HATTEN. Diklusion – das Kunstwort aus digitaler Bildung und Inklusion – beschreibt einen Ansatz, der das Potenzial hat, Schule grundlegend zu verändern. Denn digitale Medien können Barrieren abbauen, Teilhabe fördern und Lernprozesse individualisieren wie nie zuvor. Doch während Digitalisierung und Inklusion in der Bildungspolitik meist getrennt voneinander gedacht werden, zeigt die Praxis, dass sie gemeinsam am stärksten wirken. An der Waldschule Hatten in Niedersachsen etwa ist daraus ein erfolgreiches Schulmodell entstanden.

Wenn Silke Müller über die Schule der Zukunft spricht, klingt das alles andere als abstrakt. Die ehemalige Schulleiterin der Waldschule im niedersächsischen Hatten – inzwischen Publizistin und Bestsellerautorin („Wir verlieren unsere Kinder“) – beschreibt Digitalisierung nicht als Selbstzweck, sondern als Chance, gesellschaftliche Teilhabe ganz neu zu denken. „Wir haben irgendwann verstanden: Es muss in unserem Zeitalter normal sein, dass jede*r einen Zugang zur digitalen Welt hat“, sagt sie in einem Interview mit der Aktion Mensch.
Mit diesem Satz bringt Müller auf den Punkt, worum es bei digital-inklusiver Bildung geht: Chancengleichheit in einer Welt, die längst digital funktioniert. Ihr Beispiel zeigt, wie tief dieser Gedanke in schulische Praxis hineinwirken kann. An der Waldschule Hatten, die sie zehn Jahre lang leitete, wurde Digitalisierung systematisch mit Inklusion verknüpft – WLAN, Tablets, digitale Lernplattformen und ein eigenes „Digital-Team“ bilden dort heute das Fundament für eine Schule, in der kein Kind außen vor bleiben soll.
Digitale Inklusion – mehr als Technik
Die Aktion Mensch beschreibt das Konzept der „digital-inklusiven Bildung“ – kurz Diklusion – umfassend. Ihr Fazit: Digitalisierung und Inklusion werden in Deutschland noch immer zu oft getrennt diskutiert. Dabei bieten gerade digitale Medien enorme Potenziale, um Teilhabe zu ermöglichen. „Nur, wer Zugang zu gängigen digitalen Technologien hat und weiß, wie man sie für die eigenen Bedarfe einsetzen kann, hat die Möglichkeit, an einer Gesellschaft selbstbestimmt und gleichberechtigt teilhaben zu können“, heißt es dort.
Diklusion bedeutet also, dass digitale Medien systematisch eingesetzt werden, um Barrieren abzubauen. Ob Augensteuerung, Braille-Zeilen oder Spracheingabe – assistive Technologien schaffen für Menschen mit Beeinträchtigungen echte Zugänge zur digitalen Welt. Auch für Schülerinnen mit Lern- oder Sprachschwierigkeiten können Lernvideos, Gamification-Apps oder interaktive Tools den Unterricht zugänglicher machen.
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Digitale Medien eröffnen nicht nur neue Lernwege, sondern auch neue Ausdrucksformen: Wenn Schülerinnen Podcasts produzieren, Videos schneiden oder Comics gestalten, entwickeln sie Selbstvertrauen und Kreativität – unabhängig von ihren Lernvoraussetzungen. „Gerade in inklusiven Lernsettings lässt sich die aktive digitale Medienarbeit mit dem Aspekt der Kooperation verbinden“, betont die Aktion Mensch. „So werden individuelle Stärken gefördert und soziale Kompetenzen gestärkt.“
Wissenschaftlich belegt: Digitalisierung als Motor für Teilhabe
Auch die Bildungsforschung sieht in der Verbindung von Inklusion und Digitalisierung große Chancen. Prof. Birgit Lütje-Klose von der Universität Bielefeld beschreibt die Potenziale digitaler Technologien für eine inklusive Schule als „erheblich“. „Digitale Technologien bieten Potenziale zur Steigerung der Qualität von Lehr-Lern-Prozessen, denn sie ermöglichen Schüler:innen ebenso wie Studierenden, sich eigenständig Inhalte zu erarbeiten oder sie zu vertiefen, ihre Lernprozesse selbst zu steuern und ihren eigenen Lernfortschritt zu kontrollieren“, schreibt sie in einem Beitrag für einen Sammelband zum Thema („Inklusion digital“).
