Warminski-Leitheußer muss Vertrauen herstellen

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Ein Kommentar von NINA BRAUN

Die Bildungsjournalistin Nina Braun. Foto: www.bildungsjournalisten.de
Die Bildungsjournalistin Nina Braun. Foto: www.bildungsjournalisten.de

Der Verband Bildung und Erziehung und vor allem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Baden-Württemberg sind verstimmt. „Grün-rote Giftliste“, „Abschied vom Bildungsland“ und öffentliche Vergleiche mit dem Märchenland musste sich Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer anhören. Dabei ist die SPD-Ministerin, von der man bisher angenommen hatte, dass sie den beiden Gewerkschaften nahe stünde, erst wenige Monate im Amt. Und die Reformbaustellen sind so zahlreich, dass sie jede Unterstützung gebrauchen kann.

Die scharfen Töne kommen überdies überraschend, denn in den Kernpunkten der Reformen sind sich Regierung und Gewerkschaften einig: Mehr Bildungsgerechtigkeit, eine gesteigerte Leistungsfähigkeit des Schulsystems und ein wohnortnahes Bildungsangebot sind die großen Ziele der Legislaturperiode.

Wenn es also nicht an den Inhalten liegt, liegt das Problem offenbar auf emotionaler und struktureller Ebene. Noch ist es aber nicht zu spät für Warminski-Leitheußer, dieses Defizit zu kitten. Vorbild dafür könnte die nordrhein-westfälische Bildungskonferenz sein, die den Schulkonsens in NRW vorbereitet hat. Mit dem Konsens haben sich zum ersten Mal seit 40 Jahren fast alle Parteien und Verbände auf einen Fahrplan in der Bildungspolitik verständigt.

In der Bildungskonferenz haben über 120 Vertreter von rund 50 Verbänden, Institutionen und im Landtag vertretenen Parteien zwischen September 2010 und Mai 2011 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Schulsystems erarbeitet. Gemeinsame Ziele waren Bildungsgerechtigkeit zu stärken, die Leistungsfähigkeit des Schulsystems zu steigern sowie ein wohnortnahes Bildungsangebot zu ermöglichen. Eben das, was jetzt auch in Baden-Württemberg angestrebt wird.

Bindet Warminski-Leitheußer auf diese Weise auch in Baden-Württemberg alle Beteiligten ein und moderiert den Prozess kompetent, schlägt sie damit gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie schafft sich Verbündete, stärkt das Vertrauen in ihre Politik und bekommt einen realistischen Fahrplan für ihre Reformen.

Zum Artikel Warminski-Leitheußer unter Druck: Gewerkschaften machen schon mobil

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