Studie: Lehrkräfte arbeiten deutlich mehr, als sie müssten (die meisten jedenfalls) – Ausweg: Multiprofessionelle Teams!

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DRESDEN. Die meisten Lehrkräfte arbeiten deutlich zu viel – allerdings ist die Mehrarbeit in den Kollegien ungleich verteilt Zu diesen Ergebnissen kommt eine von der GEW unterstützte Studie der Uni Göttingen zur Arbeitszeit von Lehrkräften in Sachsen. „Die Mehrheit der Lehrkräfte kann ihre Arbeitsaufgaben nicht im Rahmen der zeitlichen Vorgaben erfüllen“, so heißt es in der Studie. Verstöße gegen europäische Arbeitszeitschutznormen seien für große Teile der Lehrkräfte die Regel – nicht die Ausnahme. Die GEW fordert Konsequenzen.

Lehrkräfte sammeln Woche für Woche Überstunden, die sich auch nicht in der Ferienzeit abbauen lassen. Illustration: Shutterstock

„Lehrkräfte haben eine Arbeitszeit, die sich auf die Schulzeit verdichtet und durch Schwankungen im Jahresverlauf geprägt ist. Temporäre Spitzenbelastungen in Phasen mit vielen Korrekturarbeiten, Projektarbeit, Elterngesprächen, Lernentwicklungsberichten, Laufbahnberatung sowie in den Wochen vor der Zeugniserteilung oder durch Prüfungsphasen in der Oberstufe sind normal. Da ein großer Teil der Arbeitszeit am heimischen Schreibtisch erledigt werden muss, ist das Arbeiten am Abend, am Wochenende und an Feiertagen vielfach der Regelfall“, so heißt es in der Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen um den Arbeitswissenschaftler Dr. Frank Mußmann.

Die Soll-Arbeitszeit in Sachsen 2022 beträgt danach, wenn die Arbeitszeit auf die Schulzeit umgerechnet wird, 46:48 Stunden. In allen Schulformen liegt die durchschnittliche Mehrarbeit im Freistaat aber deutlich über der Soll-Zeit. An Grundschulen und Oberschulen sind es 2:16 Stunden durchschnittliche Mehrarbeit, an Gymnasien sogar 4:18 Stunden jede Schulwoche.

Allerdings ist die Mehrarbeit, so haben die Forscherinnen und Forscher im Rahmen der Studie festgestellt, ungleich verteilt. Lediglich 59 Prozent der Lehrkräfte verzeichnen eine längere Arbeitszeit, als ihre individuelle Soll-Zeit dies erfordert. „Da der Deckeneffekt den Vollzeitkräften Grenzen bei der Ausdehnung ihrer Arbeitszeit setzt, ist der Anteil der Mehrarbeit bei Teilzeitkräften höher“, so heißt es. Besonders problematisch: die Überschreitung der gesetzlichen Höchstarbeitszeit von 48 Stunden pro Woche während der Schulzeit. „Sie ist in Sachsen für 36 Prozent der Vollzeitkräfte und sogar für 16 Prozent der Teilzeitkräfte Realität. Lehrkräfte am Berufsanfang haben gegenüber den mittleren Altersgruppen eher eine längere Arbeitszeit. Lehrkräfte mit höherem Alter haben eine unwesentlich geringere Arbeitszeit als die mittleren Altersgruppen.“ Generell erführen Lehrkräfte mit dem Alter und der Berufserfahrung einen Tätigkeitswandel, sie unterrichteten weniger und übernähmen im Mittel mehr Funktionsaufgaben.

„30 Prozent der Lehrkräfte arbeiten jede Woche etwa einen Arbeitstag lang kürzer oder länger als der Durchschnitt“

Weiter stellen die Autorinnen und Autoren fest: „Hinter den Durchschnittswerten steht eine enorme Streubreite der individuellen Arbeitszeiten der Lehrkräfte. Dabei beschreibt die Standardabweichung den Raum, indem die Arbeitszeit von etwa 70 Prozent der Lehrkräfte liegt. 30 Prozent der Lehrkräfte arbeiten jede Woche etwa einen Arbeitstag lang kürzer oder länger als der Durchschnitt. Die Standardabweichung beträgt in Grundschulen 8,37 Stunden, Oberschulen 9,28 Stunden und im Gymnasium 9,37 Stunden pro Woche. Offenbar ist die Arbeitszeitordnung nicht in der Lage, eine auch nur ansatzweise faire Verteilung der Arbeit zu gewährleisten, zumindest unter rein quantitativen Gesichtspunkten.“

Die Arbeitszeitbedingungen in Sachsen seien allerdings ungünstiger, als frühere Studien aus anderen Bundesländern ergeben hätten. „Der Anteil der Lehrkräfte mit Mehrarbeit liegt in Sachsen 2022 mit 59 Prozent über dem Anteil in Niedersachsen 2016 (57 Prozent) und Frankfurt 2020 (53 Prozent). Auch der Anteil der Lehrkräfte mit überlangen Arbeitszeiten (mehr als 48 Stunden pro Woche) liegt mit 36 Prozent der Vollzeitkräfte deutlich über den Werten aus Niedersachsen 2016 (17 Prozent) und Frankfurt 2020 (21 Prozent). Die Arbeitszeitbelastung in sächsischen Gymnasien – wo Daten aus 2021 existieren – liegt dabei sowohl 2021 als auch 2022 konstant über Vergleichswerten aus anderen Bundesländern. Im Jahr 2021 wurde in Sachsens Gymnasien 1:24 Stunden mehr gearbeitet als im Durchschnitt im Bund (Kap. 3.1). Die Streuung der individuellen Arbeitszeiten in Sachsen ist in allen Schulformen um 24 bis 120 Minuten größer als bei früheren Studien aus anderen Bundesländern. Bei der Digitalisierungsstudie 2021 gehörten Sachsens Lehrkräfte am Gymnasium bundesweit zur Spitzengruppe bei Mehrarbeit und Streuung der Arbeitszeit.“

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlussfolgern: „Alles in allem zeigt sich – die Fülle der Aufgaben überfordert die Lehrkräfte, ihre Arbeitszeit individuell zu regeln. Im Mittel überschreiten die Lehrkräfte ihre Soll-Arbeitszeit und es entsteht eine hochgradig unfaire Verteilung der Aufgaben und der daraus resultierenden Arbeitszeiten. Das System ist überlastet und es entsteht ein Teufelskreis an sich verstärkenden Wirkungen, die die Attraktivität der Arbeit von Lehrkräften weiter schwächen.“

