BERLIN. Zum 95. Geburtstag von Anne Frank beteiligen bundesweit knapp 600 Schulen mit rund 90.000 Schüler*innen an einem Schulaktionstag gegen Rassismus und Antisemitismus. Mit der Aktion wird an die Lebensgeschichte des jüdischen Mädchens und an die Verbrechen der NS-Zeit erinnert. Das teilte das Anne Frank Zentrum in Berlin als Initiator mit. Das Erinnern scheint nötig zu sein: In Sachsen-Anhalt haben Jugendliche an einer Bushaltestelle eine Ausgabe des „Tagebuchs der Anne Frank“ verbrannt.
Der Schulaktionstag gegen Antisemitismus und Rassismus wird seit 2017 vom Anne Frank Zentrum organisiert und erinnert an die Lebensgeschichte des jüdischen Mädchens und an die Verbrechen der NS-Zeit. Anne Frank ist eines der bekanntesten Opfer des Holocaust. Ihr Schicksal wurde durch die Veröffentlichung ihres Tagebuchs weltweit bekannt. In diesem Jahr wäre Anne Frank 95 Jahre alt geworden. Vor knapp 80 Jahren wurde sie ermordet.
Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Ihre Familie emigrierte 1933 nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten nach Amsterdam. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Niederlande versteckten sich Anne Frank und ihre Familie von 1942 bis 1944 in einem Amsterdamer Hinterhaus. Dort schrieb Anne Frank ihr weltberühmtes Tagebuch. Nach der Entdeckung ihres Verstecks wurden Anne Frank und ihre Familie über Westerbork nach Auschwitz deportiert. Anne Frank starb im Februar 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen an den Folgen der Lagerhaft. Anne Franks Vater überlebte als Einziger der Untergetauchten und veröffentlichte 1947 das Tagebuch seiner Tochter. Anne Frank ist eines der bekanntesten Opfer des Holocaust.
Das diesjährige Motto des Anne Frank Tages lautet „Der Geschichte auf der Spur“. Zahlreiche der teilnehmenden Schulen forschen zur nationalsozialistischen Geschichte ihres eigenen Schulorts: Schüler*innen recherchieren zum Teil eigenständig lokalhistorische Projekte, entwerfen eigene Materialien zum Anne Frank Tag oder beschäftigen sich mit Stolpersteinen an ihrem Ort. Die Kinder und Jugendlichen sollen mit dem Aktionstag im Engagement für Demokratie und gegen Antisemitismus und Rassismus gestärkt werden. Allen teilnehmenden Schulen stellt das Anne Frank Zentrum vielfältige Lernmaterialien zur Biografie von Anne Frank und der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust kostenfrei zur Verfügung.
Nachdem drei Jugendliche in Aken im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ein Exemplar des Tagebuchs beschädigt und in Teilen verbrannt haben sollen, gab es in der örtlichen St.-Marien-Kirche eine Veranstaltung gegen Antisemitismus. Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Kultur lasen dabei Abschnitte aus dem Text vor. Etliche Akener kamen, um ein Zeichen gegen Hass und Intoleranz zu setzen. Dies berichtet die „tagesschau“.
Zuvor waren ein 15-Jähriger und zwei 16-Jährige nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft dabei beobachtet worden, wie sie an einer Bushaltestelle ein Exemplar des Tagebuchs von Anne Frank verbrannt haben. Zeugen hätten das gemeldet. Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung laufen.
„Die Respektlosigkeit und Ignoranz, die in solch einer Tat zum Ausdruck kommen, sind erschreckend und absolut inakzeptabel“
Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner erklärte, Anne Franks Tagebuch sei ein bewegendes Zeugnis des Leids und der Unmenschlichkeit, die während des Zweiten Weltkriegs über die jüdische Bevölkerung gebracht wurde. „Es dient als Mahnmal und als Aufruf, niemals zu vergessen, was geschehen ist, und sicherzustellen, dass solche Grausamkeiten nie wieder geschehen. Die Respektlosigkeit und Ignoranz, die in solch einer Tat zum Ausdruck kommen, sind erschreckend und absolut inakzeptabel.“
Der Vorfall verdeutliche, wie wichtig eine fundierte fächerübergreifende politische Bildung in den Schulen sei, so die CDU-Politikerin. „Der Geschichts- und Literaturunterricht muss jungen Menschen nicht nur Fakten vermitteln, sondern auch das Verständnis für die menschlichen Schicksale und historischen Zusammenhänge hinter den gesellschaftlichen Entwicklungen fördern.“ News4teachers
Hier gibt es Lernmaterialien zu Anne Frank zum Herunterladen.