Besonders deutlich wird der Nutzen bei assistiven Technologien. Menschen mit Sinnes- oder motorischen Beeinträchtigungen können durch Augmented-Reality-Anwendungen, Lernplattformen oder Talker-Systeme erstmals gleichberechtigt kommunizieren und lernen.
Doch Lütje-Klose warnt zugleich: Diese Chancen können nur dann greifen, wenn Schulen über die notwendige Infrastruktur verfügen – also über Barrierefreiheit, technische Ausstattung und Fortbildung. Erst wenn digitale Tools auf Barrierefreiheit geprüft und nach dem Prinzip eines „Universal Design for Learning“, also eines ganzheitlichen Ansatzes, gestaltet werden, kann wirkliche Inklusion gelingen.
Die Praxis: Wie eine Schule Digitalisierung und Inklusion zusammenbringt
Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt eben die Waldschule Hatten, die für ihr inklusives Konzept 2018 beim bundesweiten Wettbewerb Smart School ausgezeichnet wurde. Dort ist die digitale Transformation längst Teil der DNA. Schon 2009 startete sie mit einem Laptop-Projekt, später folgten Tablets und eine durchgängige WLAN-Struktur. Für Silke Müller war dabei entscheidend, alle mitzunehmen – Schüler*innen, Lehrkräfte, Eltern, Schulträger.
„Wir haben gezeigt, welchen Mehrwert das digitale Arbeiten bringt“, sagt sie. „Und wir haben gesagt: Das gehört jetzt zum Profil dieser Schule – wir erwarten das.“ Fortbildungen, Teamstrukturen und klare Verantwortlichkeiten im Kollegium sorgten für Stabilität. Heute kümmert sich ein siebenköpfiges Digital-Team um Administration, Fortbildung und Schulentwicklung.
Ihr Erfolgsrezept: Verbindlichkeit und Vernetzung. Jede Fachkonferenz hat den festen Tagesordnungspunkt „Neues aus der digitalen Welt“. Wer neu an die Schule kommt, durchläuft verpflichtende Schulungen. Und über die Plattform „SOFA“ (Selbstorganisiertes Fortbildungsangebot) können sich Lehrkräfte gegenseitig weiterbilden.
Auch der frühere didaktische Leiter der Waldschule, Hauke Behrens (heute selbst Schulleiter der Wilhelm-von-der-Heyde-Oberschule Delmenhorst), sieht in digitalen Medien einen Schlüssel für Inklusion. „Unsere Schülerinnen mit Förderbedarf sind so individuell. Digitale Angebote haben den Vorteil, dass wir dieser Individualität besser Rechnung tragen können“, sagt er im Interview mit der Aktion Mensch. „Früher habe ich Arbeitsblätter auseinandergeschnitten – heute kann ich Aufgaben digital anpassen und gezielt zuweisen.“
Für Behrens bedeutet Inklusion vor allem Haltung: „Es können nicht alle gleich viel, und jeder kann etwas anderes. Aber wenn man seine Stärken und Schwächen kennt und konstruktiv damit umgeht, entsteht Gemeinschaft.“ Auch Eltern werden einbezogen – mit Workshops wie „Knöpfchenkunde“, um den Umgang mit Tablets und Lernplattformen zu lernen. So wird digitale Bildung zum gemeinsamen Projekt von Schule und Elternhaus.
Behrens weiß aber auch: Digitalisierung ist kein Selbstläufer. „Man muss nicht alles perfekt können“, sagt er. „Man kann auch scheitern – das ist Teil des Lernprozesses.“
Schule als lernendes System – „vernetzt euch miteinander“
Für Silke Müller ist das vielleicht die wichtigste Lehre aus Jahren der Transformation: Schule muss selbst zu einer lernenden Organisation werden. „Man muss sich als Schulleitung als Motor verstehen und die Kolleg*innen antreiben“, sagt sie. „Aber es geht auch darum, Agilität zu leben – hinzuschauen, zu vernetzen, Partner zu suchen.“
Vernetzung ist für sie das Zauberwort – sowohl im digitalen als auch im inklusiven Bereich. „Sucht euch Partnerschulen, vernetzt euch miteinander. Gemeinsam kämpfen wir doch für die gleichen Kinder.“ Damit zeigt die Waldschule Hatten exemplarisch, wie Inklusion durch Digitalisierung gelingen kann – nicht durch Technik allein, sondern durch Haltung, Kooperation und systematische Entwicklung.
