MAINZ. Lesekompetenz, Mathematik und Motivation – die jüngste PISA-Studie zeigt erschreckende Defizite im deutschen Schulsystem auf. In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ diskutierten Expertinnen und Experten über Ursachen, strukturelle Herausforderungen und mögliche Lösungen. Während alarmierende Zahlen aus Studien präsentiert wurden, blieb die Frage nach einem grundsätzlichen Kurswechsel im Bildungssystem zentral.

Die Diskussion über den Zustand des deutschen Bildungssystems stand im Mittelpunkt der vorletzten Ausgabe der Talkshow „Markus Lanz“ im Jahr 2024. Auslöser war die PISA-Studie 2022, deren Ergebnisse im Juni 2024 veröffentlicht wurden. Diese zeichnen ein besorgniserregendes Bild: Ein Viertel der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler verfehlt die Mindestanforderungen im Lesen, und in Mathematik trifft dies sogar auf drei von zehn zu.
Bildungsforscher Prof. Olaf Köller, Co-Vorsitzender der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz und geschäftsführender Direktor des IPN – Leibniz-Institut für die Didaktik der Naturwissenschaften und Mathematik, stellte fest, dass die Ergebnisse einem durchschnittlichen Lernfortschritt eines ganzen Schuljahres entsprechen, das verloren gegangen ist. Moderator Markus Lanz sprach in diesem Zusammenhang von einem „Armutszeugnis“ für das Hochindustrieland Deutschland.
„Wenn die Kinder nichts anderes können als wischen, wird mir echt schlecht“
Silke Müller, Leiterin der Waldschule Hatten und Bestseller-Autorin („Wer schützt unsere Kinder“), brachte in der Sendung aktuelle Studienergebnisse ein. Laut der KiGGS-Studie des Robert Koch-Instituts zeigt ein Fünftel aller Kinder psychologische Auffälligkeiten. Die COPSY-Studie ergab, dass 71 Prozent der Sieben- bis 17-Jährigen sich einsam fühlen, 21 Prozent von geminderter Lebensqualität berichten und 30 Prozent belastende Inhalte in sozialen Medien sehen. Weitere Zahlen aus der ICIL-Studie ließen Müller resigniert feststellen, dass 40 Prozent der Achtklässler kaum digitale Kompetenzen besitzen: „Wenn die Kinder nichts anderes können als wischen, wird mir echt schlecht.“
Bildungsforscher Köller erinnerte daran, dass die Defizite nicht neu sind. Bereits im Jahr 2000 habe der sogenannte PISA-Schock Maßnahmen ausgelöst. Doch auf die veränderte Schülerschaft – etwa einen höheren Anteil von Kindern aus armutsgefährdeten Familien oder solchen mit anderer Muttersprache als Deutsch – sei nicht ausreichend reagiert worden. „Wir haben seit zehn Jahren versäumt, uns um die zu kümmern, die es besonders schwer im System haben“, so Köller. Das Startchancen-Programm der Bundesregierung, das sozial benachteiligte Schulen stärken soll, sieht er als richtigen Schritt, mahnte jedoch Geduld an: „Schulpsychologen und Sozialarbeiter wachsen nicht auf Bäumen.“
Dazu komme: Schule sei auch dazu da, zu Dingen zu motivieren, die keinen Spaß machen. Doch dieser Anspruch an Bildung sei verloren gegangen. Köller befand: „Wenn wir höhere Löhne bei weniger Arbeit fordern, damit die Leute sich die Freizeit finanzieren können und nicht etwa mehr Anstrengung honoriert wird, dann ist das ein gesellschaftliches Phänomen, was wir eben auch in Schulen beobachten.“
Anstrengung scheine nicht mehr belohnt zu werden: „Die Latte legen wir viel zu tief, dass man nicht mehr drunter durchlaufen kann. Die Schülerinnen und Schüler erleben, dass sie mit weniger durchkommen.“ Daher müsse man sich nicht wundern, wenn die Motivation in den Klassenräumen gesunken sei. 2009 hätten deutsche Gymnasiasten noch – gegenüber der PISA-Studie 2022 – einen Leistungsvorsprung von „ungefähr anderthalb Schuljahren“ gezeigt. Köller verglich: „Wofür ein Gymnasiast 2009 eine Vier bekommen hat, bekommt er heute eine Zwei. Das kann nur mit Absenkung des Anspruchsniveaus zu tun haben.“
Steffen Sibler, Grundschulleiter in Berlin-Kreuzberg, betonte die Bedeutung von Kontinuität: „Wir bauen auf, stellen tolle Leute ein, starten tolle Projekte – und die müssen mittel- und langfristig erhalten bleiben.“ In diesem Zusammenhang zitierte er zustimmend Köllers Forderung nach mehr finanziellen Mitteln für das Startchancen-Programm. Gerade benachteiligte Kinder und Jugendliche gelte es, verstärkt in den Blick zu nehmen. Der Schulleiter stellte bei seinen Schülerinnen und Schüler fest: „Die waren noch nie in einem Park, der zwei U-Bahn-Stationen entfernt ist. Die waren noch nie im Zoo. Die waren noch nie auf dem Fernsehturm, verstehen gar nicht diese Vogelperspektive.“
Ein kontroverser Punkt der Diskussion war die Rolle sozialer Medien im Bildungssystem. Moderator Lanz verwies auf Australien, wo soziale Medien für Unter-16-Jährige verboten werden sollen, und wunderte sich, warum es in Deutschland keine ähnliche Debatte gebe. „Wir haben die Debatte, aber unter dem Radar“, widersprach Silke Müller und ergänzte, dass in einigen Bundesländern immerhin Handyverbote in Schulen diskutiert würden. Bildungsforscher Köller präzisierte: „Nicht Social Media, sondern die Medienerziehung insgesamt ist Aufgabe der Schule.“
Bob Blume, Gymnasiallehrer und Podcaster, ging die Debatte hingegen nicht weit genug. Er verwies auf gravierende strukturelle Probleme: „Wir haben 50.000 SchülerInnen im Jahr, die die Schule ohne Abschluss verlassen, 85.000 fehlende Lehrkräfte, zerfallende Schulgebäude und einen Investitionsstau von 75 Milliarden Euro.“ Er kritisierte, dass die grundlegende Frage, wie Bildung in Deutschland gestaltet werden solle, nicht gestellt werde.
Blume plädierte dafür, dass sich Lehrkräfte für zwei Wochen bei TikTok anmelden sollten, um die Lebenswelten der Schüler wirklich zu verstehen: „Dann muss man sowohl merken, wie dieser ungeheure Algorithmus einen reinzieht, aber man kann auch (…) bemerken, dass man plötzlich Inhalte bekommt, die durchaus nicht nur unterhaltsam, sondern auch sehr informativ sind.“
In der Schlussrunde wurde deutlich, dass die Herausforderungen des Bildungssystems eng mit gesellschaftlichen Problemen verknüpft sind. Olaf Köller warnte vor einer Überforderung der Schulen, während Silke Müller auf die gemeinsame Verantwortung aller Akteure hinwies: „Elternhäuser, Schule, Politik und Medien müssen sich ihrer Rolle bewusst werden.“ News4teachers
Gibt zwar auch Foristen hier, welche eine andere Meinung vertreten, z.B. dass das Abitur viel schwieriger geworden wäre als früher, aber ich bin nicht abgeneigt den Aussagen von Herrn Köller deutlich mehr Beachtung zu schenken.
Früher war in Mathematik mehr Rechnen in Kombination mit Mathe. Intensive Umformungen, Gleichungen, Inverse einer 3×3-Matrix bilden, etc.Dafür aber fast kein Anwendungsbezug oder besser Pseudo-Anwendungsorientierung.
Heute scheitert das Klientel am Text und bekommt anschließend die einfachsten Rechnungen nicht hin.
Früher: Bestimmen Sie den Definitionsbereich von ln((4-x^2)/(2-x)) und führen eine Monotonieuntersuchung durch.
Heute kürzt der Abiturient in Unwissenheit die 4 mit der 2 und teilt durch ln. Alles schon gesehen und nicht erfunden.
Die Pseudo-Anwendungsorientierung hat das Abitur so verändert, dass es zum Textleseverständnisproblem wird. Rechnen ist fast nicht mehr drin, Mathematik schon gar nicht. Die Mathematik hat nur ein Problem, ein Schulfach gleichen Namens.
Ich verweise da auf Prof. Krötz, der hat es mit unsachlicher Polemik aber genau auf den Punkt gebracht.
Genau so. Falls sich jemand dieses Phänomen nicht so gut vorstellen kann: Schauen Sie mal bei den Aufgaben zu “Mathematik im Advent (7-9)” herein. Die mathematische Aufgabenstellung ist manchmal so banal, dass es wehtut, selbst wenn man ein “wir-wollen-alle-mitnehmen” zugrunde legt. Statt dessen lange, detailverliebteTexte, die es sogar mir als passioniertem Leser und Muttersprachler schwer machen, das wesentliche herauszuschälen.
Nicht falsch verstehen: Sinnentnehmendes Lesen ist sehr wichtig. “Reine” Mathematik aber m.M.n.auch.
Früher war Schulmathematik mehr Mathematik…heute ist es viel lesen, Dinge in den GTR tippen und Möchtegernanwendungen, die aber von der Realität meilenweit entfernt sind. (Flugtaxis, die auf exakt Geraden Bahnen von einem Wolkenkratzer zum anderen fliegen, Dächer oder Konzerngewinne in Form von ganzrationalen Funktionen dritten Grades, Pfeile, die nicht bogenförmig, sondern exakt geradeaus fliegen und neuerdings Aufgaben wie “das ist die Rechnung, denke dir eine Aufgabe dazu aus”…)
Das muss man auch können, aber das hat halt nicht mehr viel mit Mathematik zu tun…
“Schule sei auch dazu da, zu Dingen zu motivieren, die keinen Spaß machen.”
Nicht nur die Schule, sondern auch das Elternhaus! Und manchmal muss man den Kindern und Jugendlichen halt auch vermitteln, dass einige Dinge gefälligst auch ohne intrinsische Motivation zuverlässig zu erledigen sind. Weil er/sie/es oder die Gemeinschaft zu irgendeinem Zeitpunkt drauf angewiesen sein wird.
Die Erosion des Konzepts der intrinsischen Motivation, die ja bedeutet, dass man sich (autotelisch= Wissen und Fähigkeiten aneignet, des Aneignens von Wissen und Fähigkeiten wegen (zur Selbstoptimierung, Lernen als Ideal etc.) u./o. dass man als Schüler ein Leistungs-/Bildungsziel hat (und sei es als Mittel zum Zweck zur Erreichung der Traumprofession, Erfüllung sonstiger Wünsche o.ä.), ist ja eines der Hauptprobleme i.V.m. der Verquerung dieser notwendigen Bedingung von Schule und der Erfüllung von Sinn udn Zweck von Schule hin zu einem absurden Anspruchsdenken, bitte seitens der Schule und der Lehrer unterhalten zu werden o.ä.:
Wir sind keine Animateure. Wenn es den Schülern Spaß macht, um so besser, aber dass kann keine Voraussetzung sein, dass Schüler ihren (btw in den Schulgesetzen geregelten) Pflichten nachkommen. Wir haben einen Bildungsauftrag, sollen u.a. auch (mittels) BIldung erziehen, Schüler sozialisieren, enkulturieren, nicht uns ihnen anpassen und damit letztlich selsbt erzogen werden (Lebensweltbezüge, Augenhöhe dort, wo Sie sinnvoll ist u.ä., sind am Ende auch Mittel zum Zweck, insofern eine entsprechende Bindung zwischen Schüler und Lehrer dem Lernen protegiert).
Und diese intrinsische Motivation, das ist Ihrerseits vollkommen korrekt, muss primär seitens des Elternhauses anerzogen werden.
Die Frage ist doch eher, wie man es ab Einschulung blitzschnell und zuverlässig schafft, Kindern die vorhandene intrinsische Motivation auszutreiben und ob man das nicht besser unterließe.
Der Begriff Motivation, wie er hier verwendet wird, ist wohl eher behaviouristisch zu verstehen i.S. von Stromschlägen oder dergleichen negativer Verstärkung.
Ideen:
Etc.
Ich halte Ihre Prämisse aber für fehlsam, dass Kinder per se(?) intrinsisch motiviert wären… bis zur Einschulung kann das schon kosnequent abtrainiert (resp. nicht hinreichend gefördert) werden……… und das ist eigtl. eine Tragödie.
