen Rechtsextremismus an Schulen

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Kompetenzfan
23 Tage zuvor

Wie ich lese, wird rechtsextreme Propaganda viel über TikTok unter die jungen Leute gebracht. Aber seltsam — hier gibt es nie kritische Berichte zu TikTok. Wikipedia ist da kritischer und behauptet:

„TikTok behält es sich vor, politische Inhalte zu entfernen, wenn dies im Interesse der chinesischen Regierung ist. So wurden Videos über die Proteste in Hongkong 2019 zensiert, genauso wie Inhalte mit Kritik am chinesischen Sozialismus.“

„Im Juli 2020 entdeckte der Freiburger Programmierer Freddy Greve eine Sicherheitslücke, die es ermöglichte, fremde Konten zu übernehmen. Schuld an dieser Lücke war das Speichern von Nutzer-Access-Tokens als Cookies im In-App-Browser.“

Und dann auch noch viel AfD-Propaganda, was den Interessen der chinesischen Regierung offenbar nicht entgegensteht. Genügt das nicht, um gegen TikTok vorzugehen? Oder kapituliert man vor der Digitalisierung, die neuen Techniken fressen ihre Erfinder? Das mit den Cookies scheint ja auch nicht so richtig zu funktionieren. Wozu brauchen wir überhaupt Cookies, die Nutzer-Daten speichern? Wozu brauchen wir TikTok?

447
23 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich vermute mal die kommentierende Person meinte das „hier“ eher allgemein und auf den Westen bezogen – und nicht singulär auf n4t.

Und machen wir uns doch mal ehrlich: Wer sowas vor 6 oder 12 Monaten gesagt (Tiktok=hybride Kriegsführung und Spionagetool in einem), der war doch Verschwörungsschwurbler oder sowas.

Rainer Zufall
23 Tage zuvor
Antwortet  447

Zunächst: Nein. Tiktak wurde schon immer kritisch gesehen, bspw. dass es in China eine Zeitbeschränkung gibt, um Suchterscheinungen vorzubeugen, oder dass Rechtsextreme im Schafspelz Fakenews verbreiten.

Aber ich fände es doch sehr schade, wenn Sie die Diskussion von den extremistischeb Fällen (jeder Art) an Schulen ablenken, weil wir dann Fernsehen, Ballerspielen oder jetzt Tiktok hinterherrennen.

Es geht in diesem Fall ja um das Bekämpfen solcher Gesinnungen auf analoger Ebene

Kompetenzfan
23 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Es gibt Artikel, die TikTok erwähnen und dessen Nutzung und Nutzer kritisieren (manchmal auch eine pädagogisch keimfreie Nutzung vorschlagen), aber nie wird TikTok selbst in den Focus genommen. Nie wird erwähnt, welchen Einfluss die chinesische Regierung hat, nie wird das hier erwähnt, obwohl doch LGBTQ hier als so wichtig gilt:
Laut weitergehender Recherche von NDR, WDR und Tagesschau bestehen für TikTok-Benutzer aus Deutschland bei mindestens 20 Wörtern Filter, die dafür sorgen, dass Kommentare, die eines der 20 Wörter beinhaltet, anderen Benutzern nicht angezeigt werden. Bekannte Begriffe sind: Cannabis, Crack, Drogen, Gas, gay, Heroin, Heterosexuelle, homo, Kokain, LGBTQ, LGBTQI, LSD, Nazi, Porno, Pornografie, Prostitution, schwul, Sex, Sexarbeit, Sklaven.“ (laut Wikipedia)
Es wird so getan, als sei die Existenz von TikTok mitsamt kommerziellen und politischen Interessen sozusagen von höheren Mächten vorgeschrieben, und wir können das einfach nicht verbieten.
Ich meine: Solange das im Besitz von Chinesen ist, haben die keinen Anspruch, in Deutschland mit Propaganda zur Destabilisierung beizutragen. Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit. Die russische Regierung versucht ja auch, Westeuropa mit allerlei Tricks zu destabilisieren. Die chinesischen Diktatoren können sich nicht auf unser Grundgesetz berufen, wenn gleichzeitig die chinesische Regierung die Nutzung des gesamten Internets (auch Teile von TikTok) für ihre eigene Bevölkerung massiv einschränkt.
Wenn es Rufe nach dem AfD-Verbot gibt, warum dann nicht auch ein TikTok-Verbot? Material gäbe es wohl reichlich.
Und was denkt die Redaktion zu meiner Frage oben. Wozu brauchen WIR Cookies, wozu brauchen WIR TikTok? Mir scheint, nur die Feinde der offenen Gesellschaft brauchen beides.

