Krankgeschriebener Lehrer in Kochshows – gibt es doch ein “systemisches Problem”?

39

DÜSSELDORF. Ein Lehrer nimmt trotz Krankschreibung an Kochshows teil – und gewinnt sogar. Die Schulministerin warnt vor einem Generalverdacht gegen krankgeschriebene Lehrer. Die Opposition will Aufklärung darüber, ob er die Einkünfte angegeben hat. Die große Frage dahinter lautet aber: Gibt es womöglich doch ein systemisches Problem in der Schulaufsicht des Landes Nordrhein-Westfalen? Die Ministerin will die Abläufe dort nun «optimieren». 

Ab wann wird aus Einzelfällen ein “systemisches Problem”? Illustration: Shutterstock

Im Fall um einen krankgeschriebenen Lehrer, der an zwei Kochshows teilgenommen haben soll, will die Opposition im Landtag NRW Details zu seinem Preisgeld wissen. Der Mann hatte eine der Shows gewonnen und müsste damit laut der FDP-Abgeordneten Franziska Müller-Rech 3.000 Euro kassiert haben. Die Liberalen wollen wissen, ob der Beamte das als Einkunft aus einer Nebentätigkeit angemeldet hat.

Schulministerin Dorothee Feller (CDU) ging am Mittwoch im Schulausschuss des Landtags auf die konkrete Frage nicht ein und verwies auf das laufende Disziplinarverfahren gegen den Lehrer. Dort werde von der Bezirksregierung Köln alles geklärt. Die Schulministerin betonte mehrfach, dass man aus Einzelfällen keinen Generalverdacht ableiten dürfe: «Dadurch entstehen Misstrauen und Denunziantentum.»

Dienstordnung soll «im Hinblick auf Amtsarzt-Untersuchungen» geändert werden

Feller sagte aber auch, dass die Landesregierung aktuell mit den zuständigen Bezirksregierungen überprüfe, wie man die Arbeitsabläufe optimieren könne. Unter anderem werde man «in Kürze» die allgemeine Dienstordnung im Hinblick auf Amtsarzt-Untersuchungen um eine «Klarstellung zum Verfahren ergänzen, damit alle Bezirksregierungen nach den gleichen Maßstäben handeln».

Die SPD forderte, Feller müsse diese Maßnahmen nun «mit Nachdruck» verfolgen: «Natürlich lassen sich Einzelfälle nie vollständig verhindern. Aber die Ministerin muss proaktiv damit umgehen und gegensteuern, um so das Ansehen der Vielen dadurch nicht in Misskredit geraten zu lassen», sagte die Abgeordnete Dilek Engin.

Claudia Schlottmann von der CDU mahnte: «Auch wir haben keine Akzeptanz dafür, wenn einzelne ihre Privilegien als Beamte ausnutzen – aber ein einzelner Vorfall darf nicht dazu führen, dass ganze Berufsgruppen unter Generalverdacht geraten.»

«Im Moment unterrichte ich mehr Englisch, weil es mehr gebraucht wird»

Der Lehrer aus Köln soll während einer mehr als ein Jahr andauernden Krankschreibung bei insgesamt zwei Kochshows mitgewirkt haben: laut Nachrichtenportal t-online.de bei «Das perfekte Dinner» im Sender Vox und in der ZDF-Sendung «Die Küchenschlacht». Bei Vox servierte er ein Menü unter dem Motto: «Eine romantische Reise durch Eurasien». Serviert wurden unter anderem Rinderfilet und die libanesische Speise «Baba Ghanoush». Die Lehrkraft damals: «Sieht aus wie ein Blutbad.» Dennoch reichte es zum Sieg.

«Ich bin Lehrer am Gymnasium, unterrichte Englisch und Geografie. Im Moment unterrichte ich mehr Englisch, weil es mehr gebraucht wird», sagte der Lehrer bei seinem Vox-Auftritt im Vorjahr. Das Problem: Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) war der Mann damals krankgeschrieben. Die zuständige Bezirksregierung Köln hatte der dpa bestätigt, dass sie ein Disziplinarverfahren gegen den Mann eingeleitet hat. Details nannte die Behörde aus personalrechtlichen Gründen nicht.

Der Fall des kochenden Lehrers sorgte auch deshalb für Aufsehen, weil er kurz nach der 16-jährigen Krankschreibung einer Lehrerin aus dem Ruhrgebiet publik wurde. Die Frau hatte sich vor Gericht gegen einen Besuch beim Amtsarzt gewehrt, wodurch die Sache überhaupt bekannt wurde. Feller erklärte mit Blick auf diesen Fall, es handele sich um das Fehlverhalten einzelner Personen. Ein «systemisches Problem» könne sie aber nicht erkennen.

