Lehrkräfte in der Warteschlange – Umstellung auf G9 sorgt für Lehrerüberschuss

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STUTTGART. Vom gravierenden Lehrkräftemangel zum Lehrkräfteüberschuss ging es in Baden-Württemberg ganz schnell – zumindest an den Gymnasien. Dort gibt es aktuell nicht ausreichend Stellen, um alle Nachwuchslehrkräfte nach erfolgreicher Ausbildung mit einem Job zu versorgen. Doch bereits jetzt ist absehbar: In einigen Jahren wird sich das Blatt wieder wenden. Der Philologenverband warnt daher schon jetzt vor einem bildungspolitischen Desaster.

Nach der Ausbildung in die Warteschlange: In Baden-Württemberg gibt es aktuell einen Überschuss an Gymnasiallehrkräften. Symbolfoto: Shutterstock/Victoria Labadie

„Frust, Perspektivlosigkeit und Unmut“ machen sich aktuell unter jungen Gymnasiallehrkräften in Baden-Württemberg breit. So beschreiben sie selbst ihre Situation in einem Offenen Brief auf change.org, einer Online-Plattform für Petitionen. „Obwohl seit Jahren öffentlich von gravierendem Lehrkräftemangel gesprochen wird, spiegelt sich diese Einschätzung nicht in der tatsächlichen Einstellungspraxis wider“, kritisieren sie darin. Nur wenige Stellen seien ausgeschrieben gewesen sowie über das Listenverfahren vergeben worden.

Doppelt so viele Bewerber*innen wie Lehrerstellen

Eine betroffene Junglehrkraft, die anonym bleiben möchte, berichtet in ihrer E-Mail, dass das Kultusministerium „laut inoffiziellen Angaben beim aktuellen Listenverfahren nur rund 100 von ca. 1600 Bewerber:innen eingestellt“ habe. Ähnliches weiß der SWR mit Berufung auf das Kultusministerium zu melden: Demnach stehen den fast 1.300 Bewerber*innen lediglich 519 Stellen an den Gymnasien gegenüber.

Ursache dieses plötzlichen Überhangs an Lehrer*innen ist die schrittweise Umstellung auf G9. Ab dem Schuljahr 2025/2026 dauert der Weg zum Abitur für die Schüler*innen der 5. und 6. Klassen wieder neun statt acht Jahre. Mit der Verlängerung der gesamten Schulzeit geht allerdings weniger Unterricht pro Woche einher. Dies führt zum vorübergehend geringeren Bedarf an Lehrkräften. Mit der Entscheidung für G9 sei die derzeitige Problematik bereits abzusehen gewesen, erklärt Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) im Interview mit dem SWR. Ihr Haus habe daher die angehenden Lehrkräfte an den Praxisseminaren frühzeitig gewarnt. Die Enttäuschung über die aktuelle Situation könne sie aber durchaus nachvollziehen.

„Wenn das keine bildungspolitische Geisterfahrt ist, was dann?“

Die Kultusministerin zeigt sich bemüht, die derzeitige Einstellungspolitik zu verteidigen, ohne die Nachwuchslehrkräfte zu verlieren. Denn schon jetzt ist klar, in ein paar Jahren braucht sie sie dringend. Wenn die Umstellung auf G9 zum Schuljahr 2032/2033 abgeschlossen ist, werden abrupt 2.500 Stellen mehr zu besetzen sein. Das rechnet der Philologenverband Baden-Württemberg vor. Die Vertretung der Gymnasiallehrkräfte warnt deshalb eindringlich vor einem sich abzeichnenden bildungspolitischen Desaster. „Es ist grotesk: Erst lassen wir die Besten der Besten in der Warteschleife zappeln – und ab 2032 wird dann jeder gebraucht, der geradeaus unterrichten kann. Wenn das keine bildungspolitische Geisterfahrt ist, was dann?“, fragt Landesvorsitzende Martina Scherer.