Lisa
23 Tage zuvor
Antwortet  Kompetenzfan

Diese Wortfilter gibt es aber auch bei YouTube – und neuerdings bei KI. Das ist keine chinesische Spezialität.

Canishine
23 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Wortfilter im Allgemeinen oder diese genannten Wortfilter? (Ich frage aus Interesse.)

447
23 Tage zuvor
Antwortet  Kompetenzfan

Harter Realitätscheck:

„Soft power follows hard power“ – stark verkürzt und extrem vereinfacht übersetzt: „Deutungshoheit folgt realer Macht. (im Zeitverlauf immer & zwangsläufig)“

Was für „Erfinder“?
Wir sind nicht die Erfinder, gefressen kann man aber auch so werden. 🙂
Wir erfanden weder Smartphone noch social media noch Tiktok.

Tiktok haben die gleichen erfunden, die gerade Thorium-Flüssigsalzreaktoren bauen, erste Quantencomputer-Prototypen bearbeiten, mit künstlichen Inseln ihre Seemacht zementieren und mit strategischen Käufen von UNSEREN Devisen (die wir ihnen für Elektro- und Plastikschrott FREIWILLIG geben) auf Shoppingtour sind:
– Chips
– Mikroelektronik
– Nanowerkstoffe
– Härtungsverfahren
– chemische Produktionsverfahren

Dafür sind wir ganz groß im Erfinden von Moral und Geschlechtern und so.

Kann man alles machen. Ist eine Entscheidungsfrage.

WENN (und so lange) man „hard power“, also reale technische, wirtschaftliche, wissenschaftliche Macht (Nein, nicht woran jeder gleich wieder denkt) hat.

Die haben wir nicht und wollen sie auch nicht haben – na ja, dann bestimmen eben andere langfristig (wenn dann die soft power [=Werte, Kultur] der hard power folgt) wo es lang geht.

Rainer Zufall
23 Tage zuvor
Antwortet  447

Ah ja, die vielen Thorium-Reaktoren, die eben nicht gebaut wurden, weil es sich billiger und zum Nachteil anderer noch mehr Profit im Energiesektor machen lässt. Wo werden die gerade als Standart geplant? 😉

Ich kann Ihre Vorstellung: Erfindungen stehen im Gegensatz zu Menschenrechten nicht ganz nachvollziehen. Zudem wurde ein Großteil dessen in den USA erfunden, wobei ich mir denken kann, was Ihre Vorstellungen diesbetreffend sind…

447
23 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Nö, stehen sie nicht – und ich behaupte das wo?
Aha.
Na dann – have fun.

Rainer Zufall
21 Tage zuvor
Antwortet  447

Ich dachte, Sie bezogen sich beim „Erfinden der Moral“ darauf.

Lisa
23 Tage zuvor
Antwortet  447

Kann sein, dennoch kann Europa durchaus Standards setzen, wenn es denn will. Das geht vom Verbot der Chlorhähnchen bis zur Impressumspflicht.

GriasDi
23 Tage zuvor

Tja, die Kinder ihrer Eltern.

potschemutschka
23 Tage zuvor

In sieben Bundesländern werden extremistische Vorfälle nicht gemeldet oder nicht statistisch ausgewertet?

