Bereitet die Oberstufe überhaupt noch auf das Studium vor? Philologen: Abitur neu mit Hochschul-Anforderungen abgleichen!

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DÜSSELDORF. Immer mehr Abiturienten verlassen die Schulen mit Bestnoten – doch was auf dem Papier glänzt, scheint in der Realität zu verblassen. Hochschulen schlagen Alarm: Die Studierfähigkeit der jungen Menschen ist aus ihrer Sicht bedroht. Was muss Schule leisten, um aufs Studium vorzubereiten? Der Philologenverband stellt die Grundsatzfrage.

Zu tief getaucht? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Zahlen sprechen für sich: Fast 3,4 Prozent der Abiturienten in NRW haben in diesem Jahr die Traumnote 1,0 erreicht – mehr als doppelt so viele wie vor der Pandemie. Was für Eltern und Schüler nach einem Grund zur Freude klingt, lässt Lehrkräfte und Hochschulrektoren aufhorchen.

Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands NRW, stellt in der Rheinischen Post die Systemfrage: „Man muss sich insgesamt fragen: Ist die Bestnote 1,0 nach wie vor ein Indiz für die tatsächliche Studierfähigkeit?“ Zwar wolle sie den Jugendlichen ihre Leistungen nicht absprechen – „Aber schicken wir sie mit dieser Note auch mit dem richtigen Rüstzeug in Ausbildung oder Studium?“ Angesichts der Lage plädiert der Philologenverband für einen neuen Abgleich zwischen den Anforderungen der Universitäten an die jungen Leute und den Anforderungen im Abitur.

Der Befund: Immer häufiger müssten Universitäten Brückenkurse anbieten, weil Studierende selbst Grundlagen in Mathematik, Chemie oder Physik nicht ausreichend beherrschten. Das Problem sei nicht neu, aber laut Mistler dringlicher denn je. Auch Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen und Vizechef der Landesrektorenkonferenz NRW, bestätigt: „Eine 1,0 im Abitur bedeutet nicht zwangsläufig, dass jemand auch unter universitären Bedingungen Spitzenleistungen erbringt.“

Insbesondere in den MINT-Fächern zeige sich ein anderes Leistungsbild: „Kompetenzen wie Selbstorganisation, eigenverantwortliches Lernen oder diskursives Denken“ fehlten oft – Eigenschaften, die für ein erfolgreiches Studium unerlässlich seien.

“Das Gymnasium erfüllt nicht mehr seine Aufgabe” – Die Fundamentalkritik von Volker Ladenthin

Der Bonner Erziehungswissenschaftler Prof. Volker Ladenthin hat sich schon 2018 mit einer radikalen Diagnose zu Wort gemeldet. In seinem Beitrag in Forschung & Lehre mit dem Titel „Da läuft etwas ganz schief“ kritisiert er eine tiefgreifende Entfremdung zwischen Gymnasium und Hochschule: „Der Übergang von der Schule auf die Universität ist hochgradig gestört. Zwischen Abitur und Universität entsteht eine neue Schulart – die das nachholt oder überhaupt erst einmal thematisiert, was in den Lehrplänen der Schule steht.“

Ladenthin wirft dem Gymnasium vor, seiner zentralen Aufgabe – der Herstellung von Studierfähigkeit – nicht mehr gerecht zu werden. Seine empirischen Beobachtungen stammen aus Klausuren, die er über Jahre in seinen Einführungsveranstaltungen analysiert hat.

Im Wortlaut: „Ich möchte aber nicht allgemein bleiben, sondern an Beispielen zeigen, woran es beim Übergang grundsätzlich hapert. Meine Beschreibung hat sich aussagekräftiger Quellen bedient: Seit sieben Jahren lasse ich vergleichbare Klausuren in den Anfangssemestern schreiben: Die bisher über 1.000 Klausuren mit je sechs Fragen verlangen Reproduktion, aber auch Reorganisation und Transfer sowie Urteile. Die Fragen lauten etwa: “Warum sind Schulen gegründet worden: Unterscheiden Sie soziale und pädagogische Motive! – Welche (aktuellen) Theorien wollen den Bildungsbegriff ersetzen? Beurteilen Sie die Versuche!” Ein Pool von circa 120 möglichen Fragen ist den Studierenden vor den Klausuren bekannt, so dass sie von der Art der Fragen nicht überrascht sein können. Bei Referaten ist eine schriftliche lehrzielorientierte Sachanalyse verlangt, für die kurze Texte (10 bis 200 Zeilen) zu referieren sind. Trotzdem ist immer mehr Hilfe nötig.  Die zentrale Frage lautet: ‚Können Sie den Stoff nicht reduzieren?‘“

Ladenthins Bilanz ist alarmierend:

  • Orthografie und Interpunktion seien vielfach mangelhaft.
  • Eigenständige Textanalysen, Transfers und Urteile seien selten.
  • Der Umgang mit komplexen Theorien – von Comenius bis Hegel – bereite massive Schwierigkeiten.
  • Die Studierenden sind mehrheitlich kognitiv kaum zu Abstraktionen fähig, und daher zum Transfer fast gar nicht.
  • Die Frustrationstoleranz sei gering.
  • Kritik werde häufig als persönlicher Angriff empfunden.

Im Wortlaut. „Der ‚Berichtscharakter‘ kann bei Referaten sprachlich nicht durchgehalten werden, was unter anderem dadurch bedingt ist, dass der Konjunktiv I im Deutschen keineswegs sicher gebildet werden kann. Der Frage nach Voraussetzungen von Thesen (“Wer behauptet, dass etwas ungerecht sei, muss ein Kriterium haben für das, was gerecht und ungerecht ist”) wird mit dem Hinweis begegnet, davon stehe aber nichts im Text. Dem Hinweis, dass man dann eben die Voraussetzungen selbst bedenken müsse, wurde entgegengehalten, dass man als Studenten doch keine Texte von Professoren kritisieren könne.