“Ich halte Ihre Prämisse aber für fehlsam, dass Kinder per se(?) intrinsisch motiviert wären… bis zur Einschulung kann das schon kosnequent abtrainiert (resp. nicht hinreichend gefördert) werden……… und das ist eigtl. eine Tragödie.”
Wie in aller Welt kommen Sie zu so einer Einschätzung? Und wenn schon so…Wie würden Sie das quantifizieren?
Wie in aller Welt kommen Sie zu so einer Einschätzung? Und wenn schon so… Wie würden Sie das quantifizieren?
Nahezu 100 Prozent, wenn nicht gar genau 100 Prozent.
Beantwortet (absolut weltfremd) eine der Fragen. Was ist mit der anderen?
Ich bin tagtäglich von (hunderten) intrinsich motivierten Kindern umgeben.
In Pausen, Angeboten, Kursen, Projekten, Aufführungen etc. inklusive der teilweise sehr umfangreichen Vorbereitungen und Vorleistungen.
Keine Ahnung, in welchem Jammertal Sie sich so aufhalten. Aber wenn man Ihre Beiträge so bündelt, könnte das wohl etwas mit Ihnen zu tun haben.
Wenn Sie in der Realität so auftreten, wie Sie sich hier verschriftlichen, ist mir schon klar, dass jegliche intrinsische Motivation weggesogen wird, wie von einem schwarzen Loch.
Sie behaupten, dass 100 % der Kinder zum Eimtritt in die Grundschule universell intrinsich motiviert seien und (einzig) die Schule ihnen dies ‘austreibe’ – das ist Unsonn. Wissen Sie ja auch. Und wenn man Sie darauf hinweist, werden Sie persönlich, wollen das Ggü. Im Jammertal verorten und verfassen einnen ‘shoot rhe messenger’-Beitrag. “Wenn Sie in der Realität so auftreten”-Beiträge können Sie(!) Sich nicht leisten. Kommen Sie mal klar.
Aus meiner Sicht stimme ich der These von Prof. Köller „ Wir haben seit zehn Jahren versäumt, uns um die zu kümmern, die es besonders schwer im System haben“ zu.
Er sieht das Start Chancen Programm als ersten richtigen Schritt dem entgegenzuwirken. Für mich setzt dieses Programm zu spät ein. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der PISA-Studie hat Prof. Köller konstatiert, dass die Kinder – abhängig von ihrem häuslichen Umfeld – mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen eingeschult werden. Lernvorsprung von bis zu zwei Jahren entsprechen der Norm. Und er hat auch festgestellt, dass unsere Bildungseinrichtungen nicht in der Lage sind diese Benachteiligung zu kompensieren. Das muss doch heissen, dass zu einem früheren Zeitpunkt angesetzt werden muss. Was wir dringend benötigen, ist die Entwicklung und die Umsetzung flächendeckender Beratung und Unterstützung von Geburt an, durch institutionell vernetzte Beratungs- und Unterstützungszentren (nach Vorbild des finnischen Neuvola Systems).
Bedenken Sie auch, dass in Finnland die Migrantenkinder bei PISA den anderen ebenfalls erheblich hinterherhinken, ungefähr so wie in D ?
Das kommt ja sehr darauf an wann sie ankommen und wie früh sie beraten und unterstützt werden. Und schlussendlich ist ihr Einwand doch kein Argument gegen die Einrichtung institutionell vernetzter Beratung- und Unterstützungszentren, oder?
Vermutlich auch woher sie stammen und wie hoch die Anzahl ist. Der Anteil Probanden mit Migrationshintergrund betrug bei PISA 2022 in Finland 7%, in DE waren es mit 26% deutlich mehr. Die Herkunftsländer der mit Abstand größten Gruppen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Finnland waren Estland und Russland.
Nein, aber ein Gegenargument gegen die Finnland-Euphorie und die Wunderwirkung des finnischen Schulsystems. Da wurde einiges entzaubert.
Ich sprach nicht über das finnische Schulsystem, sondern der dort schon lange bestehende Präventionsangebot. Von nichts anderem. Im finnischen Schulsystem gäbe es mit Sicherheit auch einiges (nicht alles) was man sich abschauen könnte.
Ungefähr so wie in DE? Beim Lesen -92 Pkt in Finnland zu -67 Pkt in DE, würde ich sogar von deutlich weiter hinterher sprechen. Ähnlich bei Jungs/Mädchen. In Finnland lagen die Jungs mit -45 Pkt mehr als doppelt so weit hinter den Mädchen zurück wie in DE mit -19 Pkt.
Diese Lernvorsprünge in Jahren berechnet wirken immer ein wenig so, als müsse man nur abwarten und die Kenntnisse sind da. In Wahrheit heißt es doch: Der Schüler kann es jetzt nicht, und in zwei Jahren vermutlich auch nicht.
Ja – aber es muss doch darum gehen, durch frühzeitige Intervention diese Lernvorsprünge
zu reduzieren.
Aber wie will man intervenieren? Je ein Familienhelfer pro Familie, oder doch lieber die Kitas stärken mit ausreichend gut ausgebildeten Erziehern? Beides benötigt viel Personal und die entsprechende Wertschätzung durch die Gesellschaft. Und kostet erst einmal viel Geld, was sich aber später wieder rechnen würde, aber eben nicht in einer Legislaturperiode!
🙂 Übrigens – Ihre Aussage, die Lernvorsprünge sollten reduziert werden, könnte man auch anders verstehen. Dann wäre das Ziel,” alle gleich” vielleicht auch einfacher und billiger zu erreichen, aber ob das gut wäre? Und ich fürchte, Eltern, denen Bildung ihrer Kinder wichtig ist, würden dagegen Sturm laufen.
Ich bin davon ausgegangen (und tue das eigentlich immer noch…), dass diese Aussage in Verbindung mit früh einsetzender Beratung und Unterstützung nicht falsch zu verstehen ist. Derzeit entsprechen Lernvorsprünge der Kinder die eingeschult werden bis zu zwei Jahre und das gilt es zu verändern. Es gilt die Chancen der Kinder zu verbessern und so dafür zu sorgen, die Kompetenzunterschiede (Heterogenität) zu reduzieren. Das hilft schlussendlich der ganzen Schulgemeinschaft und entlastet auch das Lehrpersonal.
Das sehe ich ja genau so, Aber ich fürchte halt (und ich nehme das leider auch verstärkt so wahr), dass die Billig-Variante von vielen bevorzugt wird. Hauptsache alle gleich und kostenneutral.
Lernvorsprünge zu minimieren, passiert ja schon, indem gut geförderte Kinder in der Grundschule auf dem vorhandenen Wissen nicht aufbauen können, wenn sie auf zu viele andere treffen, die den Stand nicht haben.
Finden viele Eltern schwierig und suchen dann Auswege: ummelden, wegziehen, Privatschulen.
Wie wollen Sie das ändern?
Indem man die Prävention stärkt und Familien von Geburt an Beratung und Unterstützung anbietet. Durch flächendeckende kommunale Beratung und Unterstützung die institutionell vernetzt arbeiten.
Also geht es nicht um Vorsprünge der einen, sondern um das Hinterherhinken der anderen. Es gab doch mal den Begriff “altersangemessen” oder “altersgemäß” ? Was ist eigentlich damit?
“Es gilt die Chancen der Kinder zu verbessern und so dafür zu sorgen, die Kompetenzunterschiede (Heterogenität) zu reduzieren.”
Aber es gibt Experten, die sagen, dass eine optimale Förderung ALLER die Unterschiede noch verstärken wird. Das Matthäus-Prinzip.
Ein – offenbar bewusst – verzerrtes Verständnis von Bildungsgerechtigkeit: Es geht nicht darum, dass am Ende alle gleich sind – es geht darum, dass alle ein Mindestmaß erreichen, das hinreichend auf ein selbstbestimmtes Leben in der Informationsgesellschaft vorbereitet. Wenn manche dann mehr erreichen, ist das wunderbar.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Richtig. Dieses Mindestmaß bei der Einschulung hatte ich altmodisch als “altersgemäß” bezeichnet. Aber heutzutage müssen es ja 1000 Kompetenzen sein. 🙂
Vom Abbau der Unterschiede hatte Anika von Bose gesprochen.
Dennoch gibt’s das Matthäus-Prinzip. Dass manche dann erheblich mehr können, führt unweigerlich zu Konkurrenz, ohne dass die jemand befiehlt. Das wäre auch in einer Einheitsschule so. Am Ende konkurrieren die Leute dann eben doch um privilegierte Positionen, und es gibt gewisse Disparitäten.
Es geht nicht um ein Mindestmaß bei der Einschulung – es geht um ein Mindestmaß bei der Entlassung.
Darüber hinaus ist Bildung kein Nullsummenspiel. Es muss keiner dümmer werden, damit ein anderer schlauer werden kann.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Interessant, dass es keine Definition von Schulreife bzw. Schulfähigkeit (mehr?) gibt.
https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/250140/schulreife-oder-schulfaehigkeit-was-ist-darunter-zu-verstehen/
Das macht es natürlich nahezu unmöglich, bestimmte Erwartungen an die Einschüler zu stellen. Allerdings ist es noch verwunderlicher, dass immer mehr Kinder immer weniger “Kompetenzen” haben, wenn sie eingeschult werden. Das sah vor Jahrzehnten noch anders aus. “früher” konnten fast alle Kinder bei der Einschulung einen Stift korrekt halten, konnten mit einer Schere umgehen, Papier falten, kannten kleine Reime/Gedichte/Lieder, konnten eine Schleife binden, konnten mit Fingern im Zahlenraum (mindestens)10 rechnen, konnten längere Zeit zuhören, hatten gewisse soziale Kompetenzen, …. Und das betrifft nicht nur Migranten-Kinder!
“Interessant, dass es keine Definition von Schulreife bzw. Schulfähigkeit (mehr?) gibt.”
Es gibt eine Schulpflicht ab sechs – unabhängig davon, was ein Kind bis dahin kann oder nicht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ja, aber warum konnten früher viele Kinder zur Zeit der Einschulung mehr Dinge als heute (meine persönliche Beobachtung der letzten Jahrzehnte). Und nein, es liegt nicht hauptsächlich an den Migranten.
Können sie weniger – oder können sie anderes? Gilt das für alle – oder für einen Teil?
Uns ist nicht bekannt, dass es ein Vorschul-PISA gäbe, das Grundkompetenzen von Kindern repräsentativ erheben würde. Allenfalls die KiGGS-Studie, in deren Rahmen seit 2009 Gesundheitsdaten von Kindern gesammelt werden, lässt Rückschlüsse zu. Danach scheinen vor allem Unterschiede, die sich aus der sozialen Herkunft ableiten lassen, zuzunehmen.
Ihre persönliche Beobachtung in allen Ehren: Ein einzelner Mensch, der keine Daten erhebt, kann immer nur sein nächstes Umfeld erfassen – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Aus subjektiven Eindrücken auf alle zu schließen, führt schnell in die Irre.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Lesen, Schreiben und Rechnen können sie auf jeden Fall weniger.
Die Beherrschung dieser Kulturtechniken ist jedoch das Herzstück jeglicher Bildung.
Wer “anderes” Können betont, lenkt nur ab vom Missstand des Könnens.
Dass Sechsjährige bei der Einschulung jemals lesen, schreiben und rechnen konnten, wäre uns neu.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ich hätte auch gerne Beispiele für dieses ominöse “andere” Können.
Für die Dinge, die Schulanfänger heute zum Teil nicht mehr können, hat potschemutschka oben reichlich Beispiele angeführt. Diese nur ihrer subjektiven Wahrnehmung zuzuschreiben, ist vermessen, besonders wenn die eigene Profession nicht wirklich im Kontakt mit vielen Kindern zu verorten ist.
“Können sie weniger – oder können sie anderes?”
Sie können weniger von den Vorläuferfähigkeiten und mehr “Ich-ich-ich”.
“Gilt das für alle – oder für einen Teil.”
Es gilt zum Glück nicht für alle, aber leider für immer mehr.
“Danach scheinen vor allem Unterschiede, die sich aus der sozialen Herkunft ableiten lassen, zuzunehmen.”
Ja, auch das, aber nicht nur. Es betrifft 8zumindest nach meinen Beobachtungen) auch Kinder aus gut situierten Familien, die wohlstandsverwahrlosten werden leider auch mehr.
Und ja, das ist meine subjektive Wahrnehmung, allerdings bestätigt durch Lehrer und Erzieher im Bekannten- und Familienkreis.
