15 Polizei-Einsätze in einer Nacht: Abiturienten randalieren in Köln – Schäden an sieben Gymnasien

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KÖLN. Von Scherz oder Reifeprüfung weit entfernt: Angehende Abiturienten in Köln haben – wieder einmal – randaliert, mehrere Schulen beschädigt. Hunderte Schüler waren beteiligt. Manche hatten Drogen und Waffen dabei. Die Polizei rückte zu vielen nächtlichen Einsätzen aus.

Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun. (Symbolfoto). Foto: LIbertinus / flickr (CC BY-SA 2.0)
Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun. (Symbolfoto). Foto: LIbertinus / flickr (CC BY-SA 2.0)

Kein «Abischerz», sondern handfeste Randale: Mehrere Hundert angehende Abiturienten haben in der Nacht zu Montag insgesamt 15 Einsätze der Polizei in Köln ausgelöst und Sachbeschädigungen an sieben Gymnasien verursacht. Es seien auch Anzeigen wegen teils gefährlicher Körperverletzung, Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz geschrieben worden, sagte ein Polizeisprecher. Man haben Drogen – zunächst war unklar, welcher Art – beschlagnahmt, außerdem Baseballschläger und eine zur Schlagwaffe umgebaute Fahrradkette. «Das zeigt deutlich, dass das Thema Abi-Streich da ganz raus ist. Auch mit Reifeprüfung hat das nichts zu tun.»

Nach den bisherigen Erkenntnissen handelte es sich um rivalisierende Schüler-Gruppen, die sich gegenseitig angriffen und die Schulen ihrer Gegner beschädigten. Dem Sprecher zufolge wurden Fassaden und Fenster mit Eiern oder Toilettenpapier beworfen, es kam zu Schmierereien mit Kreide oder Mehl, Konfetti wurde geworfen und teilweise wurden Graffitis gesprüht.

Die Einsätze der Polizei verteilten sich auf mehrere Stadtteile. Mancherorts trafen die Beamten auf nur wenige Fast-Abiturienten, an anderen Einsatzorten waren es rund 60 Schüler. Viele waren betrunken.

«Dass Grenzen überschritten werden bei sogenannten Abi-Scherzen, das kennen wir schon seit Jahren», sagte Polizeisprecher Dirk Weber. Das gelte leider zunehmend auch für aggressive Auseinandersetzungen unter rivalisierenden Schüler-Gruppen. Neu sei der diesmal frühe Zeitpunkt dieser Eskalationen.

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Schon am vergangenen Freitagabend war eine Abi-Vorfeier von rund 50 Schülern in der Domstadt ausgeufert. Ein Großaufgebot der Polizei räumte einen Platz in einem Wohngebiet – unter Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken. Einige der Jugendlichen hatten auch Beamte angegriffen. Mehrere Heranwachsende waren vorübergehend in Gewahrsam genommen worden. «Das hat nichts mit Feiern zu tun», betonte Polizeipräsident Jürgen Mathies.

Die letzten fünf Tage vor den Osterferien – für die angehenden Abiturienten die letzten Unterrichtstage überhaupt vor ihren Abi-Prüfungen – nutzen die Gymnasiasten der zwölften Klasse vielerorts zu einer «Mottowoche». In die Schule kommen sie dann in einer abgesprochenen Verkleidung, richten manchmal besondere Aktionen für alle Schüler aus – bevor dann für sie der Lern-Endspurt vor den Abschlussprüfungen beginnt. An manchen Schulen gibt es auch Abi-Streiche – das sind Einzelaktionen, die den Unterricht auf spaßig gemeinte Weise stören sollen, etwa mit dampfenden Misthaufen auf dem Schulhof oder zugestapelten Schultüren. Viele Gymnasien haben das aber inzwischen untersagt, weil es zu Randale kam.

Die LänderschülerInnenvertretung NRW war zunächst nicht erreichbar für eine Einschätzung.

Sogenannte Abi-Scherze
Vielerorts in Deutschland haben sogenannte Abi-Streiche Tradition – mit witzig gemeinten Aktionen verabschieden sich die Abiturienten dabei von ihren Mitschülern. Mitunter ufern die Abiturfeiern aber völlig aus und enden in Randale, Saufgelagen und üblen Scherzen. Beispiele:

AUTOCORSO: Bei einem Abi-Scherz in der Bochumer Innenstadt halten rund 60 Schüler im März 2015 wahllos Autos an, «besetzen» diese und lassen sich durch die Stadt kutschieren. Die Beamten schreiten hier genauso ein wie bei einer Aktion von Wittener Gymnasiasten unter dem Motto «Filmstars»: Dabei steigt ein als Gangster verkleideter Schüler aus einem Auto und richtet eine täuschend echte Waffe auf Passanten.

MASSENHYSTERIE: Ein Großeinsatz der Feuerwehr beendet im April 2014 eine Abi-Party in Hamburg. Dutzende jüngere Schüler haben zuvor über Vergiftungssymptome geklagt. Die bestätigen sich zwar nicht, die Ärzte diagnostizieren aber eine «kollektive Massenhysterie».

SCHAUMPARTY: Nach einer misslungenen Feier mit Partyschaum müssen im Juni 2013 in Kronberg (Hessen) 200 Schüler mit Atembeschwerden und Brechreiz ins Krankenhaus. Wegen fahrlässiger Körperverletzung nimmt die Polizei Ermittlungen auf – der Schaum soll falsch angerührt gewesen sein.

SAUFGELAGE: Eine Abi-Feier in Frankfurt am Main löst im März 2013 einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr aus. In einem Park haben sich rund 1000 Jugendliche zum Teil so betrunken, dass sie notärztlich versorgt werden müssen. Sie hatten sich übers Internet verabredet.

RANDALE: Betrunkene Gäste einer Abi-Feier gehen im Juli 2010 in Sindelfingen (Baden-Württemberg) auf Polizisten los – die wehren sich mit Pfefferspray. Nachbarn haben sich zuvor über zu laute Musik beschwert.

SCHLECHTER SCHERZ: Abiturienten aus der Nähe von Würzburg wollen nach bestandener Prüfung im Juni 2009 einen Film drehen und stürmen vermummt in eine Bank. Dann stellen sie eine Geiselnahme nach. Die Folge: ein Großeinsatz der Polizei. dpa

Zum Bericht: Polizei rückt zu Wasserbombenschlacht von 200 Abiturienten aus – Angst vor weiteren Aktionen

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