OSNABRÜCK. In der kommenden Woche startet der UN-Klimagipfel in Rio de Janeiro. Unter all den Experten und Politikern sind auch fünf Schüler aus Deutschland als «Klimabotschafter». Drei von ihnen besuchen das Gymnasium Ursulaschule in Osnabrück.
Am Samstag geht der Flieger nach Rio de Janeiro, und die drei Gymnasiasten Caroline Tisson, Sophia Kreuzkamp und Yannick Klecker sind schon im Reisefieber. «Ich bin superaufgeregt», sagt die 16-Jährige Sophia strahlend. Die drei Schüler aus Osnabrück und zwei weitere Mädchen aus Essen repräsentieren Deutschland als «Klimabotschafter» der Initiative «jugend denkt um.welt» beim Klimagipfel in Brasilien.
2008 wurde das Projekt von dem inzwischen pensionierten Lehrer Helmut Spiering aus Bad Iburg bei Osnabrück ins Leben gerufen, erklärt der Journalist und Lehrer Tobias Romberg. Mittlerweile gebe es nicht nur in Deutschland Gruppen, sondern auch in Ägypten, Brasilien, Bulgarien, China, Indien, Island, Namibia und der Türkei. 200 Teilnehmer hätten bei einem Workshop Ende April in Wolfsburg mitgemacht, erzählt Romberg.
Die Idee ist, dass sich die Jugendlichen intensiv mit Umweltthemen beschäftigen und für ihre Region Ideen entwickeln, bewusster und nachhaltiger zu leben, nach dem Motto «Global denken, lokal handeln.»
Vom Osnabrücker Gymnasium nehmen 23 Schüler zwischen von 14 bis 17 Jahren teil. Sophia schwärmt von den Erfahrungen, die das Projekt bringe. Bei dem Workshop in Wolfsburg habe sie Altersgenossen aus China oder der Türkei kennengelernt. «Ich finde es unfassbar, dass ich jetzt Freunde in der ganzen Welt habe.»
Die Schüler mussten sich in Umweltthemen einarbeiten, ein Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung mit einem Theaterpädagogen absolvieren und überlegen, wie man sich in der Familie oder im Freundeskreis ökologischer Verhalten kann. «Feldarbeit» nennen die Schüler das.
Weil er sich so intensiv mit Umweltthemen beschäftigt habe, sei er inzwischen Vegetarier geworden, sagt Yannick (17). Überhaupt gingen die Schüler inzwischen bewusster mit dem Thema Konsum um, und eckten bei der Familie und ihren Freunden auch häufiger an. Etwa wenn sie dazu ermahnen, das Licht auszumachen, wenn niemand im Zimmer ist, oder öfter mal auf das Auto zu verzichten.
«Ich darf schon gar nicht mehr mitkommen zum Einkaufen», sagt die 17 Jahre alte Caroline. Die Jugendlichen wollen Verantwortung zeigen, aber nicht übertrieben streng sein. «Wir wollen keine Ökofreaks sein. Ökofreak ist ganz schön schrecklich», so die Schülerin.
In Rio wollen die Schüler Politikern und Journalisten per Videopräsentation ihre Projekte vorstellen, aber auch mit Teilnehmern diskutieren und über den Klimagipfel in Blogs berichten. Außerdem werden die insgesamt 16 «Klimabotschafter» grüne Wollarmbänder an den Eingängen zu den Sitzungssälen an die Delegierten verteilen – ein Symbol, nicht den «Grünen Faden» aus den Augen zu verlieren.
Inhaltlich hätten sie sich akribisch vorbereitet, sagt Caroline. Hunderte von Seiten amtlicher Stellungnahmen und Zeitungsartikel hätten sie zu dem Thema gelesen. «Wir müssen schließlich wissen, was die einzelnen Staaten wollen.»
Neben der großen Politik sind es auch die kleinen Dinge, auf die die Jugendlichen gespannt sind. «Meine Gastfamilie kann kein Englisch und kein Deutsch, und ich kein Portugiesisch», sagt Caroline. «Zur Not kannst Du ja mit Händen und Füßen reden», meint Yannick. ELMAR STEPHAN, dpa
(16.6.2012)