„Der Aufbau zusätzlicher Personalkapazitäten für sog. außerunterrichtliche Tätigkeiten aus anderen Berufsfeldern bietet einen realistischen Weg, die Arbeitsanforderungen für Lehrkräfte zurückzunehmen“

Was wären die arbeitspolitischen Konsequenzen, um die Situation zu ändern? „Zunächst wäre es angesichts des Mangels an qualifizierten Lehrkräften dringend erforderlich, Aufgaben, die Lehrkräfte miterledigen müssen, ohne dass diese ihrem erzieherischen, pädagogischen Ausbildungsprofil entsprechen, an andere Beschäftigtengruppen zu übertragen.“ Die befragten Lehrkräfte hätten eine Reihe an organisatorischen und Verwaltungsaufgaben benannt, die von Schulverwaltungs- oder Schulassistenzkräften übernommen werden können, deren Kapazität schneller und einfacher aufgestockt werden könnte. „Dies betrifft sowohl die Unterstützung bei der Klassenführung als auch Schulverwaltungsarbeiten. Darüber hinaus sollten die Unterstützungsleistungen durch etablierte spezialisierte Beschäftigtengruppen mit sozialarbeiterischen und psychologischen Kompetenzen (wie Inklussionsassisten*innen, Schulsozialarbeiter*innen), mit organisatorischen Kompetenzen (wie GTA-Koordinationsfachkräfte) und mit technischen Kompetenzen (wie IT-Fachkräfte) massiv ausgeweitet werden“. Kurz: Multiprofessionelle Teams an Schulen seien notwendig.

„Der Aufbau zusätzlicher Personalkapazitäten für sog. außerunterrichtliche Tätigkeiten aus anderen Berufsfeldern bietet angesichts der langfristig bestehenden Probleme der Lehrkräfteversorgung einen realistischen Weg, die Arbeitsanforderungen für Lehrkräfte zurückzunehmen. Das System wirkt überfordert und die individuellen Reaktionsmöglichkeiten, die den Lehrkräften verbleiben, um ihre Arbeitslast erträglicher zu gestalten, führen dazu, dass eher weniger Kapazität zur Verfügung gestellt wird. In der Praxis führt dies zu einer Vielzahl individueller Prioritätsentscheidungen unter Druck, die wiederum die Bildungspolitik (Curricula, Bildungsziele) herausfordern. Nur wenn die Arbeitsanforderungen durch eine Mehrheit realistisch erfüllt werden können, besteht vielleicht die Chance, die Ausfälle durch Krankheit und durch die Flucht in Teilzeit und Frühpensionierung zu begrenzen. Der Lehrberuf muss wieder attraktiver werden.“

Schließlich üben die Autorinnen und Autoren scharfe Kritik am Gutachten, die die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der KMK zum Lehrermangel erstellt hat. Darin war unter anderem empfohlen worden, die Arbeitszeit für Lehrkräfte zu erhöhen und ihre Teilzeit-Möglichkeiten einzuschränken (News4teachers berichtete). „Vor diesem Hintergrund muss betont werden, dass der technokratisch gesehen einleuchtende Gedanke, die Lehrkräfte-Versorgung zu verbessern, indem die Unterrichtsverpflichtungen erhöht und die Teilzeitoptionen erschwert werden, ein Irrweg darstellt. Und das nicht nur, weil die SWK schon das mathematisch zu gewinnende Arbeitspotenzial durch arg grobe Vorannahmen und ungeeignete Beschäftigtengruppen (Referendar*innen, außer- und nebenberufliche Lehrkräfte) völlig unrealistisch überschätzt. Selbst ein Konzept der Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung nach dem Konzept der Vorgriffstunde, bei dem die Vorleistungen Jahre später zurückgezahlt werden sollen, verkennt, dass das System bereits überfordert ist und die Lehrkräfte einer erhöhten Gesundheitsgefährdung ausgesetzt werden, die spätere Ausfälle erwarten lässt.“

„Die Ursache ist, dass bei der Arbeitszeit der Lehrkräfte keiner genau hinschaut und in den letzten Jahren immer mehr Aufgaben hinzugekommen sind“

Weiter heißt es: „Die Einschränkung von Teilzeitoptionen ignoriert, dass Teilzeit-Arbeit in diesem Segment hochqualifizierter Arbeit längst normal geworden ist. Teilzeit stellt einen Attraktivitätsfaktor für diesen Beruf dar und ist wie diese Studie zeigt, ein wichtiges Ventil zur individuellen Regulierung der Arbeitszeit und Arbeitsbelastung. Nicht nur Lehrkräfte mit Elternpflichten oder pflegebedürftigen Angehörigen benötigen Teilzeitoptionen, sondern auch Lehrkräfte, die mit dem vollen Leistungspensum nicht gut zurechtkommen, aus persönlichen Gründen mehr vom Leben haben wollen oder gesundheitlich bereits angeschlagen sind. Lehrkräfte sollten problemlos in Teilzeit gehen können, denn wenn dieses Ventil verstopft wird, wird der aufgebaute Druck sich auf andere Weise entladen. Die Pandemie-Phase hat gezeigt, welche Schwierigkeiten das System Schule hat, hohe Krankenstände zu meistern. Je mehr gezielte Entlastungsmöglichkeiten geschaffen werden, desto mehr Chancen bestehen, dass Lehrkräfte ihr Pensum freiwillig wieder erhöhen wollen – und andere Personengruppen (Studierende, potenzielle Quer- und Seiteneinsteigende, nicht in der Schule tätige Lehrkräfte) den Beruf wieder attraktiv finden.“

Reaktion der GEW: „Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig: Lehrkräfte in Sachsen leisten systematisch Mehrarbeit und können die Überstunden in den Ferien nicht mehr abbauen. Die Ursache ist, dass bei der Arbeitszeit der Lehrkräfte keiner genau hinschaut und in den letzten Jahren immer mehr Aufgaben hinzugekommen sind.“ Um individuell gegen die Mehrarbeit vorgehen zu können, bedürfe es einer individuellen Erfassung der Arbeitszeit mit einem vorgegebenen Erfassungssystem, wie vom Bundesarbeitsgericht 2022 gefordert wurde. Tatsächlich aber erfasst bislang keines der 16 Kultusministerien die Arbeitszeit von Lehrkräften (News4teachers berichtete).

Hier lässt sich die vollständige Studie herunterladen.

„Bildungsrat von unten“: Lehrkräfte-Initiative macht Druck auf die Kultusminister, Lehrer-Arbeitszeit (endlich!) zu erfassen

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69 Kommentare
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Dejott
7 Monate zuvor

Am überflüssigsten finde ich übrigens die Arbeit, die ich in die schuleigenen Bürokratie stecke.