Genau ein solches Debakel versucht Theresa Schopper zu verhindern: Sie wirbt unter den Nachwuchslehrkräften daher dafür, zu bleiben und sich auf Stellen an anderen Schularten zu bewerben, etwa Gemeinschaftsschulen, Realschulen oder beruflichen Schulen. In Aussucht stellt sie ihnen die Option, nach drei Jahren ins gymnasiale Lehramt wechseln zu können. „Für die Jahrgänge jetzt ist das natürlich eine lange Durststrecke; wir appellieren wirklich: ‚Bleiben Sie am Ball und unterstützen Sie uns an den anderen Schularten!‘“

Kritik an Haushaltspolitik

Ob dieser Aufruf verfängt, scheint fraglich. Schon jetzt formulieren die Betroffenen in ihrem offenen Brief die Absicht, sich beruflich umzuorientieren, um eine sicherere berufliche Perspektive zu haben. „Unsere Nachwuchslehrkräfte haben jahrelang alles gegeben – und jetzt heißt es, sie werden ‚gerade nicht gebraucht‘. Wer so mit Talenten umgeht, darf sich nicht wundern, wenn die besten Köpfe in andere Bundesländer, ins Ausland oder in die freie Wirtschaft abwandern“, mahnt entsprechend Stefanie Schrutz, die Landesvorsitzende der Jungen Philologen.

Kritik kommt auch von der oppositionelle SPD in Baden-Württemberg. „Grün-Schwarz lässt eine halbe Generation von Referendarinnen und Referendaren die Zeche für eine fehlgeleitete Haushaltspolitik zahlen. Das ist grob fahrlässig“, kommentiert der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagfraktion Stefan Fulst-Blei die derzeitige Einstellungspolitik.

Die SPD plädiert dafür, den Überhang als Chance zu nutzen und mehr Lehrkräften einzustellen, um die Unterrichtssituation zu verbessern. „Die SPD hat zahlreiche Vorschläge unterbreitet, wo wir sie einsetzen können – zur Ausweitung der Vertiefungsstunden beispielsweise, um Klassen in Hauptfächern wie Mathe oder Englisch für zusätzliche Übungsphasen aufzuteilen oder zur Aufstockung der Krankheitsvertretungsreserve“, so Fulst-Blei. Die bittere Wahrheit sei, trotz massiven Unterrichtsausfalls verzichte Grün-Schwarz „sehenden Auges offenbar auf hunderte ausgebildete Lehrkräfte“.

Nachwuchslehrkräfte wünschen sich „lösungsorientierte Auseinandersetzung“

Und die Junglehrkräfte? Die sind enttäuscht, fühlen sich „nicht ausreichend wertgeschätzt“, aber stehen vielfach „bereit, mit Engagement und Verantwortungsbewusstsein in den Schuldienst einzutreten“. Sie erhoffen sich, mit ihrem Schreiben einen Dialog anzustoßen. „Wir sind überzeugt, dass eine lösungsorientierte Auseinandersetzung im Interesse aller Beteiligten ist – nicht zuletzt auch im Sinne der Bildung unserer Schüler:innen.“ News4teachers

Entspannung an Grundschulen? Studie sagt schon Überschuss an Lehrkräften voraus

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real_anka
3 Monate zuvor

IN NRW wurde das mit Abordnungen und Teilabordnungen an andere Schulformen gelöst: Einstellungszusage am Gym gegen max. sechs Jahre TA an einer anderen Schulform. Das ist nicht schön, hält die KuK aber bei der Stange.
Und darüber wird in se länd nicht aftergethinkt?

Schotti
3 Monate zuvor

In NRW kann man als Gymnasiallehrer für drei Jahre als Angestellter an eine Grundschule gehen und im Anschluss daran die Laufbahn wechseln und sich dann als Grundschullehrerin verbeamten lassen. Die meisten Betroffenen wählen jedoch stattdessen lieber endlose Kettenverträge oder sogar einen kompletten Branchenwechsel. Die anderen Schulformen sind anscheinend im Vergleich zum Gymnasium total unattraktiv.

Canishine
3 Monate zuvor
Antwortet  Schotti

Ich musste schmunzeln: „[…] für drei Jahre als Angestellter an eine Grundschule […] dann als Grundschullehrerin verbeamten lassen.“ Das würde ich mir ggf. gut überlegen.

Sepp
2 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Die geschlechtsanpassende OP gibt es bestimmt gratis zur Verbeamtung dazu…

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Geht nicht, NRW kennt nur Tarifbeschäftigte und keine Angestellten:)

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  Schotti

Warum wohl? Die Grundschulkinder sind für dafür überhaupt nicht ausgebildete Gymnasiallehrer zu jung, die Schülerschaft an den anderen Schulformen zu schwierig.