Kurz darauf wurde der Fall eines Schulleiters bekannt, der seit fünf Jahren krankgeschrieben ist – und in dieser Zeit auch noch an eine weitere Schule abgeordnet wurde, sodass er trotz Abwesenheit offiziell gleich zwei Leistungsposten besetzte. News4teachers / mit Material der dpa

Dauererkrankte Lehrkräfte mit Beamtenstatus: Weitere Fälle sorgen für Irritationen

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

39 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Nanu
1 Monat zuvor

Ja, es ist ein systemisches Problem. Das liegt an dieser unbegrenzten Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfalle bei Beamten. Und das sind sogenannte Mitnahmeeffekte, wie es sie überall gibt – auch beim Bürgergeld, auch bei den Coronahilfen seinerzeit… überall… deshalb muss man das aber nicht schönreden oder kleinreden, sondern etwas dagegen tun.

Kommentator
1 Monat zuvor
Antwortet  Nanu

Arbeitszeiterfassung löst diese Probleme sehr schnell 🙂

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Kommentator

Alte Nachbarin mit Diensterfahrung bei

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Kommentator

Alte Nachbarin mit Diensterfahrung bei “Horch und Guck”?

Olaf Emmerich
1 Monat zuvor

Das ist kein ganz neues Problem. Schon Ende der 1980er Jahre hat ein Kollege (Studiendirektor) meines Vaters (Oberstudienrat) in Hanau am Main jahrelang auf Migräne “gemacht”, sich von Kollegen vertreten lassen, um Frühpensionierung zu erreichen. Kaum in Pension, hat er – mit Bild – für Studienreisen nach Griechenland geworben, die er natürlich geleitet hat. Getreu dem Motto: Frechheit siegt. Und Unverschämtheit, gepaart mit schamlosem Ausnutzen der Kollegen

Lera
1 Monat zuvor
Antwortet  Olaf Emmerich

Und meine Tante Gisela aus Brandenburg hatte mal einen Nachbarn, dessen Tochter (Lehrerin) immer verdächtig lange auf der Terrasse saß.

Mir liegen die Beobachtungsprotokolle vor.

Mr X
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

War das zufällig Petra OWL?

Machiavelli
1 Monat zuvor
Antwortet  Mr X

Ha, ha, ha …………… genial. 😀

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Touche’ !
DANKE!!!

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Oh ja, diese allwissende Tante Gisela scheint erfolgreich geklont an jedem Ort zu protokollieren…

Machiavelli
1 Monat zuvor
Antwortet  Olaf Emmerich

An meiner Schule habe ich bislang zwei Kollegen erlebt, die sich monatelang immer wieder krankschreiben ließen, und zwar immer wieder neu, bis sie in den Ruhestand versetzt wurden. Es ging um tatsächliches oder angebliches Ausgebranntsein.

Lera
1 Monat zuvor

Naja, wen die 4 bis 5 ungeklärten, fragwürdigen Einzelfälle im Rahmen der Kampagne gegen das Berufsbeamtentum noch nicht restlos überzeugt haben…

Vielleicht hilft ja eine nachgeschobene, rhetorische Suggestivfrage?

Ansonsten haben wir natürlich noch den Klassiker Sozialneid in petto.

Machiavelli
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Es waren alleine in NRW hunderte, die ewig lange krankgeschrieben sind und noch nicht zum Amtsarzt mussten. Und nun rechne man das mal auf alle Bundesländer hoch. Was andere vielleicht übertreiben, untertreiben Sie. Sicher mit Absicht: Schönrederei.

Unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Machiavelli

Glauben Sie doch selber nicht bzw. wo sollten solche Zahlen herkommen?

Hochhaus
1 Monat zuvor
Antwortet  Unverzagte

Tito Sommerwiese schreibt von knapp 600, die langzeitkrank und noch nicht beim Amtsarzt waren. Passt doch. Das stand auch in dem anderen Artikel.

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Hochhaus

Tilde Winterwald negierte das längst. Passte besser. Steht morgen an jeder Wand.

Lera
1 Monat zuvor
Antwortet  Machiavelli

Wenn Sie das aufs Universum hochrechnen, ist die Zahl sogar noch größer!

