BERLIN. Die Bildungsministerinnen aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein haben in Berlin einen Katalog an Vorschlägen vorgelegt, wie die Bildung in Deutschland bis 2035 verbessert werden kann. Sie benennen über Partei- und Ländergrenzen hinweg konkrete Ziele für die Verbesserung von Schülerleistungen, die in den nächsten zehn Jahren erreicht werden sollen. „Ein solch abgestimmter Vorschlag ist ein Novum in der Geschichte des deutschen Bildungsföderalismus“, so heißt es bei der Wübben Stiftung Bildung, die den gemeinsamen Vorstoß orchestriert hat.

„Schule muss sich wandeln: Sie muss immer mehr Lebensort werden, um ein guter Lernort zu sein. Wir müssen allen Kindern Bildungschancen eröffnen und technologischen Wandel für das Lehren und Lernen nutzbar machen“, sagt Stefanie Hubig (SPD), Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz. Sie betont: „Mit unserem Impuls zeigen wir: Gute und gerechte Bildung ist möglich, wenn wir frei von Ideologie und Parteipolitik die großen Herausforderungen gemeinsam anpacken. Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung für die Bildung. Dazu haben wir Ziele festgelegt, die parteiübergreifend und in allen Bundesländern Akzeptanz finden können und für die wir auch die künftige Bundesregierung gewinnen wollen.“
Die Ziele nehmen folgende Aspekte in den Blick: die frühe Bildung, die Kompetenz- und Leistungsentwicklung der Kinder und Jugendlichen, die Bildungschancen und Schule als Lern- und Lebensort. Die Ziele sind mit messbaren Indikatoren hinterlegt.
Karin Prien (CDU), Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, betont: „Wir müssen die strategischen Bildungsziele in Deutschland in den Blick nehmen. Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam in ihren jeweiligen Zuständigkeiten für die Bildung arbeiten. Die wesentlichen Indikatoren müssen im föderalen Wettbewerb klar sein. Es muss zukünftig möglich sein, datenbasiert zu steuern, und nicht nur Ziele zu messen, sondern auch Fortschritte systematisch zu überprüfen und die Weiterentwicklung zu optimieren.“
Als Ziele, die sie bis zum Jahr 2035 leiten sollen, benennen die Bildungsministerinnen konkret:
- „Frühe Bildung: Wir setzen auf eine bessere Verzahnung von Elementarbe reich und Grundschule sowie auf abgestimmte Förderketten mit Evaluationskultur, die die Eltern mit einbeziehen.
- Kompetenz- und Leistungsentwicklung: Alle Kinder und Jugendlichen sollen mit der Unterstützung durch Kitas und Schulen ihr volles Potenzial ausschöpfen können.
- Bildungschancen: Alle Lernenden sollen unabhängig von ihrer Herkunft am Ende ihrer Schulzeit die notwendigen Kompetenzen erreichen, um ein selbstbestimmtes Leben führen und aktiver Teil unserer demokratischen Gesellschaft sein zu können.
- Schule als Lern- und Lebensort für gelingende Persönlichkeitsentwicklung: Wir unterstützen die Auseinandersetzung der Lernenden mit sich selbst im Kontext der unmittelbaren und globalen Umwelt und unterstützen so die Entwicklung zu selbstbe wussten Persönlichkeiten und die Stärkung der seelischen und körperlichen Gesundheit.“
Die drei Ministerinnen haben sich auf folgende konkrete Indikatoren verständigt, wie sich die Ziele operationalisieren lassen:
- Bildungsminimum absichern: 50 Prozent weniger Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik nicht erreichen (Ziel des Startchancen-Programm)
- Bildungsniveau steigern: 20 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler, die die Regelstandards in Deutsch und Mathematik erreichen oder übertreffen
- Leistungsspitze fördern: 30 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler, die die Optimalstandards in Deutsch und Mathematik erreichen
- Stärkung der Bildungsgerechtigkeit: Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenzen, identifiziert über den sozialen Gradienten im IQB-Bildungstrend, sinkt um 20 Prozent.
- Abschlüsse absichern: 50 Prozent weniger Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne ersten Schulabschluss.