Wombatlover
3 Monate zuvor

Wenn schon die Kultusministerin drei Jahre Arbeit an einer anderen Schulform als dem Gymnasium als lange Durststrecke bezeichnet, dann kennt man die Wertschätzung einem Großteil der Schüler gegenüber: null.
Ich habe in einer ähnlichen Situation wie heute in BW eine Stelle an einer Berufsschule angenommen und würde die freiwillig für kein Geld der Welt gegen eine Stelle am Gymnasium eintauschen.

nurmalso
2 Monate zuvor
Antwortet  Wombatlover

Drei Jahre an IRGENDEiNER Schulform wären damals (80er) mein Traum gewesen.
Stattdessen Sechsmonatsverträge bei diversen Anbietern für DaZ für Spätaussiedler, und das ca. 8 Jahre lang, zwischendurch arbeitslos bis es wieder einen Kurs gab…
Und dann mit SekI und II überwiegend an Hauptschulen , zum Schluss IGS.
Bis auf die Bezahlung habe ich das nie bereut, es war bereichernd.

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  Wombatlover

GY = Hauptschule ==> alles Andere sind eben Sonderschulen:(

unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Mittlerweile

DienstnachVorschrift
2 Monate zuvor
Antwortet  Wombatlover

Ich finde auch, dass Berufsschule geht, außer man wollte sowieso nur Oberstufe unterrichten oder nur an einem elitären Gymnasium.
Der Punkt ist aber, dass das trotzdem nicht Sinn der Sache ist. Die Leute haben sich ja bewusst für das Gymnasium entschieden und sind dementsprechend spezifisch für diese Schulform ausgebildet.

Anders Leo Castor
2 Monate zuvor

Es ist wichtig, dass in BW zwischen “Berufsschule” und “beruflicher Schule” unterschieden wird. Es gibt in BW über 220 Berufliche Gymnasien (BG), die ebenso zur allgemeinen Hochschulreife führen. Selbstverständlich umfasst das gymnasiale Referendariat auch die Ausbildung zum Einsatz am BG. Auch für Schularten der Sekundarstufe II, die zur Fachhochschulreife führen (Berufskolleg) braucht man keinerlei andere Ausbildung als für eine Tätigkeit am allgemein bildenden Gymnasium.

dickebank
2 Monate zuvor

In NRW hieß das betreffende SekII-Lehramt auch lange GY/BK.

Kluhni
2 Monate zuvor

Die Realschullehrer hat auch niemand gefragt, ob sie Gemeinschaftsschullernbegleiter sein wollen. Es wurde politisch so bestimmt. Genauso wurde an der Realschule niemand gefragt, ob man zusätzlich noch Hauptschüler zum Abschluss bringen möchte. Auch Realschullehrer haben sich bewusst für die Realschule entschieden.

Ich_bin_neu_hier
3 Monate zuvor

Wer nicht bereit ist, mitten im Fachkräftemangel Bewerbern, die er absehbar benötigen wird, eine sinnvolle Perspektive zu bieten… hat diese Bewerber vielleicht gar nicht verdient – und ziemlich sicher einen erheblichen Teil davon schon verloren.

Realist
2 Monate zuvor

Tja, hätten sie mal was Vernünftiges studiert, dann hätten sie das Problem nicht:

“Dabei kamen 2024 entgeltähnliche Leistungen in rund zwei Drittel aller Stellenanzeigen und damit am häufigsten vor. Dazu gehören nach Angaben der Bertelsmann Stiftung neben Sonderzahlungen eine betriebliche Altersvorsorge und Mitarbeiter-Rabatte. Vor 2024 lagen Leistungen aus dem Bereich der Entwicklungsperspektive an der Spitze. Dazu zählen ein sicherer Arbeitsplatz und das Versprechen guter Aufstiegsmöglichkeiten, hieß es. 37 Prozent der Ausschreibungen enthielten im vergangenen Jahr flexible Arbeitszeitmodelle. Demnach gehören Gleitzeit, Homeoffice oder Vertrauensarbeit zunehmend zum Standard.

Besser ausgebildete Expertinnen und Experten, die ein Hochschulstudium abgeschlossen haben, werden mit durchschnittlich elf Extras gelockt.”
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/studie-unternehmen-locken-fachkraefte-mit-mehr-extras,fachkraefte-156.html

Und da studiert noch jemand die “EInbahnstraße” Lehramt… hier wird seit Jahren gewarnt. Wenn, dann etwas “Richtiges” studieren und dann den Seiten-/Quer-/Um-/Abstieg ins Lehramt, wenn’s in der “freien” Wirtschaft nicht klappt…

Lehramt? Ihr wisst schon.