“Mehr ‘Ich-ich-ich'” lässt sich auch anders deuten:
Sind Sechsjährige heute abgebrühter? Kinderbuchautor Heinz Janisch: “Sie präsentieren sich mehr, sind mutiger und selbstbewusster. Das finde ich gut. Mir imponiert, wenn ein Kind auf mich zukommt und fragt: ‘Warum hast du einen Bauch?’ Oder bemerkt: ‘Da fehlt ein Knopf.’ Oder meint: ‘Darf ich dir was sagen? Du schwitzt.’ Da denke ich mir: Das Kind hat völlig recht. Es ist heiß, ich habe drei Kaffee getrunken, und ich schwitze. Ich mag diese Offenheit. Bei den Schreibworkshops sind oft die, die die Stacheln aufstellen, jene, die die schönsten Liebesgeschichten schreiben.”
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Was Sie bzw. Heinz Janisch beschreibt, ist für mich normale kindliche Neugier. “Ich, ich, ich” dagegen ist überzogener Egozentrismus.
Öhm…nur meine zwei Internetpfennig, aber ich finde das jetzt nicht besonders “abgebrüht”, hört sich eher nach erkundendem Verhalten im Sozialraum an…
Ich hörte da mal was von Lehrkräftemangel und schlechter Versorgungslage…
Wollen Sie nicht einfach schreiben, auf was Sie hinauswollen?
Dass es keine Definition von Schulreife gibt (“Mindestmaß bei der Einschulung”), schrieb und verlinkte ich ja schon selbst. Aber für das “Mindestmaß bei Entlassung” gibt es doch sicher eine Definition, sonst hätten Sie das doch nicht so betont, oder?
Zitat Redaktion: “Es geht nicht um ein Mindestmaß bei der Einschulung – es geht um ein Mindestmaß bei der Entlassung.”
Das ist im Europäischen Qualifikationsrahmen definiert. Niveau 2 entspricht dem Hauptschulabschluss. Gerne hier nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ischer_Qualifikationsrahmen
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Also wäre dieses Niveau 2 (Hauptschulabschluss) das gewünschte Mindestmaß? Na das müsste doch nun wirklich zu schaffen sein. Das haben ja in den 90er Jahren noch die meisten meiner Sonderschüler/Lernen geschafft! – danach aber immer weniger. Warum eigentlich?
Oh Gott, wollen Sie wieder mit Beschulung nach der Normalverteilung der Intelligenz anfangen? =/
Und warum gibt es eine Schulpflicht ab 6 Jahren (manche sind noch nicht 6 Jahre alt – je nach Bundesland)? Weil erwartet wird, dass die Kinder bis dahin eine gewisse Reife haben, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Dazu ist es nötig, z.B. einen Stift halten zu können, gewisse sprachliche Kompetenzen erlangt zu haben, sich selber an- und ausziehen zu können, usw…..
Schulreife hat in der Vergangenheit etwas mit den allgemeinen Erfahrungswerten zu tun, die Sechsjährige so können. Daher schickte man auch keine Vierjährigen in die Schule…..Entwicklungspsychologie und so…..
Wo steht, dass der Staat von Kindern bei der Einschulung etwas erwarten darf (außer Anwesenheit, die sich aus der Schulpflicht ergibt)? Wir kennen solche Rechtsvorschriften nicht.
Andersherum kennen wir sehr wohl das Menschenrecht auf Bildung, das auch in Deutschland gilt und dem sich der Staat nicht entziehen kann, auch wenn ihm das bei dem einen oder anderen Kind zu mühsam erscheint.
Zum Menschenrecht auf Bildung gehört folgender Aspekt: “Bildung muss sich an die Erfordernisse sich verändernder Gesellschaften und Gemeinwesen anpassen. Wenn sich die Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen ändern, dann muss sich das Bildungssystem darauf einstellen – und nicht etwa umgekehrt, d.h. Kinder und Jugendliche sollen nicht für die existierenden Strukturen im Bildungswesen ‘passend’ gemacht werden.” Gerne hier nachlesen: https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/156819/das-menschenrecht-auf-bildung/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Muss es Rechtsvorschriften für selbstverständliche Erwartungen geben??
Wenn ich mir das vorstelle, gäbe es noch viel mehr Bürokratie (Rechtsvorschriften) als heute schon.
Die Beziehungen zwischen Staat und Bürgern regelt in einem Rechtsstaat – das Recht. Wenn der Staat von Bürgern also etwas verlangt und sie womöglich sogar mit Sanktionen bedroht, dann muss das rechtlich geregelt sein. Sonst sprächen wir von Willkür.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
„Wo steht, dass der Staat von Kindern bei der Einschulung etwas erwarten darf (außer Anwesenheit, die sich aus der Schulpflicht ergibt)? Wir kennen solche Rechtsvorschriften nicht.“
Wo habe ich das behauptet?
“Weil erwartet wird, dass die Kinder bis dahin eine gewisse Reife haben, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Dazu ist es nötig, z.B. einen Stift halten zu können, gewisse sprachliche Kompetenzen erlangt zu haben, sich selber an- und ausziehen zu können, usw…..”
Es klingt so, als wären Sie der Meinung, dass es (früher) erwartet wurde =/
Welche Meinung haben Sie denn dazu? Ich bin der Meinung und sehe es jeden Tag bestätigt, dass Sechsjährige in der Regel alle Kompetenzen erworben haben, um in der Schule den Anforderungen gerecht zu werden. Offenbar sehen Schulpsychologen und Entwicklungspsychologen es auch so. Wenn dem nicht so wäre, wäre das Einschulungsalter schon längst korrigiert worden. NRW hatte beispielsweise vor, den Stichtag immer weiter bis zum 31.12 vorzuziehen. Das hätte bedeutet, dass eine Menge Fünfjährige eingeschult worden wäre. Als man erkannt hat, dass dies für viele Kinder eine Überforderung gewesen wäre, wurde es beim 30.09. belassen (immer noch zu früh….wie ich finde).
Ich sehe dies berufsbedingt eher selten 😉
Ist manchmal schade, wenn die Kinder aus dem Kindergarten weitergereicht werden (müssen) und von den Grundschullehrkräften (den Besten!) gemanaged werden müssen.
Aber sonst beschweren sich alle, dass Kinder zu wenig können. Teile diese Meinung weitgehend, sehe aber den Staat in der Pflicht, Voraussetzungen zu schaffen um die Kinder bestmöglich zu fördern, anstatt die Einschulung zu verschieben.
Sprachkitas können da mehr bewirken.
Aussortieren ist da meines Wissens nicht allzu ergiebig, mehr Gewohnheit.
“Wo steht, dass der Staat von Kindern bei der Einschulung etwas erwarten darf (außer Anwesenheit, die sich aus der Schulpflicht ergibt)?”
Teleologisch ergibt sich das schon u.a. aus Art. 6 Abs. 2 GG resp. dem Orientierungspunkt des Kindeswohls. Richtig ist aber, dass das wenig konkret ist.
Nicht wirklich.
Ich sehe nicht, wie sich hier irgendeine Erwartung des Staates zum Einschulungsalter herleiten lassen soll.
Ja, Sie haben bei verfassungsrechtlichen umd imsg. juristischen Fragen ja auch bislang immer unfassbar viel Expertise bewiesen – nicht. Ich wiederhole dss hier nicht mit Ihnen.
Aber um dss “Einschulungsalter” ging es auch nicht.
Lesen, Rainer, lesen! Am besten bevor Sie irgendwas kommentieren.
“Und warum gibt es eine Schulpflicht ab 6 Jahren (manche sind noch nicht 6 Jahre alt – je nach Bundesland)?”
Ich hatte den Eindruck, die Redaktion habe sich darauf bezogen.
Und wo sehen Sie die (konkreten) Voraussetzungen, welche die Eltern nach Grundgesetz zu schaffen haben, bevor ihr Kind mit sechs Jahren an die Schule geht?
Hmmm… und ich hatte den Eindruck, ich hätte diese Äußerung der Refaktion zitiert und mich konkret auf diese bezogen: “Wo steht, dass der Staat von Kindern bei der Einschulung etwas erwarten darf […]?” Koopmisch. Vielleicht folgen Sie Diskussionsverläufen einfach mal inhaltlich?
Und zu Ihrer Frage:
Sofern nicht durch e tsprechende physische u./o. psychische, intellektuell-kognitive Beeinträchtigungen inhibiert, ist zu erwarten, dass Eltern ihr Kind zum entwicklungstypischen Stand eines Sechsjährigen (der natürlich ein weiteres Spektrum umfasst) verhelfen… oder: So wie (vermeintl.) Ein Kaspar Hauser ‘gehalten’ wurde, ust nicht drin.
“ist zu erwarten, dass Eltern ihr Kind zum entwicklungstypischen Stand eines Sechsjährigen (der natürlich ein weiteres Spektrum umfasst) verhelfen…”
Sie erwartet dies, aber es steht da halt nicht…
Teleologie ist das Zauberwort.
Falls Sie es etwas esoterischer mögen:
https://www.bunte.de/family/leben/alle-sieben-jahre-das-steckt-hinter-dem-7-jahres-zyklus.html
Ich bin zwar absolut kein Esoterik-Fan, aber schon ziemlich alt und deshalb kann ich diesem 7-Jahres-Modell, auf Grund eigener Beobachtungen und Erfahrungen, etwas abgewinnen. Und zumindest die ersten 5×7 Jahre decken sich sehr oft mit meinen Entwicklungspsychologie-Vorlesungen und -Seminaren. 🙂 Ist schon irgendwie komisch, dass anscheinend weltweit die Zeiten um das 7. (Einschulung) und 14. Lebensjahr (Iniationsriten) zu etwa der gleichen Zeit stattfinden..Allerdings beobachte ich in letzter Zeit, dass sich das alles irgendwie weiter nach hinten verschiebt, ob das gut ist, kann ich nicht beurteilen. Aber “früher” waren die meisten Menschen in bestimmten Altersstufen irgendwie reifer. Aber, was weiß ich “alte weiße Boomer-Frau” schon. 🙂
Früher liefen körperliche und geistige Entwicklung noch synchroner vonstatten. Heutzutage hat man reichlich 12-14 Jahre alte Jugendliche beiderlei Geschlechts, die rein optisch locker schon als mindestens 16 durchgehen könnten. Geistig sind sie aber bei bestenfalls 12 Jahren geblieben. Vielleicht haben Sie das unbewusst nicht beachtet.
Das habe ich schon beachtet. Ich bezog mich allerdings auf die kognitive Reife. Warum ist das so?
“Falls Sie es etwas esoterischer mögen”
Sie wissen ja immer, was mir gefällt 😀
Trotzdem Frohe Weihnachten nachträglich!
Wenn der Staat von Kindern/Eltern nichts erwarten darf, warum gibt es dann eine Schulpflicht und warum “regen wir uns darüber auf”, dass die Schulleistungen/Abschlüsse sich verschlechtern und die soziale Schere immer weiter auseinandergeht? Warum erwarten die Kumis (Politik) und Eltern dann so viel von Schule und Lehrern? Also, Schulpflicht abschaffen und wir haben keine Probleme mehr.
Schulplicht abschaffen, weil die Kinder heute zum Teil deutlich geringere/ andere Voraussetzungen mitbringen als (angeblich) früher…
Gehts auch ne Idee kleiner?
Wie sieht denn Ihre “kleinere” Idee dazu konkret aus?
Schulpflicht nicht abschaffen.
Manchmal ist es ganz einfach 😉
Ahhhhja! Das löst natürlich das Problem der mangelnden Voraussetzungen! 🙂 Gehts auch ne Idee konkreter?
Okay, dachte ich mir! 🙂 Da kommt nix!
Tja, dann werden wir jetzt wohl die Schulpflicht abschaffen, wie Sie es voraussahen…
Es gibt die Schuleingangsuntersuchungen, die genau das untersuchen.
Der Staat unterstützt Familien, warum?
https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/kinder-jugendliche/staatliche-leistungen
Ist das nur einseitig? Oder soll das nicht eine Investition in die Zukunft unseres Landes sein? Darf/sollte man dann nicht auch eine Gegenleistung erwarten können?
Es gab immer Fälle, wo Kinder wegen mangelnder Schulreife “zurückgestellt” wurden. Die wurden dann mit 7 eingeschult. Ganz früher entschied der Schularzt darüber, heute gibt es Tests.
Und wenn sie mit 7 dann auch nicht “schulreif” waren? By the way: Wodurch wurden sie denn dann “schulreif”, wenn sie keinen Schulkindergarten besucht haben (der ja genau genommen auch eine schulische Veranstaltung ist) – durchs Abhängen?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Dann ging man davon aus, dass irgendetwas grundsätzlich nicht stimmt und früher oder später wurde und wird ein AOSF durchgeführt.