Um die Ziele und ihre Indikatoren zu erreichen, kündigen die Politikerinnen an, sich auf folgende Maßnahmen zu konzentrieren: „Wir erhöhen die Qualität des Lernens und Lehrens in unseren Schulen, indem wir einen kognitiv anregenden, konstruktiv unterstützenden und auf die individuellen Bedarfe ausgerichteten Unterricht ermöglichen, der auf innovativen Konzepten der Fachdidaktiken fußt und in einer Schule stattfindet, die eine Kultur des Wohlbefindens und der Zugehörigkeit vermittelt. Wir etablieren eine Kultur der Evaluation und der Verantwortung und wechseln zu einer datengestützten Entwicklungs- und Lernverlaufs-Diagnostik, die den gesamten Bildungsverlauf im Rahmen einer kohärenten Datenstrategie berücksichtigt, und stellen sicher, dass in den Bundesländern die rechtlichen und technischen Voraussetzungen dafür geschaffen werden.“
Die Bildungsministerinnen wollen mit den Kommunen und Trägern „aktiv an einem besseren, rechtskreisübergreifenden Zusammenwirken aller Bildungs- und Unterstützungssysteme“ arbeiten. „Wir benötigen an den Schulen einen mehrdimensionalen Blick auf die Kinder und Jugendlichen. Dazu unterstützen wir die bessere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Professionen in den Schulen und setzen uns für eine kooperative Schulkultur ein.“
„Bisher war die Bildungspolitik zwischen den Ländern in ihrer Zielsetzung unabgestimmt und messbare Ziele über Landesgrenzen hinweg nicht vorhanden“
Last but not least: „Wir stärken die Demokratiebildung. Das kulturelle Erbe, die Geschichte des Landes und die Freiheiten, die das Grundgesetz ermöglicht, wollen wir stärker mit den Lernenden thematisieren und so ihre Kritikfähigkeit, ihr Urteilsvermögen, aber auch ihre Bereitschaft erhöhen, sich aktiv in dieser Gesellschaft einzubringen.“
Zu den Zielen und Indikatoren erläutert Theresa Schopper (Grüne), Bildungsministerin in Baden-Württemberg: „Wir wollen mit unserem Vorschlag kurz vor der Bundestagswahl zur Diskussion anregen und zugleich konkrete Vorschläge liefern, wie wir das Bildungssystem in Deutschland gemeinsam verbessern können.“
Der Prozess hin zur Vorschlagsliste „Bessere Bildung 2035“ wurde von der Wübben Stiftung Bildung moderiert. Geschäftsführer Markus Warnke würdigt den Vorstoß: „Bisher war die Bildungspolitik zwischen den Ländern in ihrer Zielsetzung unabgestimmt und messbare Ziele über Landesgrenzen hinweg nicht vorhanden. Dieses Land hat eine Verantwortung für alle Kinder und Jugendlichen und deren Bildungserfolg. Deswegen ist es unerlässlich, dass sich die Bundesländer, unabhängig von ihrer Eigenständigkeit, für die Erreichung von klaren Zielen gemeinsam verantwortlich fühlen und entsprechend handeln.“ News4teachers
Die Wübben Stiftung Bildung ist zudem Herausgeberin einer begleitenden Publikation, in der die erarbeiteten Inhalte detailliert vorgestellt und gerahmt werden. Hier lässt sie sich herunterladen.
Sieht so die Schule der Zukunft aus? “Wir gehen weg vom angeleiteten Lernen” – sagt der Schulleiter
Nach diesem allgemeinen blabla. Wer stimmt den Punkten nicht zu? Wenn es aber konkret wird, gibt’s wieder Stillstand und keine Einigkeit.
Ich halte nicht viel von dem Ziel, den sozialen Gradienten zu senken . Ich hielte es für wesentlich sinnvoller, als Ziel die Steigerung der Durchschnittsleistungen der unteren Schicht anzustreben. Bringt m.M. wenig, wenn die Leistungen der oberen Schichten sinken und dadurch der Gradient abnimmt.
