Baggy-Pants verbieten? Streit um angemessene Schulkleidung

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HAMBURG. In Hamburg ist eine Diskussion über einen Dresscode für Schüler entbrannt. Anlass ist eine Initiative am ältesten Gymnasium der Hansestadt, dem Johanneum, Kleidungsvorschriften in die Schulordnung aufzunehmen.

Allzu freizügige und nachlässige Kleidung soll es am Johanneum in Hamburg künftig nicht mehr geben. Foto: Charles Fred / Flickr (CC-BY-NC-SA-2.0)
Allzu freizügige und nachlässige Kleidung soll es am Johanneum in Hamburg künftig nicht mehr geben. Foto: Charles Fred / Flickr (CC-BY-NC-SA-2.0)

„Sind Hamburgs Schüler falsch angezogen?“, fragt die „Bild“-Zeitung und berichtet von Schülerinnen mit Ausschnitt bis zum Bauchnabel. Manchen Jungs hingen die Baggy-Pants bis in die Kniekehlen, andere nähmen Käppis auch im Unterricht nicht ab. Tatsächlich erwägt die Schulkonferenz des Johanneums, als offenbar erste Schule Hamburgs einen Absatz zur angemessenen Bekleidung in die Schulordnung aufzunehmen, um allzu freizügige und nachlässige Garderobe zu unterbinden. Jungen und Mädchen, die sich daran nicht halten, müssen danach künftig mit Sanktionen rechnen. Das 1529 gegründete Johanneum ist ein humanistisches Gymnasium, das als renommierteste Lehranstalt Hamburgs gilt. Sie brachte mehrere Bürgermeister der Hansestadt hervor. Auch Prominente wie Regisseur Wolfgang Petersen und Schriftsteller Ralph Giordano gingen hier zur Schule.

Trend zu gewagten Dekolletés

„Einige Schülerinnen und Schüler haben einen Bekleidungsstil, der für ungute Gefühle auf Lehrer- und Schülerseite sorgt“, sagte Schulleiterin Inken Hose dem „Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag“. Der Trend zu gewagten Dekolletés, Bauchfrei-Shirts und abgerissenen Jeans habe sich in vergangenen Jahren verstärkt. Es gehe ihr allerdings weder um Verbote noch um eine ausdrückliche Kleiderordnung. „Wir wollen gemeinsam darüber diskutieren, wofür Kleidung steht – nicht erst im Berufsleben, sondern bereits in der Schule.“ Die Schüler sollten sensibilisiert werden, eine Art der Bekleidung zu wählen, die Ort und Anlass entspreche. In der Vorlage für die Schulkonferenz heißt es dem Bericht zufolge: „Jeder Schüler hat eine der Institution Schule und der Atmosphäre des Lernens und Lehrens angemessene Kleidung zu tragen. Wenn ein Schüler hiergegen verstößt, hat die unterrichtende Lehrkraft die Möglichkeit, ihn mit der Bitte, sich umzuziehen, nach Hause zu schicken.“

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Der Hamburger FDP-Politiker Robert Bläsing (28) kritisiert in der „Bild“-Zeitung: „Lehrer sollten sich nicht zum Richter über Kleidung aufschwingen. Zur persönlichen Entwicklung junger Menschen gehört auch, dass sie ihren Stil selber entwickeln.“ Die Lehrerin und Buchautorin Karin Brose („Survival für Lehrer“) würdigt in einem Beitrag für das „Hamburger Abendblatt“ hingegen die Initiative. „Junge Menschen, die die Schule als Arbeitsplatz und nicht als Ort für ihren täglichen Auftritt begreifen, haben bessere Noten. Schüler, die lernen, sich angemessen zu kleiden, verzichten an ihrem Arbeitsplatz auf tiefe Dekolletés und sichtbare Unterhosen. Die Fähigkeit, sich situationsgerecht kleiden zu können, ist ein wichtiger Baustein zum Erfolg“, schreibt sie. „Wer aber keine Disziplin hat und Regeln nicht befolgen kann, hat nicht nur im Berufsleben weniger Erfolg, er wird es überall schwer haben.“ Die Schulbehörde wiederum hält sich zurück. Schulen hätten durchaus das Recht, auf „anhaltende Verstöße gegen die guten Sitten“ zu reagieren, sagte ein Sprecher dem „Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag“. Wie das im Einzelfall juristisch wasserdicht geschehen soll, sei aber völlig unklar. Die Schulbehörde verweist dem Bericht zufolge darauf, dass Kleidung zumeist pure Geschmackssache sei.