Schulreife ist ein Synonym für die Kompetenzen, die ein normal aufwachsendes Kind mit etwa 6 Jahren erworben haben dürfte. Entwicklungspsychologen befassen sich damit ….Spannbreiten mit inbegriffen…
Wenn ein 6 jähriges Kind jedoch den Entwicklungsstand eines Dreijährigen hat, dann wird davon ausgegangen, dass es sonderpädagogischen Förderbedarf hat….und eine Rückstellung mutmaßlich nicht den gewünschten Erfolg bringt.
Warum gibt es Bildungsstandards, aber keine Standards für die “Schulreife”? Stattdessen nimmt man nur das Alter, obwohl ständig betont wird, dass sich Kinder unterschiedlich entwickeln.
https://www.kmk.org/themen/qualitaetssicherung-in-schulen/bildungsstandards.html
Wäre es da nicht sinnvoll, auch Mindeststandards für die Schulreife festzulegen? Das würde sicher auch den Eltern helfen, wenn sie wüssten, was ihr Kind können sollte, bevor es in die Schule kommt. Und es würde es den Jugendämtern erleichtern, den Eltern Hilfe anzubieten (die sie nicht ablehnen können), wenn das Kind dieses Mindestmaß nicht erfüllt. Davon würden mMn. alle profitieren – Eltern, Kitas und Schulen und vor allem die Kinder.
Und was passiert mit Kindern, die nicht “schulreif” sind – entlässt sie der Staat dann aus der Schulpflicht? Die betrifft allerdings nicht nur die Eltern: Die Schulpflicht ist auch eine Verpflichtung für den Staat, alle (!) Kinder schulisch zu fördern. Jugendämter sind nicht für Bildung zuständig.
“Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht. Das heißt, dass in Deutschland allen Menschen, die der Schulpflicht unterliegen, der Zugang zur Schule ermöglicht werden muss.” Gerne hier nachlesen: https://www.bllv.de/vollstaendiger-artikel/news/recht-auf-bildung
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Hmm, in der DDR besuchten diese Kinder dann die Sonderschule. Zuvor waren sehr viele (fast alle?) im Kindergarten und wurden dort gezielt auf die Schule vorbereitet (vorschulische Bildung, nicht Aufbewahrung). Dort erkannte man auch sehr früh, ob ein Förderbedarf vorlag. Konnte dieser nicht bis zum Schuleintritt minimiert werden, gab es Rückstellung oder eben Sonderschulen für die speziellen Bedürfnisse. So wurden auch Unterschiede der Förderung/Erziehung in den Elternhäusern ausgeglichen. Die Krippen und Kindergärten unterstanden dem Ministerium für Bildung und arbeiteten nach zentralen/einheitlichen Bildungsplänen. Wenn man bei diesem Konzept das politisch-ideologische der DDR weglassen würde, wäre das doch eine machbare Möglichkeit, oder?
Selbstverständlich. Wir würden sogar sagen: Frühförderung ist der Königsweg. Setzt aber massive Investitionen in die Kitas voraus (was ja, im Kontext Inklusion, hier gerne als völlig irrwitzige Fantasterei dargestellt wird). Herzliche Grüße Die Redaktion
“Setzt aber massive Investitionen in die Kitas voraus (was ja, im Kontext Inklusion, hier gerne als völlig irrwitzige Fantasterei dargestellt wird).” – von wem wird das als irrwitzige Fantasterei dargestellt? Es wird von vielen Foristen hier nur festgestellt, dass es dafür an politischem Willen mangelt und es deswegen illusorisch ist. Und was das jetzt mit Inklusion zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Frühkindliche Förderung und Bildung ist für alle Kinder wichtig, da immer weniger Eltern das ohne Hilfe von außen zu schaffen scheinen.
Und dann drehen wir das Ganze auch mal um: Es gibt für alle Kinder – auch mehrfach Schwerstbehinderte- eine Schulpflicht und ein Schulrecht. Doof nur, wenn keine Heilpädagogischen Plätze mehr vorhanden sind und diese dann in eine Gl-Schule verfrachtet werden. Klagen der Eltern erfolglos…..da Schulpflicht….geiles System…
Aber hey Menschenrecht und so….
Aber hey Dienstwagenprivileg und so… Seltsamerweise entwickeln sich Milliardäre und Millionäre in diesem Land prächtig.
“Die Zahl der Millionärinnen und Millionäre in Deutschland betrug 2023 gut 2,82 Millionen, wächst stark und könnte bis 2028 auf 3,2 Millionen ansteigen. Vor allem Immobilienbesitz, Unternehmensanteile und Investitionen in Aktien sind entscheidend für den Vermögenszuwachs.” Quelle: https://www.sparkasse.de/pk/ratgeber/finanzplanung/finanzen-und-haushalt/millionaere-in-deutschland.html
Wir meinen: Ein funktionierendes Bildungssystem wäre durchaus drin – wenn man es denn finanzieren wollte. Dicke Autos sind aber offenbar geiler.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ach, sie wollen weiterhin nach IQ an Schularten zuweisen und Kinder mit Sonderpädagogischen Förderbedarf wieder außer Sicht in Wohnheime und Werkstätten schaffen -__-
Gibt es. Zumindest für NRW gefunden https://www.schulentwicklung.nrw.de/materialdatenbank/material/download/3761
Danke! Na das ist doch mal was! Wird das in NRW flächendeckend für alle Kinder vor der Einschulung gemacht, durch wen? Wie sind die Erfahrungen damit?
@Alese20
Die Antwort würde mich wirklich interessieren!
Ich weiß nicht inwieweit das flächendeckend durchgeführt wird. Ich kann nur aus persönlicher Sicht sprechen. Meine Tochter hatte in der Kita mit ca. 4 Jahren einen Sprachtest. Für den Übergang zur Schule gab es ein Gespräch mit der Kita. Dann gab es einen Einschulungstest (glaube beim Gesundheitsamt). Bei der Schulanmeldung musste ich einen Bericht der Kita mitbringen und meine Kind wurde dort auch nochmal getestet.
Daher bin ich hier immer so erstaunt, wenn von SuS berichtet wird, die noch nicht mal einen Stift halten oder eine Schere benutzen können.
Da scheint NRW doch mal was richtig zu machen ;).
Hier noch mehr Infos https://www.schulministerium.nrw/schulaerztliche-untersuchungen-bei-der-einschulung-von-zugewanderten-kindern-und-jugendlichen
Danke, werde ich mir ansehen!
Gerne. Habt es leider etwas spät gelesen.
Beim Gesundheitsamt wurde neben körperlichen Aspekten wie balancieren, rückwärts laufen etc., auch getestet, wie gut das Kind gefördert ist. Logiktests, malen, schneiden, Geschichte wiedergeben, etc.
Als Mindestmaß bei der Entlassung gelten doch wohl die KMK-Bildungsstandards für den Hauptschulabschluss. Aber leider stehen die nur auf dem Papier, die Tests zeigen, dass sie nicht erfüllt sind. Immerhin weiß man davon.
Genau – Sie beschreiben das Problem. Herzliche Grüße Die Redaktion
Erstaunlich, dass dann z.B. Bundesländer in die Quoten junger Menschen ohne Abschluss oder ohne Berufsausbildung bundesweit am niedrigsten sind, nicht dafür gelobt werden. Ganz im Gegenteil werden die scharf kritisiert, weil dort die Abiturientenquoten vergleichsweise niedrig sind,
“Sturm laufen” wohl nicht. Sie werden tun, was sie auch heute schon zur Genüge tun: Resigniert die Achsel zucken und selber Resourcen freimachen, um die Defizite auszugleichen. Oder sich die Leben- und Lernumfelder ihrer Kinder ganz genau auszusuchen und zu steuern versuchen. Um sich dann ggfs noch der Segregationsförderung und der Solidaritätsverweigerung schuldig gesprochen zu sehen. Juckt dann aber – zum Glück – nicht.
Wenn in Land A Kinder aus der privilegierten Schicht um 110 Punkte vor Kindern aus der sozial benachteiligten Schicht lägen, in Land nur um 81 Punkte, könnten manche Leute die Situation in Land B als “gerechter” bezeichnen. Wenn die benachteiligten Kinder in Land B aber niedrigere Leistungsstände als in Land A zeigen würden und der geringere Abstand nur daran läge, dass die privilegierten Kinder in Land B deutlich schlechter abschnitten als in Land A, könnte man das m.M. auch anders sehen. Gerecht wäre es aus meiner Sicht, wenn alle möglichst optimale und möglichst gute Leistungen erzielen würden.
“Und er hat auch festgestellt, dass unsere Bildungseinrichtungen nicht in der Lage sind diese Benachteiligung zu kompensieren.”
Einiges wird wohl auch nicht kompensierbar sein (womit wir wieder bei dem Punkt sind, dass auch die intellektuell-kognitive Lesitungsfähigkeit nicht gleich verteilt ist). Für das, was kompesierbar sit, fehlen uns die Ressourcen: Zu viele, zu große, zu leistungsheterogene Lerngruppen, die von Lehrern unterrichtet werden, die über Jahr(zehnt)e zu viele unterrichtsferne Zusatzaufgaben aufgebürdet bekommen und zu wenige Möglichkeiten haben, effizient zu fordern (und damit zu fördern).
“Das muss doch heissen, dass zu einem früheren Zeitpunkt angesetzt werden muss.”
Und das Gros der genannten Punkte betrifft auch die KiTas, die insg. wohl zu reinen Aufbewahrungsanstalten berkommen sind. Zudem bekommen die Kinder auch nicht mehr von haus aus die notwendige ‘Kindergartenreife’ mit.
“Das muss doch heissen, dass zu einem früheren Zeitpunkt angesetzt werden muss. Was wir dringend benötigen, ist die Entwicklung und die Umsetzung flächendeckender Beratung und Unterstützung von Geburt an, durch institutionell vernetzte Beratungs- und Unterstützungszentren […].”
Und vielleicht muss auch mehr Erziehungspflicht eingefordert werden.
Die verfassungsrechtliche Grundlage existiert, die sonstig legislative (leider, muss man mittlerweile sagen) nicht.
Die sozusagene Erziehungspflicht einzufordern, hilft den betroffenen Kindern nicht. So lange sie klein sind, macht man das häusliche Umfeld verantwortlich und fordert da muss mehr passieren – sind diese Kinder dann erwachsen dann müssen sie mit den Auswirkungen der Inkompetenz ihrer Eltern selbst fertig werden (dann werden sie selbst verantwortlich gemacht) und stattdessen beschwört man dann die Durchlässigkeit des Systems…naja und ansonsten (wenn sie diese Durchlässigkeit nicht gewinnbringend für sich nutzen können) sind sie halt intellektuell-kognitiv nicht leistungsfähig genug…kann halt nicht jeder. Mir ist das zu ungerecht und erscheint mir auch nicht richtig. Denn die Entwicklung intellektuell-kognitiver Leistungsfähigkeit braucht auch entsprechende Voraussetzungen. Es gibt jede Menge Studien, die Deutschland immer wiederkehrend eine zu hohe Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom häuslichen Umfeld attestiert. Bisher hat sich da zu wenig bewegt.
Alle Bildungseinrichtungen leiden unter einem erheblichen Personalmangel – das gilt auch für die Kitas.
Die Auffälligkeiten und Entwicklungsverzögerungen der Kinder nehmen zu (sprachliche Entwicklung, sozial emotionale Entwicklung, Klnzentrationsschwierigkeiten usw.) und es gibt zu wenig Möglichkeiten der Beratung und Unterstützung, die diesen Entwicklungen entgegenwirken können. Selbst als engagierte und kompetent Eltern tun sich schwer entsprechende Beratung und Unterstützung zu generieren. Die Angebote sind häufig nicht bekannt und/oder überlaufen. Außerdem stehen betroffene Familien einer Verrechtlichung beratender und unterstützender Maßnahmen gegenüber. Das bedeutet zunächst mal brauchen sie eine Diagnose und möglicherweise noch Antragstellungen in Bezug auf die Übernahme der Kosten…Ich spreche im Übrigen aus Erfahrung.
Da muss sich dringend etwas verändern. Und an die Erziehungspflicht zu appellieren verbietet sich, weil das keine Lösung ist.
Sie haben so recht. Schule kann sich nicht mehr auf den Standpunkt zurückziehen, dass das Elternhaus in die Pflicht genommen werden muss und so weitermachen wie bisher. Das funktioniert eben nicht mehr, so sehr wir es uns auch wünschen.