Das ist aber in Form von Absenken der Anforderungen die einfachste Methode und wird demnach umgesetzt.
Wenn man bedenkt, dass Bundesländer mit stark rückläufigen Leistungen bei IQB rein statistsich als “gerechter” eingestuft werden, weil die sozialen Gradienten dort nun weniger bis gar nicht mehr vom Bundesschnitt abweichen, kann man Ihnen wohl kaum widersprechen.
@ ed840:
Die Steigerung der Leistungen der unteren Schicht hat ja zur Folge, dass der Gradient abflacht. Niemand fordert, die Leistungen der oberen Schicht zu senken. Ein merkwürdiges Argument von Ihnen
Wie wollen Sie das denn sonst erreichen? Und was machen Sie mit der obersten Schicht, die nach Futter giert, es aber viel zu selten bekommt?
@ Unfassbar
Wundere mich über Ihre Frage. Der Gradient ist die Steigung der Regressionsgerade (Vom Zusammenhang sozialer Status und Bildungsleistung), wenn die Leistung der unteren Schicht steigt, und sonst nichts verändert wird, dann sinkt die Steigung der Regressionsgeraden.
Zauberwort Binnendifferenzierung: In der Mathematik z.B. ist es ein leichtes, Aufgaben für die Klasse für sehr gute Schüler “beliebig schwer” zu machen.
Klar, aber mein Arbeitgeber bewilligt mir keine Arbeitszeit dafür. Und auch „sehr gute“ SuS können nur schlecht in Klassen lernen, in denen auf Grund der Schülerzusammensetzung mehr Erziehungsleistung als Wissensvermittlung gefordert ist.
Ganz ehrlich, Herr Möller: wann haben Sie das letzte Mal eine durchschnittliche Oberschul- oder Grundschulklasse mehrere Wochen begleitet?
Würde der Gradient nicht auch abflachen, wenn die Leistungen der oberen Schicht abnehmen, die der unteren Schicht nicht? Wie würden Sie z.B. Land A bewerten, wenn die Leseleistungen der unteren Schicht 430 Pkt betragen, bei der oberen Schicht 530 Pkt, in Land B dann 420 Pkt zu 490 Pkt?
@ed840:
Trivialerweise ja. Aber es geht in dem Artikel doch nicht darum, sondern um die Förderung der Schülerinnen und Schüler, die die Mindestkompetenzen nicht erreichen
Eben deshalb bin ja der Meinung, dass es Ziel sein muss, die Leistungen der unteren Schicht zu verbessern. Würden die Schüler*innen in Land A auf auf 420 Pkt und 510 Pkt abrutschen, könnte man sonst ja abhaken, dass der Gradient abgeflacht wurde. Das würde aber m.M. weder der unteren noch der oberen Schicht mehr Gerechtigkeit bringen.
@ed840:
D`accord
„Wir erhöhen die Qualität des Lernens und Lehrens in unseren Schulen, indem wir einen kognitiv anregenden, konstruktiv unterstützenden und auf die individuellen Bedarfe ausgerichteten Unterricht ermöglichen…“
Top. Ich bin dabei. Jetzt würden mich da natürlich noch die Details interessieren:
WIE genau wird dieser auf individuelle Bedürfnisse perfekt zugeschnittene, evidenzbasierte und permanent evaluierte Unterricht denn ermöglicht? Da müssen ja enorme Ressourcen mobilisiert werden.
Gibt es z.B. einen konkreten Fahrplan bis 2035, wie die Zahl der Lehrer verdoppelt werden kann – denn so viele braucht es ja allemal für eine durchgehende Doppelbesetzung. Und dann haben wir noch nichtmal die Klassen verkleinert.
Das geht vermutlich nur mir mehr SOL. Die 1-2 dürfen separat (vielleicht in der Aula) alleine weiter machen und die schlechteren Kids bleiben in der Klasse. Dann hat die Lehrkraft mehr Zeit für diese. In der Aula sitzt ein LuL und check die Anwesenheit und behält alles im Blick. Die, die Unsinn machen, müssen in Zukunft wieder in der Klasse arbeiten.
