STUTTGART. Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) hat sich ausdrücklich hinter die Forderungen des Realschullehrerverbands (RLV) zur Wiedereinführung einer (noch) verbindlich(er)en Grundschulempfehlung gestellt. Anlass ist die Landespressekonferenz des RLV zu den Ergebnissen des Volksantrags „Nicht ohne unsere Realschulen!“, bei dem das notwendige Quorum zwar verfehlt wurde, aus Sicht des PhV BW aber dennoch ein deutliches Signal aus der Bevölkerung gesetzt worden ist.

Wer in Baden-Württemberg aufs Gymnasium will, braucht seit vergangenem Jahr eine entsprechende Empfehlung der Grundschule oder muss einen Test absolvieren. Ein Der RLV wollte das auch für die Realschulen durchsetzen – scheiterte aber daran, genügend Unterschriften für einen Volksantrag zusammenzubringen. Auch ohne formalen Erfolg zeige das Ergebnis, wie groß der Wunsch nach einem klar strukturierten, begabungsgerechten und zugleich durchlässigen Bildungssystem in Baden-Württemberg sei – meinen die Philologen nun.
Die Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg, Martina Scherer, betont: „Wir unterstützen ausdrücklich eine verbindliche Grundschulempfehlung für alle Schularten. Jedes Kind hat ein Recht darauf, die Schulart zu besuchen, die seinen individuellen Begabungen und aktuell vorhandenen Lernvoraussetzungen entspricht.“ Die Vielfalt der Schularten sei dabei ein zentraler Bestandteil des baden-württembergischen Bildungssystems, da sie passgenaue Bildungswege ermögliche und Über- wie Unterforderung vermeide.
„Genau diese Flexibilität schafft Bildungs- und Chancengerechtigkeit und lässt viele persönliche Schullaufbahnvarianten zum gewünschten Ziel zu“
Zugleich weist Scherer darauf hin, dass ein differenziertes Schulwesen keineswegs starr sei. Vielmehr eröffne es Entwicklungsmöglichkeiten durch Durchlässigkeit. „Schüler können zwischen den Schularten wechseln, auf einen Abschluss, wenn angestrebt, die nächste Stufe aufsetzen und so ihren persönlichen Bildungsweg entsprechend ihrer Entwicklung und ihren Interessen finden. Genau diese Flexibilität schafft Bildungs- und Chancengerechtigkeit und lässt viele persönliche Schullaufbahnvarianten zum gewünschten Ziel zu“, so die PhV-Landesvorsitzende.
Der Philologenverband warnt davor, bestehende Schulstrukturen vorschnell aufzugeben oder Schularten gegeneinander auszuspielen. „Misserfolge werden nicht verhindert, indem man die Unterschiede zwischen den Schularten verwischt, sondern indem man jede Schulart in ihrer speziellen Zielsetzung stärkt. Jede unserer Schularten ist hochwertig, und jeder Abschluss ist wertvoll“, erklärt Scherer.
Der Grundsatz „für jedes Talent die passende Schulart“ sei keine Schwäche, sondern die Stärke eines gegliederten und leistungsdifferenzierten Systems, mit dem Baden-Württemberg lange Jahre zur Spitzengruppe in Deutschland gehört habe. Der Verband bekennt sich daher klar zu einem gegliederten, durchlässigen Schulsystem und fordert eine Bildungspolitik, die transparent vorgeht und breit diskutiert wird, statt aus seiner Sicht übereilter Strukturreformen. News4teachers
Realschullehrer wollen Zulauf zu Realschulen begrenzen – und scheitern mit Volksantrag









Danke!
Alles Gelesene kann ich eins zu eins unterschreiben.