“Gibt man einen Text und fragt, was die Studierenden an diesem Text interessiert, bekommt man keine Antwort”

Und weiter: „Es fehlt an Urteilskraft im Umgang mit parallelen oder widersprüchlich zueinander stehenden Theorien – etwa der Differenz einer Sozialisations- und einer Bildungstheorie. Theorien werden nicht als Theorien referiert, sondern als unmittelbar realitätsbezogene Aussagen: Statt ‚Wehler stellt die These auf, dass das Bildungssystem ungerecht sei‘, wird im Referat formuliert: ‚Das Bildungssystem ist ungerecht.‘“

„Auffällig ist zudem, dass viele Studierende keine Fragen haben: Ihnen ist kaum etwas ein Problem. Sie haben keine Fragen und suchen daher nicht nach Antworten. Vielmehr erwarten sie, dass ihnen etwas angeboten wird, was sie (vielleicht/vielleicht aber auch nicht) interessieren könnte. Gibt man einen Text und fragt, was die Studierenden an diesem Text interessiert, bekommt man keine Antwort. Sie erwarten, dass man ihnen mit dem Text auch die Fragen präsentiert.“

Bezeichnend ist auch Ladenthins Beobachtung über eine zunehmende Unselbstständigkeit: „Man fühlt sich nicht für sich selbst verantwortlich, sondern verlässt sich darauf, dass das Verantwortungsgefühl anderer dafür sorgt, dass man selbst keinen Schaden nimmt.“ Bitteres Fazit: „Es scheint, als wenn Lernen als ‚narzisstische Kränkung’ erfahren wird: In – stets freundlichen – Evaluationsgesprächen bekannten Studierende, sachbezogene Korrekturvorschläge für ihr anstehendes Referat durch studentische Hilfskräfte als ‚Demütigung‘ empfunden zu haben, als eine ‚traumatische Erfahrung‘.“

“Es wurden bestmögliche Voraussetzungen geschaffen, das Abitur erfolgreich zu absolvieren“

Der Bonner Professor zeigt sich fassungslos, dass sich das universitäre Lernen zunehmend in eine Nachhilfeveranstaltung verwandele. Denn: „Das Abitur befähigt inzwischen nicht mehr zum Beginn eines Grundstudiums.“ Die Folge sei ein erheblicher Ressourceneinsatz auf Seiten der Hochschulen: „Was die Kultusminister an verkürzter Schulzeit einsparen, geben die Wissenschaftsminister für Brückenkurse wieder aus.“ Für Ladenthin ist klar: Das Gymnasium versäume es, zentrale wissenschaftliche Kompetenzen einzuüben – mit weitreichenden Folgen.

Das NRW-Schulministerium kann hingegen offensichtlich kein Problem erkennen. Ein Sprecher verweist laut „Rheinische Post“ auf die Qualität des Zentralabiturs und die individuelle Förderung im Schulsystem: „Durch die Transparenz der Anforderungen und individuelle Förderung sowohl in der Sekundarstufe I als auch in der gymnasialen Oberstufe sind bestmögliche Voraussetzungen geschaffen worden, das Abitur erfolgreich zu absolvieren.“ News4teachers / mit Material der dpa

Stichwort Studierfähigkeit

Die Frage, was Studierfähigkeit bedeutet und wann sie gegeben sein muss, beschäftigt auch die Hochschulrektorenkonferenz. Die sieht keineswegs die Notwendigkeit, dass schon Studienanfänger über alle dazugehörigen Kompetenzen verfügen müssen. Wörtlich heißt es dort:  

„Studierfähigkeit steht für die individuellen Voraussetzungen, die notwendig sind, ein wissenschaftliches Studium aufzunehmen und erfolgreich abzuschließen. In diesem Lernprozess findet die Entwicklung von fachlichen und überfachlichen Kompetenzen über den gesamten Studienverlauf hinweg statt und kann durch unterschiedliche Lehrformen unterstützt werden.“

Und weiter: „Wird der Übergang in die Hochschule als Frage der Passung individueller und institutioneller Faktoren verstanden, besteht gelingendes Studieren darin, sowohl individuelle Studienziele zu realisieren als auch institutionelle Studienanforderungen zu bewältigen. Studierfähigkeit hängt folglich nicht allein vom (mitgebrachten) Leistungsvermögen der Studierenden ab, sondern wird in der Auseinandersetzung mit den hochschulischen Rahmenbedingungen hergestellt und im Studienverlauf (weiter-)entwickelt.“

“Einser-Abi-Flut”: Hat Deutschland eine Bestnoten-Inflation? Bildungminister hält die Diskussion für beleidigend

 

 

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Dickebank2
3 Monate zuvor

Da kann ich ja von Glück sagen, kein Gymnasium besucht zu haben. Die Beobachtungen teile ich jedoch.

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Dickebank2

Keinen anderen Nick gefunden? Die Stratigraphie des Ruhrkarbons bietet doch ein paar Möglichkeiten mehr:(

Realistin
3 Monate zuvor

Gym Lehrer oder Abikurslehrer wurden jahrelang schlechter gestellt.
Keine Prämie, kein Zeitausgleich und nix.
4-Tage Woche muss her!

Sepp
3 Monate zuvor
Antwortet  Realistin

Sie meinen A13 statt A12 ist eine Benachteiligung?

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Bald sind wir bei A13 auch in der SEK I

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Aber trotzdem keine StR sondern “pädagogische OAR” – weil die Amtsbezeichnung Oberlehrer ja abgeschafft worden ist.

Küstenfuchs
2 Monate zuvor
Antwortet  Realistin

Ihnen ist schon klar, dass eine Woche 7 Tage hat und immer haben wird, oder?

Ureinwohner Nordost
2 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Es sei denn, eine Woche wird auf 10 Sonnenaufgänge umdefiniert.
Unsere Zeiteinheiten (Minuten, Stunden, Tage,…) sind nur menschengemachte Definitionen, die unsere klugen Vorfahren in Bezug zur natürlich auftretenden Erdrotation aufstellten.

RSDWeng
2 Monate zuvor
Antwortet  Realistin

Sie nerven!!!!

GriasDi
3 Monate zuvor

Immer mehr Fächer, dafür weniger Zeit pro Fach aber fast dieselben Inhalte, was kann da schon hängen bleiben.

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

?
Wie kommen Sie darauf? Ich bin eher bei gleich vielen Fächern und weniger Inhalte, insbesondere weniger Tiefgang.

Walter Hasenbrot
3 Monate zuvor

Die Diskussion ist in Teilen absurd.

Zwar kann man mit Recht bezweifeln, dass alle Abiturient:innen heute voll studierfähig sind. Das betrifft aber wohl nicht in erster Linie die Schüler:innen mit enem 1er Schnitt.