Bernd
7 Monate zuvor

Multiprofessionelle Teams erfordern Absprachen, die ihrerseits wieder Zeit benötigen. Aufgrund der Stundenpläne können diese Absprachen nur außerhalb der Unterrichtszeit und damit am Nachmittag oder späten Nachmittag stattfinden. Ergo Mehrarbeit.

Effizienter wäre mehr Dienst nach Vorschrift auch gegen das eigene schlechte Gewissen, besonders durch die Teilzeitkräfte.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Bernd

Genau so ist es! Multiprofessionelle Teams sind ein riesen Gewinn, aber sie sind keine Selbstläufer. Diese tausenden kleinen Absprachen, die natürlich nicht zwischen Tür und Angel gemacht werden können, sind ganz große Zeitfresser.

Lera
7 Monate zuvor

Lösungen?

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Überlegen, wie man da entlasten kann. Gehen die Kollegen mit, könnte man übers Schuljahr die Teams in Randstunden tagen lassen. Rollierend ….
Bleiben noch die akuten Vorfälle…..

Mika
7 Monate zuvor

Soll bedeuten, dass ich ohne konkret festgehaltene zeitliche Entlastung an anderer Stelle wöchentlich noch ne Teamsitzung machen darf? Nee, Danke, kein Bedarf!

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Entweder man steht dahinter oder eben nicht. Sie nicht, dann ist das so.
Ich persönlich empfinde es schon als Entlastung, wenn ich mit anderen Probleme besprochen und Strategien entwickelt habe, mit denen ich arbeiten kann. Verabredete Maßnahmen muss ich dann auch nicht alleine umsetzen, sondern werden arbeitsteilig im Team umgesetzt. Da habe ich im Vorfeld mutmaßlich Zeit und Energie reingesteckt, aber später halte ich ein Bündel an Maßnahmen in der Hand und stehe nie alleine da.

Isa
7 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Die Lösung wäre, wenn die Eltern ihre Kinder wieder selbst erziehen und sich kümmern würden.

Dejott
7 Monate zuvor
Antwortet  Isa

Ok, wer soll dann arbeiten und das Geld nach Hause bringen?
Platte Antworten lösen keine komplexen Probleme.

Isa
7 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Das eine schließt das andere nicht aus. Unsere beiden Eltern (Arbeiterhaushalt) haben auch schwer und lange gearbeitet- und nicht nur 8 Stunden täglich und das bis übers Rentenalter hinaus- haben aber trotzdem für Erziehung und Wertevermittlung gesorgt. Sie sahen sich als zuständig an, haben nicht von Work-Life-Balance phantasiert, sondern die Verantwortung für ihre Kinder übernommen, statt alles der Schule, der Gesellschaft, der, die, das auch immer zu übertragen.

Unverzagte
7 Monate zuvor
Antwortet  Isa

Glückwunsch, es gibt allerdings nicht nur intakte Familien…

Dirk Meier
7 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Man kann auch gut leben, wenn ein Partner Vollzeit arbeitet und der andere zu Hause bleibt oder Teilzeit macht. Eventuell hat man dann kein Auto, wohnt zur Miete, verbringt den Urlaub nicht an exotischen Orten und kauft die Kinderausstattung second-hand. Dafür hat man dann aber Zeit für seine Kinder, welche man unbedingt haben wollte. Viele Menschen können einfach keine Prioriäten mehr setzen.

Bald in Pension
7 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Wenn ihnen das zu viel ist, sollen sie keine Kinder bekommen.

Lambada
7 Monate zuvor
Antwortet  Bernd

Bei mir fällt bei einer 40 Stunden Woche der Nachmittag noch in den Arbeitstag. Oder was rechne ich falsch?

Marie
7 Monate zuvor
Antwortet  Lambada

Wenn zu der bisherigen Arbeit, die schon in 40 Stunden oft nicht zu schaffen ist, noch die Besprechungen mit dem Multi-Team on top kommen, dann ist das tatsächlich (unbezahlte) Mehrarbeit.

Wissenspflaster
7 Monate zuvor

Selbst Schuld, liebe Lehrer!
Warum lasst Ihr Euch unter dem Lable „autonome Schule“ oder „Unterrichtssouveränität“ immer Aufgaben, die zentral erledigt werden könnten, an die Schulen delegieren?
– Schulinterne Lehrpläne
– Schulinternes IT und Medienkonzept
– Schuleigenes Feedbacksystem
– schulspezifisches Integrationskonzept
– usw.
Schickt die Trojanischen Amtsschimmel zurück ins Ministerium, bis sie ihre Arbeit getan haben und brauchbare Konzepte liefern.

Warum duldet Ihr eine Gewerkschaft, die selbstzufrieden schreibt, der „Dienstherr sei in der Gestaltung der Arbeitsverträge frei“. Ja „Dienstherr“ bei befristeten Angestelltenverträgen! 140 Jahre nach Bismarck.

Solange wir zum Ministerium immer jawoll, ja gerne sagen, wird sich nur eines ändern, es wird mehr Arbeit geben, für uns, weil wir sie machen.

Fakten sind Hate
7 Monate zuvor
Antwortet  Wissenspflaster

Man kann sich auch viel Arbeit machen, wenn man möchte. Viele der aufgeführten Aufgabe lassen sich schnell erledigen. Problem ist aber grundsätzlich immer, dass es Kollegen gibt, die einfach nur diskutieren wollen, selber aber keine Arbeit erledigen wollen.

Den schulinterne Lehrplan (NRW) kann man einfach von der offiziellen Webseite heruntergeladen werden. Dort gibt es für jedes Fach einen Beispiellehrplan. Teilweisesogar mit ausgearbeiteten Materialien. Schulname drauf. Fertig.

Die „Digitalisierung von Dingsbumb“-Pläne kann man von den anderen Schulen des Schulträgers abkupfern. Namen ändern. Fertig. Notfalls kann man sich auch mit den anderen Schulen absprechen (Aufgabenteilung).

Schuleigenes Feedbacksystem. Wird nicht genutzt, weil nicht problemorientiert. Fertig.

Integrationsprinzip. Etwas schwieriger. Dafür hat man aber hoffentlich mehrere Förderlehrer (o.ä.), die deutlich mehr Knowhow haben, als das Restkollegium. Die erarbeiten ein Konzept (ist ja auch deren Kernarbeit), welches von dea Kollegen abgenickt wird. Fertig.