Noe
2 Monate zuvor

Aus eigener Erfahrung: Schon vor sieben Jahren war für viele Referendare ein 1,-Schnitt, selbst bei landesweiter Bewerbung, keine Gymnasialstelle in Sicht. Nicht einmal im zweiten Jahr.

dickebank
2 Monate zuvor

Die Überschrift als solche ist schon irreführend. Es gibt auch andere Lehrkräfte als Studienrät*innen.

Wenn alle lehrkräfte betroffen wären, woher die vielen unbesetzten Stellen an Grundschulen und Schulen der Sekundarstufe I (egal wie die gerade heißen).

Anders Leo Castor
2 Monate zuvor

Ich finde, die Situation wird in dem Beitrag nicht ganz deutlich:

Ja, es ist richtig, dass durch die Einführung von G9 vorübergehend weniger Lehrkräfte an den allgemein bildenden Gymnasien in BW benötigt werden. Ja es ist richtig, dass dadurch viele Referendare kein Einstellungsangebot an einem Gymnasium erhalten haben.

Es ist aber auch richtig, dass es sehr viele Stellenausschreibungen für die beruflichen Schulen in BW gab und gibt. Heute sind nochmals über 100 Stellen im Nachrückverfahren ausgeschrieben worden, die bislang nicht besetzt werden konnten (vielfach für Fächer wie Deutsch oder Mathematik), weil sich keine geeigneten Bewerber gefunden haben oder diese wieder abgesprungen sind.

Es wäre bildungspolitisch widersinnig, irgendwelche Stellen für kleinere Klassen oder Zusatzangebote an den allgemein bildenden Gymnasien (AGY) zu schaffen, während an den beruflichen Schulen weiterhin Lehrkräftemangel herrscht.

Dass der Philologenverband das anders sieht, ist klar. Der vertritt aber auch ausschließlich die Interessen der AGY. Und von der SPD ist sowieso nie ein positives Wort in Richtung der beruflichen Schulen zu erwarten. Die Beruflichen Gymnasien (BG) stehen nämlich dem Ausbau der Oberstufe an den von der SPD gehätschelten Gemeinschaftsschulen entgehen, weshalb man sie am liebsten abschaffen würde. Nicht hilfreich war sicher auch die Aussage von Ministerin Schopper, da läge eine “Durststecke” vor den Absolventen. Auch nach vier Jahren im Amt kann man sich leider nicht sicher sein, wie gut sie ihre beruflichen Schulen eigentlich kennt.

Um es etwas zugespitzt zu sagen: Viele Referendar/-innen haben vielleicht geglaubt, sie könnten sich ihre Stelle quasi aussuchen, bevorzugt in Freiburg, Tübingen oder Heidelberg. Dem ist nun eben nicht so. Etliche Referendar/-innen sind links, woke, aufgeklärt, antirassistisch und progressiv, sind sich aber offenbar gleichzeitig zu fein dafür, das häufig etwas sozial schwächere Klientel an den beruflichen Schulen zu unterrichten. Wer diesen gymnasialen Standesdünkel mit sich herumträgt, ist nicht sehr glaubwürdig, in einem offenen Brief davon zu schreiben, “nach jahrelanger Ausbildung und aufgrund unserer geteilten Leidenschaft für den Beruf diesen gerne motiviert ausüben” zu wollen. Anstatt Motivation für das Lehramt an einer beruflichen Schule aufzubringen, wechselt man lieber die Branche oder zieht sich in die Schmollecke zurück.

Um es deutlich zu sagen (weil es vielleicht in anderen Bundesländern anders ist): In Baden-Württemberg gibt es über 220 Berufliche Gymnasien, an denen neben berufsspezifischen Schwerpunktfächern selbstverständlich die üblichen Fächer des allgemein bildenden Bereichs unterrichtet werden. Wer an einer beruflichen Schule tätig ist, hat gute Chancen, einen Großteil seines Deputats in der gymnasialen Oberstufe zu verbringen. Und im Vergleich zu dreißig pubertierenden Achtklässlern am AGY ist der Unterricht am Berufskolleg oder der Berufsfachschule auch keine größere Herausforderung (zumindest auf dem Land sind auch diese Schüler oft sehr angenehm). Die Vorstellung, an einer beruflichen Schule würden im wesentlichen nur Bäcker, Metzger, Verkäufer und Lagerlogistiker unterrichtet, geht vollkommen an der Realität vorbei (und natürlich haben auch die Berufsschüler ein Anrecht auf guten Unterricht).