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Aber nur, weil der 1er Schnitt nicht mehr viel aussagt

Walter Hasenbrot
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Ich verstehe Ihre Antwort nicht.

vhh
3 Monate zuvor

Ja, und nun gehen wir einige Jahre zurück und betrachten nicht seine Studenten, sondern unsere Schüler. Sie haben keine Fragen, wollen bedient werden, auswendig lernen? Sie können sich nicht mit Texten auseinandersetzen, wollen es auch nicht unbedingt erlernen? Vertragen keine konstruktive Kritik? Ja, das sind halbwegs erwachsene Studenten… Wir sollen also Schüler dazu bringen, genau das Fehlende zu erlernen, die einige Jahre jünger und hormongestresst sind, die nicht freiwillig ihre Fächer gewählt haben. Alles unter Verwendung der Methode ‘intrinsisch motiviertes eigenständiges Erarbeiten von komplexen Sachverhalten’, gute Idee. Der Denkfehler ist u.a., dass nicht die Schulen den Kleinen etwas Falsches beibringen, sondern dass diese Grundhaltung schon jahrelang vorgeprägt und vom sozialen Umfeld bestärkt wird. Wir schaffen es nicht, dass sie das ‘Entlernen’.
Ja, das Abitur bereitet natürlich nicht mehr auf ein Studium vor. Die Kita aber auch kaum noch auf die Grundschule, die Grundschulen nur wenig auf die Sekundarschulen, denn alle haben mehr mit ‘wie’ lernen, dem Verhalten, zu tun als mit ‘was’.

Katze
3 Monate zuvor

Nicht wundern, wird seit Jahren so und nicht anders bestellt.
Deshalb nun auch die “Neubestellung” beim Abitur 2025 in Sachsen nach IQB-Kompetenz-Bildungsstandards des neuen Normal. Die Frustrationstoleranz der MINT-Lehrer wurde auf eine harte Probe gestellt. Während die Abiturienten mehrheitlich kaum in der Lage sind (sein müssen), komplexe Abstraktionen zu erfassen und den Transfer von Wissen kaum noch beherrschen, wird von ihnen erwartet, dass sie im Studium alles mühelos meistern. Doch stattdessen zeigt sich: Die Frustrationstoleranz ist gering, Kritik wird schnell als persönlicher Angriff gewertet. Kein Wunder, denn wer sich kritisch äußert und die Lernenden zu wenig “emotional umarmt”, riskiert sofort persönliche Angriffe – so wie es viele MINT-Lehrer bereits in der gymnasialen Oberstufe erleben, wenn sie gegen die seit Jahrzehnten verwässerte Fachlichkeit und mangelnde Leistungsbereitschaft protestieren. Statt echter Fachkompetenz gibt’s nur noch ein aufgeblasenes „Abitur für alle“, das stressfrei und komfortabel easy peasy erreichbar sein muss – und das auf Kosten der Qualität.
Und was sagt die Uni dazu? Die Professorinnen, die noch nicht im neuen Normal angekommen sind (also die “ollen uncoolen Tanten”), wundern sich. „Sprache fehlt, die Fähigkeit fehlt, konzentriert umfassend Texte zu lesen“, klagen sie. Auch die Umgangsformen der Studierenden lassen Gülbay-Peischard fassungslos zurück: Mail an „Hallo Prof“, falscher Name, unpünktliches Erscheinen, Brötchen mampfend im Seminar, Smartphone ständig im Blick – die Geduld eines Kleinkindes, so die Juristin. Es ist fast so, als ob die Studierenden in einer Parallelwelt leben, in der Konzentration und Respekt nur noch Fremdwörter sind.

https://www.focus.de/familie/ausbildung/professorin-teilt-aus-studenten-haben-voellig-falsches-bild-der-arbeitswelt_76e28915-731a-4aff-8b83-9e66455b0927.html

GriasDi
3 Monate zuvor

Zitat:
“Es scheint, als wenn Lernen als ‚narzisstische Kränkung’ erfahren wird: In – stets freundlichen – Evaluationsgesprächen bekannten Studierende, sachbezogene Korrekturvorschläge für ihr anstehendes Referat durch studentische Hilfskräfte als ‚Demütigung‘ empfunden zu haben, als eine ‚traumatische Erfahrung‘”
So ist es, und wenn sich daran nichts ändert, können Schulen reformiert werden wie sie wollen, es wird nichts besser werden. Solange Lernen als Störung des Tagesablaufes empfunden wird, wie es bei vielen SchülerInnen der Fall ist, können die Lehrpläne noch so entschlackt werden, es wird trotzdem nichts gelernt.

Hans Malz
3 Monate zuvor

“Ladenthin wirft dem Gymnasium vor, seiner zentralen Aufgabe – der Herstellung von Studierfähigkeit – nicht mehr gerecht zu werden.”

Ist ja auch nicht mehr nur das Gymnasium, sondern auch die Gesamtschulen und BK’s. Abi gibt es überall. Greifen Sie zu!

Aber endlich kommt das eine Stufe höher an. Meine empfohlene Strategie: Jeden weiterreichen, was gerne studieren möchten. Vielleicht werden dann mal ein paar mehr Leute darauf Aufmerksam, was an den Schulen alles so schiefläuft. Sonst kommen auch wieder so schlaue Anwälte und sagen kämpfen um die Schüler.

Ach so, und mal den Professoren-Kollegen auf die Finger hauen. Den Bildungswissenschafltern und Co. Die sind doch zu einem Großteil an den Zuständen Schuld mit ihren kruden Ideologien.

Ich werde da in nächster Zeit mal genau hinschauen … so viel Popcorn kann ich gar nicht essen.

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Süß oder salzig?

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Ja

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Viel!

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Sehr einseitige Ernährung

mama51
3 Monate zuvor

Tja, das ist aber nicht wrklich neu. Bereits vor ca 15 Jahren musste zB die Uni Ffm beim Studiengang “Wirtschaftswissenschaften” In Mathe Stütz-/Liftkurse für die Studienanfänger anbieten. Und das, obwohl der NC damals bei 1,6 lag. Mein Sohn war sprachlos, er war Gott Lob nicht betroffen. Sein “altehrwürdiges” Gymnasium hatte die jungen Leute wohl gut vorbereitet.
Wenn ich mir nun vorstelle, dass sich die Zustände verschlimmert haben… Na! Dann! Gute Nacht! 🙁

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  mama51

Ging meinem Sohn genauso, ebenfalls vor ca. 15 Jahren schon. Er gab anderen Nachhilfe, die ein Abi in der Tasche, aber keine Ahnung hatten, was z. B. ein mathematischer Beweis ist (Informatik-Studium). Mathem. Beweise hatte ich in meiner Schulzeit über längere Zeit anwenden müssen. Das könnte ich zwar heute nicht mehr, aber ich weiß zumindestnoch, was das ist.