Rainer Zufall
23 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Auf sowas hätte man Herrn Reul vielleicht im Interview ansprechen sollen, als ihm zu lauschen, wie er mögliche Ursachen spekuliert, anstatt Lösungen aufzuteigen =/

447
23 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Was soll er schon sagen?

Ob Klanfreund, Rechtsextremisten, Dealer – Schule hat schlicht keine wirksamen Mittel, diese und andere Extremfälle wirksam zu bekämpfen. Reul weiß das natürlich.

Was soll Reul (oder sonst ein ranghoher Politiker) also auch sonst sagen – ohne gegen das unausgesprochene heilige Gesetz der kastrierten Schule zu verstossen?

Und Sozialarbeit zur Vorsorge (damit es garnicht erst so weit kommt) kostet viel Geld und Personal – das darf auch keinesfalls angesprochen werden, da kommen die Lehrer nachher noch auf Ideen…

Zusammengefasst:
1. Bekämpfung: Juristisch verunmöglicht, bewusst.
2. Vorbeugung: Weg-ge-spart, bewusst.

Also kommt dann irgendein Unfug von „Corona“ und „Ballerspiele“, ääähhh „Tiktok“.

447
22 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich respektiere es, wenn Sie das so sehen.
Für mich bedeutet das „Bekämpfen“ von etwas, dass mehr passiert als Worte.

Wenn SuS beispielsweise extremistische Propaganda an Schulen verbreiten/ins Schulleben tragen, sollten diese schlicht ohne Einspruchsmöglichkeit rausgeworfen werden können. Und zwar durch die Schule vor Ort entschieden – nicht mit der „Handbremse Bezirksregierung“ noch immer hinten dran.

Das gleiche gilt meiner Meinung nach für (exzessive und/oder besonders demütigende) Gewalt und Drogenhandel.

Weiterhin sollte es bei Straftaten für Schulpersonal schlicht eine Anzeigepflicht geben.

447
22 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Da sind Sie und ich halt unterschiedlicher Meinung.

Das nützt ganz gewaltig was, würde ich sagen.
Da es (spätestens nach mehrfacher, konsequenter Anwendung) das akute Verhalten häufig unterdrückt, da es bestraft wird.
So einfach ist das.

Dass damit auf ***individueller Ebene*** noch nicht „alles prima“ und „alles gelöst ist“, ist wohl klar.

Rainer Zufall
20 Tage zuvor
Antwortet  447

Naja, wo stünde Bayerns Regierung heute, wenn Antisemiten während ihrer Schulzeit rausgeschmissen geworden wären? 😉

Kompetenzfan
20 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Was nützt eigentlich die rote Karte im Fußball? Soll die nicht die Fairness verbessern durch Abschreckung? Und die gelbe Karte gibt’s auch noch. Warum soll man das nicht auch an Schulen haben?

Rainer Zufall
20 Tage zuvor
Antwortet  447

Cool. Wie bekämpfen Sie persönlich Antisemitismus und Rassismus?

Ab welchem Alter würden Sie Kinder aus der Schule rauswerfen wolllen?

Rainer Zufall
23 Tage zuvor

Ich versuche mal, die hohe Zahl an Meldungen als „positiv“ zu bezeichnen, immerhin wird es nicht (mehr) unter den Teppich gekehrt.

Was den Handlungsspielraum von Schulen und Lehrkräften betrifft, lässt sich bestimmt diskutieren, aber sehen die Länder denn vor, in absehbarer Zeit auch Unterrichtsstunden einzurichten bzw. Schulsozialarbeiter*innen aufzustocken, um die Probleme auch angehen zu können?

Ich habs so satt
23 Tage zuvor

Forderung:
«Grundgesetz und Schulgesetze geben den Lehrkräften den Auftrag, sich für die Demokratie einzusetzen. Wenn sie dies tun und sich etwa gegen Rechtsextremismus aussprechen, müssen sie sicher sein, dass die Politik sie unterstützt….

