GEW-Chefin Finnern (frisch im Amt bestätigt) macht Kampfansage an Rechtsaußen

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BERLIN. Maike Finnern ist als Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wiedergewählt worden. Die 56-jährige Lehrerin erhielt 93,8 Prozent der Stimmen der Delegierten des 30. Gewerkschaftstages der Bildungsgewerkschaft, der noch bis zum 24. Mai in Berlin tagt. Finnern forderte mehr Anstrengungen von Bund und Ländern für die Bildung – und machte eine Kampfansage an Rechtsaußen.

Mit großer Mehrheit wiedergewählt: Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Foto: GEW / Kay Herschelmann

Die alte und Chefin der mitgliederstärksten Pädagog*innengewerkschaft in Deutschland – rund 280.000 Menschen gehören ihr an – forderte dauerhafte Investitionen in Bildung und mehr Personal. „Darunter fallen 130 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen sowie jährliche Investitionen in das Bildungswesen in Höhe von mindestens zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Beschäftigten brauchen gute Arbeitsbedingungen, um alle Lernenden bestmöglich unterstützen und fördern zu können“, sagte Finnern, die für weitere vier Jahre gewählt ist.

„Es ist unbedingt notwendig, gemeinsam und solidarisch gegen Rechts zu kämpfen. Wir sind nicht neutral! Wir machen uns stark für soziale Gerechtigkeit, für gute und chancengleiche Bildung und für gute Arbeitsbedingungen. Denn: Demokratie beginnt mit Bildung“, betonte Finnern.

Und weiter: „Sie leugnen den Klimawandel, verharmlosen ihn zumindest. Sie setzen den Kulturkampf als alles beherrschendes Thema. Sie inszenieren jeden Verteilungskampf als Kulturkampf! Materielle Verteilungsdebatten in der Gesellschaft werden als Kampf zwischen Kulturen, zwischen Geschlechtern bzw. um geschlechtliche und sexuelle Identität, als Kampf zwischen Generationen geführt. Die „Argumente“ der Rechtspopulisten sind weltweit vergleichbar. Und dadurch, dass Medien und politisch Verantwortliche darauf anspringen und einstimmen, beteiligen sie sich an der Normalisierung des Hasses und der Hetze, die Rechtsextreme und Faschisten auf allen Ebenen, insbesondere in den sozialen Medien verbreiten.´“ Finnern unterstrich: „Demokratie beginnt mit Bildung!“

Um den Bildungsbereich qualitativ zu verbessern, müssten allerdings „Bund, Länder und Kommunen besser und verbindlicher zusammenarbeiten: Wir brauchen ein Kooperationsgebot in der Bildung – kein Verbot, das die finanzielle Unterstützung der Länder und Kommunen durch den Bund behindert“, sagte die GEW-Vorsitzende. In den nächsten Jahren müssten wichtige bildungspolitische Projekte angegangen und gut umgesetzt werden.

„Diese Ziele erreichen wir nur, wenn der Fachkräftemangel, insbesondere an Schulen und Kitas, endlich ernsthaft bekämpft wird“

Finnern verwies in diesem Zusammenhang auf den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz an Grundschulen ab dem Schuljahr 2026/27, das Startchancenprogramm, das im vergangenen Jahr gestartet worden ist, aber ausgeweitet und verstetigt werden müsse, die Entwicklung eines echten Kitagesetzes mit verbindlichen Qualitätsstandards, eine grundständige BAföG-Reform, Dauerstellen für Daueraufgaben an den Hochschulen, den Pakt für berufliche Schulen sowie bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung in der Erwachsenen- und Weiterbildung hin. „Diese Ziele erreichen wir nur, wenn der Fachkräftemangel, insbesondere an Schulen und Kitas, endlich ernsthaft bekämpft wird. Das fordert uns alles ab. Diese Aufgaben können nur gemeinsam und mit einer starken GEW bewältigt werden. Wir sind bereit“, hob Finnern hervor.

Zu Gast auf dem Gewerkschaftstag: Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) und Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Prien sagte während der Eröffnung: „Bildung ist die Voraussetzung, um eine qualifizierte Meinung zu politischen Fragen zu entwickeln und dafür einzutreten. Sie stärkt das Selbstbewusstsein und die Bereitschaft sich einzumischen. Demokratie braucht Bildung von Anfang an. Darum gestalten wir in meinem neu zugeschnittenen Ministerium Bildungs- und Familienpolitik aus einem Guss. Das Motto des diesjährigen Gewerkschaftstags der GEW ‚Demokratie beginnt mit Bildung‘ betrifft die gesamte Bandbreite von frühkindlicher Bildung, schulischer und außerschulischer Bildung, die berufliche Bildung, das lebenslange Lernen und die politische Bildung. Die GEW ist ein wichtiger Partner bei vielen zentralen Vorhaben, die wir uns für die nächsten vier Jahre vorgenommen haben. Ich freue mich, wenn wir den Aufbruch gemeinsam gestalten.“

DGB-Chefin Fahimi unterstrich während der Feier: „Für uns Gewerkschaften sind gleiche Bildungschancen und ein starkes Bildungssystem die Grundlage, um kulturelle, ökonomische, demokratische und soziale Teilhabe für alle zu ermöglichen. Deswegen ist es höchste Zeit für eine Bildungsstrategie, die konkret auf Chancengleichheit abzielt und für gute und attraktive Arbeit im Bildungswesen sorgt. Ich erwarte von der neuen Bundesregierung, dass sie mit dem zur Verfügung stehenden Sondervermögen nicht nur die technische, sondern auch die soziale Infrastruktur erneuert.“

Maike Finnern (Jahrgang 1968) ist seit 2021 Vorsitzende der GEW. Sie war als Lehrerin für Deutsch und Mathematik zuletzt Zweite Konrektorin der Realschule in Enger/Kreis Herford und viele Jahre als Personalrätin im Bezirk Detmold sowie im Hauptpersonalrat beim Schulministerium in Nordrhein-Westfalen (NRW) tätig. Von 2011 bis 2019 war sie stellvertretende Vorsitzende der GEW NRW und seit Mai 2019 Landesvorsitzende. Seit 2013 ist sie Mitglied im Hauptvorstand der GEW, dem höchsten beschlussfassenden Gremium der Bildungsgewerkschaft zwischen den Gewerkschaftstagen. In den Jahren 2014 bis 2018 war sie gleichzeitig Vorsitzende des Bezirksfrauenausschusses beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Bezirk NRW. News4teachers

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Unfassbar
4 Monate zuvor

Vermutlich habe ich den Text nicht genau gelesen. Ich vermisse bei der Chefin der GEWERKSCHAFT Ankündigungen, was sie konkret für die Lehrer erreichen möchte und wie sie das umzusetzen gedenkt.