Sporack
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Es ist relativ einfach die Existenz von Zwergen zu beweisen.
Finde einen und benenne das Gefundene eben “Zwerg”, finde zwei Exemplare, dann gibt es “Zwerge”.
Aber der Gegenbeweis ist schwer. Nur weil Du kein Exemplar, keine Instanz des Typen “Zwerg” findest, heißt es nicht, dass es keinen gibt.

Und dann wäre da noch die semantische (nicht nur syntaktische) Typ-Eigenschaft von Zwergen: Welche Eigenschaften braucht ein findbares Ding, damit man es als Instanz eines Zwerges erkennen kann?

Der Mathe-Vorkurs, den ich vor über 20 Jahren besucht hatte, wiederholte den Mathe-Stoff von Klasse 11 bis Mathe LK 13 in etwa zwei Wochen.
Wiedererkennung der Themen war da, aber die Schreibgeschwindigkeit musste noch trainiert werden.
Aber heute, sehe ich kaum Studis “mit-schreiben”. Kaum einer ruft, können sie langsamer/größer schreiben? Sondern eher: Wann können wir die Folien herunterladen?
Wie Sie meinen, dass ich in der Übungsveranstaltung selber die Aufgaben bearbeiten soll – das ist aber viel Text für eine Rechnung oder Programmierung?
Wieso ist das keine Hybrid-Veranstaltung sondern nur in Präsenz?
Wann werden die Corona-Aufzeichungen ins LMS gestellt?

(Lustig. Tatsächlich haben auf die Videos 25 von 500 Studis zugegriffen. Na immerhin 🙂 Aber die Übrigen waren auch nicht in der VL. Wie gut, dass unsere Übungen und Praktika inzwischen davon ausgehen, dass VL nicht besucht werden.)

Einstiegsfragen für Übung in jeder Woche(!):
a) Wer hat sich das Material schon durchgelesen? => 6 von 90
b) Wer hat Fragen zur aktuellen Vorlesung? => 0
c) (An die 6 gerichtet:) Hat das Aufgabenblatt etwas mit der Vorlesung zu tun? geben Sie doch gerade den Übrigen bitte den thematischen kontext
d) Dann lesen wir jetzt das Übungsblatt zusammen. Anschließen bearbeiten Sie zusammen oder Einzeln das Aufgabenblatt; ich komme rum und helfe individuell. Ohne Vorbereitung, werden Sie die Aufgaben nicht in der Übung schaffen,den Rest müssen (sollten) Sie dann zuhause machen. Schreiben Sie mit Stift auf Papier, ich möchte, dass Sie Ihre Handschrift bis zur Klausur trainieren.

Konzept ist (1/3: Nachbesprechung der alten Hausaufgabe; 1/3 Fragen klären bzgl. Textleseverständnis des aktuellen Aufgabenblattes; 1/3 individuelle Hilfe beim Lösen des aktuellen Aufgabenblattes; Am Ende der 90 Minuten Ausblick auf das Übungsblatt, was in der Woche danach zubearbeiten ist.)
Die Übung hat also im praktischen Teil die Möglichkeit über die aktuellen Hausaufgaben zu sprechen, und Hilfestellung bei Schwierigkeiten zu erhalten.
Funktioniert natürlch nur für Studierende, die sich auch Zuhause mit dem aktuellen Material (das in der Woche davor verfügbar ist) nach der Vorlesung bis zum Übungstermin beschäftigt haben. “Semesterbegleitendes Lernen”
Wer aber auf einen Rutsch lernen möchte, auch okay.
Aber häufig hab ich das Gefühl : Ungelernt wird die Prüfung versucht.

Als “Ersti” besuchte ich eine Vorlesung, in der fast jedes neue Kapitel mit “Erinnerung aus Schulzeit” begann. Viel später habe ich erfahren, dass dies Erinnerungen des Profs waren bzgl. seiner eigenen Schulzeit-Themen.

Ich hab mir den Spass erlaubt, die Erinnerungen mit dem Schulmaterial meiner Kinder zu vergleichen (aktuell nur bis 10er-ZP) – bisher wäre da kein “Erinnerungsanker” gewesen.

Früher war nicht alles besser nur heute ist vieles sehr viel anders.
Und natürlich muss auch die Hochschul-/Universitätslehre sich gefallen lassen,
dass die normative Kraft des Faktischen gegeben ist.

Industrielle Revolution hatte Auswirkungen auf Bildung und Beschäftigung.
Digitalisierung insbes. Multimedia hat Auswirkungen auf Bildung und Beschäftigung
Und sehr wahrscheinlich wird KI noch viel weitergehende Auswirkungen auf Bildung und Beschäftigung haben als alle Digitalisierungsschritte vorher.

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Eben! Aber sicher sind dafür im Ma-Abi jetzt ganz andere wichtige Sachen dazu gekommen, die wir früher nicht hatten, oder?

Na ja
2 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

In NRW Textaufgaben: mathematisch Rudimentäres, versteckt unter aufgeblasenen Formulierungen. Klingt großartig und komplex, ist mathematisch gesehen aber Blendwerk. Bildungssimulation halt.

mama51
3 Monate zuvor

Es ist aber doch so:
Schon seit ca. 25 Jahren herrscht der Trend vor, Kindern und Jugendlichen alles “vor den A…” zu tragen. Das wurde im Lauf der Zeit halt immer schlimmer. Es wird “gepampert” was das Zeug hält…
Der Ausbilder meines Sohnes bei der Bundewehr sagte im Jahre 2009, da war noch Wehrpflicht:

  • “Früher” machte ich aus jungen Männern Soldaten!
  • Heute versuche ich, aus Bübchen erstmal Männer zu machen…!

Also, wie heißt es hier oft so schön:
(Mehr) geliefert wie bestellt.
Mich wundert nix mehr

Romanistin
3 Monate zuvor

Inhaltlich kann ich die Kritik gut verstehen, die inflationären Einser-Abis lassen nicht unbedingt auf bessere Kompetenzen schließen. Allerdings war ich vor Jahren selbst Studentin bei Herrn Prof. Ladenthin. Während er ein kluger Bildungsforscher zu sein scheint, mangelte es ihm damals an pädagogischen Fähigkeiten, verlangte er doch, dass wir für seine Klausuren seine eigenen Lexikonartikel auswendig lernen und niederschreiben sollten. Ich kam mit seiner Art überhaupt nicht zurecht. Ich kann daher nur schmunzeln, wenn ich das lese. Und ich habe nicht nur das Studium, sondern später auch eine Promotion erfolgreich abgeschlossen.