Realität:
»Ich habe ein Schreiben vom Schulamt bekommen, in dem es mir mit einer Abmahnung droht, wenn ich weiter über schulinterne Vorgänge spreche», so hatte eine der beiden Lehrkräfte berichtet» (Bug)
und
Lehrkräfte seien angehalten, «auf antidemokratische Äußerungen und Handlungen von Schülerinnen und Schülern zu reagieren und
SELBST HALTUNG ZU ZEIGEN» wird auf gleicher Ebene gefordert.

Ja nu, was nu, hü oder holt, Courage oder Kuschen? – geht halt erst mal mit gutem Beispiel voran, ihr Glorreichen,
nehmt die Scheuklappen ab ( von wegen in manchen BL werden keine Zahlen erfasst 🙂 eher nicht weitergegeben )
und wartet nicht wieder, lediglich im Zuwarten einig, zu lange –
zeigt ihr halt mal Haltung !

447
22 Tage zuvor
Antwortet  Ich habs so satt

Genau so etwas meine ich.

Das Schulsystem ist (gewollt) handlungsunfähig.
„Nette und mahnende Worte“ stoppen Extremisten (=gewaltbereite Radikale, egal welcher Ausprägung) nicht.

Mindful_Mess
23 Tage zuvor

Wir sollten aufhören den Grund für Rechtsextremismus in den sozialen Medien oder nur bei der AFD zu suchen.

Meiner Meinung nach haben wir in Deutschland ein systemisches Problem.

Ein Grund den ich zunehmend erkenne in ist, dass sich in unserer extrem pluralistischen Gesellschaft immer weniger Menschen im institutionellen System repräsentiert fühlen. Das politische System und das Parteien Spektrum hat sich die letzten 20 Jahre kaum verändert, die Gesellschaft schon.

Außerdem verlieren zunehmend bestimmte gesellschaftliche Gruppen ihre Privilegien oder müssen Ressourcen mit anderen Gruppen teilen.

Das öffnet die Herzen der Menschen für Populismus und extremes Gedankengut.

Ein Punkt der mir noch wichtig ist. Ich weiß, dass es einige KuK hier im Forum gibt, die es nicht gerne lesen oder es mit den „Clans“ oder ähnlichem relativieren möchten (wobei das Framing der KuK ein Indiz dafür ist).

Wir haben in Deutschland ein institutionelles Problem mit Rassismus. Menschen in Machtstrukturen und mit Zugang zu Ressourcen sind Rassisten. Sei es in der Akteure in der Politik (AfD), Wirtschaft (Unterstützer der AfD), in den Medien (Bild,Nius), Gruppierungen in der Polizei, Akteure in der Bildung (siehe Kommentare hier und die Höckes und Gaulands da draußen) usw. Solche Menschen bestimmen den gesellschaftlichen Diskurs. Solange wir das nicht aufarbeiten und uns klar gegen diese Strömungen positionieren, wird es diese Probleme weiterhin geben.

447
22 Tage zuvor
Antwortet  Mindful_Mess

Extremismus unterscheidet sich nur äußerlich, egal in welchem Gewand er auftritt.

Es geht letztlich immer um Macht und sadistische Gewaltausübung.

Sollte gerade in der BRD wohl jedem klar sein.

Rainer Zufall
20 Tage zuvor
Antwortet  447

Ich verstehe nicht ganz, auf was Sie hinaus wollen. Was wollen Sie aussagen?

wolfgang Endemann
22 Tage zuvor
Antwortet  Mindful_Mess

So ist es. Nur, wie Sie selbst schreiben, greift die Personalisierung und die Fokussierung auf die AfD zu kurz. Nicht ganz richtig ist, daß etwa die AfD den gesellschaftlichen Diskurs bestimmt, sie kann nur überproportional Themen setzen. Bestimmt wird von den Politikern an der Macht und den großen Medien in privater Hand.