Jaja, die gute alte äußere Differenzierung nach Leistung – ich finde sie ja auch sinnvoll.
Zwinkersmiley
Da hab ich mich etwas unklar ausgedrückt: Die SuS, die die Noten 1 oder 2 haben, könnten SOL machen.
Genial. Einfach die guten Schüler sich selbst überlassen. Dass da noch keiner drauf gekommen ist!
Die traurige Wahrheit ist, dass das aus purer Not sowieso schon gemacht wird.
Aber mit so einem schicken Label wie SOL klingt es natürlich gleich viel besser und viel weniger danach, dass man Kinder um ihre Bildung betrügt.
Man betrügt sie doch nicht um ihre Bildung. Das ist eher heute der Fall. Immer auf die warten müssen, die nicht verstehen, ist todlangweilig und demotiviert. Meine Tochter kommt so oft genervt aus der Schule, weil mal wieder etwas zum 1000sten mal erklärt werden musste und sie nur ihre Zeit abgesessen hat. Sinnvoll sieht anders aus. Mit dem richtigen Material ist das individuelle Lernen durchaus zielführender. Aber dann geht die Schere ja weiter auseinander und dann is nix mehr mit Gleichschritt und somit ungewollt.
Am besten wäre es dann wohl, wenn die guten Schüler ihr individuelles Material in Ruhe bearbeiten können. Zu Hause zum Beispiel.
Zwinkersmiley
Dann kann man aber auch gleich alle in der Klasse lassen.
Ne, da ist es i.d.R. zu laut, um sich in Ruhe einem Thema zu widmen.
Finde den Fehler.
Was genau soll der Fehler sein? Dass es in Klassen zu laut zum Lernen ist? Das liegt an den zu großen Klassen, die die KuL alleine nicht mehr handeln können. Daher ja mein Vorschlag.
Oder, dass sie nicht glauben, dass es dann in der übervollen Aula zu laut werden könnte. Das sehe ich nicht. Seine Freiheit zu bekommen und frei zu arbeiten ist ein Privileg. Ist man laut, wird es einem wieder entzogen
So ein Privileg könnte man ja noch erweitern. Wer sich in der Aula bewährt hat. Darf auch gerne im Team unbeaufsichtig lernen (vielleicht im Sommer auf dem Schulhof, im Schulgarten, Pausenhalle oder Bücherei). So kann man Verantwortung für sich übernehmen lernen und fühlt sich wertgeschätzt.
Sobald man auffällig wird (Randale, nicht arbeiten etc.) kann man sein Privileg wieder verlieren.
„Darf auch gerne im Team unbeaufsichtig lernen“
Aufsichtspflicht!?
„Dass es in Klassen zu laut zum Lernen ist? Das liegt an den zu großen Klassen, die die KuL alleine nicht mehr handeln können. Daher ja mein Vorschlag.“
… und in lauten Klassen wird es leiser, wenn man die guten Schüler rausschickt???
Wirklich???
// Schule muss sich wandeln: Sie muss immer mehr Lebensort werden, um ein guter Lernort zu sein //
Die warmen Worte dieser Sprechautomaten kommen einem zu den Ohren heraus.
Ich hoffe dieses Phrasen-Potpourri wurde wenigstens schnell mit GPT erstellt und es mussten nicht zig Menschen in schwarzen Limousinen durch die Republik reisen, um diese Kamellen aufzuwärmen.
// Schule muss sich wandeln: Sie muss immer mehr Lebensort werden, um ein guter Lernort zu sein //
Scheiß-Leben – oder abgewandelt:
non vitae sed scolae discimus!
Hahaha
Due üblichen Worthülsen und Satzbausteine.
“…indem wir einen kognitiv anregenden, konstruktiv unterstützenden und auf die individuellen Bedarfe ausgerichteten Unterricht ermöglichen…”
WIE ermöglichen die das denn?
Wo nimmt man das dafür nötige Persona (quantitativ wie qualitativ(l her?
Wann, wohin und von welchem Geld baut man die dafür nötigen neuen Schulgelände?
.
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Sorry – aber das ist nichts als lauwarme Luft.