Einer
3 Monate zuvor

Das Niveau ist in den letzten 20 Jahren an allen Schularten extrem gesunken. Egal ob Abitur, Fach-Abi, mittlere Reife oder Hauptschule.

laromir
3 Monate zuvor

Das spricht mir aus der Seele. Vorträge dürfen als Lehrkraft nicht hinterfragt oder gar kritisiert werden. Egal wie nett man das macht, egal wie man aufzeigt, wo Verbesserung möglich gewesen wäre und egal wie viel man das Passende lobt, man macht die SuS nur fertig”… “man wäre so gemein” … “Man habe sich mit der PPP doch echt Mühe gemacht”… Gleiches bei Klausuren, die Note sollte dich gefälligst von mir überdacht werden, man hätte ja schließlich gelernt und somit eine wesentlich bessere Note verdient. Und ja, nichts ist ein Problem, nichts ist interessant, nichts will kritisiert werden, ständig die Frage, warum man das denn unbedingt lernen müsse. Man wird gefragt, ob man denn nicht noch eine Kompetenzraster und ein paar Lernvideos austeilen kann, zum abhaken, und ob man das Thema nicht reduzieren könne. Eigenständiges Arbeiten wird als Zumutung gesehen und nicht als Vorbereitung für Abi und Studium. Alles soll vorne nochmal durchgekaut werden und ein Tafelbild bitte, das kann man dann einfach auswendig lernen. Viele der SuS in der Sek ll sind vom Lernverhalten eher so in der 8. Klasse stecken geblieben. Aber wenn die Schnitte zu schlecht sind, bekommen die LuL den Druck. Das nächste Abi soll ja wieder einen super Schnitt bringen, also bitte her mit den guten Noten. Ich finde es teilweise echt peinlich, wenn ich mir überlege, wer dann in der Uni aufschlägt, weil die Unis und LuL ja für sehr merkwürdig halten müssen, wenn wir jeden durchs Abi winken. Aber ich rette die Welt nicht mehr. Vor Jahren fing das in den Grundschulen an, die sollte alle auf Gymnasium schaufeln, egal wie. Jetzt kommt das Problem an den Unis an. Jetzt sollen alle durchs Abi getragen werden, egal wie. Hab ich vor Jahren schon gesagt, dass wir das Problem einfach nur weiter verschieben. In diesem Fall: Schade, dass ich Recht behalten habe. Bald werden dann die Unis immer mehr mit Klagen und Drohungen überzogen, so wie die Schulen jetzt auch, wenn den Eltern was nicht passt.

Katze
3 Monate zuvor
Antwortet  laromir

Volle Zustimmung! Sie sprechen mir aus der Seele.
Da liegen sie im Pfeffer, die vielen Hasen,
aus Wolkenkuckucksheim blubbern weiter hohle Phrasen.

Ruhrgebiet
2 Monate zuvor
Antwortet  laromir

Volle Zustimmung. Sehe dem Niveauverfall seit gut 25 Jahren in der Grundschule zu. Anfangs ( viele, viele Jahre) noch bemüht, dagegen zu halten, mit Kolleginnen und Kollegen, die ebenso dachten, inzwischen eingesehen, dass ich (früher die Jüngste im Kollegium) heute “vom alten Schlag” bin und die Welt auch nicht retten kann. Wie schreiben so viele hier: Geliefert wie bestellt. An der Basis sahen LuL diese Entwicklung kommen. Es ist gut, dass es an den Unis nun auch auffällt und nicht nur in den Ausbildungsbetrieben. So ist u.a. das Problem “Leistungsbereitschaftsverlust” nun überall angekommen und die Augen zu verschließen klappt nicht mehr. Hoffe ich. Nur: Werden zum x-ten Male die falschen Konsequenzen gezogen z.B. – mehr Daten erheben – augenroll – dann
…. ja dann, ist den Entscheidungsträgern wirklich nicht mehr zu helfen. Und die nachfolgenden LuL werden weiterhin nicht zu beneiden sein.

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  laromir

Verschieben ist doch gut. Lösen können wir Lehrer das nicht. Das System muss kollabieren und dafür muss das da ankommen, wo es anscheinend dann doch gesellschaftlich weh tut.

Katze
2 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Wie lange dauert der Sinkflug von Absurdistan nach Kollapsistan eigentlich? Oder nimmt man mit dem unerschütterlichen Glauben ans (Miss)Gelingen besser die deutsche Bahn? Verladebahnhof ist man ja gewöhnt. Gilt als Fahrkarte für alle Bildungsbetroffenen der Passierschein A 38 oder nur für diejenigen, bei welchen schon lange Hopfen und Malz verloren sind.
Viel genaues weiß man nicht. Hauptsache egal.

Christabel
2 Monate zuvor
Antwortet  laromir

Unsere Gesellschaft hört seit Jahren der Lehrerschaft nicht mehr zu, da muss man sich auch nicht wundern, wenn die von uns schon lange beschriebenen Probleme auch anderen auffallen. Früher war es Wikipedia, heute ist es KI, selber denken ist out.

laromir
2 Monate zuvor
Antwortet  Christabel

Jop. Selbst nachdenken ist eine Zumutung. Das ist das Problem. Die KI denkt ja für mich, warum soll ich was wissen? Ich kann ja alles googlen. Blöd nur, dass man leider Sachen in einen Zusammenhang bringen müsste. Ich muss in der 11. Klasse im ersten Halbjahr ständig gemeinsam die Texte bearbeiten, weil viele die Texte nicht mal in der Gruppe bearbeiten können, geschweige denn alleine. Früher gab es denn Arbeitsblätter mit Lesestrategien, dann ein paar Texte zum üben und gut eine Seite Text als Hausaufgaben, führt bei vielen schon zu Schnappatmung. Kein Wunder, dass sie in der Uni sich völlig überfordert fühlen. Aber die SV will Hausaufgaben abschaffen, Übungen abschaffen. Klausuren wurden jetzt schon für die sek ll gekürzt. Mal sehen, was draus wird.