Es müssen – wie Sie ja schon ansprachen – bürokratische Hürden fallen, damit schneller Hilfe und Unterstützende möglich wird.
Beispiel Integrationshelfer (Alltagshelfer). Den Antrag müssen die Eltern stellen. Wenn der der Antrag dann gestellt ist (was ja schon ein echter Akt ist), dauert es mindestens 6 Monate, bis er genehmigt ist (da ziert sich das Sozialamt ja sehr gerne) und weitere Wochen oder Monate, bis ein Mensch gefunden ist….Übrigens müssen die Eltern in diesem Antrag zwingend ankreuzen, dass ihr Kind von seelischer Behinderung bedroht ist…..das hält Eltern von so einem Antrag ab und ganz eigentlich sollte dies auch keine Rolle spielen, denn so ein Helfer soll die Kinder ja lediglich in ihrem Schulalltag begleiten und helfen, dass es da zurechtkommt….
Auch andere Unterstützungsmöglichkeiten müssen immer von Eltern initiiert werden…viel einfacher wäre es, wenn Schule diese Anträge (Schulsozialarbeiterin oder Schulverwaltungsassstenz) stellen könnte, natürlich mit Billigung der Eltern….
Vieles könnte auch in Schule angeboten werden (Logopädie, Ergotherapie, Verhaltenstraining), von Externen, die in die Schulen kommen….auch das würde helfen….
Genau. Wir brauchen jetzt nur noch Übernachtungsmöglichkeiten in der Schule einschließlich 24h – Betreuung, dann ist allen geholfen.
Zur Sicherheit: das war Sarkasmus.
Ich halte mehr von Hilfe zur Selbsthilfe. Ansonsten verbleiben die betroffenen Eltern im Zustand der Unfähigkeit bzgl. der Kindererziehung, und das kann kaum das Ziel eines Staates sein. Also ganz viel Elternsozialarbeit durch Elternsozialarbeiter.
Dass bereits vor Einschulung angesetzt werden müsste, scheinen die meisten Experten so zu sehen. Das Neuvola System für Kinder bis zum Schuleintritt ist in Finnland m.W. seit den 1990er Jahren etabliert. Umso erstaunlicher, dass die Probanden aus Finnland bei PISA 2022 trotzdem noch schlechter abgeschnitten haben als die aus DE-Gesamt. Zwar nicht beim ungewichteten Durchschnitt, aber bei Einzelbetrachtung der im Bericht auch getrennt ausgewerteten Gruppen “ohne Migrationshintergrund” , “mit Migrationshintergrund” und “sozial-privilegierte Schicht”, die alle drei jeweils unter den Werten aus Gesamt-DE lagen. Bemerkenswert auch, dass in Finnland 21% der Probanden angaben sich an ihrer Schule nicht wohl und fehl am Platz zu fühlen, während es in DE nur 14% waren. Auffällig auch, dass Probanden mit Migrationshintergrund und Jungen in Finnland z.B. beim Lesen noch wesentlich weiter hinter ihren Pendants lagen als die in DE.
Ich behaupte, das eine schließt das andere nicht aus. Ja, wir müssen leider zunehmend Basics “unterrichten” und die Schüler:innen dazu bringen, zuhören wertzuschätzen, über das Minimum hinaus gehen, zu verknüpfen, selbst sinnvoll und zielgerichtet aktiv zu werden etc.
Aber auch: Ja, unsere systemisch antrainierte “Didaktik”, zumindest die, die uns im Zeitmangel der Stundentafel und des Curriculums verbleibt, ist darauf ausgelegt, möglichst viel behaviouristisch einzuhämmern anstatt selbstentdeckend diese Lernwege mit mehr Zeiteinsatz zu entdecken und als sinnstiftend zu erleben. Und wenn die Stunde so festgezurrt ist, dass der Lernzuwachs quasi wie programmiert am Ende rauskommen muss, wenn nicht wieder irgendwas dazwischen kommt, dann ist das Element der Entdeckung, Neugier und Selbstwirksamkeit, das die intrinsische Motivation antreibt, ein totgerittenes Pferd. Da nützt es dann auch nichts mehr, auf das Elternhaus zu schimpfen – da steht sich der vermeintlich “gute” Unterricht selbst im Weg. Lernen braucht Mut zur Lücke (in Planung wie Zielsetzung), Zeit und Beziehung.
Grundsätzlich danke ich Ihnen für den differenzierten Beitrag, jedoch kann ich für den Grundschulbereich, vor allem in den ersten Jahrgängen für die Bundesländer, in denen ich diesbezüglich unterwegs war, sagen, dass die Zeit, die in der Schule verbracht wird wesentlich ausgedehnter ist, als es vor Jahrzehnten der Fall war.
Eine oberflächliche Plausibilitätsüberprüfung muss doch schon zu dem Ergebnis kommen, dass irgendetwas Grundsätzliches nicht stimmen kann, wenn Kinder wesentlich mehr Zeit in der Schule verbringen und die Resultate trotzdem schlechter werden.Das kann nun mit Zeitmangel und festgezurrten Stundentafeln und dem Curriculum, das behaupteterweise immer flacher und abgespeckter ist, nichts zu tun haben.
Meine Beobachtung der letzten Jahr(zehn)e: die intrinsische Motivation wird vielen Kindern schon lange vor der Einschulung zuverlässig abgewöhnt. Man lässt sie kaum noch etwas selbst ausprobieren, sie werden dauernd von Erwachsenen bespaßt und beobachtet, ihnen wird kaum noch etwas zugetraut (die Eltern nehmen ihnen vieles ab, damit sie niiiie frustriert sind), alle sind mit ihren Smartphones und Co. beschäftigt, keine Zeit/Lust die Fragen der Kinder zu beantworten und irgendwann fragen die Kinder dann auch nicht mehr. …
Da würden unsere üblichen Verdächtigen jetzt aber “(sehr vehement)” widersprechen. Meine Partnerin arbeitet in einer KiTa, das betrifft bereits Dreijährige………
Ich schreibe Ihnen das, was ich schon einen anderen Foristen weiter oben schrieb:
“Ich bin tagtäglich von (hunderten) intrinsich motivierten Kindern umgeben.
In Pausen, Angeboten, Kursen, Projekten, Aufführungen etc. inklusive der teilweise sehr umfangreichen Vorbereitungen und Vorleistu
Den Eindruck hab ich auch. Mein Kind kam vor der Schule wunderbar ohne Belohnungs- oder Bestrafungssysteme aus. Alles was sie gemacht hat, war entweder aus Eigenmotivation oder wenn wir ihr erklärt haben, wozu das sein gut ist. Lief super, erst in der Schule kam dieser extrinsische Kram dazu und hat alles Intrinsische im Keim erstickt. Übriggeblieben ist das Müssen….
Eltern nehmen wahr, dass sich ihr Kind für dieses und jenes interessiert und deshalb motiviert ist, sich damit auseinanderzusetzen, nicht dass ihr Kind sich selbst motiviert Dinge toll zu finden, die es eigentlich nicht interessieren. D.h. hier ist die Elternwahrnehmung verzerrt.
Ihr letzter Satz spricht auch Bände, was Ihre eigene Einstellung betrifft. Ihr Kind scheint also vorher nichts gemusst zu haben. Und hier ist der Knackpunkt. Kinder, die sich immer nur mit Dingen, die sie von sich aus interessant finden, auseinanderzusetzen brauchen und nichts müssen, werden die Schule natürlich anders erleben als solche, die auch gelernt haben, dass es nicht immer danach gehen kann, was sie selbst gerade wollen.
Auch das ständige Erklären durch die Eltern, wozu was genau gut ist, wird das nicht abfedern, denn dieser Prozess bedeutet doch für das einzelne Kind eher, dass es sich von seinen Eltern gesehen fühlt. Diese Situation erleben wir als Lehrkräfte auch jedes Mal, wenn wir einzelnen noch einmal (nachdem wir es schon dreimal allen erklärt haben) erklären, wozu etwas gut ist.
Damit will ich nicht sagen, dass man seinen Kindern nicht erklären sollte, wozu etwas gut ist, aber man sollte es nicht übertreiben. D.h. wenn Sie sich jedes Mal ganz viel Zeit dafür genommen haben, Ihrem Kind auseinanderzusetzen, warum dieses oder jenes notwendig ist, dann bringt es genau diese Einstellung mit in die Schule: Erwachsene Person muss mir Zeit widmen, um mir alleine zu erklären, warum dieses oder jenes notwendig ist. Das kann nun einmal nicht funktionieren.
Was ich mich hier aber schon wieder frage (und das frage mich wirklich sehr oft), wenn ich solche Beiträge lese, ist, welche Erwartungshaltung haben Eltern denn an Schule? Und warum war das damals, als ich Kind war, noch anders?
Immer wieder gelange ich an den Punkt, an dem ich feststellen muss, dass es diese extreme Zentrierung auf das Individuum ist, das Schule außerdem belastet. “Mein Kind” ist im Kontext Schule an Stelle von “mein Kind in der Gemeinschaft” gerückt.
Wie soll das denn funktionieren?
Ja, das ist leider die Konsequenz des Massenbetriebs Schule. Also mit kleineren Gruppen wäre die Chance schlicht größer, dass gerade das dran kommt, was das Kind interessiert, sofern der Lehrer pädagogische Freiheit hätte, das auch zu unterrichten.
Ich bin beileibe nicht immer Ihrer Meinung, aber diese Analyse halte ich für sehr treffend.
Ok, wo fange ich da an…natürlich musste mein Kind auch Dinge machen, die sie nicht wollte. Aber immer mit Sinnangabe. Ich will ein mündigen Kind erziehen und keine Befehlsempfängerin. “Weil ich es dir sage”, ist bei uns kein Argument, aber auch nicht ” weil ich nicht will”.
Ich halte es auch für essentiell, dass LuL immer sagen, wofür man etwas konkret lernt. Damit meine ich nicht sowas wie ” damit du gute Noten bekommst”, sondern z. B. bei Prozentrechnung, ” damit ihr beim Shoppen ein Gefühl bekommt, was 20% Sale bedeutet”. Das ist nicht zuviel verlangt und bringt viel.
Aber natürlich habe ich ihr auch beigebracht, dass es woanders Regeln gibt, an die man sich halten muss, damit das Miteinander funktioniert. Also zieht sie in der Schule durch, auch wenn sie sich leider sehr häufig fragen muss, wozu das alles….
Habe ich mich als Schülerin auch gefragt, wer denn nicht?
Und? War das gut?
War das automatisch schlecht?
Es war auf jeden Fall nicht für die Motivation förderlich. Wer will sich schon für etwas abrackern, worin er/sie keinen Sinn erkennt.
Naja, ich als Mutter muss sagen wir haben schon versucht unseren Kindern zu vermitteln, dass Zumutungen zum Leben gehören. Das sie einen Beitrag leisten müssen, gleichzeitig haben wir uns viel Mühe gegeben unseren Kindern ihre „Wieso? Weshalb? Warum? Fragen“ zu beantworten und uns dafür auch die nötige Zeit zu nehmen. Aber viele Veränderungen können Eltern auch nicht beeinflussen – das gesellschaftliche Füreinander und Miteinander hat sich durch die digitalen Entwicklungen und die Nutzung sozialer Netzwerke massiv verändert. Das ist auch für viele Erziehende eine massive Herausforderung – man schwebt permanent zwischen dem Willen die Nutzung einzuschränken und dem Gefühl seine Kinder zu beschränken. Gleichzeitig leidet man unter den Auswirkungen dieser digitalen Entwicklungen. Und die Auswirkungen sind massiv, das Kommunikationsverhalten hat sich stark verändert, die Inhalte, die Art und Weise der Informationsbeschaffung und Meinungsbildung haben verändert – und man ist Populismus viel stärker ausgeliefert. Auch der soziale Druck hat zugenommen. Das gab es alles in meiner Kindheit und Jugend nicht. Da war alles noch beschaulicher und nicht so „schnell“. Insofern glaube ich, dass unsere Kinder ganz andere Belastungen erfahren und darauf muss eine Antwort gefunden werden.
Ja, das kann ich bestätigen.
Heute traut man sogar auf dem Dorf seinen Kindern den Schulweg nicht mehr “Überwachungsuhr” zu. Was soll bloß aus den Kindern werden, wenn sie einmal zu Hause ausziehen?
Ich glaube, sie haben viel mehr Angst vor dem Leben als wir früher. Das ist aber auch hausgemacht.
Da stimme ich zu. Ich halte diesen Überwachungswahn auch für übergriffig.
Schön, dass wir in letzter Zeit größenteils d’accord sind.