Das ist doch gar nicht der Sinn vom Bullshit-Bingo – ey Alda, du kriegst ja gar nix mit:)
Liest sich super.
Genau hier werde ich stutzig. Und dann vergleiche ich die Ziele mit der Wirklichkeit.
Oje. It’s a long way to the top when you wanna Rock’n’Roll.
Fangen wir mit “if” an – schon da traue ich den KuMis nicht über den Weg. Wenn das dann mal irgendwann wirklich absehbar ist, dass sich dort ernsthaft und nicht auf Phrasenbasis bemüht wird, dann kommen wir gerne zum “when”.
Die Ziele sind alle ehrenvoll. Ich weiß nur nicht, ob den Beschließenden klar ist, dass das Geld kostet (was nicht da ist) und Personal (dito) Oder wurde auch noch ein “Doppelwumms Bildung” beschlossen, von dem ich nichts mitgekriegt habe?
Doch das wissen die, nicht umsonst wird ja an der Schuldenbremse festgehalten.
Sorry, wir würden ja gerne, aber die Schuldenbremse …
Bin auch dafür, die Schulabbrecher zu halbieren. Vielleicht machen sie dann aus Angst doch weiter.
Längsschnitt oder Querschnitt – das ist hier die Frage.
Durchschnitt vermutlich…
Der Gegensatz dazu wäre aber der Anschnitt – und Ritzen tun eh schon viele von denen.
Vielleicht mehrere Abschnitte? Goldener Schnitt? Und schätzen wir beim Halbieren, oder machen wir’s total exakt?
Egal, dem deutschen Schulsystem stehen tiefe Einschnitte bevor. Vielleicht halbieren wir Lehrkräfte uns in den nächsten Jahren ja selbst auch. Die KuMis lassen uns jedenfalls ins offene Messer laufen.
Geteilter Lehrer ist doppelte Freude? Da stellste jede Hälfte -schwuppdiwupp- vor eine eigene Klasse, und schon hat man doppelt so viele Klassen versorgt.
Wenn Sie ins Messer laufen, gibt das aber eine Stich- und keine Schnittverletzung.
Es wird auch die von Ihnen befürchteten Einschnitte zukünftig nicht geben, sondern heftige Einbrüche, die zu Einstürzen führen.
Halbieren, 50% für die GY und den Rest für die Resteschulen.
Hardcore-Strafregiment incoming:
“Nix hier halbieren, viel zu soft!
Zur Strafe müssen die Schulabbrecher ein Jahr lang bei einer wertschöpfenden Tätigkeit acht Stunden täglich körperlich arbeiten, nur Samstag und Sonn- sowie Feiertage sind frei.”
*Raunen im Publikum*
*Einzelne Zuhörer beugen sich zu ihren Sitznachbarn*
*vereinzelte wütende Zwischenrufe erklingen:
“Kapitalist!”
“Schwarze Pädagogik!”*
Dass 447 von Zwangsarbeit für ihm unliebsamen Mitmenschen träumt, verwundert nicht.
Und zwar so hardcore-hartkernig, dass diese Drohne gleich auch wieder, geknechtet von kapitalistischem Zwang, zur Arbeit schwebt…
Einfach selbst machen, die Kids ernst nehmen, mit ihnen reden und ihnen ein gutes Gefühl geben in der Schule liebe Kollegen und nicht schon wieder nölen wie doof die da oben sind und was es kostet und das es eh nicht klappt …
Wir sind für die Kids da und nicht für unsere Minister und Vorgesetzten. Mit denen gewinnen wir keinen Blumentopf mehr, lass die labern und erzählen was sie wollen.
Wir sind aber von den weisungsbefugten Ministern und deren oft genug wenig ertragreichen, aber viel Arbeit machenden Ideen abhängig. Labern lassen kann man sich denken, aber ausführen muss man es trotzdem.
Muss man das? Wie ich mit Kindern im Alltag umgehe entscheide ich und niemand sonst. Probier’s einfach Mal aus, auch wenn das unfassbar klingt.
Es gibt Lehrpläne und Abschlussprüfungen, die dem entgegen stehen.
