BERLIN. Ein breites Bündnis von Bildungs- und Sozialverbänden hat die Bundesregierung eindringlich aufgefordert, die Finanzierung von Integrations- und Berufssprachkursen dauerhaft zu sichern. Zu den Unterzeichnern gehören der Verband Bildungsmedien e. V., der Paritätische Gesamtverband, der Verband Deutscher Privatschulverbände und der Deutsche Volkshochschulverband. Sie warnen in einem gemeinsamen Papier vor einer drohenden „Demontage der Sprachförderung“ in Deutschland.

„Wer den heute schon riskanten Arbeitskräftemangel in unserer Wirtschaft bekämpfen will, muss die Demontage der Sprachförderung stoppen“, heißt es in dem Appell. Die im Koalitionsvertrag zugesagte „dauerhaft abgesicherte, bedarfsgerechte und flächendeckende“ Sprachförderung sei bislang nicht umgesetzt worden – mit gravierenden Folgen für Integration, Arbeitsmarkt und Bildungsgerechtigkeit.
Sprachkenntnisse als Schlüssel zur Integration
Integrations- und Berufssprachkurse gelten als entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche Eingliederung von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt. Studien zeigen, dass Absolventinnen und Absolventen solcher Programme eine im OECD-Vergleich besonders hohe Erwerbstätigenquote erreichen. Eine aktuelle Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung bestätigt diesen Zusammenhang auch für Geflüchtete aus der Ukraine.
Doch das System steht laut dem Verbändebündnis unter massivem Druck. Bereits jetzt müssten Menschen monatelang auf einen Kursplatz warten, während Träger und Lehrkräfte mit unzureichender Finanzierung und unsicheren Arbeitsbedingungen kämpfen. „Wenn Sprachförderung ausgedünnt wird, fehlen nicht nur Teilnehmende in den Kursen – es fehlen auch Fachkräfte in den Betrieben“, so der Appell.
Forderungen an die Bundesregierung
In ihrem Papier formulieren die Verbände drei zentrale Forderungen:
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Erhöhung der Mittel für Integrationskurse bereits 2025: Aufgrund langfristiger Kursbindungen reichten die Haushaltsmittel oft nicht aus, um neue Teilnehmende aufzunehmen. Zudem verzögere das zuständige Bundesamt bereits jetzt Auszahlungen – mit existenzbedrohenden Folgen für viele Bildungsträger. Nur eine kurzfristige, überplanmäßige Ausgabe könne Insolvenzen und Kursausfälle verhindern.
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Aufstockung der Mittel für Integrations- und Berufssprachkurse im Jahr 2026: Der Bedarf an Kursen sei weiterhin hoch, doch die Finanzierung decke ihn nicht ab. Ohne zusätzliche Mittel blieben zehntausende Zugewanderte ohne Zugang zu Sprachbildung – und damit ohne Chance auf Integration in den Arbeitsmarkt. Besonders gering literalisierte Teilnehmende benötigten intensivere Förderung, was mehr Personal und längere Kurszeiten erfordere.
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Anhebung des Kostenerstattungssatzes (KES): Der derzeitige Satz von 4,58 Euro pro Teilnehmer und Unterrichtseinheit sei seit drei Jahren unverändert, während die Kosten deutlich gestiegen seien. Viele Träger könnten ihre Kurse unter diesen Bedingungen kaum noch anbieten, da vor allem Lehrkräftehonorare aus dem KES finanziert werden. Eine vom Bündnis geforderte Anhebung auf 6,64 Euro sei notwendig, um die Qualität der Kurse und die Existenz der Lehrkräfte zu sichern.
„Integration stärken, Fachkräfte sichern, Zusammenhalt fördern“
Das Bündnis warnt: Ohne ausreichende Finanzierung drohe ein Dominoeffekt – Kursausfälle, Trägerinsolvenzen, Lehrkräfteabwanderung und schließlich ein wachsender Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. „Finanzlücken bei der Sprachförderung bremsen Integration und Arbeitsaufnahme“, heißt es. Die volkswirtschaftlichen Kosten einer verschleppten Integration seien am Ende deutlich höher als die Einsparungen bei den Kursmitteln.
Die Verbände fordern daher ein Umdenken in der Haushaltspolitik: „Spracherwerb fördern, Fachkräfte sichern, Integration stärken, Zusammenhalt stärken!“ News4teachers









Warum ist Sprachförderung Sache des Bundes? Und gibt es nicht immer noch das BiSS-Transferprogramm von Bund UND Ländern? Was hat es eigentlich gebracht?
https://www.rbb-online.de/abendschau/videos/20251113_1930/sprachfoerderung-in-kitas.html