LEIPZIG. Die Protestwelle gegen die Zustände im sächsischen Bildungssystem reißt nicht ab. Lehramtsstudierende sowie Lehrer im Vorbereitungsdienst wollen am Dienstag, 15. Juli, ein weiteres öffentliches Zeichen gegen Missstände in der Lehrerbildung setzen. Sie werden nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen unter anderem ab 15 Uhr dem Kultusministerium ihre Probleme an die Tür heften.
Ein Aktionsbündnis aus Vertretungen der Lehramtsstudierenden der Universitäten Leipzig, Dresden und Chemnitz, der Jungen GEW Sachsen und den Junglehrern im Sächsischen Lehrerverband (SLV) werde mit einer Klebezettel-Aktion in den sächsischen Großstädten auf den Werbeslogan des Kultusministeriums „Lehrer in Sachsen werden. Aus Überzeugung.“ mit der Frage „Warum auch sonst?“ reagieren. Zahlreiche Lehramtsstudierende und Lehrer im Vorbereitungsdienst wollen damit auf ihre Forderungen aufmerksam machen, die sie auch auf ihrer Homepage formuliert haben.
Dort erklären sie, dass kaum andere Gründe dafür sprechen, in Sachsen ein Lehramtsstudium aufzunehmen, den Vorbereitungsdienst zu absolvieren oder sich auf eine Stelle zu bewerben, als die eigene Überzeugung. Zu ihren Forderungen gehören:
- ein qualitativer und personeller Ausbau der ersten Phase
- eine bedarfsorientierte Beratung, Ausbildung und Bereitstellung von Ressourcen
- die Gleichstellung aller Schularten bezüglich der Studiendauer
- die Gleichstellung aller Schularten in Status und finanzieller Vergütung
- eine Ausbildung, die sich an Schulstufen, statt an Schularten, orientiert
- die Erhöhung der Attraktivität des Studiums und des Vorbereitungsdienstes
- den sinnvolleren Umgang mit Zugangsvoraussetzungen
- Schaffung sozialer Chancengleichheit in der Ausbildung
- Sicherstellung und Ausweitung von Partizipationsrechten und Mitgestaltungsmöglichkeiten
- Umgestaltung des Vorbereitungsdienstes und des Berufseinstieges.
„Seit Anfang des Jahres weisen die Interessenvertretungen zukünftiger Lehrerinnen und Lehrer immer wieder auf Missstände im Studium, im Vorbereitungsdienst und in der Lehrereinstellungspolitik hin. Doch es bewegt sich kaum etwas in Sachsen“, sagt David Jugel, einer der Sprecher der Jungen GEW Sachsen und Koordinator des Bündnisses. „Obwohl uns die Kultusministerin im Januar versprach, in einem gemeinsamen Gespräch nach Lösungen für die Probleme und Forderungen der angehenden Lehrerinnen und Lehrer zu suchen, wurden wir im Nachhinein auf untergeordneten Ebenen vertröstet. Hier schiebt man sich jedoch den Schwarzen Peter gegenseitig zu.“ So überrasche auch das Ergebnis einer Umfrage des Aktionsbündnisses unter angehenden Lehrern nicht, wonach ein Drittel der Befragten Sachsen nach der Ausbildung verlassen wolle.
Nach verschiedenen Protestaktionen in den letzten Wochen gegen die aktuelle Personalpolitik im Bildungsbereich wolle das Bündnis aus Interessenvertretungen angehender Lehrer nunmehr mit der Aktion am Dienstag ein weiteres öffentliches Zeichen setzen und insbesondere den Forderungen des Lehrernachwuchses noch einmal Nachdruck verleihen.