Da machen Sie sich dann u.U. strafbar. Sowohl im Umgang mit den eigenen als auch im beruflichen Umgang mit Kindern haben Sie sich an die geltenden Gesetze und Regeln zu halten.
Nix mit: „Wie ich mit Kindern im Alltag umgehe entscheide ich und niemand sonst.“.
Bis 2035 bin ich hoffentlich raus aus dem System.
Dann können die “Glorreichen” sich mit ihren fixen Ideen weiter austoben.
Ich schließe mich dann Waldorf und Statler an und beobachte das Ganze von der Loge aus…
Ziele formulieren und wieder nichts dazu zu sagen wie man die erreichen möchte…
Bildungspolitik wie gewohnt
Zur Ehrenrettung: Die Ministerinnen erklären ausführlich, wie sie die Ziele erreichen möchten – lässt sich der verlinkten Broschüre entnehmen. Das wird uns hier auch noch beschäftigen. Herzliche Grüße Die Redaktion
Papier ist geduldig. Das gilt auch und besonders für Hochglanzbrochüren im pdf-Format.
Wenn sich Politik verantwortlich macht, in dem sie Ziele klar quantifiziert und kommuniziert, dann halten wir das durchaus für relevant – anders als pauschales Genöle, das unter jedem bildungspolitischen Beitrag auf News4teachers stehen könnte.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Dagegen sprechen die Erfahrungen. Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen zumal in zehn Jahren die Schülerschaft aus den heutigen Babys besteht.
Wenn Ihnen Ihre Erfahrungen reichen, um jeden Versuch, die Situation zu verbessern, von vorneherein abzulehnen – dann sind Sie hier auf News4teachers falsch. Wir berichten deshalb über Bildungspolitik, weil wir durchaus erkennen können, dass Maßnahmen Wirkungen zeitigen. Im Guten wie im Schlechten.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Eines der Ziele wäre doch die Veringerung der sozialen Kluft. In der verlinkten Broschüe wir aber seltsamerweise genau die kandadische Provinz als Vorbild genannt, in der es PISA 2022 im Vergleich mit den anderen Provinzen die deutlich höchsten Punktabstände zwischen Schüler*innen der unteren und der oberen Schicht gab.
“Die Transformation eines Schulsystems erfolgt nach keinem Rezept, das Handlungsschritte und Prozesse in der „richtigen Reihenfolge“ mit den „richtigen Leuten“ erfordert. Dennoch lassen sich Stellschrauben aufdecken, die dazu beitragen, langfristigen, kontinuierlichen und nachhaltigen Wandel anzustoßen.”
Wir wurschteln also weiter rum.
Ganz ehrlich, solche “Broschüren” sind Teil des Problems. Hochwissenschafltliche Sprache mit Null Aussagekraft für die Praxis.
“… die Grammatik der Schule” – Oh mann.
Alberta:
“Daneben wird auch ein Jahresbericht des Bildungsministeriums erstellt, der eine umfassende Analyse der Ergebnisse auf Provinzebene liefert und die Fortschritte des Ministeriums beim Erreichen der im Geschäftsplan des Ministeriums festgelegten Ziele und Ergebnisse aufzeigt.”
Geschäftsplan des Ministeriums? Konkrete Ziele und Messung der Fortschritte?
Dann ist aber Schluss mit Blabla und “Impulsen”. Vor allem würden dann vielleicht auch mal die Gründe öffentlich. Und die Arbeitszeit der Lehrer müsste komplett neu bemessen werden … ich lach mich schlapp.
Und dann lässt der sich auch noch aus, warum es besser ist die Bildung nicht zu zentralisieren, sondern alle Landesfürsten weiter wurschteln zu lassen.
“Schauen wir zunächst auf die genannten Argumente, die für eine stärkere Mitbestimmung durch den Bund sprechen, und beginnen wir mit der kühnen Behauptung, dass dadurch die Ressourcen besser gesteuert werden könnten. Alle, die sich auch nur ein bisschen mit der öffentlichen Verwaltung auskennen, werden sicher heftig widersprechen.”