Und falls Sie eine aussagekräftige Zahl wollen (was ich bezweifle), dann sollten Sie die Anzahl der Fälle ins Verhältnis zur Gesamtzahl der Lehrer/ Beamten setzen.

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Machiavelli

Arbeitsunfähig oder dienstunfähig, wenn schon denn schon.
Die Frage die sich stellt ist doch, ist die Zahl der langzeiterkrankten Lehrkr#fte signifikant abweichend von den Zahlen der anderen Ressorts? Wie sieht das bei Justiz, Innerem etc. aus, wobei zum Innenministerium ja nicht nur Polizeikräfte gehören.

real_anka
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Corpsgeist.

Lera
1 Monat zuvor
Antwortet  real_anka

Oder einfach: Geist.

Mika
1 Monat zuvor
Antwortet  real_anka

Nee, einfach ein Problem mit Vorverurteilung. Oder sehen Sie hier einen Post, der besagt: „Der Vorgang darf nicht untersucht werden“?
Wenn sich rausstellt, dass die Teilnahme an der Kochshow entgegen ärztlicher Anweisung erfolgte, hat der Betreffende seine Gesundung sabotiert – dies steht im Widerspruch zu seinen Pflichten als Beamter und ist entsprechend zu ahnden.
Wenn das nicht so sein sollte, ist das alles eine riesengroße Luftnummer, bei der nebenbei ein Mensch fertiggemacht wird.

Mika
1 Monat zuvor

Was mich wundert, ist:
Immer wieder werden rechtsextreme Vorfälle in Polizei und Bundeswehr bekannt, seien es Gruppenchats oder „Stubenrituale“. Das sind regelmäßig „Einzelfälle“ – ein systemisches Problem wird verneint.
Jetzt werden eine Handvoll Vorfälle bekannt, bei denen langzeiterkrankte Lehrkräfte sich nicht so verhalten, wie es die Öffentlichkeit erwartet, und schon haben wir ein systemisches Problem?

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Mika

Ja klar …. dieser Berugmfsgruppe kann man doch auch mit Fug und Recht (vgl öffentliche Meinung / gesunder Menschenverstand) destruktives und systenzersetzendes Verhalten unterstellen. 😉

AvL
1 Monat zuvor
Antwortet  Hysterican

Nicht verzagen – Schröder fragen.

Machiavelli
1 Monat zuvor
Antwortet  Mika

Haben Sie dafür Belege? Nicht für die rechtsextremen Vorfälle, sondern, dass das dann nicht systemisch begründet wird. Meiner Erinnerung nach muss sich die Polizei und auch die Bundeswehr genau deshalb mit solchen Vorwürfen auseinandersetzen.

Mika
1 Monat zuvor
Antwortet  Machiavelli

Seehofer? Beuth?
Dann die Studie „Armee in der Demokratie“, die feststellt: Es gibt kein systemisches Problem mit Rechtsextremismus in der Bundeswehr, trotz rund 600 Rechtsextremismus-Vorfällen in 2024.
Googeln Sie einfach mal: „strukturelles Problem mit Rechtsextremismus in Polizei und Bundeswehr durch Innenminister benannt”.
Die Anzahl der Treffer liegt bei Null.
Und dann googeln Sie: Innenministerium sieht kein strukturelles Problem mit Rechtsextremismus in Polizei und Bundeswehr“…

https://www.bundeswehr.de/de/meldungen/kein-systematisches-problem-mit-rechtsextremismus-5935822

Mit freundlichen Grüßen,
Mika

Marion
1 Monat zuvor

Beamte abschaffen

Marion
1 Monat zuvor
Antwortet  Marion

Das ist nicht von mir. Das ist eine andere Marion.

AvL
1 Monat zuvor
Antwortet  Marion

Who is who ?

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Marion

Sehr gerne.

Sie persönlich dürfen mich jetzt sofort mit dickem Tritt in den Hintern entsorgen – vorausgesetzt natürlich meine bisher erworbenen Ansprüche (da bin ich bescheiden) und vor allem meine privaten Finanzprodukte werden mir so ausfezahlt, als ob der mirgige Tag mein reguläres Dienstzeitende wäre.

Deal ?

Als Bonus verspreche ich Ihnen noch obendrauf, garantiert keine staatlichen Leistungen in Anspruch zu nehmen oder je wieder im Schulsystem zu arbeiten.

Weiterhin verspreche ich als ZUSATZBONUS, nur sehr leise zu lachen.

Da können Sie nicht mehr wiederstehen, oder, holde Maid ?

