Bildungsministerin freut sich: Fast alle Stellen besetzt (sind trotzdem weniger geworden)

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KIEL. Kurz vor Beginn des neuen Schuljahrs am kommenden Montag sind fast alle Lehrkraftstellen in Schleswig-Holstein besetzt. So seien an den allgemeinbildenden Schulen nur noch 51 Lehrerstellen unbesetzt, sagte Bildungsministerin Dorit Stenke (CDU) bei einer Pressekonferenz an der Kieler Hans-Christian-Andersen-Schule. Das entspreche lediglich 0,25 Prozent aller 20.174 Stellen an allgemeinbildenden Schulen. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 0,5 Prozent.

“Positives Signal”: Dorit Stenke, Chefin im Bildungsministerium von Schleswig-Holstein. Foto: Frank Peter / Bildungsministerium Schleswig-Holstein

«Ich freue mich sehr, dass wir gerade in den Zeiten, wo wir doch intensiv weiter über Lehrkräftebedarf und Lehrkräftemangel sprechen, das als ein positives Signal sehen können», betonte Stenke. Von Jahr zu Jahr starteten die Schulen mit immer besser besetzten Stellen. So seien aktuell an den Grundschulen gerade einmal 23 Stellen offen und an den Förderzentren lediglich sieben.

Es bestehe zudem weiterhin Bedarf an Lehrkräften für Bedarfsfächer wie Mathematik oder einzelne Naturwissenschaften. Regional zeige sich zudem ein unterschiedliches Interesse an den offenen Stellen: «Die Universitätsstandorte Kiel und Flensburg haben weniger Probleme Lehrkräfte einzustellen und zu gewinnen als beispielsweise die Kreise Segeberg, Dithmarschen oder Pinneberg», erklärte Stenke. Im kommenden Schuljahr bieten allgemeinbildende und berufsbildende Schulen insgesamt 24.065 Stellen an – 163 weniger als im Vorjahr, so das Bildungsministerium.

Größtenteils unbefristete Anstellungen

Die Bildungsministerin sagte: «Wir haben insgesamt 3.552 Personen zum neuen Schuljahr an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen eingestellt.» Davon seien gerade einmal 616 Lehrkräfte unbefristet angestellt worden – 2.936 Lehrerinnen und Lehrer haben befristete Stellen bekommen.

Dieses Verhältnis bestehe seit Jahren. Gründe dafür seien die Vertretungen, etwa bei Krankheit, Schwangerschaft oder Sabbaticals. Endet ein befristeter Vertrag, weil eine Lehrkraft zurückkehrt, prüft man laut Stenke, ob an anderer Stelle im Land eine Vertretung gebraucht wird.

Mehr Schülerinnen und Schüler im Norden

Zudem werden mit dem Schulstart erneut mehr Kinder und Jugendliche die Schulen im nördlichsten Bundesland besuchen. Laut Bildungsministerium in Kiel erwartet man an den 795 öffentlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen etwa 370.200 Schülerinnen und Schüler – rund 600 mehr als im Vorjahr.

Zudem starten nächste Woche etwa 24.700 Kinder in die erste Klasse, etwa 80 mehr als 2024. Zusätzlich beginnen laut Bildungsministerium rund 1.300 Kinder den Unterricht in den «Deutsch als Zweitsprache»-Klassen.

Kritik der Opposition

«Das neue Schuljahr gilt es in Schleswig-Holstein nun mit weniger Lehrkräften bei mehr Schülerinnen und Schülern mit mehr Aufgaben, weniger Unterricht, weniger Unterrichtssicherheit und größeren Lerngruppen zu bewältigen», kritisierte der SPD-Abgeordnete Martin Habersaat. Dennoch bemühten sich engagierte Schulleitungen und Lehrkräfte, allen Schülerinnen und Schülern gute Lernchancen zu bieten.

«Leider passen die Aussagen der Ministerin so gar nicht in das Bild, das Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie die zahlreichen Bildungsstudien zeichnen», bemängelte auch die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Anne Riecke.

Der Unterrichtsausfall im Land sei enorm, Lehrkräfte fühlten sich überlastet, und Schülerinnen und Schüler erzielten regelmäßig schlechte Ergebnisse in Lese-, Sprach- und Mathematiktests. Riecke forderte daher ernsthafte Reformen statt eines Sparkurses, der die Probleme verschärfe. «Ministerin Stenke setzt leider den Irrweg ihrer Vorgängerin fort», betonte sie. News4teachers / mit Material der dpa

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4 Kommentare
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DerechteNorden
2 Monate zuvor

Man braucht weniger Lehrkräfte, wenn man einfach Stunden streicht und den Klassenteiler anhebt.
Mathe.

ed840
2 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Es gibt ja Leute, die die Meinung vertreten, es käme nicht auf die Quantität der Unterrichststunden an, sondern auf die Qualität des Unterrichts.
Im Nachbarland Hamburg scheint man diesen Ansatz allerdings nicht zu verfolgen, denn dort wäre nach meinen Informationen die Anzahl der Wochenstunden bundesweit am höchsten.

Palim
2 Monate zuvor

Man schreibt weniger Stellen aus, als benötigt werden, und klopft sich dann auf die Schulter, dass man die Stellen alle besetzen konnte.
Dass die Schulen unterversorgt sind und bleiben, erwähnt man dabei nicht.

Ich finde das schäbig und beschämend für die Lehrkräfte, die täglich damit konfrontiert sind, dass Lehrkräfte fehlen, der Unterricht auf aufrecht erhalten und die Betreuung gewährleistet sein soll, die zusätzlichen außerunterrichtlichen Aufgaben nicht abreißen und zuständige Minister:innen dafür offenbar keine Lösung haben und keine Verantwortung übernehmen wollen, sondern sich die Sache schönreden.

Kanzler27
1 Monat zuvor

Vor allem werden “Vertretungslehrkräfte” von der Straße gepflückt um die offenen Stellen zu besetzen. An meiner Schule 40 % der Stunden. Ein toller Erfolg.