„Ausdrucksform menschlicher Individualität“

Das Hamburger Johanneum ist keineswegs die erste Schule in Deutschland, die Kleidungsvorschriften in ihre Schulordnung aufzunehmen gedenkt.  Am Thomaeum im niederrheinischen Kempen heißt es seit den Herbstferien: Das Gymnasium erwarte als Ort des Lernens von allen Beteiligten eine angemessene Kleidung. „Sie ist dezent – Dekolleté, Bauch und Po sind bedeckt – und provoziert, diskriminiert, beleidigt oder belästigt nicht. Dies schließt provokante Motive (gewaltverherrlichend, rechtsradikal, sexistisch) aus.“ Solche Sprüche auf T-Shirts seien bisher ohnehin nur Einzelfälle gewesen, versicherte Schulleiter Edmund Kaum der „Rheinischen Post“. „Ein sensibles Problem“ sei dagegen tief ausgeschnittene Bekleidung bei Schülerinnen: „Lehrer können in solchen Fällen kaum von oben ins Heft einer Schülerin schauen, ohne sich gleich einem Verdacht auszusetzen.“

Auch andere Schulen haben längst Bekleidungsvorschriften in ihre Schulordnung aufgenommen. „Kleidung ist eine von vielen Ausdrucksformen der menschlichen Individualität. Dennoch soll sie andere weder ablenken noch deren Gefühle verletzen. Wir achten daher auf vollständige und angemessene Bekleidung“, heißt es etwa am Sophie-Scholl-Gymnasium in Oberhausen. Die Regeln an der Realschule im rheinischen Rösrath sind konkreter: „Kopfbedeckung ist im Hause abzulegen, es sei denn sie ist nachweisbar aus medizinischen oder religiösen Gründen erforderlich. Ausschnitt, Taille und Rücken sollten bedeckt gehalten werden“, heißt es dort. „Unterkleidung wird nicht als Ersatz für Kleidung akzeptiert und sollte nicht provokativ sichtbar getragen werden. Das Tragen von Militärkleidung (Tarnhosen, Pionier- und Bomberjacken etc.) ist der Schulsituation nicht angemessen.“ Schülern, die sich nicht daran halten, droht eine Sanktion, die ausgesprochen wirkungsvoll sein dürfte: „Bei Regelverstößen hält die Schule Ersatzkleidung bereit.“

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4 Kommentare
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sascha Hornung
10 Jahre zuvor

Der Größte scheiß verbreitet sich wieder…. Wor Leben in Deitschland und so gestze oder Schulregel ist der mist des Jahres 2013…. Wieso ?

Ich nehme meine Cäppi nie im Unterricht ab oder ich Trage ebrnfalls ueber Weite Baggys in der Schule tum und draußen sowie Arbeitsplatz…..

Ich mit 19 Jahre laufe immet noch mit weiten klamos rum.. und keinet von meiner Berufsschule hat sich beschwerd weil es keiner interessiert… Wir dürfen rumlaufen wir mir wollen… Ob Pank,Hopper,Nazi,Karotten Style……

Blösin fuer was zahlt der Staat.. das ihr den Teenager was bei bringen und net fuer Kleidungstil zu regeln!!!. lass die einfach so rumlaufen wie die wollen

sascha Hornung
10 Jahre zuvor
Antwortet  sascha Hornung

Wurde mit dem Handy geschrieben. Sry wegen Fehlern

klexel
10 Jahre zuvor
Antwortet  sascha Hornung

@Sascha: die vielen Fehler, die du gemacht hast, sind nie und nimmer nur auf Handy-Tippfehler zurückzuführen. Dein Geschreibsel ist oberpeinlich, ich hab mal eben locker 26 Fehler gezählt. Du kannst ja nicht einen Satz geradeaus schreiben, denn auch der Satzbau ist eine Katastrophe – und dafür kann dein Handy nichts. Da wundert es mich auch nicht, dass du die simpelsten gesellschaftlichen Normen nicht kennst. Spätestens bei deinen Vorstellungsgesprächen wirst du dir (hoffentlich) selber überlegen, ob du angemessen gekleidet dort auflaufen wirst – oder du wirst die Konsequenzen zu spüren bekommen.
Bei uns an der RS sind Käppies im Unterricht, bauchfrei und tiefe Dekolletés verboten. Bisher hat sich noch kein Schüler und vor allem keine Schülerin drüber aufgeregt, die SchulsprecherInnen haben auf der Konferenz selber den Vorschlag gemacht. Und… kleiner Tipp nebenbei: Baggy-Pants sind schon laaaange out und inzwischen total uncool!

REFRESH
10 Jahre zuvor

Wem fällt bitte so ein Dreck ein?? 0.o

Beschneidung der Privatsphäre durch Kleidungsvorschriften, pffff…

Hip Hop & Baggyz rul0rn & wir stylen uns, wie ‚wir‘ wollen, fuck off!