BERLIN (Mit Kommentar). Im vergangenen Jahr gab es wieder viel Fluktuation an den Spitzen der Schulministerien. Anlass genug, um sie alle mal vorzustellen: die Politiker, die Deutschlands Schulen regieren. Teil vier unserer auf vierteiligen Serie.
Die Absteigerin: Dorothea Henzler (FDP)
Wer solche Parteifreunde hat, braucht keine Feinde mehr. Als Hessens Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) wegen einer geplanten Verringerung der Zahl der Schulämter auch vom Koalitionspartner CDU heftig kritisiert wurde, stellte sich FDP-Fraktionsvize Wolfgang Greilich vor den Landtag, um eine Änderung des Planes im Sinne der CDU zu verkünden – so unverblümt ist selten eine Ministerin aus den eigenen Reihen brüskiert worden. Kein Wunder also, dass unmittelbar danach die Spekulationen um Henzlers Ablösung ins Kraut schossen. Abgelöst wurde dann zwar lediglich ihr Staatssekretär, aber für Henzler (63) dürfte klar sein: Wenn es ihr nicht bald gelingt, ihren Dauerstreit mit der CDU zu beenden und die hessische Schulpolitik als Erfolgsmodell zu verkaufen , dann ist für sie Schicht im Schacht. Im Jahresüberblick der Nachrichtenagentur dpa für Hessen wurde sie als „Absteigerin des Jahres“ gewürdigt – neben den Hells Angels, deren Konten von der Polizei eingefroren worden waren, und dem Fußballverein Eintracht Frankfurt, der in die zweite Liga abgestiegen ist.
Der Bergsteiger: Christoph Matschie (SPD)
Free Climbing und Bergsteigen zählt Christoph Matschie zu seinen Hobbys. Politisch ist der 49-jährige Bildungsminister und SPD-Chef von Thüringen dagegen kein Abenteurer. Vor zwei Jahren entschied Matschie sich für ein Bündnis als Juniorpartner mit der CDU im Freistaat, obwohl er Ministerpräsident einer rot-roten Landesregierung hätte werden können. Um als Sozialdemokrat wahrgenommen zu werden, ist Matschie thematisch auf vielen Feldern aktiv – so bei der Rente mit 67, die er aussetzen möchte. Die GEW in Thüringen unterstützt den Theologen. Unlängst gab es sogar ausdrückliches Lob von der üblicherweise auf Krawall gebürsteten Lehrergewerkschaft, weil Matschie die Horte in Thüringen nicht (wie in anderen Bundesländern üblich) in die Verantwortung der Kommunen übergeben hat. Und Schule? Zum Schuljahresbeginn gingen 14 Gemeinschaftsschulen an den Start; ansonsten herrscht Ruhe in Erfurt. Nur privat sorgte Matschie für Schlagzeilen: Anfang des Jahres trennte er sich von seiner aus Äthiopien stammenden Ehefrau Mitslal Kifleyesus-Matschie, die seitdem mit den drei gemeinsamen Kindern in ihrem Heimatland lebt.
Der Volkswirt: Roland Wöller (CDU)
Es war nicht das Jahr von Sachsens Kultusminister Prof. Dr. Roland Wöller – auch wenn es dann doch noch für ihn glimpflich endete. Schulpolitisch scheiterte er gemeinsam mit Bundesbildungsministerin Annette Schavan mit dem Vorhaben, seiner CDU das sächsische Zwei-Säulen-Modell schmackhaft zu machen. Dann wurde Wöller (41) aus den Reihen seiner eigenen Landtagsfraktion heftig angegangen, weil er zu wenig gegen den Lehrermangel unternehme. Privat sorgten Plagiatsvorwürfe für Schlagzeilen. Wöller, der als Professor für Volkswirtschaftslehre und Umweltökonomie an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden arbeitete, wurde vorgeworfen, für seine Dissertation ausgerechnet aus einer Magisterarbeit abgeschrieben haben – zu Unrecht, wie eine Kommission nun feststellte. Allerdings gebe es Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten; Wöller habe wissenschaftliche Standards nicht eingehalten. Mit einem 200-Millionen-Euro-Bildungspaket (bis 2015) versucht Wöller jetzt, wieder in die Offensive zu kommen: Damit sollen unter anderem 1.200 Pädagogen mehr als bislang geplant eingestellt werden.
Zum Kommentar: “Schulen auf Schlingerkurs – Schluss damit!”