Der PhV hat völlig recht: Mit der geeigneten Schullaufbahn kann die individuelle Förderung passgenau stattfinden, ohne Über- oder Unterforderung. Die linke Panikmache, dass mit der Wahl der weiterführenden Schule der Lebensweg eines Kindes schon vorbestimmt sei, ist eine dumme und böswillige Behauptung und zeigt nur, dass die Personen, die das verbreiten, das Schulsystem in BW nicht kennen, nicht kennen wollen oder absichtlich Fehlinformationen streuen und die Eltern belügen. Manche Kinder sind anfangs langsame Lerner, andere kapieren schnell, aber alle Abschlüsse sind offen, wie ein Baukastensystem. Ich habe selbst im Bekanntenkreis den Weg über Hauptschule, Berufsschule und berufliches Gymnasium mit anschließendem Studium der Physik miterlebt, da wäre es schädlich für den Jungen gewesen, zu verlangen, schon mit 10 Jahren auf dem gymnasialen Niveau zu lernen – unmöglich und frustrierend. Aber mit zunehmendem Alter wurde das anders! Dieser sanfte Weg ins wissenschaftliche Studium war genau der richtige, er dauerte zwar ein Jahr länger als direkt auf dem Gymnasium – aber war nur im differenzierten Schulsystem möglich. Für Schüler auf G-Niveau ist es doch in einer GMS eine üble Erfahrung, tagtäglich den erheblichen Unterschied zu den E-Niveau-Kindern zu erleben! Aber auf der Hauptschule können sie auch Spitze sein, das motiviert – siehe oben. Warum um alles in der Welt wollen die Linksrotgrünen dieses System kaputtmachen, was BW früher lange an der Spitze hielt, und stattdessen ein nur ideologisch begründetes Einheitsschulsystem (und die zur Zeit von GEW und Konsorten propagierte Neue Sekundarschule ist nur ein Zwischenschritt zu diesem Ziel, ein trojanisches Pferd!) installieren, dessen teilweise Einführung uns in den letzten 14 Jahren sukzessive nach unten gezogen hat??
Ja und nein, leider hat man die Berufsfachschulen zu einem “Auffangebecken” herabgestuft. Früher war es in dieser möglich, nach dem HS Abschluss in 2 Jahren mit beruflichem Schwerpunkt die mittlere Reife zu erwerben. Es gibt kaum noch solche Klassen. Die Werksrealschule mit ihrem Werksrealschulabschluss ist am auslaufen (letzter Jahrgang 2030?). Ja man kann immernoch die mittlere Reife erwerben, man hat aber die frühere “Offenheit” des Systems zu stark heruntergewirtschaftet. In 4 Jahren werden wir dann vor genau diesem Problem stehen. Es gäbe noch die Gemeinschaftsschulen, darunter gibt ein paar echte Perlen im Land aber auch viele Schulen, die dank fehlender Ressourcehn ihrem Bildungsauftrag nicht gerecht werden können. Somit keine echte Alternative in der Breite. Ich bin gegen diese “feste” Reformen, gegen den Kompass 4 Test und gegen die neuen Lehrpläne. In die Grundschulen gehören die Basics (keine Wahrscheinlichkeiten in der 3. Klasse als Beispiel) und der Druck rausgenommen. Dann die “Durchlässigkeit nach Oben” wieder aufgebaut. Ist das erfolgt, kann man sicherlich über die verbindliche Teilung reden. Im Moment ist das Chaos aber vorprogramiert und es werden noch mehr Schüler psychische Probleme bekommen.
Leider passen die Schularten bzw. ihre Zielsetzung nicht zueinander, sodass man wirklich Eingangstests bräuchte. Bereits am Ende der Grundschule hat sich die Diskrepanz bereits gezeigt (was durch die Bildungsungleichheit verschärft wird)
Ich arbeite an einem beruflichen Gymnasium in Hessen und es wird deutlich, dass Leute, die nicht von einem Gymnasium zu uns wechseln, die Mindeststandards nicht erfüllen, da die mittlere Reife nicht gleichgesetzt werden kann mit dem, was die SuS am Ende der 10. Klasse können sollen (laut Sek I Curricula der Gymnasien).
Am Ende der E-Phase schafft es dann ein guter Teil nicht weiter, ein weiterer Teil bricht während der Q-Phase weg, da die Unterkurse überschritten werden und die Zulassung zur Abiprüfung nicht erreicht wird. Zu guter Letzt schaffen nicht alle die Abiturprüfung und die, die es schaffen, haben meist ein mittelmäßiges Abiturzeugnis.
Bei einer Stundentafel von 35+ Wochenstunden Unterricht ist nicht viel Raum, um Lücken zu schließen und in der Q-Phase schon gar nicht bei den vollgestopften Curricula.
Dass die Mittelstufen uns noch teilweise dreist mitteilen, dass sie die SuS teilweise durchwinken, um Stress mit den Eltern zu vermeiden, setzt dem ganzen die Krone aus.
Ergebnis: Geliefert wie bestellt :/
Guten Start in die letzte Schulwoche 🙂