Es ist übrigens schon immer so, dass ein erheblicher Teil der Lehrkräfte mit allgemein bildenden Fächern an den beruflichen Schulen ursprünglich das Referendariat am AGY absolviert hat und keine oder wenig Berührungspunkte mit dem beruflichen Schulwesen hatte und deshalb gar nicht auf die Idee gekommen ist, die Ausbildung am Seminar für berufliche Schulen zu absolvieren. Es wird aber im gymnasialen Referendariat ausdrücklich darum geworben, sich auch auf eine Stelle an einer beruflichen Schule zu bewerben. Die meisten Lehrkräfte, die diesen Weg gegangen sind, haben dies nicht bereut, im Gegenteil (mich eingeschlossen). Für die anderen besteht immer die Möglichkeit, sich nach einigen Jahren zurück an ein AGY zu bewerben.

Von meiner Kritik ausnehmen möchte ich natürlich alle guten und motivierten Referendar/-innen, die sich auch an einer berufliche Schule beworben haben und auch dort kein Einstellungsangebot erhalten haben. Das ist dann natürlich wirklich ein Unding.

Wombatlover
2 Monate zuvor

Ich kann dem nur zustimmen. 23 Jahre berufliche Schule und ich würde freiwillig nie wieder ans Gymnasium gehen.

Schotti
2 Monate zuvor

Sie haben natürlich Recht, aber trotzdem sieht die Realität halt so aus, dass sich viele junge Lehrer nach sieben Jahren Ausbildung aus dem Beruf verabschieden. Auch dieses Problem wäre einfach zu lösen, indem man die beruflichen Schulen als Arbeitsplätze attraktiver als die Gymnasien macht. Also so etwas wie mehr Geld, höhere Besoldungsstufen, mehr Urlaub. Ganz einfach, eigentlich.

Gleiches gilt natürlich für alle anderen Schulformen außerhalb des Gymnasiums.

Anders Leo Castor
2 Monate zuvor
Antwortet  Schotti

Was Sie vorschlagen, wäre natürlich toll, ist aber leider komplett unrealistisch… Mir würde es auch schon reichen, wenn die Beruflichen Gymnasien bei der Ressourcenzuweisung über den Organisationserlass gegenüber den AGY nicht permanent schlechter gestellt würden. Sobald es ums Geld geht, verstummen die wohlfeilen Rufe nach Bildungsgerechtigkeit in der Politik ganz schnell.

dickebank
2 Monate zuvor

… aber anschließend rumjammern, dass zu viele Abi-Enten stukadieren und keinen handwerklichen oder gewerblichen Beruf ergreifen, was ja selbst mit abgeschlossenem Hochschulstudium möglich ist.
Dem Indschindschör ist nix zu schwör.

ansys
2 Monate zuvor

Vollkommen richtig. Die meisten Absolventen kennen außerdem keine Berufsschule.Vom Gymnasium zur Uni und dann natürlich nur wieder als Gymnasiallehrer zurück.

Pädagogische Fachkraft
2 Monate zuvor
Antwortet  ansys

Und die vielen Schüler, die über den Weg Realschule-Berufliches Gymnasium oder Hauptschule-Berufsfachschule-berufl. Gymnasium das Abi bekommen, werden alle nicht Lehrkraft? Sie sehen das sehr verengt…

dickebank
2 Monate zuvor

Stimmt im Allgemeinen, da sie nicht zwangsläufig eine zweite Fremdsprache abgeschlossen haben und deshalb an der Zulassung zum Lehramtsstudium scheitern.

Anders Leo Castor
2 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Nein, die BG-Absolventen erfüllen selbstverständlich die KMK-Vorgaben für eine zweite Fremdsprache. Wenn sie die Kenntnisse nicht von der vorherigen Schule mitbringen, müssen sie am BG eine zweite Fremdsprache bis zum Abitur belegen.

Andernfalls würde am BG keine bundesweit anerkannte allgemeine Hochschulreife erworben.

dickebank
2 Monate zuvor

Moment, es war die Rede vom Abitur. Wird zwar umgangssprachlich für die AHR verwendet, umfasst aber auch die FHR. Und für letztere muss man keine zweite Fremdsprache abgeschlossen haben. Dies gilt aber nicht nur für die BK sondern für die GOSten aller Schulformen.