Man kann obige Themen aber auch totdiskutieren. Dazu reichen dann 3 Kollegen bei einer Konferenz mit 100 Kollegen. Das kennt sicherlich jeder.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Schätze, wir sind undercover an der gleichen Schule!

Kann jedes Wort nur so unterschreiben.

Die „3 von 100“ ohne real life und mit lethaler emotionaler Abhängigkeit vom Arbeitsplatz sind mit eines der Hauptprobleme.

Lera
7 Monate zuvor
Antwortet  447

So true.

PaPo
7 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

So ist es. Ein Drittel bis die Hälfte an vermeidbarer Arbeit entsteht bei uns vor Ort und wäre problemlos vermeidbar.

Und noch ein paar Profitipps (mein neues ceterum censeo):
Auf max. 40 Stunden pro Woche (tendenziell deutlich weniger) kommt man außerhalb von Korrekturphasen eigtl. recht unproblematisch, mit…

  • quiet quitting (dt.: quasi Dienst nach Vorschrift);
  • … Routine und Improvisationtalent (vulgo: Schwellenpädagogik) – ein brauchbares Lehrwerk ist hier ein Gewinn;
  • … konsequenter, professioneller Distanz zum Schulalltag (what happens at school stays at school);
  • …dem Ignorieren von Psychospielchen, z.B. Shaming bzgl. des eigenen Berufsethos, weil man keinen absolut aufopferungsvollen Lebensstil pflegt („Kann nicht wenigstens einmal einer auch an die Kinder denken?“ u.ä. Versuche der emotionalen Geiselhaft)
  • …unmissverständlicher Kommunikation des Rahmens der eigenen Work-Life-Balance, bspw. Schülern, Eltern, Kollegen und der Schulleitung deutlich mitteilen, dass man nicht nach Dienstschluss, am Wochenende etc. und insb. auch nicht täglich (sondern nur regelmäßig, wie in ein oder zwei Mal pro Woche) per E-Mail erreichbar ist, dass man Doppelstrukturen (z.B. Materialien, Hausaufgaben etc. nicht lediglich im Unterricht, sondern auch zusätzlich mittels einer digitalen Lernplattform o.ä. bereitzustellen) ablehnt;
  • … einfach mal „Nein!“ sagen;
  • … einem Fundus aus Textbausteinen für allerlei redundante Formulare (wie z.B. Förderpläne);
  • … fehlenden Ambitionen, eine Beförderungsstelle zu bekommen;

Etc.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

„Den schulinterne Lehrplan (NRW) kann man einfach von der offiziellen Webseite heruntergeladen werden. Dort gibt es für jedes Fach einen Beispiellehrplan. Teilweisesogar mit ausgearbeiteten Materialien. Schulname drauf. Fertig.“

Ja, diese Idee hatten wir am Anfang auch, aber wir haben sehr schnell gemerkt, dass das nicht wirklich geht. Schon alleine das Format der Beispiele, war für uns absolut sinnlos. Gerade in Deutsch und Mathe hätte man sich total verzettelt und niemand hätte mehr durchgefunden. Diese Vorlagen sehen nur auf den ersten Blick gut aus, auf dem zweiten Blick sind sie unbrauchbar. Ausnahme Sachunterricht, wo man themenorientiert arbeiten kann.

Marie
7 Monate zuvor

Unser Matheplan stammt zu großen Teilen von der Seite des Lehrwerkherausgebers. Das haben wir als Basis genommen und so hatten wir relativ schnell „unseren“ Arbeitsplan fertig. Allerdings haben bei uns auch die „alten Hasen“ den nötigen Pragmatismus reingebracht, die „jungen Wilden“ wollten mal wieder das Rad neu erfinden.

Fakten sind Hate
7 Monate zuvor

Mittlerweile haben die Verlage auch vorgefertigte Stoffverteilungspläne für die Lehrwerke. Vielleicht sind besser geeignet, auch wenn sie formal noch „kompetenzorientiert aufgewertet“ (=Kernlehrplan kopieren) werden müssen. In Mathe sollte das kein Problem sein. In Physik habe ich an keiner Schule einen anderen Lehrplan gesehen außer den Beispiellehrplan.

Bernd
7 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Die Physiker sind halt noch pragmatischer als die Mathematiker (mit unpraktischen zweiten Fach)

Sonderpädagogin in der GS
7 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Wir Sonderpädagogen stecken unsere Arbeitskraft übrigens auch lieber in Förderung statt in leere Konzepte, die von den Kollegen dann nur blind „abgenickt“ und nicht gelebt werden.
Auch wir Sonderpädagogen arbeiten übrigens über dem Limit und sind oft allein an einer Schule.

ulschmitz
7 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

in der tat leute ohne heimat oder ohne weitere freundschaften und interessen – leider aber auch profilneurotiker:innen mit hang zu höheren aufgaben

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Wissenspflaster

Volle Zustimmung. Ich ärgere mich gerade schwarz, dass wir die schulinternen Lehrpläne gerade fertig haben. Das war eine echte „Scheißarbeit“. Nun sind sie fertig und da kommt das Ministerium und verkündet, dass sie nun im Ministerium Vorlagen erarbeiten werden, um die Schulen zu entlasten. Was hätten wir in den anderthalb Jahren alles nützliches anfangen können.
Die nächste Vorgabe ist ein schutzkonzept, welches bitte zeitnah von jeder Schule erarbeitet werden soll. Warum? Ich habe da einen riesigen Widerstand, denn es würde reichen, wenn man ein Vorlagenkonzept für die eigene Schule antizipieren würde. Warum soll jede Schule mit der gesamten Schulgemeinde erstmal aufwändig eine Standortbestimmung machen, um dann auch wieder gemeinsam Maßnahmen zu erarbeiten? Würde man das so machen wie vorgesehen, würden ich und ein oder zwei Kolleginnen mit der Schulpflegschaft mindestens 10 Abende in der Schule verbringen. Sind die eigentlich irre?
Hier beherzige ich Ihren Rat und warte mal ab, ich warte sehr lange ab. Mal schauen, wann es sich von selbst erledigt hat…..

Tobi
7 Monate zuvor

Woanders wird derzeit homeofice und 4 tage week angeboten und hier gibt es 50 Stunden Mehrarbeit. Wahnsinn!!

Macht doch eine 4 tage week, verteilt alle so, dass sie 4 statt 5 Tage kommen müssen
und macht manche Stunden online von zuhause.