Ja dann muss halt die Verwaltung ihre “Grammatik” ändern. Mit dem Arguement kann ich auch jede Veränderung in Schule abblocken.
“…die Bildungsministerkonferenz (Bildungs-MK) in den Blick. Hier gibt es ein Gremium, in dem sich die Länder regelmäßig und auf unterschiedlichen Ebenen
austauschen. Und hier gelingt es immer wieder, Absprachen und Vereinbarungen zu treffen, die bundesweit gelten.”
Sorry, jetzt ist der Kaffee auf der Tastatur. Was hat der denn geraucht?
“Große Veränderungen brauchen Zeit und kollidieren deshalb oft mit den Beschränkungen der Bildungspolitik. Denn sie muss Bildung in Legislaturperioden
und Haushaltsjahren organisieren.”
“Ein Weg, der verständlicherweise allen, die eine umfassende Transformation anstreben, kleinteilig erscheinen muss, aber besonders erfolgreich sein kann, ist, die einzelnen Schulen selbst zum Agenten der Transformation zu machen.”
Na also. Die Schulen sollen endlich machen. Die Politik ist gefangen in ihrer Struktur.
Sorry, aber nach 80 Seiten hatte ich keine Lust mehr. Wenn es nachher besser wird, sagt mir bescheid…
Frau Prien hat der ZEIT ein langes Interview gegeben, und gleich die Schuldigen ausgemacht:
“In Kanada diagnostiziert man alle drei Monate den Lernstand eines Kindes und wenn es Förderbedarf gibt, werden Maßnahmen entwickelt, um diesen aufzuholen. Wenn nötig auch mit Einzelunterricht.
ZEIT ONLINE: Da hieße es in Deutschland: Dafür haben wir keine Lehrer!
Prien: Andere Länder schaffen das auch und haben nicht mehr Ressourcen zur Verfügung als wir. Die Lehrer etwa in Kanada werden auch nicht besser bezahlt. Es ist eher eine Frage des Mindsets und des Einsatzes von multiprofessionellen Teams.“
Also, Kollegen! Ändert mal Euer Mindset! Die MPTs bestehen ja eh nur aus der Lehrkraft (vermutlich wird der Status als multiple Persönlichkeit demnächst Einstellungskriterium).
Soviel zum Thema: konkrete Vorschläge der drei Damen. Ist wie in Berlin: die Schulleiterin, welche den Brandbrief der Bergius mit unterzeichnete, wird sang- und klanglos rausgeworfen, weil: es sind IMMER die Lehrer und die Leitung vor Ort verantwortlich für die Misere. Wenn die endlich mal funktionieren und arbeiten würden, diese Lehrer!
Mir reichts!
(Sorry, alles hinter der Bezahlschranke)
https://www.zeit.de/familie/2025-01/karin-prien-bildung-grundsaetze-chancen-kinder
https://www.tagesspiegel.de/berlin/rauswurf-an-berliner-problemschule-direktorin-der-bergius-schule-muss-gehen-13068736.html
https://www.tagesspiegel.de/berlin/kein-tag-ohne-verbale-beleidigungen-und-bedrohungen-der-brandbrief-der-berliner-friedrich-bergius-schule-im-wortlaut-12744518.html
Der ist frei
https://www.spiegel.de/panorama/bildung/problemschule-in-berlin-leiterin-der-friedrich-bergius-schule-muss-gehen-a-15bd86d2-d4db-4fa2-abc9-b795f85b83fc
Ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass da recht viel Informationen über Kanada vorhanden sind. Auch in Kanada ist Schule zu großen Teilen in der Zuständigkeit der Provinzen und auch dort sind die Unterschiede erheblich. Man hat sich dann in der Broschüre der drei Damen genau die Provinz als Vorbild ausgesucht, wo die Punktabstände zwischen den sozialen Schichten landesweit mit Abstand am größten sind, ebenso die durchschnittlichen Klassenstärken. Dafür sind dort die jährlichen Bildungsausgaben pro Schüler*in niedriger als in den anderen Provinzen . Dass dort anscheinend geplant ist trotz steigender Schülerzahlen Stellen für Lehrkräfte abzubauen, erinnert dann wieder an ein Bundesland im Norden Deutschlands.