Na ja
2 Monate zuvor
Antwortet  laromir

Ja, genauso ist es!

blau
3 Monate zuvor

Ich habe Fragen.
Ist man nur mit 1,0 studierfähig? Ich bezweifle das, kommt aber im Text so rüber.

Und was erwartet man denn von den Gymnasien in NRW, wo doch die Schulformempfehlung nicht verbindlich ist? An dem Gymnasium hier im Ort müssen im neuen Schuljahr so viele Viertklässler mit Hauptschulempfehlung wie nie zuvor aufgenommen werden. Und das obwohl 200m weiter eine Gesamtschule entspannter zum Abitur führt. Die Leistungsfähigkeit der ganzen Klassen wird so herabgesetzt, weil die Lehrkräfte nicht so durchziehen können wie früher. Ich kenne es selbst von meiner Gesamtschule. Ich bin viel mit Erziehung beschäftigt und für das Fachliche geschweigedenn Studierfähigkeit bleibt weniger Zeit.

blau
3 Monate zuvor

Übrigens hab ich mein Abi vor Zentralabi an einer Gesamtschule in NRW gemacht. Mein Abi war 1,1. Ich habe Physik studiert, aber verstand in höherer Mathematik trotz verstandenem Vorkurs nichts als es um Mengen ging. Das war alles viel zu schnell, der Prof redete nur mit der Tafel. Meine Kommilitonen aus den Gymnasien hatten damit scheinbar keine Probleme. Diese Mathematik hatte nichts mit meinem Lieblingsfach in der Schule zu tun, gar nichts. Ich wechselte die Uni und zu Lehramt Mathe und Physik. Plötzlich hatte ich Didaktiker im Hörsaal stehen. Leute, die mit den Studenten und nicht mit der Tafel sprachen. Leute mit Powerpoint statt Kreide. Zu schweigen Kursen Tutorium. Man wollte unbedingt, dass wir das verstehen, man wollte uns als Lehrkräfte haben. Ich fühlte mich direkt viel wohler und schloss mit 1,0 den Master ab. Und obwohl ich an einer Gesamtschule war, fiel ich den Profs in Soziologie auf, weil ich die Texte verstand, analysierte, hinterfrage, in Psychologie weil ich als einzige von Tausenden in Jahren keinen Fehler in der Klausur machte. Bekam ich gleich von drei Fakultäten das Angebot meinen Doktor zu machen. Es steht und fällt mit dem Anfang und wie man mit den Studienanfängern umgeht. Mit der Einstellung mancher Profs hätte man mich wohl nach 2 Wochen Bachelor schon aufgegeben.

GriasDi
2 Monate zuvor
Antwortet  blau

Zitat:
“Leute mit Powerpoint statt Kreide”

Das ist kein Qualitätsmerkmal.

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Vorbereitete Präsentation vs. insitu gefertigter Präsentation unter Einbindung der Gruppe, für die die präsentation gemacht wird.

blau
2 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Nein, Zeit für Interaktion mit den Studenten statt mit der Tafel.

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  blau

Au jau, Interaktion im Aachener Karaman Forum bei “Anneliese 1” für Ing-Wissenschaften, aber heftig, da kennt sich aber einer aus.

blau
2 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Powerpoint heißt, dass du Zuhause auch zugreifen kannst. Dass die Studenten und nicht die Tafel angeschaut wird. Dass man tatsächlich auch alles LESEN kann, was da vorne steht. Darum geht es. Und doch, das ist ein Qualitätsmerkmal. Und es waren wie gesagt Didaktiker. Das hat man sofort gemerkt.

GriasDi
2 Monate zuvor
Antwortet  blau

Zitat:
“Mit der Einstellung mancher Profs hätte man mich wohl nach 2 Wochen Bachelor schon aufgegeben.”

Wer gibt wen auf? Was hat die Einstellung von Profs mit aufgeben zu tun? Durchbeißen, Probleme überwinden ist auch ein “Lernziel”

blau
2 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Die Einstellung der Profs im Artikel oben. Darum geht es. Sie sehen die Abiturienten, die schon fertig zu sein haben.

laromir
2 Monate zuvor
Antwortet  blau

Nein. Die müssen nicht fertig sein, aber es gibt eben grundlegende Kompetenzen, die schon da sein sollten. Und vor 20 Jahren kamen schon die ersten Studis an und saßen völlig unvorbereitet im Praktikumsraum und konnten nicht mitarbeiten. Nervig für die anderen, dafür haben sie sich aufgeregt, dass sie die Eingangstest nicht bestanden haben. Werden aber wohl immer mehr, die planlos im Hörsaal sitzen.

Sporack
2 Monate zuvor
Antwortet  blau

Ja – es steht und fällt mit dem Anfang … und der ist (leider) auch in der Schule nicht immer zum besten – mit dem Nachteil, dass Lehrer/innen aussuchen oder mal auf andere Stundenverteilung warten nicht möglich ist.

Und am wichtigsten erscheint mir die Vermittlung der Umgangs- und Hochsprache, also die Grundschule.

Höheres Fachwissen kann bei Bedarf später gelernt werden.

Aber was beim Spracherwerb fehlschlägt beinträchtigt alle Fächer.

Etwas Wahres mag ich der folgenden Aussage abgewinnen: “Schule soll Lesen und Schreiben beibringen, ja auch Rechnen. Mittelstufe darf gerne das Lernen bei bringen. Oberstufe soll auf das selbstbestimmte Lernen vorbereiten. Fachwissen wird in Ausbildung und Studium vermittelt.”

Aber, bitte, trotz aller Widrigkeiten im Schulalltag, bringt Euren Schülerinnen und Schülern vor allem bei, dass sie Fragen stellen dürfen und sollen.

Schule und später Berufsausbildung oder Studium sollten Orte sein, in denen es erlaubt ist Fehler zu machen, die man dort im geschützten Raum diskutieren und behandeln kann.

Und wenn nötig, dann dürfen zur “Behandlung von Fehlern” auch Extra-Runden nicht nur empfohlen sondern auch verlangt werden. Aber ggf sollte man dann auch das Konzept “fachspezifisches Sitzenbeiben” einführen.

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  Sporack

“Schule und später Berufsausbildung oder Studium sollten Orte sein, in denen es erlaubt ist Fehler zu machen, die man dort im geschützten Raum diskutieren und behandeln kann.”