“(…)motiviert Dinge toll zu finden, die es eigentlich nicht interessieren.”
Vielleicht sollten Sie einmal das Konzept der intrinsische Motivation nachschlagen und wenn Sie schon dabei sind, können Sie auch noch einmal etwas über Entwicklungspsychologie nachlesen.
Ein Logikseminar würde vielleicht auch nicht schaden.
Warum sollte man Dinge “toll” finden, die einen nicht interessieren? Das schließt einander doch irgendwie aus, oder nicht?
Vielleicht ist das auch eine besondere Form der Dialektik, die sich mit nicht erwchließt.
Ach ja, Sie sind ja diese*r Forist*in mit der Ansicht, dass der Gebrauch von Unverschämtheiten andere überzeugen könnte.
Die Zurschaustellung von Inkompetenz ist hingegen wesentlich überzeugender.
Vielleicht sollten Sie auch einmal Ihre Kenntnisse in Entwicklungspsychologie auffrischen, z. B. über die wechselwirkung von intrinsischer und extrinsischer Motivation:
https://lexikon.stangl.eu/1949/intrinsische-motivation#:~:text=Die%20intrinsische%20Motivation%20ist%20ein%20Konstrukt%20aus%20der,Lernstoff%29%20inhaltlich%20auf%20Grund%20eines%20inh%C3%A4renten%20Motivs%20auseinandersetzt.
Intrinsische Motivation ist nicht “angeboren”. Sie lässt sich entwickeln, aber auch “abtrainieren”.
https://www.lernen.net/artikel/intrinsische-motivation-23824/
Und was Ihren “netten” Hinweis auf ein Logikseminar betrifft:
“Logisch betrachtet, ist Logik nur eine Möglichkeit.” (Georg-Wilhelm Exler)
Es laufen eben zu viele Bonbon-, Murmelglas-, Verhaltensampel”Pädagogen” herum.
Als ob die ständige Be(Ab)wertung durch Noten etc. und das dtändige herumkritisieten an Allen nicht schon genug wäre…
Stimme zu.
Das ist der Kern, der Dreh- und Angelpunkt in Schule. Das ist das innerste Geheimnis der Pädagogik, der Didaktik und der daraus resultierenden Methodik. Wer es als Lehrer schafft, die intrinsische Motivation seiner Schüler aufrecht zu erhalten, die Freude am Lernen, die Freude über den eigenen Lernzuwachs, die Gier nach Neuem, der ist, ja wirklich der Meister seiner Zunft.
Ich habe jetzt mein ganzes Lehrerleben damit zugebracht, mich daran abzuarbeiten und es macht immer wieder zutiefst betroffen, wenn aus lernfreudigen Kindern zu Beginn ihrer Schulzeit meist recht schnell unmotivierte Lerner werden, die sich nur recht schwer von Unterrichtsinhalten begeistern lassen.
Wenn man miterlebt hat, wie kleine Kinder sich Dinge aneignen, wie geduldig und verbissen sie üben, wie sie sich über Stunden mit scheinbar einseitigen Spielen und Übungen beschäftigen, bis sie es können, bis sie die neue Fähigkeit perfektioniert haben, der kommt nicht umhin, darüber nachzudenken, warum dies in Schule so anders wird (zumindest bei zu vielen Kindrn). Sicher liegt es primär daran, dass nun die Inhalte von außen kommen, die Schülern oft keine Wahl lässt, dass auch die Zeitpunkte, wann was gelernt werden soll, fremdbestimmt sind….
Reformpädagogik hat sich immer schon Gedanken darüber gemacht….auch viele staatliche Schulen haben sich auf den Weg zu „offenen Konzepten“ gemacht, aber ob es das besser macht?
Auch wenn wir den Stein der Weisen vermutlich niemals finden werden, so halte ich es für falsch, die Haltung des „da müssen die Kinder halt durch“ einzunehmen.
Und wenn ich schon die Inhalte und die Zeitpunkte nicht bestimmen kann, so kann ich immerhin darüber nachdenken, wie ich den Kindern Freude bei Ihrem Tun vermitteln kann…. (Da lande ich wieder bei Klafki 🙂 )….
Zunehmend kommt während der Schulzeit halt auch die Pubertät mit ins Spiel. Das ist für viele eine Zeit, in die Lernfreude oft verloren geht, weil Erfahrungen in anderen Bereichen gemacht werden (müssen), die aufwühlend und kräftezehrend sind. Dazu wird das Gehirn ziemlich umgebaut.
Ist doch ganz natürlich, dass da so manches, mit dem wir Lehrer daherkommen, da nicht auf große Begeisterung trifft.
Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Ich kann mich selbst erinnern, dass ich in der 9. Klasse so ziemlich alles interessant fand, was eben nicht mit Schule zu tun hatte und schon aus Prinzip Schule und Lehrer doof fand. Heute sehe ich es natürlich ganz anders…
Naja, pubertiert haben auch schon die früheren Generationen. Allerdings begannen meine Eltern und Schwiegereltern und die Generationen davor in der Pubertät (mit 14 Jahren) ihre Ausbildung. Wie haben die das hingekriegt?
Frag ich mich auch.
GBS Mensch sprach von Kindern ab der Einschulung….darauf bezog ich mich…..
Das Pubertiere andere Interessen haben (also alles außer Schule) liegt in der Natur der Sache…. 🙂
Mein Problem dabei ist gewesen, dass es mir häufig gelang Einzelne zu motivieren, ich aber nicht alle in einer 30er-Gruppe erreicht habe. Und da reichen schon zwei bis drei unmotivierte, um die intrinsische Motivation der anderen in eine andere Richtung zu lenken respektive diese abzulenken.
Sehe ich sehr ähnlich.
Der menschliche Wille ist halt frei.
Das sit nämlich einer der Knackpunkte, den unsere ‘Zaungäste’ irgendwie nicht verstehen (wollen).
Dass Sie Kinder nicht einfach aussortieren können, wenn sie nicht motiviert werden?
Ich verstehe durchaus und staune, welches Verständnis Sie von Ihrem Beruf haben. Aber Ihnen gelingt es garantiert, wortgewaltig Ihre Schülerschaft zu motivieren! 😉
Uh… Sie haben hier noch gefehlt.
Mal ungeachtet dessen, dass Ihr Versuch, eine deskriptive Feststellung (ja… ich weiß, das Konzept ist Ihnen fremd) in ein normatives Agens verkehren zu wollen, insg. und insb. als Reaktion auf diesen(!) Beitrag keinerlei Sinn ergibt:
Lassen Sie mich mal prüfen, ob Sie irgendwas zum Thema schrieben… hmmm… hmmmmmmmmm… ‘ne, wieder nichts, nur nicht wirklich kuvrierte ad hominem-Beleidigungen und Insinuationen, wie immer. *gähn*
Aber gut, erzählen Sie uns doch mal als außenstehender “Sozialpädagoge”, der vom Regelschulbetrieb nachweisbar k.A. hat, was denn die wirklich wahre, richtig wahrhaftige Haltu… äh das “Verständnis” der Lehrerprofession, die Aufgabe von Schule ist (nicht, dass Sie nicht auch die letzten paar Male der Frage ausgewaschen sind, stattdessen mit noch mehr Impertinenzen reagierten).
Wer keine Argumente hat, der wird persönlich.
Eben.
Bin kein Sozialpädagoge. Irritierend, dass Sie das in Anführungszeichen setzen.
“Das sit nämlich einer der Knackpunkte, den unsere ‘Zaungäste’ irgendwie nicht verstehen (wollen).”
Kann nicht jeder mit so konkreten Inhalten glänzen wie sie 😉
“[…] erzählen Sie uns doch mal […] was denn […] das ‘Verständnis’ der Lehrerprofession, die Aufgabe von Schule ist (nicht, dass Sie nicht auch die letzten paar Male der Frage ausgewaschen sind, stattdessen mit noch mehr Impertinenzen reagierten)”
q.e.d.
Was soll ich waschen?
Ihre Augen, damit Sie mal richtig lesen, was die Menschen hier tatsächlich schreiben und nicht jedem, wirklich jedem hier ans Bein pinkeln.
Und: q.e.d. 2
Ist unter Lehrern (bzw. in de. Kollegien) bestimmt ähnlich.
Eigtl. nicht. Hat wohl damit zu tun, dass man an Ende i.d R. alleine vor den Lerngruppen steht… aber ja, vergleichen wir halt weiter Äpfel mit Birnen.
Danke!
Vieles ist irgendwie systemimmanent. Umso unverständlicher ist es mir, dass das System hier immer so vehement verteidigt wird.
Bzw. ist es mir nicht unverständlich. Das sind eben dicke Bretter, die man bohren muss.
Damit unterstellen Sie, dass alle Kinder intrinsisch motiviert sind.
Und es sind ganz sicher nicht alle intrinsisch motiviert…!!
Noch schlimmer sind aber Lehrkräfte ohne intrinsische Motivation. Diese richten i.d.R. noch mehr Schaden an.
Man braucht nur die Kommentare einiger (zum Glück nicht aller) Foristen anzuschauen, um diese zu erkennen.
Haben Sie gegenteilige Erkenntnisse?
Ist wie bei der Ernährung. Kinder wissen bestimmt, was für sie gut ist.
Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?
Ja.
Kein Mensch kann für alles intrinsisch motiviert sein. Ich greife Mal irgendetwas heraus: Sie sollten jetzt Tschechisch, die Grundlagen der Kohlenstoffchemie und die Zahl Pi bis zur 59. Stelle auswendig lernen. Alles interessiert Sie brennend? Nein, doch alles kann man eventuell irgendwann brauchen
Ich hatte einmal einen Schüler, der sich nur für Vögel interessierte. ( Ist tatsächlich Ornithologe geworden und schreibt Gutachten für Naturschutzgebiete) . Mit nichts konnte man ihn sonst bewegen. Man kann zwar vieles auf Vögel runterbrechen, aber nicht alles. “Was weißt du über Geschichte? ” ” Der letzte römische Kaiser züchtete Hühner, und Friedrich der Zweite schrieb ein Buch über Falknerei” ?
Daher: Ab und an muss auch etwas gelernt werden, was nicht oder nicht sofort einsichtig ist. Am einsichtigsten ist es noch in der Grundschule.
Ansonsten plädiere ich immer für größere pädagogische Freiheit für die Lehrer. Ich kann Sachverhalte an vielen Beispielen, die mich selbst interessant sind, lehren. Doch bevor man sich beispielsweise über Zeitreisen und Multiversen unterhält, braucht es die Basics
Und GBS Mensch bezog sich auf Grundschule (ab der Einschulung)….und ja, da kann man fast schon davon ausgehen, dass nahezu alle Kinder intrinsisch motiviert sind. Wenn Sie in Gesichter von Einschülern schauen (ich habe jedes Jahr das Vergnügen bei der Einschulungsfeier), dann sehen Sie es…..
Schon.
Und das ist toll.
Ist aber genetisch angelegt.
Die Vorstellung, dass man real existierende (!) Menschen in diesem Zustand dauerhaft halten könnte ist halt einfach eine Utopie.
Oder sie machen es “Ihnen zuliebe” .Gerade bei den Erstklässlern spielt das eine Rolle:)
🙂 nein….am Anfang sicherlich nicht….später mag das eine Rolle spielen. Aber Ihre Aussage zeigt sehr schön, wie wichtig die Beziehungsebene ist….
Zur Beziehungsarbeit kenne ich einen Witz aus der Anfangszeit von Schule, als das ” Fräulein” noch gesiezt werden sollte. Ein kleiner Schüler macht das nicht und bekommt eine Strafarbeit auf. Er soll zehn Mal schreiben: ” Ich muss Sie zu meiner Lehrerin sagen”
Am nächsten Morgen hat er es aber zwanzig Mal geschrieben. Die Lehrerin fragt ihn verwundert, warum er die doppelte Arbeit geleistet hat.
Der Kleine strahlt sie an: ” Das habe ich für Dich gemacht!”
🙂
“Ich hatte einmal einen Schüler, der sich nur für Vögel interessierte.” Dieser Schüler war also stark intrinsisch motiviert (nach @GBS-Mensch). Jetzt frage ich mich, woher diese intrinsische Motivation kam?
Intrinsische Motivation heißt ja: natürlicherweise einer Sache innewohnend und nicht von äußeren Faktoren abhängig.
