“Intensive vertrauliche Gespräche”: Prien will Länder auf Bildungsziele festnageln

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BERLIN. Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) dringt auf verbindliche, gemeinsam vereinbarte Bildungsziele von Bund und Ländern. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sagte sie, Bund und Länder befänden sich in „intensiven vertraulichen Gesprächen“, wie der negative Bildungstrend in Deutschland umgekehrt werden könne. Ein zentraler Fortschritt sei dabei, dass auf Schuldzuweisungen verzichtet werde und man gemeinsam nach Ursachen und geeigneten Maßnahmen suche.

“Aufstiegsversprechen”: Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU). Foto: Shutterstock / penophoto

Ausgangspunkt der Gespräche seien die „katastrophalen Ergebnisse“ des jüngsten IQB-Bildungstrends gewesen, erklärte Prien gegenüber der FAZ. Auf ihre Initiative hin habe eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern auf Staatssekretärsebene ihre Arbeit aufgenommen. Diese habe seit Oktober mehrfach getagt und solle im Januar in einer Klausur konkrete Arbeitspakete verabreden. Auch auf Ministerebene werde das Thema weiter beraten. Ziel sei es, „verbindliche Bildungsziele zu vereinbaren“.

Prien knüpft damit an frühere Forderungen an, die sie gemeinsam mit ihren damaligen Länderkolleginnen Stefanie Hubig (SPD) und Theresa Schopper (Grüne) erhoben hatte (News4teachers berichtete). Demnach sollte bis 2035 die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die an den Mindeststandards scheitern, halbiert, die Leistungsspitze um 30 Prozent verbreitert und der Anteil der erreichten Regelstandards um 20 Prozent erhöht werden. Solche Ziele seien sinnvoll und notwendig, betonte Prien – allerdings nur, wenn die Länder sie auch untereinander mittrügen.

Rückenwind sieht die Bundesbildungsministerin durch eine Studie des ifo Instituts für Bildungsforschung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, die einen deutlichen wirtschaftlichen Nutzen besserer schulischer Leistungen prognostiziert.

„Bei der Verabredung verbindlicher Bildungsziele geht es um das Aufstiegsversprechen“

Wenn mehr Schülerinnen und Schüler die Mindeststandards erreichten, könne das Bruttoinlandsprodukt erheblich steigen, insbesondere in Ländern mit aktuell großen Leistungsdefiziten. Prien sagte dazu, die Projektionen zeigten „gewaltige positive volkswirtschaftliche Auswirkungen“, wenn Bildungsziele erreicht würden, die dem Leistungsniveau von vor 2012 entsprächen. Im Laufe der Zeit könnten so „Milliardenbeträge an zusätzlicher Wirtschaftsleistung“ entstehen. Bildungspolitik sei dabei mehr als ein ökonomisches Thema: „Bei der Verabredung verbindlicher Bildungsziele geht es um das Aufstiegsversprechen.“

Über die Schule hinaus richtete Prien den Blick auch auf die frühkindliche Bildung. Angesichts sinkender Geburtenzahlen sieht sie hier eine besondere Chance. Der demografische Rückgang könne zu einer „demographischen Rendite“ werden, wenn frei werdende Mittel konsequent in Qualitätsverbesserungen investiert würden.

Frühkindliche Bildung in Familie und Kita sei „der entscheidende Schlüssel für alle Bildungserfolge“, sagte Prien. Deshalb müssten frühe Förderbedarfe, etwa in der Sprachentwicklung, aber auch in Motorik und sozial-emotionaler Entwicklung, gezielt angegangen werden – beginnend in sozial besonders belasteten Regionen. Dafür werbe sie sowohl bei den Ministerpräsidenten als auch im Bundeskabinett. News4teachers 

Hier geht es zum vollständigen Interview. 

“Milliarden an zusätzlichem Wohlstand – wenn mehr junge Menschen besser lesen, schreiben und rechnen könnten“

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ed840
2 Minuten zuvor

Demnach sollte bis 2035 die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die an den Mindeststandards scheitern, halbiert, die Leistungsspitze um 30 Prozent verbreitert und der Anteil der erreichten Regelstandards um 20 Prozent erhöht werden.”

Da könnte natürlich in einigen Bundesländern die Demografie sehr hilfreich sein.

https://www.news4teachers.de/2025/12/ab-schuljahr-2028-29-sinken-die-schuelerzahlen-in-grundschulen-jedenfalls/

” Berechnungen: Schülerzahl sinkt in Berlin und Brandenburg früher als bundesweit”

usw. usw.