Rainer Zufall
20 Tage zuvor
Antwortet  Mindful_Mess

Wir können Regeln für Soziale Medien beschließen und rechtsextremen Parteien den Geldhahn durch demokratische Institutionen abdrehen.

Schulmeister
22 Tage zuvor

Egal, ob TikTok oder andere des Informationsmedien: was uns bleibt, ist uns auf unsere Ur eigene Aufgabe zu besinnen, bei unseren Schülern für Aufklärung und Bildung zu sorgen 
Es ist völlig klar, so lustig, manche TikTok Clips sein mögen (oder auch nicht), es ist sicherlich nicht möglich, in dieser begrenzten Zeit stichhaltige Informationen zu vermitteln und noch weniger ist es, komplexe Sachverhalte klärend darzustellen. Sie sind nicht mehr als kurze einseitige Werbespots. Das können wir unseren Schülern ohne weiteres vermitteln. 
Nach einem Verbot zu rufen, halte ich für wenig erfolgversprechend und letztlich auch nicht für hilfreich. Es werden andere Formate kommen, die möglicherweise noch grobkörniger sind. Was hilft, ist Aufbau von Medienkompetenz. 

wolfgang Endemann
22 Tage zuvor

«Es gibt keinerlei Spielraum, als massiv gegen jede Form von Extremismus vorzugehen»
In diesem Statement entlarvt sich die Dummheit, Kopflosigkeit der Politik. In solchen Äußerungen ist kein Platz für die Frage, die sich stellen müßte: Warum kommt es zu einer allgemeinen Verrohung und dramatischen Zunahme von Extremismus? Es gibt doch Gründe für beobachtbare Massenphänomene. Wenn man die übersieht, wird man erst aktiv, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. «Wir müssen mit aller Macht verhindern, dass sich Hassgefühle und Gewalt auch in Klassenzimmern oder auf Schulhöfen ausbreiten.» Also nicht: „daß Haßgefühle entstehen bzw wieder abgebaut werden können, sondern daß sie sich nicht auf dem Schulhof ausbreiten“? Ja, wo sollen sie sich denn stattdessen ausbreiten? Oder ist damit gemeint: drakonische Strafen sind wenigstens auf dem Schulhof vonnöten?
Aber klar, wenn es nicht darum geht, daß die Gesellschaft friedlicher wird, sondern nur darum, daß der Haß, die Aggressivität geahndet, bestraft (ich will gar nicht unterstellen, klammheimlich zur Politik der starken Hand herbeigesehnt) wird, dann geht es darum, Haß und Aggressivität in jeder Ecke aufzuspüren, dann braucht die Demokratie den Polizeistaat, um verteidigt zu werden, so wie sie den militaristischen Staat braucht, um gegen äußere Feinde verteidigt zu werden. Symptombekämpfung statt Ursachenbekämpfung. Schöne Demokratie.
„Es sei «bitter nötig», Antisemitismus ständig konsequent zu bekämpfen und demokratische Werte zu fördern. «Unsere Schulen haben hier einen maßgeblichen Bildungs- und Erziehungsauftrag»“
Du sollst kein Antisemit sein. Du sollst die demokratischen Werte ehren. Klingt wie das 11. und 12. Gebot. Was ist denn das für eine mittelalterliche Pädagogikvorstellung? Nein, nicht mittelalterlich, man soll den bürgerlichen Katechismus lernen. Und ich hatte schon gedacht, man hätte sich hinsichtlich der Menschenbildung, wenn nicht auf das anspruchsvollere marxistische, linkshegelianische Verständnis von menschlicher Freiheit, dann doch wenigstens auf das rousseausche und das kantianische des mündigen Bürgers geeinigt, daß jeder Mensch sich seines eigenen Verstandes und Urteilsvermögens bedient. Die