Anders Leo Castor
2 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Ich will mich mit Ihnen nicht herumzanken, weil es in dem Beitrag eigentlich um etwas anderes geht.

Es ist aber genau umgekehrt, wie Sie glauben. Lesen Sie im Zweifelsfall die KMK-Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung.

Der Begriff “Abitur” steht offiziell nur für die allgemeine Hochschulreife und für nichts anderes. Er wird lediglich umgangssprachlich auch für andere Abschlüsse verwendet.

In der gymnasialen Oberstufe wird regulär immer die AHR erworben, nichts anderes. Damit ist auch am BG immer die Vorgabe zur zweiten Fremdsprache erfüllt (Bei vorzeitigem Abbruch erhält man ggf. den schulischen Teil der FHR, aber das ist nur ein “Notausgang” und ändert nichts an der Fremdsprachenpflicht.)

Es gibt in BW auch kein “Fachabitur”. Der Begriff wurde leider von Schülern eingeschleppt, weil er viiiiieel besser klingt als FHR. Sie werden den Begriff aber in keiner Verordnung finden. Zudem führt er zu Unklarheiten, welche Studienmöglichkeiten damit bestehen.

Es kommt nämlich zu Verwechslungen mit der “fachgebundenen Hochschulreife”, für die tatsächlich die zweite Fremdsprache entfällt (aber die ebenfalls kein “Abitur” ist). Die gibt es in BW allerdings ausschließlich als Option an der Berufsoberschule, die landesweit von weniger als 500 Schülern besucht wird (von denen der größere Teil die AHR mit 2. FS erwirbt). Für Hochschulen in BW erhalten die landeseigenen BOS-Absolventen mit fachgebundener Hochschulreife übrigens eine erweiterte Studienberechtigung und können damit sogar Medizin und auch die meisten Lehramtsstudiengänge belegen.

Berufskollegs und selbst die zweijährige Berufsfachschule sind zwar Schulen der Sekundarstufe II, aber das hat nichts mit der gymnasialen Oberstufe zu tun.

dickebank
2 Monate zuvor

NRW kennt keine beruflichen Gymnasien, nur Berufkollegs. Diese können neben der AHR auch die fachgebundene HR (schulischer Teil) vulgo Fachabi verleihen. Und für den Abschluss bedarf es keiner zweiten Fremdsprache.
Der übliche Weg ist MSA als FOR, danach entweder Ausbildung und dann ans BK. Der Weg FOR und direkt zur Fachoberschule geht aber auch.
Geht aber auch mit dem EESA, einem Ausbildungsabschluss mit mindestens “befriedigend”, da damit der MSA erreicht ist.

Anders Leo Castor
2 Monate zuvor

Doch, die gibt es natürlich auch. Deshalb kann man auch am Seminar für Berufliche Schulen das Referendariat für alle allgemein bildenden Fächer absolvieren. Es sind aber vergleichsweise (zu) wenige, insbesondere im sprachlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich, um den Bedarf zu decken. Viel eher hat man an den beruflichen Schulen Referendare aus den beruflichen Profilbereichen und eventuell noch im Bereich Mathematik/Naturwissenschaften.

Und die BG-Abiturienten haben durch die berufsspezifische Ausrichtung oft eine klare Vorstellung über ihre berufliche Perspektive. Mit dem Profilfach Biotechnologie, Mechatronik oder Gesundheit und Biologie studiert man hinterher nicht unbedingt Deutsch, Englisch oder Geschichte/Politik auf Lehramt, weil einem nichts besseres eingefallen ist… 🙂

Rüdiger Vehrenkamp
2 Monate zuvor

Witzig, dass ausgerechnet die SPD die Nicht-Einstellung der Lehrkräfte moniert. Als sie vor einigen Jahren mit Herrn Stoch das Kultusministerium besetzte, hat man ebenfalls Stellen abgebaut und Lehrkräfte aller Schulformen schauten in die Röhre. Damals war es zudem noch Praxis, die angestellten Lehrkräfte sowie fertige Referendare über die Sommerferien zu entlassen und zu Beginn des neuen Schuljahres neu einzustellen.