Marion
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Wie gesagt, wegen mir muss niemand Beamte abschaffen. Wer auch immer das gepostet hat, ich war’s nicht. Vielleicht war’s tatsächlich ‘ne “holde Maid”.
Ich bin keine. Zu alt. 😉

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Marion

Allesgut, ich habe da so Syandartvorlagen.

Ulla
1 Monat zuvor

Systeme können nur dann ausgenutzt werden, wenn die Kontrollmechanismen nicht funktionieren. Ich war leider auch schonmal über längere Zeit krank und musste mehrmals zum Amtsarzt.
Was mir aber wirklich auf die Nerven geht: Jetzt muss ich mir wieder die Sprüche von den faulen Lehrern anhören. Dabei sind wir es doch, die den Betrieb am Laufen halten, wenn Kollegen kurz- oder langfristig krank sind. Vertretungspools gibt es schon lange nicht mehr.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Ulla

Ich persönlich beschimpfe solche Leute unterhalb der Strafbarkeitsschwelle.

Mehr Assi-Toni wagen, mal weg vom Opfer-Lehrer-Image.

Tito Sommerwiese
1 Monat zuvor

Das Land NRW hat 170945 Beamte, die im Bildungswesen arbeiten. (https://www.it.nrw/thema/oeffentlich-beschaeftigte#:~:text=Rund%2520die%2520H%C3%A4lfte%2520aller%2520Besch%C3%A4ftigten,Forschung%252C%2520kulturelle%2520Angelegenheiten%E2%80%9D%2520t%C3%A4tig.)
Davon sind laut WR vom 27.10.25 1388 Beamte langzeiterkrankt, 772 waren beim Amtsarzt, 616 noch nicht.
Von diesen 0,36% der Beamten im Bildungswesen sprechen wir, wobei der Grund, warum sie noch nicht beim Amtsarzt waren, nicht bekannt ist.

Es ist und bleibt schlimm, wenn Menschen Systeme ausnutzen.

Gibt es auch Zahlen aus anderen Berufen?

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Tito Sommerwiese

“Gibt es auch Zahlen aus anderen Berufen?”

Natürlich nicht, denn es ist eine gezielte Kampagne gegen den Beamtenstatus von Lehrkräften (= größte und teurerste Gruppe im öffentlichen Dienst).

Wenn alle 800.000 Lehrkräfte zu Angestellten würden, weil sie das Beamtensystem “ausnutzen”, muss der Bund pro Jahr 10 Milliarden Euro weniger als Zuschuss an die Rentenkasse zahlen und könnte dafür pro Jahr 1000 Leopard 2 Panzer kaufen.

Ganz einfach. Nichts geschieht zufällig in der Politik!

H. Pfaffendorf
1 Monat zuvor

Na klar, das “Goldene Kalb” seines Zeichens Beamter wird/ist unantastbar! Es wird allerhöchste Zeit das dieser Filz abgeschaft wird! Diese vollkommen überbewertete, arrogante Menschengattung muss dringend , sie sind durch Angestellte ersetzt werden! Dieser derzeitige Zustand ist im 21. Jahrhundert überhaupt nicht mehr zeitgerecht, zudem leisten sie nichts besonderes, was nicht jeder andere auch könnte!

447
1 Monat zuvor
Antwortet  H. Pfaffendorf

Sehr gerne.

Sie persönlich dürfen mich jetzt sofort mit dickem Tritt in den Hintern entsorgen – vorausgesetzt natürlich meine bisher erworbenen Ansprüche (da bin ich bescheiden) und vor allem meine privaten Finanzprodukte werden mir so ausfezahlt, als ob der mirgige Tag mein reguläres Dienstzeitende wäre.

Deal ?

Als Bonus verspreche ich Ihnen noch obendrauf, garantiert keine staatlichen Leistungen in Anspruch zu nehmen oder je wieder im Schulsystem zu arbeiten.

Weiterhin verspreche ich als ZUSATZBONUS, nur sehr leise zu lachen.

Da können Sie nicht mehr wiederstehen, oder, holde Maid ?

Ulla
1 Monat zuvor
Antwortet  H. Pfaffendorf

Man kann vom Beamtentum halten, was man will. Aber Beschimpfungen und Verallgemeinerungen helfen uns überhaupt nicht.
Mal abgesehen davon dürfen Beamte nicht streiken. Was wäre denn, wenn die Schulen regelmäßig wegen Streiks geschlossen wären? Gründe hätten wir genug.