Konferenzen gehen auch digital …machen die Unternehmen auch so. Warum soll das in Schule nicht gehen 😀

Tom
7 Monate zuvor
Antwortet  Tobi

Der eigentliche Wahnsinn besteht doch auch darin, dass durch fehlende Lehrkräfte immer mehr Arbeit auf immer weniger verteilt wird. Das wirkt natürlich auf potentiellen Nachwuchs extrem attraktiv…

Rainer
7 Monate zuvor
Antwortet  Tobi

Vielleicht hilft KI ?!

1 Korrekturtag müsste mindestens drin sein und woanders gibt’s schon homeoffice.
Schule wird sonst zu unattraktiv

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Tobi

Weil bei digitalen Konferenzen die emotional co-Abhängigen, Diskussionsquerulanten und Emotionalisierer die normalen Menschen nicht dazu ***zwingen*** können, ihnen zuzuhören.

PaPo
7 Monate zuvor
Antwortet  447

… und mancher Forist mag es sich nicht vorstellen können, weil ich mich hier oftmals recht umfangreich äußere: Bei diesen unsäglichen Präsenzkonferenzen halte ich selbst bei grobem Unfug den Mund (sofern mein Schweigen mir nicht Zusatzarbeit bescheren würde) – da lese ich lieber einen Roman, schreibe hier einen Kommentar, spiele ein Spiel o.ä. Aber manche Kollegen fangen jeden Redebeitrag bei Adam und Eva an, erzählen von ihren persönlichen Problemchen im Plenum oder scheinen extrem motiviert, möglichst viel Zusatzarbeit für möglichst viele Leute zu generieren (Pragmatismus ist oftmals ein Fremdwort).

Freiya
7 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

„Es wurde alles schon gesagt, aber nicht von jedem!“

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Ich liebe digitale Konferenzen, aus den von Ihnen genannten Gründen und weil keiner dazwischenquatscht, Privatgespräche führt, niemand meine rollenden Augen sieht und sie einfach effektiv sind. Ich liebe auch meine Stummschaltoption….*flöt*

Traurige Maus
7 Monate zuvor
Antwortet  Tobi

der Reallohnverlust wird völlig vergessen. Lehrkräfte verdienen momentan 17Prozent weniger, weil es gleich bleibt und blieb. Woanders gab es schon 3k Inflationsprämie

Verhandlungen erst in Monaten und bis irgendwas durchommt noch länger

PaPo
7 Monate zuvor
Antwortet  Traurige Maus

Ja, die Verhandlungen fangen Ende Oktober an un ziehen sich bis Anfang Dezember… wir Lehrer sind zuletzt dran.

Bernd
7 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Aufgrund der klammen Kassen erwarte ich einen Abschluss mit vielleicht 5% mehr beim langer Laufzeit

Lera
7 Monate zuvor

Leute, fragt euch mal, wie viel und welche Arbeit euch ganz konkret z.B. der Sozialpädagoge spart. Oder der Sonderpädagoge.

Und dann denkt nochmal über die Hoffnungen nach, dass multiprofessionelle Teams den Lehrern Arbeit abnehmen.

Ich sage: Statt noch mehr Leuten, die in meinem Klassenzimmer nach Belieben ein- und ausgehen und gaaaanz genau wissen, wie alles funktioniert; statt weiteres Geld in Professionen zu stecken, die gerne im Lehrerzimmer sitzen:

Macht doch bitte den Lehrerberuf wieder attraktiv! (weniger Stunden, kleinere Klassen, Viergliedrigkeit ab Klasse 1, Vorschule, DAZ-Zentren und natürlich auch mehr Kohle etc.)

Alles andere ist maximal nice to have und oft genug sogar kontraproduktiv.

Sonderpädagogin in der GS
7 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Sonderpädagogen sind im Übrigen tatsächlich echte Lehrer. Sie sehen ihre Aufgabe nicht darin, gerne im Lehrerzimmer zu sitzen.
Wertschätzung geht anders!!!

DerechteNorden
7 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Warum Viergliedrigkeit ab Klasse 1?
Sorry, aber das ist für mich Aus und Absonderung von Anfang an. In so einer Gesellschaft möchte ich nicht leben.

Freiya
7 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Ööhm… UNSERE Sozialpädagogikkraft ist Gold wert und spart mir endlos viel Zeit ein, die ich sonst in Einzelgesprächen mit den immer labiler werdenden Kindern (und Eltern) aufwenden müsste. Normalerweise müsste jede Klassenleitung den Sozialpädagogen an der Schule die Füße küssen, ungewaschen!

Bücherleser
7 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Auch die Sozialpädagogen an meiner Schule waren Gold wert und wurden deshalb von Lehrern, Erziehern und Eltern sehr geschätzt. Aber wahrscheinlich gibt es auch da solche und solche. Kann aber auch sein, dass manche Lehrer ein Problem mit der Zusammenarbeit haben und die Sozialpäds/ Sonderpäds sich dann zurückhalten (Kompetenzgerangel?).

gehtsnoch
7 Monate zuvor
Antwortet  Bücherleser

Sozialpädagogen „waren“ und da stellt sich nur die eine Frage: Wo sind diese Goldstücke hin?

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

„UNSERE Sozialpädagogikkraft ist Gold wert“ – Bei uns genauso. Ihre/Seine Füße werden trotzdem nicht geküsst. Macht bei mir ja auch keiner (obwohl ich sie regelmäßig wasche!***)…

***Und außerdem bin ich natürlich ebenfalls mein (beträchtliches) Gewicht in Gold wert 😉

Der Zauberlehrling
7 Monate zuvor

Wer zu viel Zeit braucht, ist einfach zu langsam und muss an seinem Zeitmanagement arbeiten. So habe ich das mal als Feedback zu einem Hinweis auf die maximale Wochenarbeitszeit bekommen.

Man muss seine Ressourcen einteilen. Außerunterrichtlich läuft bei mr nichts mehr – sehr schade, weil immer schön gewesen, aber anders geht es nicht mehr. Konzentration auf das Kerngeschäft und schon wird es besser.

Arbeitsbeschaffungsmaschinen laufen immer – auch Fortbildungen gehören dazu. Kein Nutzen, aber den Tag vergeigt. Kein Input aber alle Stunden nacharbeiten..

Es ist schon so, dass der Teilzeiter mehr Belastung erfährt, als der Vollzeiter. Aber mit vollem Deputat verschenke ich alle Pensionsansprüche durch vorzeitiges Ableben. Hilft mir auch nicht weiter.