Fertige Lehrkräfte werden nun vielleicht in Nachbarbundesländern fündig, wenn es um Stellen geht. Die Frage ist auch, wie flexibel die Damen und Herren im Gymnasiallehramt sind. Gemeinschaftsschulen (werden dort nicht auch Gymnasiallehrerinnen und -lehrer benötigt?)), Realschulen und Grundschulen brauchen ebenfalls Fachkräfte. Wie da die Einstellungschancen von Seiten des Landes BW sind, weiß ich nicht. Wahrscheinlich gibts im tiefsten Schwarzwald eher eine Stelle, als bei uns im Rhein-Neckar-Kreis.

Pädagogische Fachkraft
2 Monate zuvor

Die Arbeitslosigkeit der Referendare über die Sommerferien ist immer noch so! Auch wenn sie eine zugesagte Stelle haben, werden sie am letzten Schultag entlassen und am Freitag vor dem neuen Schuljahresbeginn eingestellt – und das nur deswegen, weil in vielen Schulen da die erste GLK liegt, Sie verstehen, Versicherungsschutz auf dem Dienstweg und so…
Bis vor wenigen Jahren war die Einstellung exakt zum 1. Schultag, aber da haben die KM- Juristen wohl doch ausgeschlafen und diesen ersten Einsatz als Dienst anerkannt. Dass man als Anfänger sich Wochen vorher schon vorbereitet, ist wohl als persönliches Hobby zu verstehen, dafür gibt’s nichts, und Miete und Lebenshaltungskosten usw. interessiert den Dienstherrn nicht. Meist bekommt ein Referendar kein Arbeitslosengeld, eventuell Sozialhilfe, aber selten. Der PhV fordert das KM seit Jahren auf, die Ferien bei Referendaren mit Stelle auch zu bezahlen, aber das KM bleibt stur – der einzige Teilerfolg ist bisher die Bezahlung in den Sommerferien für KV- Kräfte unter bestimmten Voraussetzungen. Ja, unser schwäbischer Arbeitgeber Kretschmann in BW spart – außer bei der kürzlich erfolgten Verbeamtung von “verdienten” grünen Presseleuten und Redenschreibern im Staatsministerium, schnell noch vor Ende der Legislaturperiode, obwohl sie von ihren Aufgaben her die Kriterien für eine Verbeamtung ( hoheitliche Aufgaben usw.) gar nicht erfüllen.

Rüdiger Vehrenkamp
2 Monate zuvor

Oh, das wusste ich nicht, dass immer noch so verfahren wird. Ich dachte, ehemalige Referendare würden als Neuanstellung inzwischen direkt zu den Sommerferien übernommen.

Zum letzten Abschnitt: Ich denke, da ist Herr Kretschmann nicht alleine. Alle Parteien verfahren so, um kurz vor knapp noch einige Gefälligkeiten einzulösen.

dickebank
2 Monate zuvor

Die Wechseln halt den Arbeitgeber. Während des Vorbereitungsdienstes sind sie ja Bedienstete des ZfsL/Studienseminares. Der Vorbereitungsdienst, der als Beamt*in auf Zeit absolviert wird endet mit Ablauf von 18 Monaten oder mit dem Tag der endgültig nicht bestandenen Staatsprüfung. Während des Vorbereitungsdienstes sind die Anwärter/Referendare an Eine Ausbildungsschule abgeordnet. Nach dem Ende des Vorbereitungsdienstes erfolgt die Stellensuche. Findet der Bewerber eine Schule, die ihn auf eine offene Planstelle setzen möchte, und beide sind sich einig, bedarf es der Zustimmung des Personalrates zur Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Widerruf, den die zuständige personalführende Stelle veranlasst. Der Tag der Verbeamtung wird im Regelfall auf den ersten Unterrichtstag gelegt, auch wenn das neue Schuljahr de jure am 1. August beginnt. Neuerdings wird als Starttermin (Dienstbeginn) in einigen BL auch der Tag gewählt, an dem die verpflichtenmden Vorbereitungstage starten, um die “Neuen” von Anbeginn an einzubinden.

Anders Leo Castor
2 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Sorry, auch nicht korrekt:
Im Referendariat ist man (in BW) Beamter auf Widerruf, danach bei Einstellung Beamter auf Probe, bis (hoffentlich) später die Umwandlung in ein Beamtenverhältnis auf Lebenszeit erfolgt.