Das bedarf aber einer gewaltigen Veränderung des Mindsets der SuS. Die aktive beteiligung am Unterricht gilt als streberhaftes Verhalten. Warum also Fragen, die notwendigen Erläuterungen kann doch der Nachhilfelehrer geben. Blöd, wenn das Elternhaus diese nachhilfe nicht finanzieren kann und man sich deshalb im Unterricht outen muss. Hier liegt doch das eigentliche Problem, warum in D der Bildungserfolg von den sozio-ökonomischen Verhältnissen abhängt, in den die Kinder und Jugendlichen aufwachsen.

blau
2 Monate zuvor
Antwortet  blau

An der TU Dortmund. Eine ausgezeichnete Didaktik noch dazu. Ich bin so froh, dort studiert zu haben. In Köln übrigens, wo ich danach gearbeitet habe, war es genauso. Auch dort wurden fachliche Vorlesungen für Mathelehrkräfte von Mathe-Didaktik-Profs gehalten

Rüdiger Vehrenkamp
2 Monate zuvor

“Gefühlt” hat sich die Schullandschaft um eins nach unten verschoben. Was früher (bis vor 20 Jahren) auf einem Gymnasium an Wissen und Fleiß verlangt wurde, wird heute nirgends mehr abgefragt. Stattdessen gehen heute Realschüler aufs Gymnasium, Hauptschüler auf die Realschule und Förderschüler auf die Hauptschule. Ein Potpourri aus allem findet man in den Gemeinschaftsschulen, die jedoch (zumindest in BW) nicht die versprochenen Erfolge liefern.

Ja, das ist eine extrem subjektive, polemische und populistische Sichtweise meinerseits, das gebe ich gerne zu. Aber man hört an allen Ecken und Enden, wie Niveaus und Leistungsbereitschaft den Sinkflug antreten. Befeuert werden diese Entwicklungen von sogenannten “Bildungsexperten” und Gewerkschaften, die weiterhin Noten und Hausaufgaben abschaffen wollen und alles verurteilen, was beim geneigten Schüler irgendwie Stress verursachen könnte.

Ob man die Jugend so fit für die Zukunft macht? Die immer schlechteren Leistungen und Kompetenzen der Schüler sagen: “Nein!”

Sporack
2 Monate zuvor

Es wäre doch wunderbar, wenn alle alles lernen und begreifen könnten, und zudem noch zueinander freundlich und hilfsbereit wären.
Alle sozial-ökonomische Probleme wären ohne Leiden lösbar.

Aber leider ist der Mensch ein Mängelwesen in mehrfacher Hinsicht, und damit gilt es die Welt ins Lebensdienliche umzugestalten; also aus Natur eine funktionierende Kultur herauszuschälen.
Kultur kann aber nicht ohne Natur existieren, daher ist es wichtig Naturbedingungen zuerkennen und diese in der Kultur zuberücksichtigen.
Dies kann bedeuten, dass der Mensch als Teil der Natur eben länger als in vergangenen Zeiten braucht, um sich in seiner komplizierten Kultur zurecht zufinden.

Da man vielfach vom lebenslangen Lernen spricht, was spricht dagegen ein Leben lang tatsächlich zu lernen (ohne einer Erwerbstätigkeit nach zugehen)?

  • Man kann nicht beliebig häufig in der Schule sitzenbleiben
  • Man kann Prüfungen (z.B. im Studium) nur abzählbar oft wiederholen
  • Man bekommt die Grundbedürfnisse ohne monitären Hintergrund nicht befriedigt
  • Irgendwann ist man einfach nicht mehr fähig Dinge zubehalten oder auszuprobieren

Früher war sicher nicht alles besser, heute ist aber vieles anders.

Illuminator
2 Monate zuvor

Meiner Meinung nach sind dafür auch die zentral gestellten Abiturprüfungen und die in Folge davon zu sehr auf Breite statt Tiefe angelegten Curricula verantwortlich. Denn das Abfragen von Wissen ist i.d R. operationalisierbarer und damit vergleichbarer und justiziabler als das Überprüfen von tiefergehenden Verständnis. Als Konsequenz hat sich der Unterricht leider in Richtung “learning for the test” verändert und das Abarbeiten von Lehrplänen wurde wichtiger als die zeitintensivere Entwicklung von tieferem Verständnis.
Aber es gibt auch hier genug Foristen, die meinen, man müsse nur genug Wissen vermitteln, dann würde das Verständnis schon von selbst eintreten.

Realist
2 Monate zuvor

Wird Zeit, dass die Universitäten endlich die Erfolgsrezepte der Schulen übernehmen, anstatt nur herumzujammern! Da wären:

  • Jeden da abholen, wo er steht
  • Individuelle Förderung
  • Binnendifferenzierung endlich auch in Vorlesungen / Übungen
  • Statt Vorlesungen besser Flipped Classroom u.ä.
  • Hörsäle dürfen keine inklusionfreien Zonen sein
  • Sprachförderung, wenn es mit dem Deutschen nicht so klappt (DaZ / DaF)
  • Kompetenzen statt Bulemie-Wissen lehren
  • Mehr fächerübergreifendes Lernen
  • Die verkürzten Konzentrationsspannen berücksichtigen: Ein TikTok-Video ist eben nur 90 Sekunden lang und keine 90 Minuten

Mit Universitäten aus dem 19. Jahrhundert kann man die Zukunft nicht gewinnen!

Einer
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Bei ihren Beitrag fehlt mir die Ironie-Warnung, oder soll dies ernst gemeint sein?
Es ist nicht die Aufgabe einer Uni jeden Studio dort abzuholen, wo er steht. Und der Rest ist ebenso Quatsch an der Uni.
Entwerder man kann (intellektuelle Voraussetzung) und will (intrinsische Motivation).

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  Einer

Ach so, na dann viel Spaß in der Zukunft. Oder eben in den Schulen andere Voraussetzungen schaffen … ach, passiert eh nicht.

Sporack
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

… mhm … per vollständiger Induktion (über die Anzahl der Minuten) zeigen Sie bitte, dass in Zukunft kein Mensch mehr Arbeiten verrichten kann.
=> Kompetenz: Kreativer Umgang mit Modellen von Wirklichkeit.
=> Prüfling hat Gefühl für Zahlen und kann Sinn von Unsinn unterschieden.

Musterlösung: Die Aufgabenstellung ist Unsinn. q.e.d.