Blau
7 Monate zuvor

So hab ich das noch gar nicht gesehen mit dem vorzeitigen Ableben durch Vollzeitbelastung. Wir werden aber nun zu Vollzeit gezwungen außer wir haben Kinder oder pflegen Eltern, was zusammen mit Teilzeit auch so belastend ist, dass es nicht gerade die Lebenszeit verlängert…

Rainer Zufall
7 Monate zuvor

Und wieder einmal erfolgteich viel Papier voll geschrieben, ohne dass es jemand liest geschweige sich etwas ändert. Gut gemacht! 😉
Absolut nichts gegen eine gründliche, saubere Studie, aber darauf wird nichts folgen – wie immer.

Bei all dem Lärm um die Zeiten, kann man die Arbeit von Lehrkräften überhaupt anhand der Arbeitszeit erfassen?
Müssen erfahrene Lehrkräfte mehr arbeiten? Wohl kaum. Eher werden neue, langsame oder interessierte Lehrkräfte künftig als „zu langsam“ befunden.

Der Stand der Wissenschaft entwickelte weiter? Du hast neue Ideen? Willst gar ein neues Konzept ausprobieren?
Lass den Mist! Halte Deine Zeiten ein! Oder denkst Du ernsthaft, wir würden sowas bezahlen??

Karl Heinz
7 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ja in der Tat schwebt aktuell die Frage im Raum, ob der ganze (Netz-)Hype um Arbeitszeit und deren Erfassung und Neuordnung im Real-Life auch nur irgendeine Relevanz entwickelt?

Fordern kann man viel.
Wie wäre es mit organisierten Sammelklagen?
Ein paar höchst-richterliche Urteile dürfen für den nötigen Handlungszwang sorgen.
Dann stünde aber immer noch die Frage im Raum, wie es anders gemacht werden soll.
Die Warnungen, dass es durch Alternativen nur anders, aber keineswegs besser werden würde, hale ich für sehr berechtigt.
Wenn man mit dem Teufel verhandelt, gewinnt halt immer der Teufel.

Und wer stete Wunsch nach mehr Personal in allen Bereichen…
Woher nehmen?
Wovon bezahlen?

Wollte z.B. die FDP nicht eine „umfassende Modernisierung des Bildungssystems sowie eine Reform des Bildungsföderalismus“?
Haben die nicht grade das äääähm – Finanzministerium unter ihren Fittichen?
Warum bleibt der Geldhahn zu?

anka
7 Monate zuvor

Weniger Arbeit durch multiprofessionelle Teams?
Bis sich die zeitintensiven Absprachen zwischen den Professionen auszahlen in der Richtung, dass sie uns Arbeit ersparen, sind längst wieder neue Vorgaben zu erfüllen und das Ganze geht von vorne los.
Unangenehme Wahrheiten:
Die Arbeitsbelastung hängt doch sehr stark ab von der eigenen Fächerkombination.
Es gibt die sog. Korrekturfachlehrer_innen, die in jeder ihrer Lerngruppen, Klassenarbeiten oder Klausuren aller SuS korrigieren müssen. Z.B. mit Deutsch und Mathe.
Und es gibt KuK ohne Korrekturfach, die allenfalls mal ein paar Klausurschreiber in der Oberstufe haben. Z.B. mit Sport und Erdkunde.
Und die dritte Gruppe, die ein Korrektur- und ein Nebenfach haben. Z.B. Deutsch und Religionslehre (ev/rk).
Zyniker sagen hier: „Augen auf bei der Berufswahl„.
Das hilft uns aber auch nicht weiter.
Eher Gewichtungspunkte pro Fach/Klassenarbeit (Klausur) und -Achtung Triggerwarnung– Erhöhung des Deputates für die einen, Ermäßigung für die anderen.
Die Hamburger sind zwar hier in die richtige Richtung gegangen, die Auswirkungen -geplant oder ungewollt- allerdings waren eher negativ und gingen Richtung Mehrarbeit. Trotzdem lohnt ein Blick nach in die Freie und Hansestadt Hamburg. Sage ich aus meiner NRW-Perspektive.

Grillsportler
7 Monate zuvor
Antwortet  anka

Bei uns an der Schule wurde von einer Arbeitsgruppe ein aufwändiges Modell zur Berechnung der individuellen Korrekturbelastung erstellt, das über ein ausdifferenziertes Punktesystem die persönlichen Belastung darstellt und vergleichbar macht. Nun sollte dieses Modell dazu dienen, die der Schule zur Verfügung stehenden Topfstunden gerecht zu verteilen und sogar weitere Topfstunden und somit Entlastung für Vielkorrigierer zu generieren, indem Nichtkorrigierer z.B. eine Wochenstunde mehr unterrichten. Wurde von der Schulleitung mit dem Hinweis auf möglichen Unfrieden im Kollegium sofort wieder kassiert.

Realist
7 Monate zuvor
Antwortet  Grillsportler

 und sogar weitere Topfstunden und somit Entlastung für Vielkorrigierer zu generieren, indem Nichtkorrigierer z.B. eine Wochenstunde mehr unterrichten.“

Ist ja auch unrechtmäßig. da sich eine Schule nicht über geltendes Recht (Arbeitszeitverordnung für Lehrkräfte) hinwegsetzen kann.

Grillsportler
7 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Wäre eine freiwillige Sache des Kollegiums gewesen und hätte ein Zeichen der Solidarität untereinander sein können. Das ganze durfte dem Kollegium aber gar nicht erst auf einer Konferenz vorgestellt werden.

Marie
7 Monate zuvor
Antwortet  Grillsportler

Und Sie haben ernsthaft geglaubt, dass da jemand freiwillig mehr gearbeitet hätte??

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Grillsportler

Womit die SL ganz sicher nicht unrecht hat, denn auch bei wirklich durchdachter Bepunktung der angenommenen Belastungen, wäre es zu einem Hauen und Stechen im Kollegium gekommen. Denn da spielen dann plötzlich auch die subjektiv empfundene Belastung eine große Rolle. Da heißt es dann z.B. „warum bekommt Kollege X eine Entlastungsstunde? Der hat doch nur 15 Schüler im Kurs, während ich 25 habe….“ oder „meine übernommene Aufgabe ist viel zeitintensiver als eingeschätzt.“
Grundsätzlich finde ich den Ansatz total spannend und durchdacht und wenn man ein Kollegium hat, welches Abstand von seinen persönlichen Befindlichkeiten nimmt und auch dem Kollegen die Butter auf dem Brot gönnt, ist das super.
Aber…..ja aber….

ulschmitz
7 Monate zuvor
Antwortet  anka

Ich kenne einen Fall, da hat der GYM-Schulleiter einem Kollegen mit Ek/Sport verboten, ab Februar im Lehrerzimmer Reiseprospekte zu wälzen und lauthals über seine Ferienpläne nachzudenken. Kurz drauf wurde verboten, am letzten Schultag mit dem Campingbus vorzufahren und am ersten Schultag (also mit SuS) 5 Minuten vor Konferenzbegeinn in Expeditions-oder Safari-Kleidung ebenfalls mit dem Campingbus vorzufahren.