Was würde er Lehrkräften mitgeben, die sich noch scheuen, digital und inklusiv zu arbeiten? Hauke Behrens antwortet: „Man muss nicht gleich alles können und beherrschen, sondern man kann sich mit kleinen Schritten und auch mit Mut zur Lücke darauf einlassen und auch Scheitern in Kauf nehmen. Wenn man neues Terrain betritt, kann man auch – ich sag es mal so platt – auf die Fresse fallen. Das ist auch Teil des Lernprozesses. Man muss nicht in allem perfekt sein. Wenn man den Anspruch hat, dann kommt man nie weiter.“ News4teachers
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News4teachers bleibt auf Rekordkurs – über zwei Millionen Leser*innen im dritten Monat in Folge









In Hessen kaufen sich die LiVs die Endgeräte für den Einsatz in der Schule selbst. Der Grinse-Minister silkte mal ein paar Woche Reisepause einlegen ubd das mit Sprit und Fahrdienstservice verjubelte Geld dort invedtieren. Alle hätten was davon. Wirklich
Was ist ein “LiV” und was ist seine Aufgabe?
Anwärter oder Referendar aka Lehrkraft im Vorbereitungsdienst.
Also noch keine vollwertigen Menschen, ok.
Oweh! Digitalisierung und Inklusion in einem positiven Beispiel, das wissenschaftlich unterlegt wird?
Danke, aber vorsicht! Ich las im Forum, dass Heterogenität zu (gewaltsamen) Konflikten führt und (irgendwie für immer?) vermieden werden muss! 😛
Im Ernst, ich begrüße das best practise-Beispiel, auch wenn ich (selbst bei gegebener Ausstattung) den Einsatz eher gering halten würde. Gleichzeitig ist es müßig, die iPads mit anderen Klassen zu teilen. (In BW gibt es im Schnitt ca. ein iPad auf drei Schüler:innen.) Es funktioniert irgendwie, ist aber keine Stütze, auf die zuverlässlich setzen könnte :/
Sie vermischen wieder fleißig zwei Themen….aber das ist man ja bei Ihnen gewohnt….
Zur Diklusion gibt es sogar eigene Lehrstühle. Anbei ein interessantes Werk von Lea Schulz (Flensburg) https://www.persen.de/media/ntx/persen/sample/21089DA4_Musterseite.pdf?srsltid=AfmBOoq-5wKqdj95L_uwkN6b02A_XpTs5lkWVXEGiW8BoVRel1RBljS5
“Sie vermischen wieder fleißig zwei Themen”
Digitalisierung und Inklusion? 🙂
Und weil Sie doch auf Materialien stehen….hier mal ein Link zu einer Taskcard von Frau Schulz….gerne können Sie das in ihrem Unterricht einsetzen…
https://www.taskcards.de/#/board/452ac0e7-c2f1-4e56-a7b0-d713e52ab3ee/view?token=a6b10fa1-85d1-45fa-aa86-bfb9366fee89
Geht nicht wirklich auf meinen Beitrag ein, aber Danke für die Empfehlung. Gebe sie an die Klassenlehrkräfte in der Inklusion weiter 🙂
Das war so klar! Sie als Sonderpädagoge, geben das einfach ungeprüft, ungetestet an die Regel-Lehrer weiter. Die können das dann so ganz nebenbei auf Tauglichkeit für die entsprechenden I-Schüler testen. Wozu brauchen die Fö- Schüler und die Regellehrer eigentlich noch Sie? Wozu haben Sie überhaupt Sonderpädagogik studiert, wenn andere Ihre Aufgaben erledigen sollen?
Wie soll man denn ernsthaft auf solchen Quatisch eingehen?
Keine Ahnung, aber wenn Fräulein Rottenmeier dies empfiehlt, will ich da nicht als Gatekeeper im Wege stehen :/
Ich glaube Herr Malz meinte Ihren geschriebenen Quatsch…..
Ich schrieb, dass ich Ihren Beitrag weitergebe, auch wenn ich diese Meinung einer Kolleg*in aus der Regelschule nicht teile.