Ist dieses Interesse für Vögel dem Kind also angeboren oder etwa “Gott gegeben”? Oder hat vielleicht doch eher ein äußerer Anreiz dieses Interesse geweckt – ein fliegender Vogel, ein Buch, ein Film oder ein anderer Mensch, der das Kind darauf aufmerksam machte und seine Neugier weckte? Meine Meinung dazu: intrinsische Motivation kann nur für Dinge entstehen, die man auf irgendeine Weise wahrgenommen hat, also erst einmal über extrinsische Motivation, die dann im Idealfall zu intrinsischer Motivation führt. Für Dinge, die ich nie kennengelernt habe, kann ich mich nicht begeistern.
Das ist wie beim Essen: erst mal ein bisschen probieren und dann entscheiden, ob es schmeckt. Nicht schon vorher, “Ihhh, esse ich nicht!” (gab es in meiner Kindheit nicht und bei meinen Kindern und Enkeln auch nicht)
Über den Urgrund aller Dinge kann man, wenn man die Zeit hat, philosophieren.
Intrinsisch meint in unserem Zusammenhang ohne externe Belohnungen oder Bestrafungen, untechnisch gesprochen aus Spaß an der Freud.
Woher der Impuls für diese Freude kam, ist insofern unerheblich. Entscheidend sind die Merkmale der ausbleibenden Belohnung oder Bestrafung.
“gab es in meiner Kindheit nicht und bei meinen Kindern und Enkeln auch nicht”
Das gibt doch einmal wieder Aufschluss über das Kompetenzspektrum der “Vollblutpädagogen” hier im Forum.
Es muss auch kein Mensch für alles intrinsische motiviert sein, schon der Tatsache wegen, dass die Lebenszeit viel zu kurz ist, um sich mit allem Möglichen beschäftigen zu können.
“Ab und an muss auch etwas gelernt werden, was nicht sofort einsichtig ist.”
Wie man an den Forumsbeiträgen hier lernen kann, prallt das ja schon an studierten Volljährigen ab.
Wenn auch Ihr Ziel mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit ist, dann darf Bildungserfolg nicht vom sozioökonomischen häuslichen Umfeld abhängen – das heißt es darf für den Bildungserfolg der Kinder keine Rolle spielen, ob ihre Eltern in der Lage sind sie entsprechend zu fördern!
Ich gebe Ihnen absolut recht, dass Kinder lernen müssen, dass Zumutungen im Leben dazugehören und man sich auch Herausforderungen stellen muss – auch wenn man dazu gar keine Lust hat.
Die Schule ist die einzige Institution in Deutschland, die alle durchlaufen MÜSSEN, insofern haben unsere Bildungseinrichtungen ein hohes Maß an gesellschaftlicher Verantwortung. Mangelnde Bildung ist die Ursache für viele gesellschaftliche Probleme, wie den Fachkräftemangel, die zunehmende Entwicklung extremistischer Einstellungen, die abnehmende Demokratiefähigkeit und den Anstieg sozialer Transfers. Wenn wir uns weiterhin weigern Verantwortung zu erkennen und zu übernehmen und Bildung als das wichtigste Kapital unserer Gesellschaft anerkennen, müssen wir mit den Folgen leben.
Mit dem ersten Absatz betreten Sie schon das Traumland, dass zwangsläufig zu den Axiomen führt, die dann in der Ausdeklination in immer neuen Fehlschlägen enden. Und zur Firderung, dass noch mehr vom Gleichen JETZT aber, DIESES mal die Wende bringt.
Sage ich bei aller Sympathie für Ihr ausdrücklich lobenswertes Anliegen.
Wenn die allgemeine Haltung Ihrer entspricht, dann müssen wir alle mit den Folgen leben. Aber dann muss man auch nicht klagen.
Nö.
“Abi für jeden !”, “Fühli-Fühli-Schule” und “Anwesenheitsschule” sind keine Naturgesetze und können abgeschafft werden.
Anspruch, MINT, Handwerk/Industrie-Berufe pushen kann eingeführt werden.
Die Gesellschaft hat die Wahl.
“Ich” oder “Leute wie ich” sind dabei irrelevante Minderheiten, die höchstens (wie jeder Bürger) ihre Meinung dazu sagen können.
Der Zwang wird durch die Realität komnen – zuerst mit dem Avatar “China”.
„“Ich” oder “Leute wie ich” sind dabei irrelevante Minderheiten, die höchstens (wie jeder Bürger) ihre Meinung dazu sagen können.“
Sie bilden Kinder und Jugendliche aus. Ihre Arbeit ist eine Investition für die Zukunft. Finden Sie das unwichtig?
Ich sehe eine sehr große Verantwortung, die wir tragen. Mit uns steigen oder fallen Zukunftsperspektiven von jungen Menschen. Auch wenn wir uns zuweilen wie ein kleines Rädchen im System fühlen, so sind wir doch wichtig….jeder einzelne von uns.
Theoretisch finde ich das sehr wichtig, sonst hätte ich den Beruf ja nicht gewählt.
Praktisch spielt das jedoch keine oder nur eine extrem begrenzte Rolle.
Ich persönlich erfreue mich an den wenigen SuS, die ich erreichen und wirklich bilden kann (was halt ohne Dauerkonflikte nur bei den Freiwilligen geht) – für den Rest gilt halt: Geliefert wie bestellt, schau das Youtubevideo.
So ein Unsinn. Ich habe explizit weder geschrieben noch gemeint, dass wir unseren Kinder Zumutungen ersparen sollen. Zumutungen sind ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg in Selbstständigkeit. Nur ist es leider so, dass es Kinder gibt die in einem Umfeld aufwachsen müssen, dass sie hinsichtlich ihres möglichen Bildungserfolgs benachteiligen. Und dem muss entgegengewirkt werden und zwar schon lange bevor die Kinder in die Bildungseinrichtungen kommen. Das hat mit „Fühli-Fühli“ und „Abi für jeden“ gar nichts zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand!
Werden wir mal konkret, ich greife mal zwei (aktuelle) Fälle raus:
Fall 1: Intelligenter, sprachlich begabter Junge – leider in Klasse 6 schon schwer kriminell. Es ist tragisch, diesem Kind beim Abgleiten zuzusehen. Jeder (nicht nur Lehrer) ist sich einig: Vater und Mutter sind die Ursache. Prima, dass Sie dem Rollkommando zustimmen, dass unter meiner freundlichen, jedoch strikten Führung in seinem Clanumfeld einschlägt, ihn seinem ihn völlig zerstörenden Umfeld entzieht und einer Pflegefamilie zuwei…MOMENT MAL…so war das nicht gemeint?
Fall 2: Die Neuntklässlerin K. ist offensichtlich extrem intelligent, eventuell sogar hochbegabt. Sie hat sehr gute Noten. Leider auch massives SVV, Depressionen und Neigung zu stark sexualisiertem Verhalten – Ursache: Handysucht, die allein verziehende Mutter ist ein Totalausfall in jeder Hinsicht.
Gut, wenn wir jetzt das Hindernis, das dieses enorm kluge Mädchen von “MINT-High potential” in “zukünftiger Sozialfall/Traumagefahr” verwandelt beseitigen – müssen “wir” nur das Handy entziehen und die Mutter pädagogisch neutralisieren…abgedunkelter Van ist raus?
Es ist oft relativ leicht, klare Ursachen/Verursacher zu identifizieren.
Nur wenn wir dann KONKRET werden, zeigt sich: DAS GEHT SCHLICHT NICHT, dieses “gleiche Voraussetzungen schaffen”. Jedenfalls nicht bei bestehender Rechtslage.
Sie schreiben das so schön…und ich wünschte mir, es wäre möglich. Ist es aber nicht.
Gegen das Elternhaus kommt man nicht an. Diese Lektion habe ich vor Jahrzehnten gelernt und Sie wahrscheinlich auch.
Was soll Ihr Beitrag jetzt, bis auf die Tatsache an sich, aussagen?
Wir können da nur Input geben, Angebote machen, Aufmerksamkeit und Zuneigung spenden.
Was daraus wird, haben wir nicht in der Hand.
Aber diese Dinge zu geben ist eben der Job, jedenfalls nach meinem Verständnis.
Ich weiß, viele hier sehen das anders.
Es geht auch nicht darum den „Schuldigen“ zu finden, sondern entsprechende Beratungs- und Unterstützungssysteme aufzubauen, um Hilfe zu leisten, die sich schlussendlich gesellschaftlich aber auch finanziell positiv auswirken werden.
Also: Wirkungslos die Personalstunden zu verbrennen.
Ok.
Genau das ist ja das Dilemma:
– was man darf, das bringt nix
– was nix bringt, das darf man
“Gleiche Startbedingungen” sind daher unter gegebenen Umständen ins Reich der Utopie zu verweisen, weil Schule diese Bedingungen (= zu 90% das familiäre Bockmist-Umfeld) nicht beeinflussen kann bzw. darf.
Danke.
In Kurzform mein Reden. 😉
“Wenn auch Ihr Ziel mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit ist, dann darf Bildungserfolg nicht vom sozioökonomischen häuslichen Umfeld abhängen – das heißt es darf für den Bildungserfolg der Kinder keine Rolle spielen, ob ihre Eltern in der Lage sind sie entsprechend zu fördern!”
Derartiges demosntrieren die entsprechenden Studien ja auch gar nicht. Das Problem sit, dass hier meist lediglich bivariat statistisch signifikante Korrelationen dargestellt werden, aber keine Kausalbeziehungen mit entsprechend relevanter Effektstärke. Unsere Schulen bieten eigtl. alles, um mit dem dort vorhandenen Material und den dort vermittelten Inhalten alles Notwendige zu lernen und alle Prüfungen zu meistern, nur das Lesen, Lesen, Lesen und Üben, Üben, Üben zu Hause wir nicht abgenommen. Zwar bieten viele Schulen Nachmittags Räumlichkeiten für das Lesen und Üben, aber wenn jetzt bspw. zu Hause der Elternteil alleinerziehend ist und das ältere Geschwisterkind einen Ersatzelternteil für jüngere Geschister mimen muss, wie soll Schule das dann kompensieren?
Lesen Sie doch meine Beiträge noch einmal, vielleicht erschließt sich Ihnen mein Anliegen. Und vielleicht fällt Ihnen dann auch auf, dass in meinen Beiträgen kein Anspruch auf Kompensation formuliert habe. Ich habe zum Ausdruck bringen wollen, dass wir eine Stärkung der Prävention in Form von kommunalen, institutionell vernetzten Beratungs- und Unterstützungszentren brauchen, denn vorbeugen ist besser als heilen. Ihren immer wieder formulierten Anspruch auf die Verantwortung von Erziehungsberechtigten für den Bildungserfolg ihrer Kinder halte ich immer noch für falsch und verantwortungslos.
Und das Sie auch noch in keiner Studie gelesen haben wollen, dass der Bildungserfolg der deutschen SuS abhängig vom sozioökonomischen Umfeld ist, ist schon komisch, aber vielleicht haben Sie die Studien genauso „aufmerksam gelesen“ wie meine Beiträge
Ihr Anliegen ist nicht missverständlich, die nicht differenzierte Behauptung, dass “Bildungserfolg […] vom sozioökonomischen häuslichen Umfeld abhäng[e]” – zumindest linear-lausal – wird lediglich kritisiert.
“Ihren immer wieder formulierten Anspruch auf die Verantwortung von Erziehungsberechtigten für den Bildungserfolg ihrer Kinder halte ich immer noch für falsch und verantwortungslos.”
Verantwortungslos? Ihnen ist aber schon bewusst, dass ich die Einforderung von Erziehungspflicht als komplementäre, nicht alleinige Naßnahme kommuniziere? Inwiefern ist es “verantwortungslos”, Schulen, Jugendämtern und Co. Im Sinne ihrer Kontroll- und Korrektivunktionen effiziente Unterstützungs-, aber auch Druckmögkichkeiten zur Umsetzung der elterlichen Erziehungspflicht zu geben (ungeachtet dessen, dass wir da bereits jetzt an finanzielle und personelle Hürden stoßen)?
“Und das Sie auch noch in keiner Studie gelesen haben wollen, dass der Bildungserfolg der deutschen SuS abhängig vom sozioökonomischen Umfeld ist, ist schon komisch, aber vielleicht haben Sie die Studien genauso ‘aufmerksam gelesen’ wie meine Beiträge”
Mal halblang; Stichwort: “aufmerksam gelesen” – ich kritisiere hier seit Jahr und Tag recht fundiert die in diesen Studien (oder deren Darstellung) postulierten bivariaten, quasi linear-monokausalen Zusammenhänge zwischen “sozioökonomischen Umfeld” und “Bildungserfolg”, die i.d.R. inadäquate Operationalisierung beider Variablen, das Fehlen von probaten Drittbariablenkonteollen u.ä. Vielleicht lesen Sie sie entsprechenden Studien einmal selbst… da ist man schnell weg von der Behauptung, ein besseres “sozioökonomische[s] Umfeld” führe zu mehr “Bildungserfolg” und landet wahrscheinl. Bei der Feststellung, dass (milieuspezifischer) Habitus, elterliche Priorisierung von Bildung u ä. die wirkmächtigen unabhängigen Variablen darstellen, die mit dem “sozioökonomischen Umfeld” halt stark korrelieren.
