Glück im Unglück: Bei gleich zwei Busunfällen bleiben Schüler weitgehend unbeschadet

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HAMBURG. Das hätte auch anders – schlimmer – ausgehen können: Zwei Busunfälle, einer nahe Hamburg, der zweite im westfälischen Warendorf, hätten in Katastrophen münden können. Auf der Autobahn 7 südlich von Hamburg war ein Reisebus mit 78 Schülern an Bord in Brand geraten. Die Achtklässler konnten sich noch aus dem Inneren retten, bevor der Bus in Flammen aufging. Auch in Warendorf hatten Schüler Glück im Unglück: Dort fuhr ein Schulbus auf einen vor ihm fahrenden Wagen auf – fünf Menschen, darunter Schulkinder und der Busfahrer wurden leicht verletzt. Sie klagten über Kopfschmerzen und Prellungen. Einige wurden ins Krankenhaus gebracht.

Bei einem Unfall im Februar 2012 in Niedersachsen brannte der Bus vollständig aus - acht Schüler wurden damals verletzt. Foto: Polizeiinspektion Heidekreis
Bei einem Unfall im Februar 2012 in Niedersachsen brannte der Bus vollständig aus – acht Schüler wurden damals verletzt. Foto: Polizeiinspektion Heidekreis

Auf diesen Ausflug hatten sich die Teenager besonders gefreut: Kurz vor Ende des Schuljahrs wollten die Jugendlichen einer Schule aus Itzehoe gemeinsam nach England fahren – einen einwöchigen Aufenthalt hatten die 13- bis 15-jährigen Teenager gebucht. Doch bereits eine Stunde, nachdem sie vom Sophie-Scholl-Gymnasium aufgebrochen waren, fand ihre Reise gegen 1.00 Uhr ein jähes Ende. Etwa 80 Kilometer nach dem Start stellte der Busfahrer des weißen Doppeldeckers auf der A7 plötzlich den verdächtigen Rauchgeruch fest, wie die Geschäftsführerin des Busunternehmens, Ulrike Kettler, berichtete. Dass es daraufhin zu keinem größeren Unglück gekommen ist, war wahrscheinlich dem Handeln des Busfahrers mit 20 Jahren Berufserfahrung zu verdanken: „Er hat super reagiert und eine feine Nase gehabt“, sagte Kettler. Glücklichweise sei die rettende Ausfahrt nicht weit entfernt gewesen.

Etwa einen Kilometer weiter brachte der Busfahrer das Fahrzeug auf einer Raststätte zum Stehen – wenige Meter von einer Tankstelle entfernt. Explosionsgefahr habe nach Angaben des Tankstellenbetreibers jedoch zu keinem Zeitpunkt bestanden. Die 78 Schüler und ihre sechs Betreuer flüchteten aus dem Fahrzeug, blitzschnell breiteten sich Rauch und Feuer im Innenraum des Busses aus. Von dem Feuer wurde keiner der mehr als 80 Reisenden verletzt. Durch einen technischen Defekt war das Feuer im Motorraum ausgebrochen, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Der Busfahrer hatte rechtzeitig Brandgeruch im Fahrzeug bemerkt und den Bus von der Fahrbahn auf eine nahe Raststätte gelenkt.

Ein Kind erlitt aber einen Schock und kam kurz ins Krankenhaus. Alle sind nach Angaben der Schulleitung mittlerweile wieder bei ihren Eltern. „Unser wichtigstes Anliegen war, dass die Kinder alle wieder zuhause sind“, sagte die Leiterin des Sophie-Scholl-Gymnasiums in Itzehoe, Oberstudiendirektorin Angelika Hartmann, „dass sie zu ihren Eltern gebracht wurden und schlafen und sich ausruhen konnten“. Sie sei zudem froh, dass keinem körperlich etwas passiert sei.

Nun will die Schule überlegen, ob und wann die Reise wiederholt werden soll. „Wir sind geplättet, was passiert ist. Man kann nur dankbar sein, dass nur Sachschaden entstanden ist“, sagte Kettler. Bis zum Eintreffen der Feuerwehr hätten Mitarbeiter der Raststätte versucht, das Feuer in Griff zu bekommen, teilte eine Sprecherin des Raststätten-Unternehmens „Tank & Rast“ mit. Die angerückten Einsatzkräfte löschten den qualmenden Motorraum anschließend mit Löschschaum, wie Aufnahmen des Senders NDR 1 Niedersachsen zeigen. Als sich die Feuerwehrleute später ins Innere vorwagten, waren die Scheiben des Busses durch die Hitze des Feuers zerstört. Vereinzelt trugen Feuerwehrleute auch Reisekoffer aus dem Laderaum. Der Bus brannte vollkommen aus, nach Angaben des Reiseunternehmens entstand Totalschaden – in bislang unbekannter Höhe. Inzwischen habe die Staatsanwaltschaft bereits das Fahrzeug untersucht, sagte Kettler.

Auf seiner Internetseite wirbt das Busunternehmen aus Dissen am Teutoburger Wald mit seiner 60-jähriger Erfahrung und einem modernen, den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechenden Fuhrpark. Einen ähnlich schweren Vorfall habe es bei dem Unternehmen noch nie gegeben, hieß es von Seiten der Reisefirma. Die Bilder des ausgebrannten Wracks erinnern an ein Unglück vor etwa sechs Jahren: Bei dem bisher schwersten Busbrand in Niedersachsen waren im November 2008 auf der Heimreise von einer Kaffeefahrt 20 Menschen auf der A2 in der Nähe von Hannover gestorben. Ursache für das Flammeninferno war damals ein Kurzschluss im Kabelbaum, der die Bordküche mit Strom versorgte. Das Feuer breitete sich über die Bordtoilette aus, als ein Fahrgast die WC-Tür öffnete, ergriff eine Feuerwalze in Sekundenschnelle den Bus. Viele zumeist ältere Menschen hinten im Fahrzeug verbrannten.

Wie es zu dem Auffahrunfall in Warendorf kommen konnte, ist noch ungeklärt. Der Schnellbus war im Lienenverkehr unterwegs gewesen. An Bord: etwa 30 Personen, die meisten davon Schüler. Durch die starke Bremsung und den folgenden Aufprall wurden Passagieren von ihren Sitzen geschleudert. Die Erstversorgung übernahmen Notärzte und Rettungssanitäter. Schüler und Busfahrer wurden psychologisch betreut, wie die „Westfälischen Nachrichten“ berichten. News4teachers / mit Material der dpa

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