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  Sporack

Aber das verkaufen doch die Professoren Kollgen als TippiToppi. Super Lernsetting. Warum sollte das nicht auch in der Uni funktionieren.

Wann gibt es den ersten Lehrstuhl für “Universitätsdidaktik”? Da können dann mal Vorschläge erarbeitet werden, wie man das verbessert. Die Voraussetzungen? Egal. Ist ja bei der Schuldidaktik auch…

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Ironie hier im Forum bitte immer als solche kennzeichnen. Es gibt leider Menschen, die das ansonsten Ernst nehmen. 🙂

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Auf einen solchen Kommentar warte ich schon die ganze Zeit. Und ich bin mir sicher, dass irgendeine Blitzbirne demnächst auch genau das fordern wird. Das ist dann der nächste Schritt zur Zersetzung. Aber die Unis können das Problem dann nicht mehr nach oben verschieben … Schade.

Ureinwohner Nordost
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

“Jeden da abholen, wo er steht”…

Bei dem Spruch habe ich immer das Bild ÖPNV im Kopf: der große, 100 Menschen fassende Gelekbus sammelt auf seiner Tour jeden einzelnen Fahrgast alle zwei Meter auf, da, wo der gerade steht. Kein Wunder, dass es zu den bekannten Verspätungen kommt.
Oder anders ausgedrückt, es gibt zu wenig Taxis.
Nur mal so als Kopfkinoangebot für den Urlaub 😉

Thomas Gottfried
2 Monate zuvor

Das Gymnasium kann wegen der hohen Zahl nichtgymnasialer Schüler seinen Bildungsauftrag seit vielen Jahren schon nicht mehr erfüllen. Es ist – auch in Bayern – faktisch eine Gesamtschule. Nur höhere Zugangshürden, Aufnahmeprüfung und Probezeit könnten wieder die Qualität sichern.

Feirefiz
2 Monate zuvor

Von meinem diesjährigen Abiturkurs sind 4 Leute direkt studierfähig, 4-5 könnten sich mit dem richtigen Fach und etwas Fleiß in einem Studium gut entwickeln. Bei allen anderen hapert es an grundlegenden Fähigkeiten, die auch im Artikel angesprochen werden.
Aber: alle haben ihr Abi in der Tasche, die meisten wollen studieren.

PaPo
2 Monate zuvor

Prof. Volker Ladenthin hat Recht… und Sie, werte Kollegen, haben ebenfalls Recht – das Lagebild ist ja kein Geheimnis und wird hier unisono affirmiert. Und auch ich kann entsprechende Defizite bezeugen, wie ich auch hier, face-to-face mit meinen Kollegen, in Seminaren, Fortbildungen, öffentlichen Debatten etc. in den letzten Jahren aktiv einbrachte u./o. mir seitens aller Betroffener des Systems, inkl. auch ehem. Schüler, die heuer aktiv studieren, berichtet wird. Und alle wissen es.
Abseits einiger üblicher Verdächtiger, autotelischer u./o. ideologischer Agitatoren hier im Forum oder den eigenen ‘Garten’ bewirtschaftender ‘Ziegenböcken’ (wie jüngst ddem niedersächsischen Kultusministerium), die kein Interesse daran haben, das ‘Unkraut’ und den ‘Wildwuchs’ im eigenen ‘Garten’ zu benennen, sondern stattdessenv erklären, hat absolut n-i-e-m-a-n-d, der direkt vom System ‘Schule’ oder auch ‘Hochschule’ resp. ‘Universität’ betroffen ist, diesbzgl. irgendwelche Illusionen.
Ein jeder weiß auch, was die Gründe für diese Probleme (von Verhaltensauffälligkeiten bis Noteninflation) sind:

  • KiTas mit komplett überfüllten Gruppen resp. derart abstrusen Betreuungsschlüsseln, dass die Erzieher lediglich verwahren, aber nicht erziehen (und erst recht nicht bilden) können (zumal, wie erwähnt, oftmals die Kooperation mit dem Elternhaus nicht funktioniert), während gleichzeitig flächendeckend ‘sehenden Auges’ KiTa-Ansprüche garantiert wurden, die zum Zeitpunkt der Garantierung nicht erfüllt wurden und auch absehbar zum Zeitpunkt der Rechtsgültigkeit der Garantien nicht erfüllbar gewesen sind (weil sich im Gegenteil absehbar die Situation verschlimmern würde und auch de facto vershclimmert hat);
  • Grundschulen, die mit den gleichen Problemen kämpfen, zudem – wie Schule insg. – immer und immer wieder ‘Spielball’ für ministerielle Profilierungsprojekte (infolge von Ultracrepidarianismus, Ideologie, Klientelpolitik etc.) werden, Reförmchen für Reförmchen erdulden müssen, die einstmals funktionierende Systeme kaputtreformiert hat. Hinzu kommen miserable Arbeitsbedingungen;

Etc. Etc. Etc.

Die Probleme sind Ideologie, Dilletantismus, Konfliktvermeidung, fehlende Investitionsbereitschaft und mangelnde Weitsicht.
Und zumindest alle direkt von den Systemen Betroffene wissen es. Viele andere bleiben demggü. aber wahrscheinl. blind, bestimmt die öffentliche Kommunikation über die desolate Lage an dt. Schulen ja nicht die Sintflut an tagtäglichen Negativerfahrungen (mit Ausnahme einiger ‘Brandbriefe’ u.ä., die in der kollektiven Wahrnehmung kurz ‘aufblitzen’…) – Lehrer werden z.B. selten gehört, können sich aufgrund rechtlcher Probleme u.ä. gar nicht melden -, sondern wird diese bspw. von den Ministerien bestimmt, die verklären, Schaden vermeiden wollen u.ä.

Die Lösungen leigen dabei eigtl. auch der Hand:
U-Turn und Geld.

Jan
2 Monate zuvor

Ich habe zwölf Jahre nebenberuflich Erstsemeserstudierende unterrichtet und kann nur bestätigen, was in dem Artikel steht. Die Leute studieren Geisteswissenschaften, haben aber massive Probleme, ganze Sätze zu formulieren, grammatikalisch einigermaßen auf der Höhe zu sein etc. Von eigenständigem Arbeiten will ich gar nicht erst anfangen. Gefühlt wurde es über die Jahre immer schlimmer. Aber so ist es eben, wenn gefühlt 50 % der Grundschüler aufs Gymnasium kommen und dann alle “mitgeschleift” werden müssen.