Korrelationnen können aber durchaus auf Kausalitäten hindeuten – und schließen diese nicht aus.
Hilft uns hier nicht weiter.
Mag sein. Aber in Ihrem Beitrag oben schreiben Sie selbst, “Das Problem sit, dass hier meist lediglich bivariat statistisch signifikante Korrelationen dargestellt werden, aber keine Kausalbeziehungen mit entsprechend relevanter Effektstärke.” Lässt man die vielen hochtrabenden Worte weg, könnte der Eindruck entstehen, dass Korrelationen für Sie keine Kausalitäten aufzeigen. Vermutlich meinten Sie aber etwas anderes.
Natürlich zeigen Korrelationen keine Kausalitäten auf, Korrelationssrudien können das per definitionem nicht. “[D]ie vielen hochtrabenden Worte” sind zudem die nüchterne Fachterminologie, mit der ich ausdrückte, dass wir quasi nur diese Korrelationssrudien haben und die auch noch gravierende Mängel aufzeigen (was leider ein endemisches Problem der gesamten Disziplin ist).
Sie helfen uns seit Jahren nicht weiter, das kann also kein Argument sein 😉
Erst kürzlich jonglierten Sie doch selbst noch eine Kausalität von der Korrelation zwischen Intelligenz und Gymnasialempfehlung herbei.
Sie verstehen nicht die Unterschiede zwischen Korrelationen, Kausalitäten, hinreichenden Bedingungen und notwendigen Bedingungen.
Und mit Verlaub: Absolut jeder meiner Beiträge hat mehr Fehalt, als Ihr Gesantwerk hier. Mensch… Rainer.
Dann bittesehr, wo sehen Sie die Kausalität zwischen Gymnasialempfehlung und IQ?
Sie meinen ja immer nur, ich wüsste nichts, korrigierten meine angebliche Fehlannahme nie…
Schreiben Sie mir gerne etwas mit Gehalt 🙂
Ihnen ist der Unterschied zwischen IQ und Intelligenz immer noch nicht klar?
“Dann bittesehr, wo sehen Sie die Kausalität zwischen Gymnasialempfehlung und IQ?”
Sind Sie irgendwie beschränkt?
“Unsere Schulen bieten eigtl. alles, um mit dem dort vorhandenen Material und den dort vermittelten Inhalten alles Notwendige zu lernen und alle Prüfungen zu meistern, nur das Lesen, Lesen, Lesen und Üben, Üben, Üben zu Hause wir nicht abgenommen.”
Als würden bildungsferne, fremdsprachige oder arme Familien, wo die Eltern schaffen, anstatt zu lesen, nun DOCH einen kausalen Unterschied ausmachen.
Vielleicht haben die echten Fachleute doch ein wenig recht? 😉
Versuchen Sie das mit dem sinnentnehmenden Lesen ruhig weiter… oh ja, “die echten Fachleute” – da hat es mir der “Sozialpädagoge”, der nicht weiß, was Inklusion ist, aber gegeben. XD
Sie verschreiben sich bereits das zweite Mal, daher zur Sicherheit: ich bin kein Sozialpädagoge.
Wenn Sie Genaueres wissen, dann stellen Sie doch bitte Ihre Quellen ein, dass Gymnasien bereits angemessen und fair beschulen und all die Erhebungen über Bildungsungleichheit falsch liegen.
ich vermute, Sie haben rein gar nichts dazu, obwohl Sie als Soziologe, jetzt Lehrer doch irgendetwas zu dem Thema haben sollten…
“… dann darf Bildungserfolg nicht vom sozioökonomischen häuslichen Umfeld abhängen”
Wird es aber. Selbst wenn Sie Geld und Pädagogen in die Kitas und Schulen pumpen, bis sie zum Dachfenster wieder raus quellen.
Denn zu Hause gibt’s halt einerseits Eltern, die mit ihren Kindern in die Bibliothek gehen, sie auf Sprachreisen schicken, mit ihnen Museen besuchen, Konzerte anhören, sie in den Sportverein gehen lassen, Musikunterricht ermöglichen.
Und andererseits die Familien, in denen all das nicht stattfindet.
Das gleicht auch kein verpflichtender Ganztag jemals aus. Das würde nur dann ausgeglichen, wenn man die Kinder direkt nach der Geburt den Eltern weg nähme und sie in staatlichen, streng genormten Institutionen aufzöge. Dann, und nur dann, würde man ansatzweise Chancengleichheit erhalten. Entscheidend sind und bleiben am Ende immer die Familien.
“Reformen, die den Abbau von Bildungsungleichheit zum Ziel haben, bringen Verteilungskonflikte mit sich. Die Plätze auf dem sprichwörtlichen Sonnendeck der Gesellschaft sind begrenzt und wer oben ist, will es auch bleiben. Die Bildungschancen benachteiligter Gruppen zu verbessern heißt jedoch unweigerlich, die Konkurrenz zu erhöhen. Und da haben all jene, die gegenwärtig zu den Bessergestellten gehören, durchaus etwas zu verlieren. Selbst wenn die allermeisten Bürger:innen die Ungerechtigkeit von herkunftsbedingten Benachteiligungen prinzipiell anerkennen – geht es um die Zukunft der eigenen Kinder, ist mit Eltern bekanntlich nicht zu spaßen. Dann heißt es im Zweifel häufig doch: Bitte keine Experimente!” Quelle: https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/523330/bildung-und-soziale-ungleichheit-eine-einfuehrung/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Dieses Konkurrenzdenken müsste sich doch in den nächsten Jahren, bei den jüngeren Generationen erledigt haben. Unsere Schulen vermeiden ja jeglichen Wettbewerb/Konkurrenz (keine Noten, alle aufs Gym, keine Wettbewerbe im Sport usw.)Die jüngeren Generationen wachsen also schon jenseits von jeder Art des Konkurrenzdenkens auf. Wir brauchen nur noch ein paar Jahre durchhalten. Dann gibt es solche “Verteilungskämpfe” sicher nicht mehr. Falls doch, haben wieder einmal die Lehrer versagt. (Sarkasmus)
Interessanter Gedanke! Ich bin gespannt…
Ja, die Bundesjugendspiele sorgten dafür, dass die vorigen Generationen so gut gerieten, jetzt Faschisten hinterherrennen und Wissenschaft mit Meinungen verwechselt XD
Aber ich stehe tatsächlich auf dem Schlauch: Wer forderte nochmal “alle aufs Gym” jenseits Ihrer Überzeugung, dies würde durch den IQ entschieden?
In Einzelfällen finden sich aber wohl leider ein paar intrinsisch Motivierte. Wie kriegen wir die denn bloß unter Kontrolle, damit sie nicht frecherweise mehr lernen als der Wenigstmotivierte? Verpflichtender Ganztag bis 21 Uhr, mit zu wenigen und unqualifizierten Betreuern evtl.? Könnte klappen.
Wie können Sie es wagen, zu beschreiben wie es ist??
Eltern und Kinder sind schuld, haben es also verdient und am Schulsystem müssen wir nichts ändern, besonders am Gymnasium! XD
Es soll auch Familien geben, die mit ihren Kindern diskutieren, singen, lesen, reisen, in Konzerte und Museen usw. gehen, um ihnen in erster Linie zu zeigen, wie viel Freude das bringen kann und wie vielfältig das Leben und die Kultur sind. Und weil sie selber seit ihrer Kindheit Freude daran haben. Manchmal ist Bildung einfach nur ein zugegeben willkommener Nebeneffekt. Klingt komisch, ist aber so. Und wie ich schon öfter sagte: Jeder gut (aus)gebildete Mensch ist auch für die gesamte Gesellschaft ein Gewinn. Was den Verteilungskampf stark relativiert, denn mit echter Bildung wünscht man sich automatisch, es hätten mehr Menschen eben jene.
All das nicht zu erkennen und gut gebildete, leistungsstarke Menschen ausschließlich als Bedrohung für die weniger Gebildeten zu präsentieren, ist Teilursache des hier debattierten Problems. So motiviert man niemanden, sich aufs Lernen einzulassen. So spaltet man nur.
“Jeder gut (aus)gebildete Mensch ist auch für die gesamte Gesellschaft ein Gewinn” – genau. Und deswegen ist es sinnvoll, wenn der Staat in die Kinder etwas mehr investiert, die gute Startbedingungen von zu Hause nicht mitbekommen. Dass es dabei natürlich auch um Verteilungskämpfe geht, zeigen immer wieder die Debatten um G9 – da verlangen bürgerliche Eltern immense Mittel, um die Gymnasien auf Teufel-Komm-Raus aufzurüsten. Ob dann für andere noch Geld übrig bleibt, ist egal. Gerne hier nachlesen:
https://www.news4teachers.de/2024/12/elterninitiative-macht-weiter-druck-auf-sofortiges-g9-fuer-alle-kosten-egal/
https://www.news4teachers.de/2024/08/g9-umstellung-allein-der-ausbau-der-schulgebaeude-kostet-eine-halbe-milliarde-euro/
https://www.news4teachers.de/2024/08/zerschlagen-eltern-ein-funktionierendes-schulsystem-initiative-will-volksbegehren-zur-rueckkehr-zum-g9-abitur/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Es darf jeder fordern, was ihm nötig erscheint. Das machen alle Seiten, nicht nur die Eltern von Gymnasiasten. Und meistens kommt ohnehin nichts dabei heraus.
Bei den Gymnasialeltern eben schon – siehe G9. Herzliche Grüße Die Redaktion
Dann sollte man den Vorwurf an den Staat richten, der nicht genug Ressourcen zur Verfügung stellt. Nicht an Eltern, die zu Recht die bestmögliche Bildung für ihre Kinder fordern. Den Schuh müssen sich die Eltern nun wirklich nicht anziehen.
Wir richten keinen Vorwurf an irgendwen – wir stellen nur fest, dass es beim Thema Bildung auch um Verteilungskampf geht. Um dies zu verbrämen, wird dann gerne die Wirkungsmacht von Familie vorgeschoben, gegen die staatliche Förderung ja nicht ankomme. Bedeutet dann: Es soll alles so ungerecht bleiben, wie es ist.
Halten wir sozialpolitisch und volkswirtschaftlich für falsch, weil große Potenziale verschenkt werden. Sehen übrigens nicht nur wir so. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2024/08/institut-der-deutschen-wirtschaft-zeigt-auf-investitionen-in-kinder-rechnen-sich-fuer-den-staat-in-form-von-spaeteren-steuereinnahmen/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Und die sozialpolitische Verantwortung sollen die Gymnasialeltern übernehmen, indem sie nichts mehr fordern, damit andere mehr bekommen? Jou, das wird funktionieren. Top.
PS: “da verlangen bürgerliche Eltern immense Mittel, um die Gymnasien auf Teufel-Komm-Raus aufzurüsten. Ob dann für andere noch Geld übrig bleibt, ist egal.” Neiiiiin, gaaar kein Vorwurf! Ist klar…
Gilt es mittlerweile als absurd, von Bürgerinnen und Bürgern zu verlangen, nicht nur aufs eigene kurzfristige Interesse, sondern auf die Funktionsfähigkeit von Staat und Gesellschaft zu sehen? Würde jedenfalls ins Bild einer Ego- und Ellenbogengesellschaft passen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ja! Wenn es um meine Kinder geht, auf jeden Fall (das ist nämlich kein kurzfristiges Interesse…)
Verzichtet die Redaktion auf Interessen, wenn es um deren Kinder geht? Ich tippe mal nein….
“Bedeutet dann: Es soll alles so ungerecht bleiben, wie es ist.”
Nein, es bedeutet diesbzgl. die stumpfe Klinge der Erziehungspflicht u.ä. zu schärfen, bspw. mittels finanziell und personell angemessener Ausstattung aller Ordnungs- und Kontrollinstanzen (Schule, Jugendamt, Familiengerichte, Jugendhilfeorganisationen etc.), aber ggf. auch legislativ, damit das staatliche Wächteramt auch wahrgenommen werden kann, damit uns eben die Schüler nicht ‘verlustig’ gehen. Ist nur polit. offenbar kaum vermittelbar.