Die drei das Schriftstück verfassenden Damen hatten nach eigener Aussage die Idee dazu auf einer gemeinsamen (Dienst?)Reise nach Kanada. Sie werden ihnen doch wohl nicht unterstellen, dass sie das kanadische Bildungssystem nach dieser Reise nicht genauestens kennen?
Sie sind ja ein/e ganz/e Schlimme/r!
In Kanada gibt es sicherlich einige Dinge in den Schulen, die besser organisiert sind als in DE. Aus meiner Sicht ist es aber trotzdem nicht das Bildungsparadies als das es oft dargestellt wird. Es gibt z.B. auch eine Bildungsexpertin, die nach einer Bildungsreise nach Kanada davon geschwärmt hat, wie gerecht doch das kanadische Schulsystem wäre, wie individuell dort Kinder gefördert würden und wie toll das “acknowledgement” für die indigene Bevölkerung dort in den Schulen wäre. Dass in Kanada ca. 96% eines Jahrgangs ein high-school-diploma erwerben, aber nur nur 73% der First Nations, die außerhalb von Reservaten leben, und sogar nur 46% der First Nations in den Reservaten, wurde natürlich nicht erwähnt. Warum kanadische Schüler*innen ohne Migrationshintergrund bei PISA 2022 in Mathe ebenso gut/ schlecht abschnitten wie Ihre Pendants in DE oder warum in Kanada 29% der Schüler*innen angaben sich an der Schule nicht wohl und fehl am Platz zu fühlen (DE = 14%), 21% als Außenseiter oder von Dingen ausgeschlossen (DE = 12%) usw., kam natürlich auch nicht zur Sprache. Würde mich nicht wundern, wenn manche Leute da eine etwas gefilterte Wahrnehmung hätten.
Das steht genau erklärt in der verlinkten Broschüre. Die Regierung gibt, vor der Mittelbau überwacht die Umsetzung und die Lehrer setzen das um (kommt mir irgendwie bekannt vor). Es werde von oben Ziele definiert, die jedes Jahr auf ihre Umsetzung überprüft werden.
In Kanada gibt es dann vielleicht auch Selbstkritik in den oberen Etagen. Eventuell werden da auch Ressourcen zur Verfügung gestellt. Vielleicht sind die Ziele auch realtitätsnah. Alles hier undenkbar.
Alleine schon das Problem der Arbeitszeit nach dem Deputatismodell (von dem man sich dann natürlich verabschieden müsste), ist hier nicht lösbar.
Interessant ist, dass ich der ganzen Broschüre keine Rede ist von Arbeitszeit, Ressourcen, Geld, Fortbildung oder Personal.
Die als Beispiel genannte Provinz Alberta hat im Vergleich zu den anderen Provinzen aber die niedrigsten Bildungsausgaben pro Schüler*in und dafür die größten Klassenstärken . Trotz steigender Schülerzahlen sollen dort auch Lehrerstellen abgebaut werden, Das dürfte aber mindesten einer der Damen bekannt vorkommen. Die Schüler*innen ohne Migrationshintergrund schnitten bei PISA 2022 kaum besser ab als die Pendants in Gesamt-DE. Alberta profitiert bei den PISA-Ergebnissen stark von den Leistungen der Migranten, bei denen schon die erste Generation besser abschneidet als die Einheimischen. In der zweiten Generation sind die Einwanderer dann ungefähr so weit voraus, wie in DE z.B. Sachsen vor Niedersachsen. Ich würde mal bezweifeln, dass das hauptsächlich am Schulsystem liegt. Trotzdem kann man sich natürlich auch einige Dinge von Kanada anschauen und ggf. probieren, ob das auch in den 16 Bundesländern in DE klappen könnte.
“Mit unserem Impuls zeigen wir: Gute und gerechte Bildung ist möglich, …”
So, Arbeit erledigt. Jetzt müsst Ihr das BuzzWordBingo aus unserem Impulspapier nur noch umsetzen. Zack, zack … sollte doch kein Problem darstellen.