Bald in Pension
7 Monate zuvor
Antwortet  ulschmitz

Und weil der Kollege ja noch Oberstudienrat werden wollte, hat er das sicher auch brav gemacht. Oder war und blieb das Faktotum, das unverbesserlich an jeder Schule die Klischees mit Leben füllt.

Fakten sind Hate
7 Monate zuvor
Antwortet  ulschmitz

Oh. Für diesen Schulleiter hätte ich mir extra einen Campingbus für den letzten Schultag geliehen und mir ein paar Reiseprospekte besorgt, obwohl ich eigentlich nur zelten gehe.

Ich muss mich schließlich fortbilden.

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Nein, nein, das hat er ja verboten – dienstliche Anweisung und so… Es reicht VÖLLIG, am letzten Schultag demonstrativ ein T-Shirt mit der ABBILDUNG eines Campingbullis zu tragen und/oder das Modell eines solchen im Lehrerzimmer auf den Tisch zu stellen.

spartakus
7 Monate zuvor

Die Verteilung der Arbeitsbelastung ist hochgradig unfair und gehört von Grund auf reformiert. Im Artike steht, dass die Streuung der Arbeitsbelastung immens sei. Das beobachte ich auch. Insbesondere, wer bestimmte Fächerkombinationen hat, kann sich leichter aus bestimmten Aufgaben heraushalten und hat per se schon eine deutlich niedrigere Arbeitsbelastung.
Mich würde dabei sehr interessieren, ob sich anhand der Studiendaten erkennen lässt, ob bzw. welche Lehrkräftegruppen systematisch mehr leisten müssen als andere. Das wäre dann eine Basis, um über die Deputatsumfänge neu zu sprechen

Sandra
7 Monate zuvor

Arbeit im Multiprofessionellen Team

Für die Arbeit im Multiprofessionellen Team werden einzelne Personen mit unterschiedlichen Qualifikationen aus verschiedenen Professionen und Berufsgruppen zusammengeführt (vgl. Bauer 2018, S. 731). Die Personen sollen so eingesetzt werden, dass sie ihre spezifischen Qualifikation mit in die Arbeit einbringen können und somit zielgerichtet und erfolgreich arbeiten können (vgl. Geist 2019, S. 63).
Die Bildung multiprofessioneller Teams ist eine Antwort auf die steigende Komplexität in den Anforderungen beispielsweise in der sozialen Arbeit oder in der Bildung (vgl. Heyer et al. 2019, S. 9).
Als eine Begründung für die Notwendigkeit zur Bildung von multiprofessionellen Teams zählt unter anderem die Vielschichtigkeit gesellschaftlicher Problemlagen und die wachsenden Anforderungen an hier tätigen Organisationen, Akteur*innen oder Settings. Veränderte Anforderungen bedingen eine spezifische Bearbeitung. Da originäre Berufsgruppen mit ihren spezifischen Fertigkeiten diese Anforderungen nicht allein bewältigen können, bedarf es Spezialisten, also anderen Professionen, die die Aufgaben arbeitsteilig als multiprofessionelle Kooperationsleistung bewältigen können (vgl. Heyer et al. 2019, S. 9) (vgl. Bauer 2014, S. 273).

Multiprofessionalität dient auch als Mittel, die Professionalität frühpädagogischer Arbeit zu stärken. Menschen mit unterschiedlichen beruflichen Qualifikationen, fachlichen Perspektiven und persönlichen Wurzeln ermöglichen einen facettenreichen Blick auf die Situation. Darauf aufbauend können gemeinsame Lösungen entwickelt werden, um die komplexen Anforderungen zu bewältigen (vgl. Nentwig-Gesemann und Cloos 2021, S. 1).

„Je mehr Professionelle in der Hilfeerbringung beteiligt sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, blinde Flecken aufzuspüren, interdisziplinäre Wissensbestände zu berücksichtigen und eine breite Palette an Handlungsinterventionen zu ermöglichen“ (Hollweg et al. 2019, S. 58).

Herausforderungen

In einer Längsschnittstudie weisen die Ergebnisse darauf hin, dass eine wenig begleitete Integration neuer, nicht einschlägig qualifizierter Berufsgruppen in Teams zu Qualitätsverlusten und einer erhöhten Belastung führen kann. Der Aufwand für Begleitung und Einarbeitung kann zu einer steigenden Belastung der einschlägig qualifizierten Mitarbeiter*innen führen, die mit einer sinkenden Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit einher geht (vgl. Fröhlich-Gildhoff et al. 2021, S. 12f.).

„Damit kann es zu sinkender Arbeitsmotivation und erhöhter Fluktuation, mithin einer Abwärtsspirale kommen“ (Fröhlich-Gildhoff et al. 2021, S. 13).

Allerdings kann die Kooperation mit weiterem pädagogischen Personal und die damit verbundenen Absprache- und Delegationsmöglichkeiten bezüglich der Aufgaben im erzieherischen Bereich auch zu deutlichen Entlastungseffekten führen und zu einem Entlastungserleben von Lehrkräften beitragen (vgl. Dizinger et al. 2011, S. 125) (vgl. Reich 2014, S. 94).

Handlungen von Akteuren in multiprofessionellen Teams bedingen sich gegenseitig. Damit der Sinn hinter den Schritten des jeweils anderen Akteurs erkannt wird ist es notwendig, die Funktion und die Absichten des anderen zu kennen. Ist das Hierarchiegefälle, beziehungsweise das Machtdifferential zwischen Lehrkraft und beispielsweise Sozialpädagog*in hoch, besteht die Gefahr, dass dem Gegenüber ein bestimmtes Verhalten aufgezwungen wird (vgl. Maykus 2021, S. 41).

Asymmetrisch, das heißt in einem Macht- oder Qualifikationsgefälle angelegte Kooperationen in multiprofessionellen Teams können zum Hindernis in der Zusammenarbeit werden (vgl. Heinrich und Werning 2013). Als Beispiel kann hier die strukturelle Asymmetrie aufgrund von Qualifikationsunterschieden genannt werden. In diesem Fall kann es zu Abstimmungsschwierigkeiten aufgrund des Qualifikationsgefälles kommen (vgl. Rock 2016, S. 12).