– Der Vorfall verdeutliche, wie wichtig eine fundierte fächerübergreifende politische Bildung in den Schulen sei, so die CDU-Politikerin. „Der Geschichts- und Literaturunterricht muss jungen Menschen nicht nur Fakten vermitteln, sondern auch das Verständnis für die menschlichen Schicksale und historischen Zusammenhänge hinter den gesellschaftlichen Entwicklungen fördern.“ –
Wer sagt, dass diese Handlung an mangelnder (politischer) Bildung im Sinne von Fachwissen liegt. Offenbar liegt hier der Trugschluss vor, dass alle Menschen bei gleicher Kenntnislage zu gleichen Entscheidungen und Ansichten kommen. Ich halte dies für einen mithin naiven und gefährlichen Trugschluss. Oder es ist mit Bildung eher Erziehung gemeint, aber auch da lässt sich leider einwenden: es gibt jene und auch immer andere. Damit muss man umgehen lernen und sanktionieren und nicht glauben, dass man nur einen Workshop in der Schule oder ein Elterngespräch mehr hätte durchführen müssen. Aber das ist halt nur meine Meinung und derzeit offenbar politisch und pädagogisch nicht opportun. Kommt aber sicher wieder… scheint sich ja irgendwie alles zu wiederholen im Leben.
Ich fürchte, dass es an dieser Stelle tatsächlich nicht um klassische politische Bildung geht, sondern (mindestens genauso schlimm) um die totale Abwesenheit jeglicher emotionaler Intelligenz. Die Täter (ich benutze bewusst diesen Ausdruck) machen sich entweder keinen Kopf, was sie da anrichten, es ist ihnen egal oder sie machen es bewusst, um zu schockieren bzw. ihr Mütchen zu kühlen. Genau das ist es, was mich etwas ratlos macht.
Wie schön, dass die CDU- Trulla mal wieder- wider besseren Wissens?- einfach behauptet, wie Politik- und Literaturunterricht nicht ist.
Unverschämt- nur um einen billigen medialen Punkt zu machen.
“Die Respektlosigkeit und Ignoranz, die in solch einer Tat zum Ausdruck kommen, sind erschreckend und absolut inakzeptabel”
Wer so etwas tut, weiß nicht etwa zu wenig, sondern weiß genau, um was es sich handelt und möchte bewusst und gezielt provozieren. Wenn es, was ich stark vermute, Videos zu der Tat auf den einschlägig bekannten Plattformen gibt, ist eventuell eine Anklage wegen Volksverhetzung drin. Ansonsten ist es schwierig, denn kein Gesetz verbietet es zunächst, sein Eigentum zu verbrennen.
Bitte um Reaktion @Redaktion und alle
Die Überschrift lautet, wörtliches Zitat:
95. Geburtstag von Anne Frank: 600 Schulen beteiligen sich an Aktionstag – Schüler verbrennen das Tagebuch
Beim Lesen entflammten vor meinem gestrigen Auge Massenbücherverbrennungen, wohlgemerkt nicht historische, sondern aktuelle, denn aufgrund dieser speziellen Formulierung, zwei, wie ich erst beim Blick in den Artikel erfuhr, nicht direkt zusammengehörene Teile des Inhalts kondensiert zu vereinigen, entstand bei mir das Bild, die Schülerschaft von 600 Schulen habe als offizieller Teil des Aktionstages durch umfangreiche Verbrennungen des Tagebuchs der Anne Frank auf die historischen Bücherverbrennungen sowie ihr persönliches Schicksal aufmerksam machen wollen.
Das kann ja wohl nicht wahr sein, dachte ich mir. Nein, ist es zum Glück auch nicht, wie sich beim gründlichen Lesen des eigentlichen Artikels herausstellte.
Wir haben auf der einen Seite: Der Aktionstag bestand aus anderen Aktionen.
Wir haben auf der anderen Seite: Zwei Jugendliche haben außerhalb des Aktionstag ein Exemplar des Tagebuchs der Anne Frank verbrannt
Daraus kann man als Fazit der Kombination beider Seiten ziehen, dass solche Aktionstage auch heute noch notwendig oder notwendiger denn je sind, um eine Wiederholung der Vergangenheit zu verhindern.
Aus meiner Sicht vermittelt die Überschrift ein völlig falsches Bild.
Vielleicht besser sowas wie:
95. Geburtstag von Anne Frank: 600 Schulen beteiligen sich an Aktionstag, u.a. auch gegen aktuelle Buchverbrennung
95. Geburtstag von Anne Frank: 600 Schulen beteiligen sich an Aktionstag, u.a. auch wegen aktueller Buchverbrennung
Oder der Redaktion bzw. wem anders fällt eine unmissverständliche und trotzdem aussagekräftige Formulierung ein.
Allerdings verstehe ich geschriebene Texte, allem voran die naturgemäß oft stark verkürzten Überschriften von (Zeitungs-)Artikeln immer dann falsch, wenn man sie nur irgendwie falsch verstehen kann, ganz automatisch, nicht, indem ich bewusst danach suchen würde. Erst beim Lesen des Artikels kommt das Aha-Erlebnis, wie das eigentlich gemeint war. Dafür ernte ich in meinem sozialen Umfeld meist völliges Unverständnis.