Bezog er sich auf das “Danke”? ^^
@Rainer Zufall
Warum würden Sie den Einsatz digitaler Medien (selbst bei gegebener Ausstattung) gering halten? Welche Erfahrungen machten Sie bisher mit diesen Medien bei Ihren I-Schülern? was spricht, Ihrer erfahrung nach, für und was gegen deren Einsatz?
Wenn Sie dazu mal was schreiben würden, würde das sicher vielen Kollegen (die in der Inklusion tätig sind) helfen!
Funktioniert nicht + Funktioniert nicht = super Sache? Hahaha 😉
Da es dort wohl funktioniert, können Sie dies ja als Anstoß zum Überlegen nehmen, ob Sie da vielleicht noch etwas lernen können 😉
Zuerst einmal sollten Sie noch ganz viel lernen! Dann könnten Sie den Regellehrern geeignete digitale Hilfsmittel empfehlen! Sie sind doch angeblich Sonderpädagoge. Es ist also,verdammt noch mal, Ihre Aufgabe diese Dinge auf Ihre Eignung zu überprüfen und Empfehlungen für deren Nutzung abzugeben. Machen Sie endlich mal Ihre Hausaufgaben!
„Digitale Technologien bieten Potenziale zur Steigerung der Qualität von Lehr-Lern-Prozessen, denn sie ermöglichen Schüler:innen ebenso wie Studierenden, sich eigenständig Inhalte zu erarbeiten oder sie zu vertiefen, ihre Lernprozesse selbst zu steuern und ihren eigenen Lernfortschritt zu kontrollieren“, schreibt sie [Lütje-Klose] in einem Beitrag für einen Sammelband zum Thema.”
Heißt das im Klartext, dass bei der Billig-Inklusion die Sonderschullehrer auch zu Lernbegleitern werden und auch die geistig behinderten Kinder ihre Lernprozesse selber steuern mittels Lernsoftware, jeder sitzt vor einem Bildschirm? In den Förderschulen ginge das aber nicht? Aber können überhaupt alle Kinder ihre Lernprozesse selber steuern? Gerüchte besagen, dass das allenfalls diejenigen können, die ohnehin schon privilegiert sind und die sogar den altmodischen Frontalunterricht verkraften würden.
Den grössten Teil der Stunden ist gar kein Sonderschullehrer für die I-Schüler im Unterricht anwesend. Da ist nichts mit Lernbegleitung, weder analog noch digital, für diese Schüler. Die müssen oft genug jetzt schon ihre Aufgaben selbst gesteuert bearbeiten und hoffen, dass der Regellehrer mal einen Moment für sie Zeit hat (neben den restlichen 25+ Schülern).
Nach meiner Erfahrung nimmt die Regel-Lehrkraft sich für die Inklusionsschüler noch am ehesten Zeit. Unter anderem, um sich nicht vorwerfen lassen zu müssen, sie habe sie vernachlässigt. Aber auch, weil die Begleitungen der Inklusionskinder sie regelmäßig ansprechen und damit binden.
Die restlichen Schüler laufen derweil nebenbei. Das ist ja mit ein Grund, warum Eltern zu Hause immer mehr ausgleichen, auffangen und nachholen müssen, was den Lernstoff angeht.
Das ist sicher auch oft der Fall. Es hängt wohl sehr vom Lehrer, aber auch vom Fö-Bedarf des Kindes, vom Kind selbst (introvertiert/extrovertiert, fordernd oder eher “selbständig” arbeitend, …) und auch sehr stark von den Mitschülern ab (inwieweit diese die Aufmerksamkeit des Lehrers “fordern”/binden…). Es spielen natürlich immer sehr viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Aber nach meinen Beobachtungen bearbeiten (v. a. die kognitiv beeinträchtigten Schüler) im Regelunterricht die, vom Sonderpädagogen bereitgestellten Materialien mehr oder weniger selbständig. Der Sopäd bespricht das später im Kleingruppenunterricht (2 Stunden pro Woche?). Das ist kein Vorwurf an die Regellehrer oder an die Sopäds! Mehr ist unter den derzeitigen “Inklusionsbedingungen” meist nicht machbar und wird mMn. auch durch mehr Digitalisierung nicht besser! Gerade die Schüler mit kognitiven Beeinträchtigungen benötigen meist einen ständigen Lernbegleiter (zumindest in den Kernfächern).