Verschiedene empirische Studien verweisen auf weitere Konfliktpotenziale:
·        Eingebrachte berufsbezogene Expertisen sind nicht immer erwünscht, da sie zu „Dominanzverhältnissen von Leit- und Hilfsprofessionen“ (Fabel-Lamla et al. 2019, S. 111) führen können.
·        Unterschiede in Prestige, Status und Hierarchien führen häufig zu Auseinandersetzungen; auch, wenn sich Professionen aneinander orientieren und eine Angleichung der Arbeitsweisen stattfindet (vgl. Sauerwein und Thieme 2020, S. 268) (vgl. Fabel-Lamla et al. 2019, S. 111).
·        Handlungs- und Deutungsmuster und damit zusammenhängenden Zielvorstellungen der verschiedenen Berufsgruppen können voneinander abweichen oder sich widersprechen.
·        Unterschiedliche Abschlüsse der Professionen bedingen verschiedene Zuständigkeiten, Befugnisse oder Handlungsmöglichkeiten (vgl. Fabel-Lamla et al. 2019, S. 111) (vgl. Sauerwein und Thieme 2020, S. 267f.).
·        „Nicht zuletzt sind es berufskulturelle Unterschiede und Vorbehalte gegenüber anderen Professionen, die in multiprofessionellen Konstellationen Konfliktpotenzial in sich bergen“ (Fabel-Lamla et al. 2019, S. 111).
Die Zusammenarbeit mit unterschiedlich qualifizierten Mitarbeiter*innen ist also nicht per Definition eine Bereicherung, sondern bedarf einer kontinuierlichen Begleitung und Unterstützung (vgl. Nentwig-Gesemann und Cloos 2021, S. 2).
Breuer formulierte weitere Problemfelder in der Kooperation, in diesem Fall zwischen Lehrkräften und Erzieher*innen:
·        Statusunterschiede, die sich aus dem Ausbildungsniveau und dem Gehaltsgefüge ergeben können,
·        die Unterscheidung von Tätigkeitsbereichen in gemeinsamen Angeboten,
·        die voneinander abweichenden Vorstellungen von Bildungsprozessen und die damit verbundenen auseinander gehenden lernmethodischen Prinzipien und
·        die Einschränkung der Gestaltungsautonomie des Einzelnen (vgl. Breuer 2015, S. 52-75).

Insgesamt kommt Breuer zu dem Schluss, dass sowohl Lehrkräfte als auch pädagogische Fachkräfte (Erzieher*innen) „eigene Aufgabenbereiche brauchen, um ihre jeweiligen Fachlichkeiten entsprechend einbringen und Professionalisierungspotenziale ausschöpfen zu können“ (Breuer 2011, S. 97).

Damit die Zusammenarbeit letztendlich gelingt ist eine positive Grundhaltung, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Autonomieverlust, Offenheit und Respekt, Kommunikation, Vertrauen und Unterstützung und eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem nicht-lehrenden Kolleg*innen notwendig (vgl. Becker und Ewering 2021, S. 111f.) (vgl. Erbring 2021, S. 83).

Dejott
7 Monate zuvor

Was übrigens niemand misst, ist die Arbeitsintensität. Glaube kaum, dass eine reine Zeiterfassung genügt, um den Lehrerberuf abzubilden.

Grillsportler
7 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Trifft aber genauso auf andere Berufe zu, in denen die Arbeitszeit individuell erfasst wird.

Zauberer Wu
7 Monate zuvor

Ein bis zwei Korrektur homeoffice Tage sind eine gute idee a la homeoffice

Haben viele andere zurzeit auch

Die 3000 Inflationsbonus sind auch wichtig und das Gehalt an die Inflation anpassen, ne

Lisa
7 Monate zuvor

Ich fände ein eigenes Klassenzimmer, zu dem meine Schüler kommen, und in dem ich zwischen 8.00 und 17.00 Uhr zu finden bin, zielführend. Heutzutage natürlich mit Dienst PC. Ich hatte so etwas an einer deutschen Auslandsschule, und ich hatte wirklich Feierabend, weil ich nichts nach Hause nehmen musste. Den Montag habe ich Freitag Nachmittag vorbereitet. Alternativ ginge auch ein kleineres Büro.

ulschmitz
7 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Mit einem eigenen Klassenzimmer – kennt man nicht nur aus den USA oder GB oder Schweden – wäre zumindest ein Anfang gemacht. Sämtliche Unterlagen in Regalen, PC, Scanner, Drucker, evtl. Kopierer, Beamer, Internet, Telephon, abschließbare Fächer u.a. für Klausuren-Stapel, Handbibliothek.
SuS in Einzelpulten, Regale für SuS-Unterlagen, Referate – möglichst für jede/n SuS einen eigenen Aktenordner (kenne ich aus Spanien). Kein ödes Elternsprechzimmer… – und Lehrerzimmer in Käfighaltung nur bei Konferenzen – wobei viele Angelegenheiten einfach per PC/Zoom o.ä. abgewickelt werden könnten.
Nun ja, jede/r hat so seinen Traum – und ich bin seit 2015 pensioniert.

Marie
7 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Ein eigenes Klassenzimmer ist in Grundschulen die Norm. Nutzt nur nix, wenn direkt nach dem Unterricht die OGS „einzieht“ und den Raum bis 17.00 Uhr belegt. Ich hab schon Probleme, mir den Raum für die Elternsprechtage frei zu schaufeln.

Lisa
7 Monate zuvor
Antwortet  Marie

Nein, so ist das nicht gemeint. Es sollte auch Ihr Arbeitsbüro sein. So wie in anderen Berufen in der Verwaltung das Büro auch gestellt wird.

Tim Bullerbü
7 Monate zuvor

Mir würden vor allem kleinere Klassen helfen.
Ich habe aktuell nur Klassen zwischen 27 und 32 Schüler/innen. Das sind ein Drittel mehr Gespräche und Korrekturen als man eigentlich schaffen kann.
Wenn ich 28 Erörterungen in Klasse 10 in 2 Wochen korrigieren muss, geht das nur mit Krankmeldung oder 2 kompletten Wochenenden.
Die Multiprof. Teams nehme ich gerne DAZU.

Bernd
7 Monate zuvor
Antwortet  Tim Bullerbü

Augen auf bei der fächerwahl. Eine zeitstunde brauche ich für das vorabi im leistungskurs, allerdings Mathe und nicht Deutsch oder Fremdsprache. Ich hoffe für Sie,dass Ihr zweites Fach nicht ähnlich aufwändig ist.