Kretschmann wirbt in Spanien um Fachkräfte

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STUTTGART. Deutsche Firmen suchen Arbeitskräfte – spanische Arbeitskräfte suchen Jobs. Ministerpräsident Kretschmann will beide Seiten nun zusammenbringen. Am Montag reist er dafür nach Madrid.

Kretschmann
Kretschmann ist ab Montag auf Spanienreise. (Foto: PR)

Der Fachkräftebedarf deutscher Unternehmen steht von Montag an im Mittelpunkt einer Reise von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach Spanien. Auf dem Programm der 40-köpfigen Delegation steht eine Veranstaltung der Deutschen Handelskammer für Spanien. Dort will sich der Regierungschef mit Beschäftigungschancen für Spanier im Südwesten beschäftigen.

Die Zahl der spanischen Arbeitnehmer in Baden-Württemberg ist zuletzt immer weiter gestiegen. Im vergangenen Jahr arbeiteten hier 12 833 Spanier, von denen viele wegen der Massenarbeitslosigkeit in ihrer Heimat hierher gekommen sind. Überall im Südwesten gibt es Projekte zur Anwerbung von Fachkräften aus Südeuropa, etwa in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, in Ulm, Stuttgart oder Heilbronn.

Die Arbeitslosenzahlen in Spanien seien «erschreckend hoch», sagte Kretschmann am Sonntag. «Vor allem die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit bereitet große Sorgen.» Deshalb gehe es darum, «die grenzüberschreitende Arbeits- und Ausbildungsmobilität zwischen Spanien und Baden-Württemberg ausbauen.

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Baden-Württemberg will vor allem das duale Ausbildungssystem nach Spanien exportieren. Der Zeitung «El Pais» sagte Kretschmann, die deutsche Ausbildung sei praxisgerecht und marktnah. Im Kampf gegen Fachkräftemangel bei Informatikern, Ingenieuren und Pflegekräften werbe der Südwesten bei spanischen Jugendlichen für eine Ausbildung in Deutschland. Der Austausch sei wichtig. Deshalb wird in Madrid eine Partnerschaft zwischen einer kaufmännischen Schule aus Stuttgart und dem Ausbildungszentrum für betriebliche Ausbildungen FEDA (Formacion Empresarial Dual Alemana) geschmiedet. «Die Duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell, sie ist für Baden-Württemberg eine wichtige Basis unserer Wirtschaftsstärke und bietet auch für Spanien große Chancen», fügte er am Sonntag hinzu.

Erfahrungen mit Lehrlingen hat bereits die Handwerkskammer Ulm gesammelt. Fast ein Jahr nach dem Start des Projekts «Azubis aus Spanien» zeigt sie sich zufrieden – und das obwohl mehr als die Hälfte der jungen Männer das Land schon wieder verlassen hat. Nur vier von anfangs neun Spaniern werden noch in Deutschland ausgebildet. «Hier sehe ich auch die Unwägbarkeiten des Lebens von Menschen in jungem Alter plus der Tatsache, dass die 2000 Kilometer Distanz nicht wegzudiskutieren sind», sagte Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Ulmer Handwerkskammer. Sprachprobleme in der Berufsschule, der Umstieg auf ein Studium oder die Rückkehr zur Freundin in Spanien waren Gründe für die Heimkehr.

In Kretschmann Delegation sind unter anderem Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) und Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD). Auch Vertreter des Landtags, der Wirtschaft sowie von Hochschulen, Wissenschafts- und Forschungsinstitutionen sind dabei. dpa

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