Unfruchtbare Frau mit retransplantierten Eierstockgewebe bringt Kind zur Welt

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ERLANGEN. Kinder können aus eingefrorenem wieder eingesetzten Eierstockgewebe geboren werden. Das ist Erlanger Medizinern jetzt zum zweiten Mal gelungen.

Die Erlangener Forscher schenken krebskranken Frauen Hoffnung auf Babys. Foto: Christopher Lance / Flickr
Die Erlangener Forscher schenken krebskranken Frauen Hoffnung auf Babys. Foto: Christopher Lance / Flickr

Wie das Universitätsklinikum Erlangen am Donnerstag mitteilte, erkrankte eine junge Frau vor vier Jahren an Brustkrebs. Vor der Therapie ließ sie sich Eierstockgewebe entnehmen, das anschließend tiefgefroren gelagert wurde. Die Therapie zerstörte zwar den Krebs, ließ sie aber unfruchtbar werden. Im vergangenen Jahr wurde das Gewebe wieder zurücktransplantiert. Vor wenigen Tagen habe die Frau ein gesundes Kind zur Welt gebracht, hieß es. Der ehemalige Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikum in Lübeck, Klaus Diedrich, mahnte hingegen zur Vorsicht. Es komme auch vor, dass sich Eierstockgewebe nach einer Krebstherapie auf natürlichem Wege erhole, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Wenn die Angaben aus Erlangen stimmten, sei das eine gute medizinische Leistung, betonte Diedrich, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) war. Allerdings stünden die Chancen «50 zu 50», dass der Erfolg mit Hilfe von Gewebe entstanden sei, das sich nach der Chemotherapie regeneriert habe. Nachweisbar sei das aber nicht. Falls die Methode tatsächlich erfolgreich gewesen sei, könne sie künftig auch beim «social freezing» angewendet werden. Dabei werde älteren Frauen Gewebe entnommen, die später noch ein Kind bekommen wollen.

Die Mediziner der Erlanger Frauenklinik forschen seit rund zehn Jahren an der Methode. Zuvor gelang die Retransplantation von sogenanntem kryokonserviertem Eierstockgewebe bereits bei einer Patientin mit Lymphdrüsenkrebs. Damals arbeiteten die Wissenschaftler mit den Unikliniken in Dresden und Bonn zusammen. Die Frau brachte dann in Dresden ein Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Das Gewebe war einige Jahre zuvor in Bonn entnommen worden. Im aktuellen Fall wurde die gesamte Therapie im Erlanger Reproduktionszentrum durchgeführt.

Seit 2007 wurde elf Frauen in Erlangen Eierstockgewebe retransplantiert. In keinem Fall sei das Verfahren fehlgeschlagen, aber bislang seien erst zwei Kinder daraus entstanden. Weltweit gelang es nach Angaben der Erlanger Universitätsklinik erst 13 Mal, auf diesem Wege einem Kind das Leben zu schenken. dpa

(13.9.2012)

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