offenen, bildungsbereiten Kinder (das sind zunächst alle Kinder) zu fördern, daß sie klug, sensibel, resilient, mutig, kritisch, ambiguitätstolerant und verantwortungsbewußt werden. Daß sie einen Kompaß des richtige(re)n Handelns in sich tragen, nicht nur brave Untertanen werden. Ich gebe hier wohlgemerkt nicht den Lehrern die Schuld, es ist die Gesellschaft, die sich nicht für den gebildeten, sondern nur den gut funktionierenden Bürger interessiert, die Lehrer (ich muß nicht ausdrücklich L+L sagen) gehören zu einer Berufsgruppe, die viel für das Allgemeinwohl tut.
So viel zu dem kopflosen (nicht selten Doppel-)Moralismus der meisten unserer Bildungspolitiker.
Aber einmal ein bißchen konkreter. Lehrer, insbesondere Lehrerinnen, sollten mit ihren (vor allem männlichen) Schülern über den Ausdruck „Neggafotze“ reden (ich spreche hier nicht über physische Gewaltäußerungen, die selbstverständlich untolerierbar sind), freilich fällt es etwas schwer, wenn man selbst so angesprochen wird, aber so viel Souveränität muß man von Lehrern erwarten, es ist eine unverzichtbare Grundqualifikation dieses Berufs. Man kann solchen Ausdrucksweisen wirkungsvoll begegnen, viel effektiver als wenn man nach Polizei und Gesetz ruft, sondern sie nüchtern thematisiert. Da wäre zunächst anzuerkennen, daß mit ihnen eine enorme Wut zum Ausdruck kommt, man könnte feststellen, daß es besser ist, die Wut auszudrücken, als sie in körperlicher Gewalt auszuagieren. Dann allerdings gilt es, auf die Implikationen solchen Sprechens hinzuweisen. Was wäre, wenn die Frauen, die allesamt als „Fotze“ tituliert werden, die Männer, insbesondere die männlichen Schüler als „kleine/armselige Würstchen“ bezeichnen würden. Möchte der von „Fotzen“ redende einmal mit einer Fotze liiert sein, einmal eine Fotze sein Töchterchen nennen? Und in „Neggafotze“ steckt ja eine weitere Beleidigung. Drückt sich in ihr die Angst vor mächtigeren schwarzen Frauen oder das Minderwertigkeitsgefühl gegenüber „schwarzen Würstchen“ aus, die im Bett (angeblich), auf dem Fußballplatz, in der Popmusik, nach der alle tanzen und süchtig sind, aus; und will der Neggafotze sagende als Erwachsener nicht zu den fröhlichen tanzenden freien Bürgern gehören, stattdessen lieber im Gleichschritt marschieren, im Takt der dumpfen Militärmusik? – Eine solche Unterrichtsstunde könnte eine nachhaltige Wirkung erzeugen.

447
21 Tage zuvor

Ich will das garnicht pauschal in Abrede stellen, was Sie als (sozusagen) Lehrauftrag bzw. pädagogischen Auftrag formulieren.
Ich finde vieles davon durchaus zutreffend.

Aus meiner subjektiven Sicht (betone ich ausdrücklich) begehen Sie jedoch einen folgenschweren Fehler:
Sie schliessen UNBEWUSST von Ihrer bürgerlich-/bildungsbürgerlichen Gesamtpersönlichkeit auf alle Menschen insgesamt.

So gehen Sie etwa davon aus, dass „Reden“ automatisch etwas bewirkt – es muss nur „souverän“ (sexistisches Beispiel), klar genug/transparent genug sein (Rassismusbeispiel) usw.

Dann „muss“ es doch wirken! Wenn man doch pädagogisch genug, klar genug, deutlich genug, oft genug usw. redet…

Dem würde ich gerne etwas entgegnen:
Es gibt ein paar extrem wenige Menschen zu jeder Zeit und in jeder Gesellschaft, da funktioniert das nicht.

