Geld oder Kita – wie betreuen Politiker ihre Kinder?

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BERLIN. Auch wenn Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) es vormacht: Gleichzeitig Politikerin und Mutter – das scheint in Deutschland schwierig zu sein. Laut einer Studie haben weibliche Bundestagsabgeordnete weniger Kinder als der Durchschnitt der Frauen. Versorgt wird der Nachwuchs der 288 Väter und 125 Mütter im Bundestag am Heimatort in erster Linie vom Lebenspartner oder von der restlichen Familie.

Brachte ihren Gesetzentwurf zum Betreuungsgeld jetzt durchs Kabinett: Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. Foto: VoThoGrafie / Flickr (CC BY 2.0)
Wurde als erste Bundesministerin im Amt Mutter - und brachte jetzt ihren Gesetzentwurf zum Betreuungsgeld durchs Kabinett: Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. Foto: VoThoGrafie / Flickr (CC BY 2.0)

Wie die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung 2011 in der Studie «Politik mit „Kind und Kegel“» erarbeitete, spielen Kinderkrippe, Kindergarten und Hort dabei nur untergeordnete Rollen, genauso wie Tageseltern oder Au-Pairs.

In der Öffentlichkeit wollen viele Politiker nicht allzu viel zur Betreuung ihrer Kinder sagen – zum Beispiel, ob sie das nun vom Kabinett verabschiedete Betreuungsgeld für Eltern von Kleinkindern überhaupt in Anspruch nehmen würden. Manche haben sich aber in der Vergangenheit aus der Deckung gewagt.

So stand für SPD-Chef Sigmar Gabriel schon kurz nach der Geburt seiner Tochter im April fest: Er will für sie kein Betreuungsgeld beantragen, sondern sie in eine Kita geben. Die brandenburgische Bildungsministerin Martina Münch (SPD), Mutter von sieben Kindern, beschrieb das Betreuungsgeld als «absurdes Gesetzesvorhaben».

Christine Buchholz, Mitglied im Parteivorstand der Linken, hebt die Vorteile der Kindertagesstätten hervor: «Ich lasse meine zwei Kinder in einer Kindertageseinrichtung in Neukölln betreuen. Ich sehe bei meinen Söhnen Tag für Tag, dass Kinder von den vielfältigen Möglichkeiten in der Kita profitieren.»

Auf die Kita setzt auch Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Einer ihrer beiden Söhne gehe in eine solche Einrichtung. Ihr Kollege, der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU), wird im Oktober Vater eines Sohnes. Henkel betonte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, die Berliner CDU lehne das Betreuungsgeld in dieser Form ab und unterscheide sich in dem Punkt von der Bundespartei. Er als Berliner CDU-Chef teile die Position seines Landesverbandes. Deshalb neige er dazu, seinen Sohn später in den Kindergarten zu geben. Auch der eineinhalbjährige Sohn von Berlins CDU-Fraktionschef Florian Graf geht bereits in die Krippe.

„Mein Mann und ich kümmern uns beide“

Bundesfamilienministerin Schröder, die den Gesetzentwurf für das Betreuungsgeld ins Kabinett einbrachte, wurde als erste Bundesministerin im Amt Mutter. Sie kann sich auf eine Erziehung daheim verlassen: «Mein Mann und ich kümmern uns beide um unsere Tochter, außerdem bekommen wir Unterstützung von unseren Familien.» Vater ihrer Tochter Lotte Marie ist der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Ole Schröder (CDU).

Die erklärte Betreuungsgeld-Gegnerin und SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles wird für ihre einjährige Tochter wohl keinen Antrag stellen. In einem Interview der Berliner Tageszeitung «B.Z.» sagte sie, ihr Mann leiste die Haupterziehung. «Er arbeitet in Elternteilzeit als Kurator beim Stadtmuseum Offenbach, auch er macht Heimarbeit. Und dann haben wir noch meine Eltern, die im selben Dorf leben und sich gern einspannen lassen.» dpa

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