Siebenstern
2 Monate zuvor

Komisch, wenn man nun wieder 9 statt 8 Jahre bis zum Abitur braucht, dann müsste man doch auch wieder mehr Lehrer brauchen, weil die Kinder länger in der Schule bleiben. Was ist mein Denkfehler?

Pädagogische Fachkraft
2 Monate zuvor
Antwortet  Siebenstern

Das wird 2032 so sein, wenn das G9 wieder flächendeckend hochgewachsen ist. In dem Jahr gibt es schlagartig einen sehr hohen Mehrbedarf an gymnasialen Lehrkräften, die mit Sicherheit dann so plötzlich nicht zu finden sind. Daher sollte das KM in BW schon jetzt zumindest die Besten anstellen, und wenn es denn eine Übergangszeit an einer anderen Schulart sein soll, wenigstens mit einer vertraglich bestätigten Wechselgarantie an ein allgemeinbildendes Gymnasium – nicht herumschwafeln mit “gymnasiales Lehramt”, was im Klartext den Einsatz an einer GMS bedeutet, die meist eben keine gymnasialen Schüler hat, trotz der feuchten Träume und leeren Versprechungen der grünen Bildungspolitiker…
So “besch..sen” wurden vor Jahren in BW schon mal viele gymnasiale Lehrkräfte, die man zu den Anfangszeiten der GMS dorthin gelockt hat – und die nach vielen Versetzungsanträgen nicht mehr dort wegkommen. Es gibt eine größere Anzahl von Leuten, die sogar ihren Beamtenstatus gekündigt haben, weil sie davon, d. h. von dieser dort abverlangten “Pädagogik”, krank geworden sind, und die jetzt im Ausland oder in anderen Bundesländern als Lehrer in ihrem angestrebten Bereich arbeiten. Diese Fälle, wo man gutgläubige Junglehrer in die Sackgasse oder Falle gelockt hat, aus der sie nicht mehr rauskommen, schrecken ab!
Meine Prognose oder gar Prophezeiung: Jetzt will man die gut ausgebildeten jungen Lehrkräfte nicht, und dann wird man 2032 mit plötzlichem Erschrecken feststellen, dass man viele zusätzliche Lehrkräfte braucht, und jeden einstellen, der lesen und schreiben kann…
Und zur Erinnerung: Vor nicht mal zwei Jahren warb das KM mit diesem Plakat am Stuttgarter Flughafen um Quereinsteiger-Lehrkräfte, siehe die Links:
https://www.focus.de/familie/schule/plakat-am-stuttgarter-flughafen-keinen-bock-auf-arbeit-morgen-kampagne-fuer-lehrerberuf-sorgt-fuer-shitstorm_id_200740494.html
https://spielen-und-lernen.online/schule/keinen-bock-auf-arbeit-dann-werden-sie-doch-lehrer/
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/kultusministerium-wertet-umstrittene-werbekampagne-fuer-lehrer-als-erfolg-100.html
Vielleicht hat das KM die Plakate zur Wiederverwendung eingelagert? Man wird sie wieder brauchen, wenn man so weitermacht, anstatt mal über die Legislatur hinaus zu planen!

Ragnar Danneskjoeld
2 Monate zuvor
Antwortet  Siebenstern

Zweiter Denkfehler: es wird nicht mehr Stunden geben als bei G8. Somit sinkt der aktuelle Bedarf, da die sechs Klassenstufen (5-10) jetzt auf sieben (5-11) aufgeteilt werden.
Und somit werden sich die KuK 2031/32 warm anziehen müssen, wenn es um die Gewährung von Teilzeit geht. Ich bete jeden Tag um die Frühpensionierung.

Mo3
2 Monate zuvor

Was man aus den Fehlern anderer BL lernen könnte: Rein statistisch bedeutet die Umstellung anfangs einen Rückgang des Lehrerbedarfs, vor allem wenn die Oberstufe wegen des fehlenden Abiturjahrgangs nicht mehr komplett ist. Praktisch sind die Schüler im Ganztag genauso lange in der Schule, wie in G8 – müssen also ebenso lange unterrichtet oder betreut werden. Hier müssen Schulen oft flexible oder kreative Lösungen finden, weil für die Lernzeiten im Ganztag keine Lehrerstunden mehr zur Verfügung stehen. Zudem könnte man sich ehrlich machen und Ausfallstellen durch Elternzeit etc. großzügiger neu besetzten. Also den statistischen Lehrerbedarf dem vor Ort in den Schulen anpassen und nicht künstlich kleinzurechnen.