Wer als Jugendlicher schon gefestigt und in extremer Form (ich rede nicht von pubertären Rebellionsphasen)…
– exzessiv Gewalt konkret ausübt, besonders wiederholt sadistisch
– vollextremistische Gesinnung(en) hat und die auch auslebt (ob nun gegen „Reiche“, „Ausländer“, „Ungläubige“, „Frauen“, „Männer“…)
– gezielte, hohe kriminelle Energie zeigt
…der „hört“ bei „Reden“ nur eins:

„Die müssen ganz viel Worte machen. Ich kann handeln. Die sind schwach, ich bin stark.“

Es mag gut sein, dass Sie sich diese Persönlichkeitsstruktur nicht vorstellen können.
Aber es gibt sie.

Und da müsste (Konjunktiv bewusst gewählt) mit „Reden“ halt Schluß sein.
Da hilft nur Handeln.

wolfgang Endemann
21 Tage zuvor
Antwortet  447

„So gehen Sie etwa davon aus, dass „Reden“ automatisch etwas bewirkt“
Nein, das habe ich weder gedacht noch gesagt. Ich habe nur gesagt, daß bestrafen, sanktionieren, wegsperren kaum eine Lösung des Problems ist, nur eine Methode, der Folgen Herr zu werden. Das ist zweifellos besser als gar nichts zu tun, aber es bedeutet, das Elend zu verwalten, nicht es mit Aussicht auf Erfolg bekämpfen zu wollen. Denn nur, wenn wir mit kognitiver (und auch emotionaler) Vernunft überzeugen können, werden wir etwas zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen. Die Chancen dazu sind nicht berauschend, aber es gibt keine anderen. Und diese Konditionalaussage ist unbestreitbar.
Ich gehe nicht davon aus, daß Reden immer etwas, nicht einmal, daß es meistens etwas bewirkt, aber es ist neben einem die Konfrontation beschwichtigenden emotionalen Handeln das Einzige, was eine nachhaltige Verbesserung verspricht.
Sie haben natürlich recht, daß es die schweren Fälle von in ihrem Persönlichkeitspanzer gefangenen Menschen gibt, die in der Regel nicht mehr durch Reden erreichbar sind, da kann sogar Bestrafung eine positive Wirkung haben, indem solche Menschen lernen, sich opportunistisch zurückzuhalten, sie ändern sich nicht in ihrer Tiefenstruktur, werden aber dennoch etwas sozialverträglicher. Aber über diese Menschen habe ich nicht gesprochen, und um sie geht es auch nicht in der Politik. Die Gefahr, die von der AfD ausgeht, sind nicht die einzelnen extremistischen Aktivisten, Aufpeitscher, sondern die Masse derer, die sich instrumentalisieren lassen. Und die kann man zum großen Teil noch mit Reden erreichen. Und wir haben hier von Schulkindern geredet, die, auch wenn sie mit Hitlergruß salutieren, wahrscheinlich hauptsächlich provozieren wollen, noch lange keine ausgewachsenen Faschisten sind. Da ist die massive Machtdemonstration meistens kontraproduktiv.

447
21 Tage zuvor

Verkürzte Antwort:
Ja, natürlich ist die Einhaltung der Regeln dann nur opportunistisch.

Ich würde das so sehen:
Wenn das ein verunfallter Mensch am unteren Ende einer Treppe liegt und Blut verliert – stoppt man erstmal die Blutung (Extremverhalten=erstmal reichlich „Knüppel druff“), dann schafft man die Person zum Arzt (=Jugendstrafrecht + erz. Maßnahmen) und DANN, im dritten oder vierten Schritt, kann man mut 17 Experten und fünf Studien die Treppenstufenhöhe oder den Reibungswiderstand der Stufen untersuchen.

Im Schulsystem läuft es umgekehrt:
Während das Opfer noch blutet und oben an der Treppe der hämisch kiechernde Schupser steht – drehen sich drei Lehrkräfte und zwei Sozialpädagogen im Kreis und messen den Reibungswiderstand des Treppengeländers…