Daher meine Frage @all:
Stehe ich mit dieser Eigenart, hierüber gestolpert zu sein, mal wieder nur alleine da, oder hat das jemand genauso oder ähnlich falsch verstanden, wie ich?
Wir haben, um Missverständnisse zu vermeiden, die Überschrift durch eine Ortsangabe (“Sachsen-Anhalt”) ergänzt. Damit dürfte sichergestellt sein, dass nicht der Eindruck entsteht, dass alle Schülerinnen und Schüler der am Aktionstag beteiligten Schulen das Tagebuch verbrannt haben.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Mir ging es ähnlich.
“Erst beim Lesen des Artikels kommt das Aha-Erlebnis, wie das eigentlich gemeint war. Dafür ernte ich in meinem sozialen Umfeld meist völliges Unverständnis.” – Nein, Sie stehen nicht alleine da. Mir geht es oft ebenso! Manchmal habe ich das Gefühl – Überschriften sind wichtiger, weil die bleiben hängen und den vollständigen Text lesen eh nur noch wenige Menschen. Warum das so ist? Das müsste wohl mal eine Studie klären. 🙂
Ich liebe Studien!!!!!!!
🙂
Smartphones einkassieren und verbrennen ….
Schade für Anne-Frank und die 89.997 Schüler*innen. Drei Idioten reichen offensichtlich, um alles zu ruinieren.
Hoffen wir mal, dass die Berichtserstattung nicht zur Nachahmung animiert…
Nachahmung scheint mir in diesem Kontext – insbesondere hinsichtlich unserer SuS-Klientel (ich verallgemeinere hier mal bewusst politisch unkorrekt) – von besonderer Bedeutung!
Schlagzeilen sind in den Medien jedoch immer noch der Weg zum Applaus der Blöden.
Welche Klientel meinen Sie bewusst politisch unkorrekt? Nazis?
Vermutlich eher die andere.
Noch heute gilt es, den (unvollendeten) Traum von Martin Luther King, Jr. und Anne Frank (beide wären in diesem Jahr 95 Jahre alt geworden) – den Traum von einer Welt ohne Hass und Krieg, Verfolgung und Vorurteile – weiter zu träumen und zu verwirklichen:
Ich habe einen Traum, dass meine vier Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer
Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird. (MLK)
Und dennoch glaube ich, wenn ich zum Himmel blicke, dass
alles in Ordnung gehen und auch diese Grausamkeit ein
Ende finden wird…. Einmal werden wir auch wieder
Menschen und nicht allein Juden sein. (AF)
Vor 2000 Jahren sagte eine Stimme aus Bethlehem,
dass alle Menschen gleich sind. Sie sagte, Recht werde triumphieren…
Es ist ein Wunder, dass ich nicht alle Erwartungen
aufgegeben habe, denn sie scheinen absurd und
unausführbar. Trotzdem halte ich an ihnen fest, trotz allem,
weil ich noch immer an das Gute im Menschen glaube.
Der Hass lähmt das Leben, die Liebe befreit es.
Der Hass verwirrt das Leben, die Liebe harmonisiert es.
Der Hass verdunkelt das Leben, die Liebe erhellt es.
Oh ja, ich will nicht umsonst gelebt haben….
Ich will den Menschen, die um mich herum leben und mich
doch nicht kennen, Freude und Nutzen bringen. Ich will
fortleben, auch nach meinem Tod.
Eine Nation, die weiterhin Jahr für Jahr mehr Geld für die militärische Verteidigung ausgibt als für Programme zur sozialen Hebung, geht dem geistigen Tod entgegen.
Warum gibt es jeden Tag Millionen an Geld für den Krieg und
keinen Cent für die Heilkunde,
für die Künstler, für die armen Menschen?
In einer dunklen, verwirrten Welt kann in den Herzen der Menschen doch das Reich Gottes herrschen.
Trotz allem glaube ich immer noch, dass die Menschen tief in
ihrem Herzen gut sind.
Es gibt keine größere Kraft als die Liebe.
Sie überwindet den Hass wie das Licht die Finsternis
Auf lange Sicht ist die schärfste Waffe von allen ein
freundlicher und sanfter Geist.
Ich wollte kein Zuschauer sein,
ich wollte dort stehen, dort mittun,
wo die Dinge sich entscheiden.
Wie wunderbar es ist, dass niemand einen Moment warten
muss, bevor er anfängt, die Welt zu verbessern.
Wir müssen endliche Enttäuschungen hinnehmen,
dürfen aber niemals die unendliche Hoffnung verlieren.
Wo Hoffnung ist, da ist Leben.
Es erfüllt uns mit neuem Mut und macht uns wieder stark.